Ketzelburg

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Ketzelburg
Staat Deutschland
Ort Haibach
Entstehungszeit 12. Jahrhundert
Burgentyp Höhenburg, Spornlage
Erhaltungszustand Burgstall
Bauweise Bruchstein, Fachwerk
Geographische Lage 49° 58′ N, 9° 12′ OKoordinaten: 49° 58′ 9,6″ N, 9° 12′ 10,3″ O
Höhenlage 267 m ü. NHN
Ketzelburg (Bayern)
Ketzelburg (Bayern)

Die Ketzelburg ist eine abgegangene Höhenburganlage in Haibach, Landkreis Aschaffenburg in Bayern.

Nach Ausweis der Keramik kann die Errichtung auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert werden. Die Ketzelburg wurde in den Frühjahren 2004 und 2005 vom örtlichen Heimat- und Geschichtsverein teilweise freigelegt. Unter der Leitung des Archäologischen Spessartprojekts wurde so ein wichtiger Beitrag zur Erforschung der Besiedelungsgeschichte des bayrischen Untermains geleistet. Durch die zeitliche Einordnung des Burgstalls in die mittelalterliche Kulturlandschaft des Spessarts, darf angenommen werden, dass zeitgleich mit der Ketzelburg auch jene Siedlung entstand, aus der sich später die Gemeinde Haibach entwickeln sollte, die 1187 erstmals urkundlich erwähnt wird.

Zusätzlich zum eigentlichen Bauwerk legen die Deponierung eines Steinbeilfragments unter der südlichen Mauer des Wohnturms, sowie die Bestattung eines Hundes mit Speisebeigabe im Stampflehmboden direkt unter der Eingangstüre, ein Zeugnis vom Aberglauben jener Zeit ab.

Archäologische Zielsetzung

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Zielsetzung war es, den Bestand an Fundamenten und Mauerresten der Burganlage zu datieren.[1]

Anlagen dieser Art dienten nach Ausweis der Befunde und Funde als Wohnsitz einer adeligen Familie mit angegliedertem Wirtschaftsbereich.[1] Gleichzeitig stellten sie den Dreh- und Angelpunkt der Grundherrschaft dar. Sie waren Wirtschafts- und Verwaltungszentren sowie Gerichtssitze. Die Fundamente gehörten aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer dreigeschossigen Fachwerkkonstruktion mit Strohdach. Solche Wohntürme oder „Festen Häuser“ verfügten im Untergeschoss über Wirtschafts- und Lagerräume.

In dem darüber liegenden Stockwerk dürften sich die Wohnräume befunden haben. Diese waren, zumindest teilweise mit fliesenbelegten Fußböden ausgestattet. Hinzu kam ein Becherkachelofen. Den oberen Abschluss bildete eine überdachte Wehrplattform.

Die verkehrstechnisch günstige Lage vor dem Spessart, erbaut auf einem Felsenvorsprung, der einem nach drei Seiten steil abfallenden Tal überragt, unterstreicht verteidigungstopografisch eine ideale Situation. Die Ketzelburg war jedoch – wie oft irrtümlich angenommen – weder in keltischer noch in römischer Zeit besiedelt, obgleich sie sich an einem keltischen Ringwall befindet der noch heute teilweise zu sehen ist. Des Weiteren kann nach Ausweis der bisherigen Befunde auch eine jungsteinzeitliche Besiedelung ausgeschlossen werden.

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstand auf der höchsten Erhebung des Burghügels ein typischer Wohnturm. Der Wohnturm besaß die Form eines annähernd quadratischen Rechtecks mit einer Weite von jeweils 5,0 m in seinem Inneren. Er dürfte damit auf mehreren Geschossen jeweils 25 Quadratmeter Wohn- und Lagerfläche geboten haben. Vom Wohnturm hat sich eine etwa 0,7 m breite, zweilagig aufgeführte, vermörtelte Mauer erhalten. Ihr Fundament wurde direkt auf den anstehenden Felsen gesetzt. Zur Burgstelle gehört neben dem Wohnturm auch ein östlich daran anschließender Wirtschaftsteil. Bei der Suche nach Bebauungsspuren in diesem Areal stieß man im Jahre 2004 auf die Reste eines Grubenhauses, in dem sich neben einer Feuerstelle im Stampflehmboden kleine Pfostenlöcher abzeichneten. Bei ihnen handelt es sich möglicherweise um die Spuren eines Standwebstuhls. Für eine Textilbearbeitung in diesem Grubenhaus spricht weiterhin der Fund eines Webgewichts.

