Kleinblittersdorf

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Wappen Deutschlandkarte
Kleinblittersdorf
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Kleinblittersdorf hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 9′ N, 7° 2′ OKoordinaten: 49° 9′ N, 7° 2′ O
Bundesland: Saarland
Landkreis: Regionalverband Saarbrücken
Höhe: 200 m ü. NHN
Fläche: 27,19 km2
Einwohner: 10.786 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 397 Einwohner je km2
Postleitzahl: 66271
Vorwahl: 06805
Kfz-Kennzeichen: SB
Gemeindeschlüssel: 10 0 41 514
Gemeindegliederung: 5 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausstr. 16–18
66271 Kleinblittersdorf
Website: www.kleinblittersdorf.de
Bürgermeister: Rainer Lang (SPD)
Lage der Gemeinde Kleinblittersdorf im Regionalverband Saarbrücken
KarteRegionalverband SaarbrückenSaarlandFrankreichLandkreis SaarlouisLandkreis NeunkirchenSaarpfalz-KreisGroßrosselnVölklingenPüttlingenRiegelsbergHeusweilerQuierschiedFriedrichsthalSulzbachKleinblittersdorfSaarbrücken
Karte

Kleinblittersdorf (im örtlichen Dialekt Blidderschd(r)o(r)f/Kläänblidaschd(r)o(r)f,[2] (das r wechselt die Position), frz. Le petit Blidestroff [3] /Kleinbliederstroff) ist eine Gemeinde im Südosten des Regionalverbands Saarbrücken im Saarland.

Kleinblittersdorf liegt im äußersten Südosten des Regionalverbandes. Geographisch liegt der Ort an der Saar im Biosphärenreservat Bliesgau, über die Saar führt die Freundschaftsbrücke nach Frankreich in den Ort Großblittersdorf (französisch Grosbliederstroff).

Gemeindegliederung

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Ortsteile:

Nachbargemeinden

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Kleinblittersdorf grenzt an folgende Gemeinden (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden): Saarbrücken, Mandelbachtal (Saarpfalz-Kreis). Die weiteren Gemeinden Blies-Guersviller, Saargemünd und Großblittersdorf liegen in Frankreich.

Niederschlagsdiagramm

Der Jahresniederschlag beträgt 991 mm und liegt damit im oberen Drittel der von den Messstellen des Deutschen Wetterdienstes erfassten Werte. Über 84 % zeigen niedrigere Werte an. Der trockenste Monat ist der April; am meisten regnet es im Dezember. Im niederschlagsreichsten Monat fällt etwa 1,5-mal mehr Regen als im trockensten Monat. Die jahreszeitlichen Niederschlagsschwankungen liegen im unteren Drittel. In 30 % aller Orte schwankt der monatliche Niederschlag weniger.

Groß- und Kleinblittersdorf waren in Mittelalter und früher Neuzeit lediglich zwei an gegenüberliegenden Ufern der Saar gelegene Teile des im Jahr 777 als Besitztum des Abtes Fulrad von St. Denis erstmals urkundlich erwähnten lothringischen Ortes Bliederstorff. Es liegt der germanische Personenname Blidhari zugrunde.[4] Die Ortsnamen waren im frühen Mittelalter Blit(t)haria villa, im 13. Jahrhundert Bliederstroff bzw. Bliderstorff. Die Präfixe Groß- bzw. Klein- für die beiden Ortsteile tauchten erstmals Ende des 16. Jahrhunderts auf: Grossblietersdorff (1594), Blidertorf-le-Grand (1756), Blidestroff-le-Gros (1779), sie waren lediglich ein Indikator für die unterschiedliche Einwohnerzahl. Heute haben sich die Verhältnisse umgekehrt: 2006 zählte das aufgrund einer Kommunalreform allerdings auch flächenmäßig gewachsene Kleinblittersdorf 12.850 Einwohner, Grosbliederstroff hingegen nur 3330 (1999), von denen etwa ein Fünftel die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.

