Kirche St. Arbogast (Oberwinterthur)

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Kirche St. Arbogast, Oberwinterthur
Die Kirche St. Arbogast im Morgenlicht

Die Kirche St. Arbogast im Morgenlicht

Basisdaten
Konfession evangelisch-reformiert
Ort Winterthur, Schweiz
Landeskirche Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich
Widmung St. Arbogast
Baugeschichte
Baujahr 10. Jahrhundert (Teile des Mittelschiffs)
um 1260 (heutige Kirche)
um 1310/1320 (Wandmalereien)
Baubeschreibung
Baustil Romanik
Bautyp Basilika
Koordinaten 699236 / 262590Koordinaten: 47° 30′ 23,6″ N, 8° 45′ 21,2″ O; CH1903: 699236 / 262590
Vorlage:Infobox Kirchengebäude/Wartung/Funktion und Titel fehltEvangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich

Die Kirche St. Arbogast ist die evangelisch-reformierte Kirche von Oberwinterthur. Die dreischiffige romanische Basilika wurde um 1260 errichtet. Wandmalereien aus dem frühen 14. Jahrhundert erzählen an der Nordwand des Mittelschiffs die Lebensgeschichte des Bischofs Arbogast, an der Südwand diejenige von Christus. Die Kirche ist ein Kulturgut von nationaler Bedeutung.[1]

Geschichte und Legende

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Über römischen Ruinen errichtet

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Die Kirche St. Arbogast befindet sich an einem Ort mit weit zurückreichender Geschichte: Sie steht auf einem Geländesporn über den Ruinen eines zentralen Bereichs des römischen vicus Vitudurum. Unter der westlichen Hälfte der heutigen Kirche liegen die Grundmauern eines gallorömischen Tempels aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. Im Bereich des Chores und der Sakristei befand sich die Ecke eines römischen Thermengebäudes; die Nordostecken von Turm und Chor gründen auf den Fundamenten der mächtigen römischen Schutzmauer, welche zur Zeit des Kaisers Diokletian im Jahr 294 n. Chr. vollendet wurde und den ganzen Geländesporn umgab.[2]

Bischof Arbogast von Strassburg und König Dagobert I.

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Die Lebensgeschichte des Bischofs Arbogast ist an der Nordwand (links) dargestellt

Der Schutzpatron der Kirche, St. Arbogast, war der erste fränkische Bischof von Strassburg. Um 540/550 richtete er das Bistum nach den Wirren der Völkerwanderung wieder auf und liess eine neue Domkirche bauen.[3] Gemäss der Arbogast-Legende war der Bischof befreundet mit dem Merowingerkönig Dagobert I. und erweckte dessen Sohn Sigibert wieder zum Leben, nachdem dieser bei einem Jagdunfall tödlich verletzt worden war (siehe unten: Wandmalereien der Nordwand). Die Legende wurde allerdings erst im 10. Jahrhundert aufgezeichnet, und Dagobert I. herrschte von 622 bis 639 (zuerst über einen Reichsteil, ab 629 über das ganze Fränkische Reich): Er kann also Bischof Arbogast nicht mehr gekannt haben.[4]

Arbogast wurde in Strassburg ab dem 10. Jahrhundert als Stadtpatron verehrt, da er in der Geschichte des Bistums einen wichtigen Platz einnahm. Durch die Nähe zu König Dagobert, die ihm die Legende andichtete, gewann er als Heiliger zusätzliches Ansehen. Wie er Kirchenpatron von Oberwinterthur wurde, lässt sich nur vermuten. Von Bedeutung könnte sein, dass die hiesige Kirche mit ihren Einkünften dem Domstift Konstanz gehörte: Die angebliche Förderung durch König Dagobert war wichtig für die Legitimation des Bistums Konstanz; der in der Vorstellung der Gläubigen mit dem König verbundene Heilige also bestens geeignet als Schutzpatron für eine Kirche im Besitz des Bistums. Für diese Kirche anderseits war es vorteilhaft, durch die Berufung auf Arbogast und Dagobert ein hohes Alter und entsprechende Würde geltend zu machen.[5]

Urkundliche Erwähnung

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Erstmals urkundlich erwähnt wird die Kirche erst 1155 in einem Dokument, mit welchem Kaiser Friedrich I. dem Bischof von Konstanz allen Besitz bestätigte, den das Bistum von ihm und seinen Vorgängern erhalten hatte: Dazu gehörte «der Hof in Winterthur mit der Kirche» (curtis in Winterthura cum ecclesia). Mit Winterthur war zu diesem Zeitpunkt – kurz vor der Stadtgründung – immer noch Oberwinterthur gemeint; zum «Hof» könnte das Hohlandhaus gehört haben.[6] Frühere Urkunden, welche in den Jahren 843, 856, 865, 883 und 886 in «Wintarturo» ausgestellt wurden, mögen allenfalls einen indirekten Hinweis darauf geben, dass bereits eine Kirche vorhanden war: Urkunden wurden oft unter dem Vordach von Kirchen besiegelt.[7]

Dass die Kirche dem heiligen Arbogast gewidmet war, wird erst 1373 erwähnt: Im Jahrzeitbuch ist eine Stiftung von zwei Äckern an das Baugut «ze sant Arbogastes altar» verzeichnet. Die Wandmalereien in der Kirche, die neben Christus hauptsächlich Arbogast gewidmet sind, stellen also das früheste Zeugnis für das Patrozinium dar: Sie entstanden spätestens um 1320.[8]

Stadtgründung innerhalb des Oberwinterthurer Pfarreigebiets

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Einst Tochterkirche, später Konkurrentin, im Ausbau oft einen Schritt voraus: die Stadtkirche Winterthur (Matthäus Merian, 1642)

Das Pfarreigebiet von Oberwinterthur war gross: Es umfasste neben dem Dorf Oberwinterthur auch das Gebiet der späteren Stadt Winterthur, Seen und Teile von Töss; dazu wahrscheinlich auch Seuzach, Veltheim sowie die westlichen Teile von Elsau und Wiesendangen.[9] Auch die Adelssitze Hegi und Mörsburg gehörten dazu, was für die finanzielle Lage der Kirchgemeinde wesentlich war. – Als Graf Hartmann III. von Kyburg kurz nach 1174 die Stadt Winterthur gründete, gewann die dortige capella an Bedeutung;[10] kirchenrechtlich war sie aber immer noch eine Filiale von Oberwinterthur. 1180 verfügte schliesslich der Bischof von Konstanz, dass die Stadt aus der Pfarrei Oberwinterthur herausgelöst wurde. Von dieser Ablösung nicht betroffen war das Gebiet ausserhalb der ersten Stadtmauer, wo sich bald zwei Vorstädte zu entwickeln begannen.[11]

