Khan Sheikhoun

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خان شيخون
Khan Sheikhoun
Khan Sheikhoun (Syrien)
Khan Sheikhoun (Syrien)
Khan Sheikhoun
Koordinaten 35° 27′ N, 36° 39′ OKoordinaten: 35° 27′ N, 36° 39′ O
Basisdaten
Staat Syrien
Gouvernement Idlib
Distrikt Maarat an-Numan
Höhe 350 m
Fläche 203 km²
Einwohner 50.469 (2010)
Dichte 248,6 Ew./km²
Gründung 20. Jahrhundert v. Chr.Vorlage:Infobox Ort/Wartung/Datum
Politik
Bürgermeister Abdul Karim Nadschar
Chan Scheichun 1930
Chan Scheichun 1930
Chan Scheichun 1930

Khan Sheikhoun (auch Khan Scheichun, arabisch خان شيخون Chan Schaichun, DMG Ḫān Šayḫūn) ist eine Stadt im Gouvernement Idlib im Nordwesten von Syrien. Bei der Volkszählung im Jahr 2010 wurden 50.469 Bewohner gezählt.[1] Während des syrischen Bürgerkriegs verdoppelte sich diese Zahl aufgrund der Flüchtlingsströme, die die Stadt erlebte. Allerdings verließen viele ihrer ursprünglichen Bewohner sowie die Geflüchteten die Stadt infolge der intensiven Bombardierungen, denen sie ausgesetzt war.[2]

Bienenkorbhütten von Chan Scheichun im Jahr 1950

Die Stadt wurde zuerst im 20. Jahrhundert v. Chr. in der Bronze- und Eisenzeit besiedelt.[3] Chan Scheichun erhielt seinen Namen von einer Karawanserei (Khan bzw. Chan) aus dem 14. Jahrhundert, die vom mamlukischen Emir Sayf al-Din Schaichu al-'Umari[4][5] erbaut wurde. Die Stadt entstand um diesen Chan herum und liegt unterhalb eines prominenten Tells, wo Ausgrabungen, die 1930 unter der Leitung des französischen Comte du Mesnil du Buisson durchgeführt wurden, Hinweise auf eine Besiedlung bis ins 20. Jahrhundert v. Chr. zurück enthüllten. Der Tell, der etwa 200–250 Meter lang und 18–24 Meter hoch ist, wurde in der Bronze- und Eisenzeit abgeflacht, um eine Plattform für eine Reihe von befestigten Städten zu schaffen, die nacheinander übereinander gebaut wurden. Die zweite dieser Städte, die auf etwa 700 v. Chr. datiert wird, wurde als die neuassyrischen Stadt Aschchani identifiziert. Der Ort wurde um 300 v. Chr. verlassen.[3][6]

In jüngerer Zeit war Chan Scheichun für seine Bienenkorbhütten bekannt, eine architektonische Bauweise, die in der gesamten Levante vorkommt und wahrscheinlich von dort nach Nordafrika exportiert wurde.[7] Chan Scheichun blieb relativ klein, bis es in jüngerer Zeit wuchs.[4]

Syrischer Bürgerkrieg

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Bei dem Giftgasangriff von Chan Schaichun am 4. April 2017 während des Bürgerkriegs in Syrien starben mindestens 86 Menschen und weitere wurden verletzt.[8] Die Provinz Idlib wurde damals von einem syrischen Rebellenbündnis kontrolliert und galt als wichtigste Hochburg der Rebellen. Von Expertenteams der Vereinten Nationen sowie von Regierungen verschiedener Staaten verantwortlich gemacht für den Angriff wurde die syrische Regierung.[9]

Nach wochenlangen Gefechten mit vorrückenden Regierungstruppen und zahlreichen Luftangriffen gaben die verbliebenen Kämpfer des Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS) und verbündeter Milizen den Ort am 20. August 2019 nach eigenen Angaben auf.[10]

Die Stadt Chan Scheichun gehört zum Bezirk Maarat an-Numan im südlichen Umland von Idlib und ist administrativ dem Gouvernement Idlib im Nordwesten Syriens zugeordnet. Sie liegt 35 Kilometer von der Stadt Hama, 100 Kilometer von Aleppo und 70 Kilometer von Idlib entfernt.

