Klębowiec

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Klębowiec
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Klębowiec (Polen)
Klębowiec (Polen)
Klębowiec
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Westpommern
Powiat: Wałcz
Geographische Lage: 53° 19′ N, 16° 26′ OKoordinaten: 53° 19′ 7″ N, 16° 26′ 13″ O
Einwohner: 829 (2011)
Postleitzahl: 78-600
Telefonvorwahl: (+48) 67
Kfz-Kennzeichen: ZWA

Klębowiec (deutsch Klausdorf, früher Clausdorf) ist ein Dorf im Powiat Wałecki (Deutsch Kroner Kreis) der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Geographische Lage

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Das Dorf liegt im Netzedistrikt des ehemaligen Westpreußen, etwa 25 Kilometer nordwestlich von Pila (Schneidemühl) und fünf Kilometer nordnordwestlich von Wałcz (Deutsch Krone).

Ruine des Schlosses Klausdorf (Aufnahme 2009)
Schloss Klausdorf vor 1939

Ältere Ortsbezeichnungen sind Clastorndorp (1468), im 17. Jahrhundert Klagesdorf und Klausdorp, neupolnisch Klandynow. Wie der erstgenannte Ortsname vermuten lässt, hatte das Dorf einst zu einem Kloster gehört, doch fehlen hierzu historische Nachrichten.[1]

Klausdorf war das Hauptgut der Klausdorfschen Güter, eines umfangreichen Güterkomplexes, den seit dem 14. Jahrhundert die Familie Goltz in Besitz hatte. Die mächtige Familie schloss sich der Lehre Luthers an, ließ während der Zeit der von den Jesuiten angestrengten Gegenreformation, als der katholische Klerus auf dem Rechtsweg oftmals die Rückgabe von Kirchengebäuden durchsetzen konnte, in ihren Dörfern in der Umgegend seit dem 16. Jahrhundert evangelische Kirchen erbauen und galt in der Region als ein Hort des Protestantismus.[2]

Klausdorf wurde 1634 zusammen mit Neugolz und Keßburg auf 20.000 Mark taxiert.[3] Gegen Ende des 18. Jahrhunderts befanden sich die Klausdorfschen Güter im Besitz des Kammerherrn von Unruh. In Klausdorf, wo viele Handwerker wohnten, gab es eine evangelische und eine katholische Kirche; die evangelische Kirche war eine Filiale des Kirchspiels von Neugolz.[4]

Bis zum Jahr 1848 befand sich die Rittergüterherrschaft Klausdorf, zu der außerdem noch das Rittergut Neugolz gehörte, im Besitz des Kammerherrn Kurt Friedrich Gottlob von Watzdorf (1800–1848), Herr auf Wiesenburg, Klausdorf und Nudersdorf, Sohn des Friedrich von Watzdorf. Nachdem Watzdorf kurz nach dem Märzaufstand 1848 in Berlin verstorben war, wurde die Herrschaft Klausdorf einschließlich des Ritterguts Neugolz 1851 zur freiwilligen öffentlichen Versteigerung ausgerufen.[5]

Um 1930 hatte Klausdorf zehn Wohnstätten:[6]

  • Fiermühl
  • Klausdorf
  • Klausdorfer Hammer
  • Pilowbrück
  • Rieselei
  • Schloßmühl
  • Schloßniedermühl
  • Vorwerk Baberow
  • Vorwerk Grethenbruch
  • Ziegelei

Im Jahr 1945 gehörte Klausdorf zum Landkreis Deutsch Krone im Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Klausdorf war dem Amtsbezirk Lüben zugeordnet.

im Februar 1945 wurde Klausdorf von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens – militärische Sperrgebiete ausgenommen – der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Es wanderten nun Polen zu. Klausdorf wurde unter der polnischen Ortsbezeichnung „Klębowiec“ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Klausdorf vertrieben.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1783 adliges Dorf und Vorwerk nebst einer Wassermühle, einer evangelischen Kirche (Filiale von Neugolz) und einer katholischen Kirche (Filiale von Deutsch Krone), im Netzedistrikt, 58 Feuerstellen (Haushaltungen)[7]
1818 230 Hauptgut, adlige Besitzung[8]
1852 1016 [9]
1864 522 davon 278 im Dorf (darunter 244 Evangelische, 34 Katholiken) und 165 auf dem Rittergut (158 Evangelische, fünf Katholiken)[10]
1867 1057 am 3. Dezember, davon 596 im Dorf und 463 auf dem Rittergut[11]
1871 1031 am 1. Dezember, davon 550 im Dorf (538 Evangelische, 20 Katholiken und zwei Juden) und 481 auf dem Rittergut (452 Evangelische, 29 Katholiken)[11]
1910 1062 am 1. Dezember, 570 (486 Evangelische, 82 Katholiken) im Dorf, 492 auf dem Rittergut (452 Evangelische, 37 Katholiken; vier Einwohner mit polnischer Muttersprache)[12][13]
1925 992 davon 876 Evangelische, 107 Katholiken, sieben Juden und zwei Einwohner ohne Angaben zur Konfession;[6] nach anderen Angaben 1076 Einwohner[14]
1933 960 [14]
1939 906 [14]