In der Folge wuchs die Bevölkerung sowohl im Stadtkern als auch in den Vorstädten rasch an; es gab also mehr Kirchgenossen und auch höhere Einnahmen. Beide Kirchen, die Stadtkirche und die Mutterkirche St. Arbogast, wurden in mehreren Bauetappen vergrössert.[12] Die beiden Vorstädte Winterthurs und die Mühlen gehörten bis 1482 zur Kirchgemeinde Oberwinterthur; dann kaufte die Stadt Winterthur sie aus.[13]

Die Baugeschichte der Kirche St. Arbogast ist komplex, die Datierung der frühen Bauetappen mit beträchtlicher Unsicherheit behaftet. Wichtig sind Erkenntnisse zur Baugeschichte der Stadtkirche Winterthur, die durch Ausgrabungen 1980/1981 gewonnen wurden: Es entstand der Eindruck, dass die Baugeschichte der beiden Kirchen oft parallel verlaufen war; dabei scheint St. Arbogast jeweils dem Beispiel der Stadtkirche gefolgt zu sein.[14]

Eine bedeutende Rolle beim Ausbau der Kirche ab dem 12. Jahrhundert spielten vermutlich die Herren von Hegi und die Meier von Neuburg-Mörsburg bzw. Oberwinterthur, die ihre Familienwappen in die Wandmalereien integrieren liessen. Diese Kleinadelsfamilien eiferten offenbar den hochadligen Kyburgern nach, welche in der Stadtkirche ihre private Grablege hatten und mit der grosszügigen Erweiterung der Kirche ihren Einfluss und ihren Reichtum zeigten.[15] Aber auch der Bischof von Konstanz als Besitzer der Kirche St. Arbogast hatte ein Interesse daran, dem prächtigen Winterthurer Gotteshaus der Kyburger ein würdiges Bauwerk gegenüberzustellen.[16]

Frühester Kirchenbau, vermutlich aus Holz

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Die Bauetappen in vereinfachter Darstellung. Datierung nach Felicia Schmaedecke[17]

Die Existenz einer ersten Kirche in Oberwinterthur im frühen 7. Jahrhundert kann nur indirekt nachgewiesen werden, da bei den archäologischen Ausgrabungen 1976–1979 entgegen den Erwartungen keine Spuren einer frühen Holzkirche gefunden wurden. Zwischen Gräbern aus der Zeit um 550–660 liegt aber eine freie Fläche, die genau dem Grundriss der steinernen Saalkirche aus späterer Zeit entspricht (im nebenstehenden Plan: rotes Rechteck, ohne den angebauten Chor).[18] Die früheste Kirche war wahrscheinlich aus Holz gebaut wie in vielen vergleichbaren Fällen (z. B. Winterthur, Veltheim, Wülflingen, Wila). Dass keine Pfostenreste gefunden wurden, könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Fundamente und das Innenniveau der späteren Steinkirche stark abgesenkt wurden.[19]

Vorromanische Saalkirche

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Die ältesten vorhandenen Mauern stammen von einer Saalkirche, die vermutlich im 10. Jahrhundert erbaut wurde (im Plan rot eingezeichnet). Der rechteckige Saal hatte eine Innenfläche von 13,6 × 7,4 bis 7,65 m und war mindestens 6,4 m hoch. Eine schmale Mauer trennte den Altarbereich vom Gemeinderaum. Diese erste Steinkirche verfügte von Anfang an über einen kleinen Choranbau, in dem ein zweiter Altar stand.[20]

Im 12. Jahrhundert wurde im Süden des Schiffes ein 3,4 m breiter Anbau errichtet (im Plan blau eingezeichnet). Er diente offenbar als Taufkapelle, denn er enthielt ein sogenanntes Sacrarium: einen unterirdischen Rundschacht, der das Taufwasser aufnahm und es dann im Boden versickern liess. Die Verlegung des Tauforts in einen Anbau wurde im 12. Jahrhundert üblich. Später diente der Raum auch als Grablege der Herren von Hegi.[21]

Der Turm wurde wahrscheinlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut (eventuell bereits am Ende des 12. Jahrhunderts). Die Stadtkirche Winterthur hatte kurz nach Erlangung ihrer Unabhängigkeit von Oberwinterthur im Jahr 1180 einen Turm erhalten; das hat wohl den Anstoss dazu gegeben, ihre ehemalige Mutterkirche ebenfalls mit einem Turm zu versehen. Die Erdgeschosse der beiden Türme sind sehr ähnlich gebaut, ihre Grundflächen fast gleich gross. – Gleichzeitig wurde auf der Nordseite der Kirche eine Kapelle angebaut (im Plan grün markiert wie auch der Turm), die etwas weniger breit war als der südliche Anbau. Eine Nische lässt darauf schliessen, dass sie einen Altar enthielt.[22]

Dreischiffige romanische Basilika

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Um 1260 erfolgte der Ausbau zur dreischiffigen Basilika. Oberhalb der neuen Arkaden blieb ein 2 m hohes Band der alten Mauer aus dem 10. Jh. stehen.
Der Turm: unten Sandstein (um 1200), oben Tuff (um 1260)

Der Wiederaufbau der Stadtkirche nach einem verheerenden Brand im Jahr 1244 könnte der Auslöser dafür gewesen sein, dass die Kirche St. Arbogast wenig später zur dreischiffigen Basilika mit grossem Chor ausgebaut wurde (im Plan schwarz eingezeichnet). Die heutige Sakristei wurde zur gleichen Zeit gebaut, als Ersatz für eine kleinere aus dem 12. Jahrhundert.[23] Während die Datierung aller früheren Bauphasen schwierig ist, lässt sich dank Dendrochronologie für den Ausbau zur heutigen Kirche eine genaue Jahreszahl nennen: Die Bäume für die Dachkonstruktion über dem Mittelschiff wurden im Herbst/Winter 1257/1258 geschlagen. Das Holz wurde allgemein frisch verarbeitet; das Mittelschiff wurde also wahrscheinlich 1258 oder 1259 fertiggestellt.[24]