Die Stadt hat eine strategische Bedeutung, da sie eine Verbindung zwischen dem nördlichen Umland von Hama und dem südlichen Umland von Idlib darstellt. Zudem befindet sie sich an der internationalen Straße, die Aleppo mit Damaskus verbindet.[2]

Das Klima der Stadt Chan Scheichun ist warm und gemäßigt. Der Regen fällt hauptsächlich im Winter, während es im Sommer relativ wenig Niederschlag gibt. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 17,6 °C, und der jährliche Niederschlag liegt im Durchschnitt bei 379 mm.[2]

Volleyball ist die beliebteste Sportart in der Stadt Chan Scheichun. Der Volleyballverein der Stadt hat ausgezeichnete Platzierungen erreicht und spielt in der höchsten Liga. Im Jahr 2007 belegte er den dritten Platz in Syrien. Zudem gibt es in der Stadt einen Fußballverein, der in der dritten Liga spielt.[2]

Persönlichkeiten

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Ehemaliger Bürgermeister von Khan Sheikhoun
Majed Abdulkader al-Kutaini (Mitte, mit Schal), ehemaliger Bürgermeister der Stadt von 1950 bis 1975

Khan Sheikhoun zeichnet sich durch ein starkes Familiensystem aus, das unter anderem die Familien al-Najm, al-Dyoub, al-Halawa, Abed, Biserini, al-Kutaini, al-Mawas, al-Youssef, al-Sarmani, al-Sawadi und al-Khattab umfasst. Die Stadt ist auch bekannt als die Heimat des Dichters und Gelehrten Abu al-Huda al-Sayyadi.

Im Laufe der Jahre hat Khan Sheikhoun viele prominente Persönlichkeiten hervorgebracht, darunter Politiker, Intellektuelle sowie bedeutende Figuren in den Bereichen Wissenschaft, Verwaltung und Militär. Der ehemalige Bürgermeister Majed Abdulkader al-Kutaini wurde 1917 in der Stadt geboren, studierte dort sowie in der Stadt Hama. Er übernahm die Position als Bürgermeister von 1950 bis 1975. Er war bekannt für seine Bescheidenheit und seine ständige Hilfsbereitschaft.[2]

Einzelnachweise

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  1. Wayback Machine. 4. Oktober 2018, abgerufen am 21. September 2024.
  2. a b c d e خان شيخون.. مدينة سورية مأهولة منذ العصر البيزنطي. Abgerufen am 21. September 2024 (arabisch).
  3. a b Ancient Egypt and the East. 1931, S. 63 (google.com).
  4. a b Robert Boulanger: The Middle East: Lebanon, Syria, Jordan, Iraq, Iran. Hachette, 1965, S. 376 (google.com [abgerufen am 21. September 2024]).
  5. Muḥammad ibn Aḥmad Nahrawālī, Richard Blackburn: Journey to the Sublime Porte: the Arabic memoir of a Sharifian agent's diplomatic mission to the Ottoman Imperial Court in the era of Suleyman the Magnificent ; the relevant text from Quṭb al-Dīn al-Nahrawālī's al-Fawāʼid al-sanīyah fī al-riḥlah al-Madanīyah wa al-Rūmīyah. Orient-Institut, 2005, ISBN 978-3-89913-441-4, S. 93 (google.com).
  6. Du Buisson, "Une campagne de fouilles a Khan Sheikhoun", Syria 13 (1932)
  7. Bernard Samuel Myers: Encyclopedia of world art. Hrsg.: McGraw-Hill. 1959, ISBN 978-0-07-019466-3, S. 305.
  8. Frankreich macht Assad-Regierung für Giftgas-Angriff verantwortlich. Tagesspiegel, 26. April 2017
  9. Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: „Assad trägt alleinige Verantwortung“ (abgerufen am 13. Januar 2019).
  10. "Rebels withdraw in key Syrian town as pro-Assad troops advance" The Guardian vom 20. August 2019