Mörtelbrocken, an denen sich zum Teil noch Reste einer weißen Tünche erhalten haben, sprechen dafür, dass der Mauersockel ursprünglich verputzt und weiß getüncht war. Eine Analyse des Füllmörtels durch ProDenkmal in Bamberg bestätigte, dass es sich bei dem porösen, etwas mürben Mörtel um ein Gemisch aus Kalk mit ungewaschenem, braunem Quarzsand handelt, wie er noch im letzten Jahrhundert unmittelbar am Burgstall abgebaut wurde. Die Volumenanteile von Kalk zu Sand betragen 1:4. Der hohe Feinsandanteil ermöglichte eine hohe Viskosität des Mörtels.

Ein weiterer, im Jahre 2005 gründlich untersuchter Mauerzug lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit als linke Wange eines in Stein aufgeführten Tores ansprechen. Spuren eines Torhauses waren archäologisch nicht nachweisbar. Möglicherweise besaß die Ketzelburg keinen eigentlichen Torbau, sondern lediglich einen steinernen Mauerdurchlass. Zudem konnte mithilfe der ergrabenen Fläche nicht die tatsächliche Breite der Maueröffnung ermittelt werden. Im Versturz der Torrampe liegende, sorgfältig behauene Sandsteinquader belegen die repräsentative Ausgestaltung dieses, ansonsten aus normalem Bruchsteinmauerwerk aufgeführten Bauwerks. Weitere Schnitte erbrachten im Bereich der Hangkante Steinstückungen. Diese sind jedoch im Vergleich zu den massiven Fundamenten der linken Torwange außerordentlich kleinteilig.

Insgesamt kann man davon ausgehen, dass der Burgstall lediglich ein steinernes Eingangstor besaß. An dieses dürfte sich zu beiden Seiten eine Palisade angeschlossen haben. Erosionsbedingt ließ sich dieser Umstand in den untersuchten Flächen nicht durch entsprechende Befunde untermauern. Eine Palisade vorausgesetzt, verliehen ihr die besagten Steinstückungen zusätzliche Stabilität.

Ein schmales, nach Nordwesten abfallendes, steingefasstes Kanälchen, welches nach Südosten direkt an die Torwange anschließt, dürfte bei Regen das anfallende Wasser gesammelt haben. Die Drainage war notwendig, um ein Aufweichen der Lehmschichten im Bereich der nach Südwesten weisenden Hangkante und einen daraus resultierenden Hangrutsch zu verhindern. Ob es bei dem Kanälchen um die Zuleitung zu einer Zisterne handelt, konnte nicht geklärt werden. Möglicherweise diente eine zylindrische, noch bis in eine Tiefe von 1,8 m reichende Grube im Süden des Burgplateaus als Wasserspeicher.

Zweite und dritte Periode

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In der zweiten Periode verschloss man die Torrampe mit einer Palisade und errichtete in dem nun stark aufgehöhten, ehemaligen Tordurchlass ein Gebäude mit trapezförmigem, steinernen Fundament, welches von Südwesten über eine ebenfalls steinerne Treppe betreten werden konnte. Die Interpretation archivalischer Quellen lässt vermuten, dass die Ketzelburg bereits vor 1200 aufgegeben wurde. Die Auflassung der Burgstelle erfolgte allem Anschein nach nicht durch eine gewaltsame Zerstörung.

Anlässlich eines Reaktivierungsversuches am Ende des 14. Jahrhunderts (Periode 3), erhielt die Burgstelle durch umfangreiche Planierungsmaßnahem ihre heutige Form. Die Lückenhaftigkeit der Überlieferung ist mit diesen erheblichen Erdbewegungen begründbar. Bei den Planierungen des 14. Jahrhunderts kam es zu einem erheblichen Erdabtrag, der es heute nicht mehr erlaubt, einen direkten Befundzusammenhang zwischen Toranlage, Wohnturm und Grubenhaus herzustellen.

Einzelnachweise

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  1. a b Spessartprojekt.de (Memento vom 16. September 2014 im Internet Archive), vom 20. April 2015, abgerufen am 25. Mai 2015