Das alte Kirchenschiff wurde gegen Westen um gut 6 Meter verlängert und von 6 ½ auf 9 Meter erhöht; die bisherigen Anbauten wurden durch Seitenschiffe ersetzt.[25] Zu diesem Zweck wurden aus den Mauern des alten Kirchenschiffs rundbogige Arkaden ausgebrochen. Zuerst wurden wohl kleinere Ausbrüche gemacht, innerhalb welcher dann als neue tragende Elemente Sandsteinpfeiler mit quadratischem Grundriss errichtet wurden. Anschliessend wurden die alten Mauerstücke zwischen diesen Pfeilern einzeln bis zur gewünschten Höhe abgetragen und durch Rundbogen ersetzt: Das ausgezeichnete Gussmörtel-Mauerwerk der alten Saalkirche war stark genug, um der Belastung standzuhalten, bis der Bogen eingesetzt war.[26] Über den Arkaden blieb eine ca. 2 Meter hohe Zone der alten Mauer erhalten. Dies ist der älteste Teil der heutigen Kirche, zusammen mit schmalen Mauerstücken auf beiden Seiten des Chorbogens, welche von Grund auf stehen blieben.[27] Oberhalb des bisherigen Niveaus wurde mit dem herausgebrochenen Material der Obergaden errichtet: der Teil der Mittelschiffwand, welcher über die Seitenschiffdächer hinausragt. – Durch diesen Umbau wurde St. Arbogast «zur grössten und grossartigsten Dorfkirche weit und breit».[28]

Wie Farbspuren zeigen, waren die Wände der Basilika von Anfang an bemalt.[29] Um 1310/1320 entstanden dann die erhaltenen Wandmalereien.[30]

Der Turm wurde offenbar während der grossen Kirchenerweiterung durch einen Brand stark beschädigt. Vom alten Turm blieb nur das Erdgeschoss teilweise erhalten, bestehend aus feinen Sandsteinquadern mit Ecklisenen; die Obergeschosse wurden aus leichten, aber wetterfesten Tuffsteinen neu gebaut.[31]

Spätere Umbauten

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St. Arbogast mit «Hegemer Chörli», 1836. Der Helm des Turms war damals niedriger als heute und mit Schindeln bedeckt. Zeichnung von Ludwig Schulthess.

Mit der grossen Erweiterung im 13. Jahrhundert hatte die Kirche St. Arbogast nahezu ihr heutiges Aussehen erreicht. In den folgenden Jahrhunderten erfuhr sie im Vergleich mit vielen anderen Kirchen erstaunlich geringe Veränderungen.

Im Jahr 1488 erhielt die Kirche Oberwinterthur von der Stadt 120 Gulden für die Abtretung der kirchlichen Rechte in den Vorstädten. Ein Teil dieser Summe wurde wohl später unter anderem dafür verwendet, die Bedachung des Chors und des Turms zu verschönern (siehe unten: Baubeschreibung).[32]

1493/1494 wurde an das südliche Seitenschiff das sogenannte «Hegemer Chörli» angebaut, eine Kapelle mit zentraler Stütze und vier gleichen Kreuzgewölben. Sie wurde gestiftet vom letzten Herrn von Hegi, der 1493 starb und hier beigesetzt wurde. Später wurden auch Mitglieder des Adelsgeschlechts von Goldenberg, welches von 1363 bis 1596 auf der Mörsburg sass, im Hegemer Chörli bestattet. Diese aussergewöhnliche Grabkapelle wurde 1877 abgebrochen.[33]

1608/1610 wurde auf der Westseite des Mittelschiffs eine Empore eingebaut, damit weiterhin alle Gemeindemitglieder den Gottesdienst besuchen konnten. 1877 wurde diese Empore durch einen grösseren Neubau ersetzt. Die 7 m tiefe Holzkonstruktion bot 90 Personen Platz. Insgesamt hatte die Kirche nun 520 Sitzplätze.[34]

Baubeschreibung

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Dachneigung: Seitenschiffe romanisch flach, Mittelschiff gotisch
Nur das Gewölbe des Chors ist frühgotisch spitz, alles andere romanisch rund und von den Malereien abgesehen äusserst schlicht gestaltet

Die Kirche St. Arbogast hat strenge Basilikaform: Das Mittelschiff überragt die Seitenschiffe; über deren Dächern erhebt sich der Obergaden mit seinen Fenstern. Die Dächer der Seitenschiffe sind nach romanischer Tradition relativ flach geneigt; das Dach des Mittelschiffs hingegen ist steiler, was bereits gotischem Stil entspricht. Es wurde nachträglich so verlängert, dass es auch den Chor überdeckt, der ursprünglich ein eigenes, niedrigeres Dach trug.[35]

Das Innere der Kirche ist ebenso schlicht gestaltet wie die äussere Form; abgesehen von den Wandmalereien gibt es nur einfachste Verzierungen. Die «klassische» Schlichtheit war offenbar geradezu Programm: Die Erbauer wollten nicht die neusten Errungenschaften der Kirchenarchitektur übernehmen, sondern sie griffen ganz im Gegenteil auf Formen zurück, die sich bereits seit Jahrhunderten bewährt hatten. Das passte zum ehrwürdigen Alter der Pfarrei Oberwinterthur, ebenso wie die Berufung auf St. Arbogast, den legendären Bischof des 6. Jahrhunderts, und durch ihn auf König Dagobert.[36]

Obwohl die Basilika in der Übergangszeit zur Gotik erbaut wurde, entspricht sie mit Ausnahme des Chors noch ganz dem romanischen Stil. Das wird bereits am Rundbogen des Hauptportals deutlich, dessen Sandsteingewände ein schlichtes Rundstabsprofil aufweist. Alle Fenster der Kirche und die Arkaden zwischen Mittelschiff und Seitenschiffen haben ebenfalls die romanische Rundbogenform; einzig der Chorbogen und das Tonnengewölbe des Chors sind bereits frühgotisch spitz. Dadurch wirkt der Chor höher und eleganter.[37]