Die Evangelischen in Klausdorf hatten ihr Gotteshaus in einem massiv gebauten Flügel des Schlosses, der zwar keinen Turm hatte, aber einen Schornstein, auf dem Weißstörche nisteten. Als 1613 die Katholiken die mitten im Dorf stehende Kirche, die 1499 als Filiale der Deutsch Kroner Pfarrkirche gegründet worden war[15] und die ca. 1880 abbrannte, den Evangelischen weggenommen hatten, überließ ihnen der evangelische Gutsherr von der Goltz ersatzweise einen Flügel seines Schlosses, in dem sich ehemals ein Waschhaus befunden hatte, zum Umbau in ein Bethaus. Im Glockenstuhl befanden sich zwei Glocken.[16]

Persönlichkeiten

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  • Joachim Rüdiger von der Goltz (1620–1688), dänischer und kursächsischer Generalfeldmarschall, wurde hier geboren
  • Mit der Errichtung der neuen preußischen Verwaltung im Großherzogtum Posen wurde auch Christian v. Gumpert hierher übernommen und kam als preußischer Regierungs- und Medizinalrat in die Posener Regierung. Er erwarb als Erholungsort und als finanzielle Reserve das heruntergewirtschaftete Gut der Familie v. d. Goltz in Klausdorf (Klebowiec) im westpreußischen Kreis Deutsch Krone (Walcz). Im Alter von 59 Jahren starb Christian v. Gumpert am 30. Juli 1832 in Posen. Durch den Ausfall seiner Einkünfte konnte seine Witwe das Gut Klausdorf nicht mehr halten und musste es zwei Jahre später verkaufen.[17]
  • Thekla von Gumpert
  • Klausdorf, Dorf und Rittergut, Kreis Deutsch Krone, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Klausdorf (meyersgaz.org).
  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Lambeck, Thorn 1867, S. 242–246 (Google Books).
  • Johann Heise: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreußen. Band 1: Pommerellen mit Ausnahme der Stadt Danzig, Druck von A. W. Kafemann, Danzig 1884–1887, S. 441–442 (Google Books).
  • Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 469–470 (Google Books).
  • Friedrich von der Goltz: Nachrichten über die Familie der Grafen und Freiherrn von der Goltz. R. Schultz & Comp., Straßburg 1885, S. 335–430 (Google Books).

Einzelnachweise

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  1. Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt. Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Lambeck, Thorn 1867, S. 245 (Google Books).
  2. Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Lambeck, Thorn 1867, S. 103 ff. (Google Books).
  3. Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt. Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Lambeck, Thorn 1867, S. 246 (Google Books).
  4. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Marienwerder 1789, S. 120, Ziffer 10 (Google Books).
  5. Verkauf einer Rittergutherrschaft – reiwillige Subhaftation. In: Leipziger Zeitung. Beilage zu Nr. 113, Mittwoch, den 23. April 1851, S. 2240, linke Spalte (Google Books).
  6. a b Die Gemeinde Klausdorf im ehemaligen Kreis Deutsch Krone in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  7. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 37 (Google Books).
  8. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 544, Ziffer 2596 (Google Books).
  9. Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 293 (Google Books).
  10. Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868, S. 60–61, Ziffer 119–120 (Google Books).
  11. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 500–501, Ziffer 43 (Google Books), und S. 504–505, Ziffer 132 (Google Books).
  12. Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, 3. Kreis Deutsch Krone, S. 12–13, Ziffer 42 (Google Books), und S. 16–17, Ziffer 116 (Google Books)
  13. Klausdorf, Dorf und Rittergut, Kreis Deutsch Krone, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Klausdorf (meyersgaz.org).
  14. a b c Michael Rademacher: Deutschkrone. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  15. Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt, Geschichte des Deutsch Croner Kreises. Lambeck, Thorn 1867, S. 99 (Google Books).
  16. Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 469–470 (Google Books).
  17. Martin Sprungala: Die Meseritzer Familie Gumpert, auf heimatkreis-meseritz.de