Beim Neubau des Chors um 1260 stand der Turm einer Verbreiterung nach Norden im Wege; nur die Südwand des Chors konnte versetzt werden. Dadurch verschob sich aber auch seine Längsachse nach Süden: Sie ist nun gegenüber dem Schiff um etwa 30 cm versetzt. Deutlich wird dies beim Vergleich der Scheitel des Chorgewölbes und des Chorbogens, der auf die Achse des Mittelschiffs bezogen ist. Solange der Chor separat überdacht war, zeigte sich diese Verschiebung auch bei den Dachfirsten: Das war wohl ein wesentlicher Grund dafür, später das Dach des Mittelschiffs über den Chor zu ziehen und diesen dadurch zu integrieren.[38]

Oberhalb der Chorfenster sind Tontöpfe eingemauert. Sie bilden einerseits eine ungewöhnliche Verzierung zwischen den Rundbogen der Fenster und dem Spitzbogen des Gewölbes; anderseits sollten sie auch eine akustische Wirkung entfalten.[39]

Die Pfeiler der Nord- und der Südarkade wurden nicht symmetrisch gesetzt (siehe Plan im Abschnitt Baugeschichte). Auf der Nordseite variieren ausserdem erstaunlicherweise die Pfeilerabstände um bis zu 45 cm – eine Unregelmässigkeit, die sich nicht begründen lässt.[40] Die Sandsteinquader der Pfeiler wurden leider 1877 zurückgespitzt und mit Gips verputzt; nur im untersten Bereich (unterhalb des damals eingezogenen Holzbodens) blieb die alte Form erhalten. Bei der Restaurierung 1976–1981 konnten wenigstens die schlichten Kämpfer rekonstruiert werden, ebenso die Kämpfer des Chorbogens.

Das Mittelschiff und die Seitenschiffe haben flache Holzdecken. Die Leistendecken aus gotischer Zeit – im 18. Jahrhundert durch Gips ersetzt – waren wohl feiner gearbeitet, aber dem modernen Ersatz vergleichbar.[37]

Der gotische Taufstein stammt entweder aus dem frühen 14. Jahrhundert wie die Wandmalereien oder bereits aus der Zeit der Kirchenerweiterung um 1260. Er wurde 1627 durch einen neuen ersetzt und unter dem Boden der Kirche versenkt; bei den archäologischen Grabungen wurde er 1976 überraschend wiederentdeckt. Die Spitzbogenpaare der Verzierung entsprechen einer Fensterform, die im Raum Zürich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und im frühen 14. Jahrhundert Verwendung fand.[41]

Turm und Relief

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Die Turmspitze mit Relief und dem 1910 erhöhten Helm

Der Turm, der ursprünglich mit einem Sattel- oder Pyramidendach versehen war, hat seit dem 16. Jahrhundert einen schlanken Helm über vier Wimpergen. Das Datum des Dachumbaus ist nicht bekannt; auf der Kantonskarte von Jos Murer aus dem Jahr 1566 ist der Kirchturm von Oberwinterthur aber mit Helm eingetragen.[42] 1910 wurde der Helm um 6 Meter erhöht und das frühere Schindeldach durch Kupfer ersetzt.[43] Im obersten Bereich der Südwand des Turms ist ein Relief eingemauert. Es wurde seit langem als «heilige Kümmernis» betrachtet, entspricht aber eher dem Typ des Volto Santo. Ursprünglich war das Relief wohl gut sichtbar in der Kirche angebracht, wurde dann aber bei Umbauarbeiten entfernt und an den Turm versetzt. Dort ist heute eine Kopie des Reliefs eingemauert; das in jüngerer Zeit ergänzte Original ist im Chor der Kirche ausgestellt. Die Datierung ist umstritten: 14., 15. oder 16. Jahrhundert.[44]

Verena (mit Kanne und Lausekamm als Zeichen ihrer Mildtätigkeit) und Maria Magdalena (mit Salbgefäss, da sie Jesus die Füsse salbte)

Die vermutlich um 1310/1320 entstandenen Malereien sind keine Fresken im eigentlichen Sinn, denn sie wurden auf den bereits trockenen Verputz aufgetragen; genauer: auf einen dünnen Kalkbelag, mit welchem dieser vorher überzogen worden war. Nach der Reformation wurden sie übertüncht, wobei vermutlich einzelne Bilder zunächst sichtbar blieben. Beim Einbau einer Empore wurden die Malereien an der Westwand und im angrenzenden Bereich der Südwand stark beschädigt. Zu den schlimmsten Zerstörungen kam es aber erst im 19. Jahrhundert: 1835 wurden die bemalten Wände mit Pickeln bearbeitet, damit ein neuer Verputz besser haftete. Restaurierungsversuche im Jahr 1932 richteten weiteren grossen Schaden an. Die Bemalung des Chorgewölbes – Christus als Weltenrichter auf einem Regenbogen, umgeben von Medaillons der vier Evangelisten – ging damals unwiederbringlich verloren, als während der Restaurierungsarbeiten der ganze Verputz herunterstürzte.[45]

Die Nord- und die Südwand des Mittelschiffs zeigen zuoberst, zwischen den Fenstern, sogenannte Repräsentationsbilder: Fürbitter unter den Heiligen, die jeweils zu zweit dargestellt sind, mit Ausnahme von Arbogast, der in der Mitte der Nordwand thront. An der Südwand sind es weibliche Heilige (abgesehen von Christus und Maria in der Mitte), an der Nordwand männliche. Der durchlaufende Bildstreifen darunter erzählt an der Südwand die Geschichte von Christus, an der Nordwand hauptsächlich diejenige von Arbogast.[46]

Arbogast verlässt das Elternhaus und wird berufen. Auf der rechten Seite kniet er etwas erhöht vor einem grossen Kruzifix.
Gallus mit dem folgsamen Bären

Die ersten Bilder der Arbogast-Legende sind wohl unten im Arkadenbereich zu suchen, unmittelbar über den Pfeilern: Sonst würde die Jugendzeit des Heiligen übergangen, die normalerweise auch dargestellt ist. Über dem vom Hauptportal her gesehen ersten Pfeiler auf der Nordseite (links) dürfte also der Auszug des jungen Arbogast aus seinem Elternhaus und seine Berufung zu sehen sein. Das noch stärker beschädigte Bild über dem zweiten Pfeiler – zwei Heilige reichen sich die Hände – zeigt möglicherweise den Abschied Arbogasts von seinem Einsiedler-Gefährten Deodatus. Im dritten Pfeilerbild ist gemäss der erhaltenen Beschriftung Gallus dargestellt, der den gehorsamen Bären mit einem Brot belohnt. Da es gewisse Parallelen im Leben von Arbogast und Gallus gibt, könnte auch dieses Bild noch mit Arbogast in Verbindung stehen. (Das Bild über dem vierten Pfeiler ist weitgehend zerstört; es zeigte Christus mit den Leidenswerkzeugen.)[47]

Die Bilder des mittleren Streifens zeigen folgende Szenen (von links nach rechts):

1. Arbogast gründet im Heiligen Forst das Kloster Surbourg.
2. Arbogast wird zum Bischof von Strassburg geweiht.
3. Sigibert, der Sohn von König Dagobert, wird bei einem Jagdunfall tödlich verletzt.
4. Arbogast erweckt den Toten wieder zum Leben.
5. Zum Dank schenkt Dagobert dem Bischofsmünster Unserer Lieben Frau von Strassburg die Stadt Rufach und das Schloss Isenheim.
Die Mutter Gottes nimmt das Geschenk entgegen.
Zusammen mit dem Modell überreicht der König eine gesiegelte Schenkungsurkunde.
6. Arbogast wird beigesetzt.
Am rechten Bildrand steht ein Ritter; über der Szene sind die Schilde der Meier von Mörsburg und der Herren von Hegi zu sehen.
Vertreter dieser Familien hatten vermutlich die Wandmalereien gestiftet und möglicherweise auch den Ausbau der Kirche mitfinanziert. Die adlige Selbstinszenierung im Bild der Bestattung des heiligen Arbogast ging aber offenbar zu weit: Das Bild wurde kurz nach der Vollendung übermalt, wobei Totengräber und Ritter ersetzt wurden durch einen Baum und durch Christus, der die Seele des Verstorbenen aufnahm. Die Familienwappen wurden in den obersten Bereich der bemalten Wand verschoben. – Die erste Version der Bestattungsszene ist gerade deshalb so gut erhalten, weil die Übermalung sie schützte.[48]
7. Schutzmantelmadonna
Zwei heimatlose Mädchen liegen zu ihren Füssen.
Die Wappenschilde zeigen, dass sich auch die Herren von Hegi unter den Schutz der Madonna stellten und hofften, diese werde sich für ihr Seelenheil einsetzen.
8. Epiphanie: Die Ankunft der Heiligen Drei Könige nach Christi Geburt.
Lustig ist das Pferd: es war ursprünglich ein Kamel, wie Schwanz und Hufe belegen, und wurde in späterer Zeit falsch nachgemalt.
Rechts steht nicht etwa Josef, sondern Jesaja (mit Judenhut), der die Ankunft des Messias vorhersagt.
[49]
Christus spricht: Venite, benedicti (Kommt, Gesegnete!)
Die östliche Hälfte der Südwand

Über dem ersten Pfeiler (von links, d. h. vom Chorbogen her) steht Christus. Er spricht: Venite, benedicti (Kommt, Gesegnete!) – offenbar zu den Zürcher Stadtheiligen, welche über den restlichen drei Pfeilern dieser Arkade dargestellt sind bzw. waren: Felix und Regula sowie Exuperantius. (Von Felix ist nur noch wenig zu erkennen, von Regula etwas mehr; Exuperantius ist nicht mehr sichtbar.)[50]

Der erzählende Bildstreifen der Südwand ist dem Leben, dem Leiden, dem Tod und der Auferstehung Christi gewidmet. Die Kunst der frühen Gotik des 13. und 14. Jahrhunderts thematisiert im Vergleich mit der Romanik weniger die Herrlichkeit des Auferstandenen als das Leiden Jesu. Die Bilder sollen die Gläubigen zu Mitleid, Liebe und stiller Andacht bewegen.[51]

Die Erzählung beginnt beim Chorbogen:

1. Der Erzengel Gabriel verkündet Maria die bevorstehende Geburt.
Von seiner Begrüssung Ave Maria, gratia plena (Sei gegrüsst, Begnadete) sind nur noch die Buchstaben MAR zu erkennen.
2. Jesus ist geboren.
3. Maria und Anna bringen den Knaben zum Altar des Hohen Priesters.
4. Jesus zieht in Jerusalem ein (Palmsonntag).
Zwei Zuschauer sind durch Spitzhüte als Juden gekennzeichnet.
5. Jesus betet am Ölberg.
6. Jesus wird festgenommen.
Zu dieser Szene gehört auch der Verräter Judas Iskariot, der Jesus küsst, und Simon Petrus, der Malchus ein Ohr abschlägt.
Einer der Schergen hält eine Laterne.
7. Jesus wird vor den Statthalter Pontius Pilatus geführt.
8. Jesus wird gegeisselt.

Die folgenden Bilder sind alle stark beschädigt:

9. Dornenkrönung
10. Kreuztragung
11. Kreuzigung
Ein römischer Soldat stösst Jesus eine Lanze in die Brust.
Ein Engel empfängt die Seele des reuigen Mitgekreuzigten.
Das Kreuz Christi durchbricht die Rosenbordüre; der Himmel öffnet sich.
12. Kreuzabnahme
13. Grablegung
14. Auferstehung
15. Jesus erscheint den Jüngerinnen, die sein Grab aufgesucht hatten.

Die Erzählung wurde an der Westwand fortgesetzt: Die Darstellung der Himmelfahrt ist jedoch vollständig zerstört; im Bild des Pfingstfests (direkt über dem Hauptportal) sind die Apostel hinter der Mauer noch schwach erkennbar.[52]

Weitere Malereien

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Auf der rechten Seite der Westwand ist Christophorus dargestellt. Auch dieses Bild wurde durch den Einbau der Empore stark beschädigt. Am Ostende des nördlichen Seitenschiffs (neben dem Seiteneingang) sind die Ornamente im Gewände des Fensters bemerkenswert. Daneben ist die heilige Barbara mit Kelch und Hostie nur schwer zu erkennen. Dem Fenster gegenüber steht der Erzengel Michael mit der Seelenwaage. Zwei kleine Teufel vermögen die Waagschale nicht hinunterzuziehen.[53]

Links der Hauptteil der Orgel, rechts das Kontrapositiv
Brustwerk und Hauptwerk. Das Pedalwerk ist dahinter versteckt.

Die Orgel mit 31 Registern auf drei Manualen und Pedal wurde 1980 von der Mathis Orgelbau geschaffen. Aus Platzgründen befindet sie sich an den Seitenwänden des Chors: Der Hauptteil der Orgel steht in einer Nische an der Südwand, das Kontrapositiv (der kleinere Teil) gegenüber an der Nordwand.[54] Die Abstrakten sind unter dem Chorboden durchgeführt; trotz ihrer Länge lässt sich das Kontrapositiv leicht spielen. Das Brustwerk ist durch Jalousien schwellbar. Im Prospekt des Hauptwerks stehen die Pfeifen des Prinzipals 8′. Das Pedalwerk ist nicht sichtbar; es befindet sich hinter dem Hauptwerk. Es erklingt durch dieses hindurch und durch eine Schallöffnung über dessen Mittelteil.[55][56][57]

I Kontrapositiv C–g3
Metallgedackt 8′
Praestant 4′
Rohrflöte 4′
Quinte 223
Nachthorn 2′
Terz 135
Cymbel II–III 23
Krummhorn 8′
II Hauptwerk C–g3
Pommer 16′
Principal 8′
Hohlflöte 8′
Gambe 8′
Octave 4′
Koppelflöte 4′
Octave 2′
Mixtur III–IV 113
Trompete 8′
III Brustwerk
(schwellbar)
C–g3
Holzgedackt 8′
Spitzgedackt 4′
Principal 2′
Larigot 113
Sifflöte 1′
Regal 8′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
Untersatz 16′
Principal 8′
Spillpfeife 8′
Quinte 513
Octave 4′
Mixtur III 223
Fagott 16′
Zinke 8′

Im Jahr 1911 kaufte die Kirchgemeinde vier neue Glocken, die einen Dreiklang in B-Dur bilden: b°, d′, f′, b′. Die fünf alten Glocken, von denen vermutlich zwei aus dem 14. Jahrhundert stammten, wurden eingeschmolzen, denn man fand ihren Klang zu hoch und unharmonisch.[58] 1977 wurde das neue Geläute ergänzt durch zwei weitere Glocken; ihre Schlagtöne sind g′ und c′′. – Alle Glocken wurden von der Glockengiesserei H. Rüetschi in Aarau gegossen.

Nr. Ton Gewicht Inschrift
1 3450 kg Lobe den Herrn, meine Seele (Ps. 103, 1)
2 d′ 1765 kg Gib uns heute unser täglich Brot (Mat. 6, 11)
3 f′ 1050 kg Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Trübsal, verharret im Gebet (Röm. 12, 12)
4 g′ 720 kg Fürchte dich nicht, ich bin bei dir (Jes. 41, 10)
5 b′ 445 kg Lasset die Kindlein zu mir kommen (Mat. 19, 14)
6 c′′ 300 kg Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen (Mat. 18, 20)
Um 16 Uhr läutet zuerst die kleine b′-Glocke, dann die etwas grössere g′-Glocke

Einsatz der Glocken im Tagesablauf:

7 Uhr f′-Glocke (Nr. 3)
11 Uhr b°-Glocke (Nr. 1)
16 Uhr erst b′-Glocke (Nr. 5),
dann g′-Glocke (Nr. 4)
Betzeit
19/20 Uhr
d′-Glocke (Nr. 2)[59]

Die sechs Glocken b°, d′, f′, g′, b′, c′′ erklingen zusammen im Vollgeläute am Samstagabend sowie an Sonntags- und Festtagsgottesdiensten. Einen dunklen Klang für Bestattungen ergibt die Kombination b°, d′, f′, g′; einen fröhlichen für Trauungen die Kombination b°, d′, f′, b′, c′′. Beim Ausläuten des Sonntags erklingen nur die vier älteren Glocken: b°, d′, f′, b′.[58]

Literatur (Auswahl)

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  • Felicia Schmaedecke: Kirchengrabungen: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Neuauswertung der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen 1976–1979 (= Zürcher Archäologie. Nr. 20). Mit Beiträgen von Daniel Grütter, Elisabeth Langenegger und Benedikt Zäch. Baudirektion Kanton Zürich, Amt für Raumordnung und Vermessung (ARV), Kantonsarchäologie, Zürich/Egg 2006, ISBN 3-905681-20-X.
  • Walter Drack, Karl Keller, Albert Knoepfli: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 354). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1984, ISBN 3-85782-354-2. (Der Abschnitt «Baugeschichte» ist teilweise überholt.)
  • Walter Drack, Werner A. Gürtler, Emil Heer, Karl Keller, Paul Kern, Hans Kläui, Albert Knoepfli, Edwin Nievergelt, Bruno Widmer: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Festschrift zur Restaurierung 1976 bis 1981. Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberwinterthur, Winterthur 1981.
  • Peter Niederhäuser: Oberwinterthurer Kirchengeschichten. Chronos, Zürich 2015, ISBN 978-3-0340-1319-2.

Einzelnachweise

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  1. Kantonsliste A- und B-Objekte Kanton ZH. Schweizerisches Kulturgüterschutzinventar mit Objekten von nationaler (A-Objekte) und regionaler (B-Objekte) Bedeutung. In: Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS – Fachbereich Kulturgüterschutz, 1. Januar 2024, (PDF; 397 kB, 21 S., Revision KGS-Inventar 2021 (Stand: 1. Januar 2023)).
  2. Walter Drack: Zur Baugeschichte der Kirche. Von den Anfängen bis ins 13. Jahrhundert. In: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Festschrift zur Restaurierung 1976 bis 1981. Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberwinterthur, Winterthur 1981, S. 23–30.
  3. Hans Kläui: Geschichtliche Hintergründe. In: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Festschrift zur Restaurierung 1976 bis 1981. Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberwinterthur, Winterthur 1981, S. 11.
  4. Felicia Schmaedecke: Kirchengrabungen: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Neuauswertung der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen 1976–1979 (= Zürcher Archäologie. Nr. 20). Mit Beiträgen von Daniel Grütter, Elisabeth Langenegger und Benedikt Zäch. Baudirektion Kanton Zürich, Amt für Raumordnung und Vermessung (ARV), Kantonsarchäologie, Zürich/Egg 2006, ISBN 3-905681-20-X, S. 161. – Auch eine besondere Verehrung des Königs für den bereits verstorbenen Bischof lässt sich nicht nachweisen.
  5. Schmaedecke 2006, S. 162 und S. 130. – Der Winterthurer Historiker Peter Niederhäuser anderseits vermutet, Beziehungen der Grafen von Kyburg zum Bistum Strassburg könnten eine Rolle gespielt haben. (Peter Niederhäuser: Oberwinterthurer Kirchengeschichten. Chronos, Zürich 2015, ISBN 978-3-0340-1319-2, S. 12.)
  6. Schmaedecke 2006, S. 10. – Peter Niederhäuser erklärt die Bedeutung des Wortes curtis (Hof) folgendermassen: «Der ‹Herrenhof› war ein herrschaftliches Zentrum, das vermutlich einem Meier unterstand und die konstanzischen Rechte und Einkünfte in der Region verwaltete.» (Niederhäuser 2015, S. 11/13.)
  7. Kläui 1981, S. 14–15.
  8. Schmaedecke 2006, S. 161.
  9. Drack 1981, S. 33.
  10. Als Bauwerk war sie der Mutterkirche in Oberwinterthur bereits mindestens ebenbürtig; siehe: Baugeschichte.
  11. Kläui 1981, S. 15–22.
  12. Kläui 1981, S. 21–22.
  13. Karl Keller: Baugeschichte vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart. In: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Festschrift zur Restaurierung 1976 bis 1981. Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberwinterthur, Winterthur 1981, S. 66.
  14. Schmaedecke 2006, S. 19. Vgl. Walter Drack: Baugeschichte / Karl Keller: Baubeschreibung. In: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 354). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1984, S. 4 (Drack) und S. 12 (Keller).
  15. Schmaedecke 2006, S. 158–159.
  16. Peter Niederhäuser: Oberwinterthurer Kirchengeschichten. Chronos, Zürich 2015, ISBN 978-3-0340-1319-2, S. 17. – Das Bistum rivalisierte machtpolitisch mit den Kyburgern. Vermutlich vor 1300 wurde aber der Besitz in Oberwinterthur dem konstanzischen Kloster Petershausen übertragen; das Bistum hatte also fortan höchstens noch indirekten Einfluss auf den Ausbau der Kirche.
  17. Schmaedecke 2006, S. 174–175. Die Datierung von Walter Drack (1981 und 1984) ist in einigen Punkten überholt. – Im vereinfachten Plan nicht berücksichtigt ist eine kleinere Sakristei, die im 12. Jh. errichtet und um 1260 durch die bestehende ersetzt wurde.
  18. Drack 1981, S. 31, bezeichnet den Befund als «das Bild eines seit dem ausgehenden 6. Jh. benützten und rund um eine Kirche angelegten Friedhofes, zu dem – so unglaublich es klingen mag – nur die Kirche fehlt». – Schmaedecke führt zusätzlich an, dass die Ausrichtung der Gräber exakt der Längsachse der späteren Steinkirche entspricht, welche leicht von der West-Ost-Orientierung abweicht. Zur Datierung des Friedhofs schreibt Schmaedecke, dass sein Belegungsbeginn «spätestens ins 7. Jh., vielleicht auch noch ins 6. Jh.» zu setzen sei (Schmaedecke 2006, S. 130).
  19. Schmaedecke 2006, S. 128. – Drack anderseits vermutete, «die Pfostenspuren müssten unter dem Mauerwerk zu suchen sein, auf dem heute die Arkaden stehen» (Drack 1981, S. 31). Dort konnte wohl aus baustatischen Gründen nicht oder nur mit Einschränkungen gegraben werden.
  20. Schmaedecke 2006, S. 131, 174. – Drack (1984, S. 4) hatte den angebauten Chor in spätere Zeit datiert.
  21. Schmaedecke 2006, S. 142, 174.
  22. Schmaedecke 2006, S. 144–148, 174. – Beim Bau der nördlichen Kapelle wurde der spätere Ausbau zur dreischiffigen Kirche noch nicht in Betracht gezogen, sonst hätte man sie gleich breit dimensioniert wie die südliche. Anders bei der Stadtkirche: Das lässt darauf schliessen, dass für einmal ein Ausbauschritt in Oberwinterthur früher erfolgte als in der Stadt (Schmaedecke 2006, S. 146).
  23. Walter Drack: Baugeschichte. In: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 354). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1984, ISBN 3-85782-354-2, S. 7.
  24. Schmaedecke 2006, S. 157–158. – Die in der Ostmauer des Chors eingemauerten Töpfe (siehe: Baubeschreibung) wurden von ihrer Form her auf eine Zeit kurz nach 1264 datiert. Der neue Chor muss aber gleichzeitig mit der Basilika oder eher früher errichtet worden sein: Es wäre unsinnig gewesen, die Ostwand der neuen Basilika zuerst an den kleinen, alten Chor anzuschliessen und sie wenig später für die Aufnahme des neuen Chorbogens wieder aufzubrechen. Vermutlich ist die Datierung der Töpfe ungenau: Sie beruht auf dem Vergleich mit einem einzigen anderen Topf, der in der Stadt Winterthur gefunden wurde; seine Vergrabung konnte auf 1261–1264 datiert werden, da er Münzen enthielt.
  25. Die Nordwand des nördlichen Anbaus (im Plan: grün) blieb stehen; das südliche Seitenschiff hingegen wurde neu gebaut, weil der ältere südliche Anbau breiter war als der jüngere nördliche (Schmaedecke 2006, S. 152).
  26. Keller 1981, S. 61.
  27. Drack 1981, S. 33. – In der Nordwand ist über den Arkaden ein gut 14 m langes Band der alten Mauer erhalten, entsprechend der ganzen Länge der früheren Saalkirche; in der Südwand sind es drei Stücke von je etwa 3 m Länge, da die alte Mauer dazwischen Fensteröffnungen aufwies. (Schmaedecke 2006, S. 178, Mauerteile 10 und 11, S. 33, Abbildung der Südwand). Das aufrecht stehende alte Mauerstück auf der Nordseite des Chorbogens ist ca. 6 m hoch und 80 cm breit; das entsprechende Stück auf der Südseite ist im oberen Bereich nur noch 30–40 cm breit (Schmaedecke 2006, Abbildungen auf S. 34).
  28. Keller 1981, S. 61.
  29. Keller 1981, S. 62: «… und die neue Basilika erhielt wohl von Anfang an malerischen Schmuck. Davon zeugten die Farbreste auf einer unter den heutigen Wandgemälden liegenden Putzschicht, die in der Südostecke bis zur Decke hinaufreichten.»
  30. Drack 1981, S. 62 und 1984, S. 7. – Schmaedecke 2006, S. 157 bezeichnet diese Datierung, die auf stilistischen Vergleichen beruht, als die in der jüngeren Forschung übliche. In der Zusammenfassung auf S. 175 impliziert sie aber – ohne Argumente dafür zu nennen –, dass die erhaltenen Wandmalereien bald nach dem Ausbau zur dreischiffigen Basilika um 1260 entstanden seien: «Mit einem grossartigen Malereizyklus […] fanden die Arbeiten ihren Abschluss. Nach neuen Dendrodaten waren die Bauarbeiten 1258 oder wenig später beendet.»
  31. Schmaedecke 2006, S. 144–145 und S. 151. Keller 1984, S. 9.
  32. Schmaedecke 2006, S. 163.
  33. Keller 1981, S. 64.
  34. Schmaedecke 2006, S. 171.
  35. Karl Keller: Baubeschreibung. In: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 354). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1984, ISBN 3-85782-354-2, S. 9. – Das Dach des Mittelschiffs wurde aber nicht «in gotischer Zeit steiler angehoben», wie Keller schreibt, sondern «Höhe und Neigung des über dem Mittelschiff errichteten Satteldachs sind bis heute konstant geblieben». (Schmaedecke 2006, S. 80. Die Abbildung der Westmauer auf S. 73 mit einheitlichem Mauerwerk im Giebelbereich verdeutlicht dies.)
  36. Schmaedecke 2006, S. 154, 162.
  37. a b Keller 1984, S. 10–11.
  38. Schmaedecke 2006, S. 149.
  39. Keller 1984, S. 10–11. – Tongefässe wurden recht oft in Kirchen als Resonanzkörper eingemauert; Schriften des 15. bis 17. Jh. erwähnen den Nutzen dieses Vorgehens. Ungewöhnlich in Oberwinterthur sind aber die grosse Zahl der eingemauerten Gefässe und ihre geheimnisvolle Anordnung. Darin erkannte Rudolf Schnyder Muster: nicht nur ein Kreuz und ein Dreieck, sondern auch die Buchstaben Alpha (A) und Omega; ausserdem deutete er die Zahlen von 7, 9, 10 und 11 Töpfen, die jeweils eine Reihe bilden, symbolisch und «zog den Schluss, dass Zeichensymbolik und Zahlenallegorie das Wirken Gottes und damit den alles umfassenden heilsgeschichtlichen Zusammenhang vergegenwärtigten» (Schmaedecke 2006, S. 151). Bei der Restaurierung der Kirche 1976–81 wurden die Töpfe durch Kopien ersetzt; die Originale befinden sich heute im Landesmuseum.
  40. Schmaedecke 2006, S. 152–153.
  41. Schmaedecke 2006, S. 120–121, mit etwas überraschender Datierung auf ca. 1260. – Keller 1984, S. 8–9 datierte den Taufstein auf «Anfang 14. Jahrhundert». Der von Schmaedecke angeführte Vergleich mit Fensterformen, welche der Taufstein «reflektiere», scheint eher für diese leicht spätere Datierung zu sprechen als für die frühere.
  42. Das Datum 1509, welches Keller für die Dachveränderungen am Turm und über dem Chor angibt, ist nicht belegt. – Schmaedecke 2006, S. 163.
  43. Keller 1984, S. 9.
  44. Schmaedecke 2006, S. 121–123. – Grund für die Versetzung des Reliefs an den Turm könnte z. B. der Anbau des «Hegemer Chörlis» ans südliche Seitenschiff 1493/94 gewesen sein, der mit umfangreichen Abbrucharbeiten verbunden war.
  45. Albert Knoepfli: Die Wandmalereien. In: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 354). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1984, ISBN 3-85782-354-2, S. 12–13.
  46. Knoepfli 1984, S. 16.
  47. Knoepfli 1984, S. 19–20.
  48. Schmaedecke 2006, S. 158–161.
  49. Knoepfli 1984, S. 20–21.
  50. Knoepfli 1984, S. 22.
  51. Albert Knoepfli: Die Bilderpredigt im Gotteshaus St. Arbogast. In: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Festschrift zur Restaurierung 1976 bis 1981. Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberwinterthur, Winterthur 1981, S. 83.
  52. Knoepfli 1984, S. 18–19.
  53. Ein Vergleich mit erhaltenen Darstellungen der Seelenwaage lässt darauf schliessen, dass sich in der anderen Waagschale der gute Mensch befindet, dessen Seele schwerer wiegt – d. h. wertvoller ist – als Gewichtsstein und Teufel zusammen.
  54. Das Kontrapositiv steht also im Rücken der Organistin, ähnlich wie ein Rückpositiv, aber im Gegensatz zu diesem um 180° gedreht, da es sich eben an der gegenüberliegenden Wand befindet.
  55. Emil Heer: Die neue Orgel. In: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Festschrift zur Restaurierung 1976 bis 1981. Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberwinterthur, Winterthur 1981, S. 102–103.
  56. Winterthur Oberi - Kirche St. Arbogast - Main Organ | Organs. Abgerufen am 16. Dezember 2023 (englisch).
  57. Winterthur / Oberwinterthur – St. Arbogast – Orgel Verzeichnis – Orgelarchiv Schmidt. Abgerufen am 25. August 2024.
  58. a b Edwin Nievergelt: Die Erweiterung des Geläutes. In: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Festschrift zur Restaurierung 1976 bis 1981. Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberwinterthur, Winterthur 1981, S. 106.
  59. Die Betzeitglocke läutet im Winter um 19 Uhr, im Sommer um 20 Uhr. – Quelle: Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur auf der Website der reformierten Kirchgemeinde Oberwinterthur.