Kleinblittersdorf kam mit Lothringen 1766 an Frankreich und durch einen Gebietstausch 1781 in den Besitz der Grafen von der Leyen. Nachdem ab 1792 die vorrückenden Revolutionstruppen die alten Feudalherren vertrieben hatten, gehörten beide Teile zum französischen Saardepartement. Nach den Napoleonischen Kriegen verlief die Geschichte der beiden Orte Klein- und Großblittersdorf wiederum getrennt. Kleinblittersdorf kam nun zur preußischen Rheinprovinz, was in der Grenzkonvention zwischen Preußen und Frankreich am 11. Juni 1827 durch Frankreich anerkannt wurde. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg kam auch Großblittersdorf ab 1871 mit dem Reichsland Elsaß-Lothringen zum Deutschen Reich. Ab 1919 war Großblittersdorf wieder eine Gemeinde in Frankreich, während Kleinblittersdorf infolge des Versailler Vertrags im französisch kontrollierten, vom Völkerbund verwalteten Saargebiet lag und ab 1935 nach der Saarabstimmung an das Deutsche Reich kam. Von 1940 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wieder gemeinsam im deutschen Herrschaftsbereich gelegen, folgte bis 1956 – wie schon von 1919 bis 1935 – erneut eine Zeit, in der beide Orte unter französischem Einfluss standen: Großblittersdorf – mittlerweile in Grosbliederstroff umbenannt – als Gemeinde im Département Moselle, Kleinblittersdorf im teilautonomen Saarland, das infolge eines weiteren Plebiszites im Jahre 1955, aufgrund des Saarvertrages zum 1. Januar 1957 als zehntes Bundesland in die Bundesrepublik Deutschland eingegliedert wurde.

Es handelt sich somit um einen geteilten Ort.

Eingemeindungen

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Am 1. Januar 1974 wurden die bisher selbständigen Gemeinden Auersmacher, Bliesransbach, Rilchingen-Hanweiler und Sitterswald eingegliedert.[5]

Bevölkerungsentwicklung

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Im Jahr 1618 gab es in Kleinblittersdorf 48 Haushaltungen, 1663 aber, 15 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg waren es nur noch sechs Haushalte.

Die Entwicklung der Einwohnerzahl seit Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt die folgende Tabelle:

Einwohnerentwicklung von Kleinblittersdorf von 1848 bis 2018 nach nebenstehender Tabelle
Jahr Einwohner
1848 856[6]
1855 2.144
1867 2.318
1880 2.680
1900 3.154
1922 4.870
1926 5.769
1927 6.158
1928 6.384
Jahr Einwohner
1929 6.656[7]
1961 3.694[5]
1970 3.843[5]
Gebietsreform
1987 12.567[8]
2006 12.850
2011 11.396
2012 11.269
2018 10.885

Die Zahlen gelten für den rechts der Saar gelegenen Ortsteil und ab dem 1. Januar 1974, nach der Neugliederung, für alle fünf Ortsteile der Großgemeinde.

Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgender Verteilung der 33 Sitze im Gemeinderat:[9][10]

  • SPD: 10 Sitze (±0)
  • CDU: 8 Sitze (-4)
  • GRÜNE: 2 Sitze (-2)
  • FDP: 1 Sitz (-1)
  • Wählbar Kleinblittersdorf: 12 Sitze (+8)
  • LINKE: k. A. (-1)
  • 1694–1705: Jean-Etienne von Hausen
  • 1802–1816: Peter von Hausen[11]
  • um 1848: Richard Klein[6]
  • BM Günther (1919–??)
  • 1. Januar 1941 bis 31. Juli 1946: Paul Kolb (Amtsbürgermeister)[12]
  • 6. April 1949 bis 27. Januar 1950 (†): Heinrich Metzger, SPS[13]
  • 5. Februar 1950 bis 5. Juni 1956: Karl Brettar, SPS[13]
  • 6. Juni 1956 bis 1. Juni 1960: „Willi“ Grün
  • 1968 bis 1973 Robert Jeanrond
  • 1973 bis 1987 Gerhard Küster
  • 1987 bis 1992 Robert Jeanrond
  • bis 2001: Günther Brettar, SPD
  • seit 2001 bis 30. April 2020: Stephan Strichertz, parteilos (Wiederwahl 2009)
  • 1. Mai 2020: Rainer Lang, SPD

Blasonierung: „Geteilt von Gold und Blau, oben ein gestümmelter roter Adler, unten ein silberner Pfahl, begleitet rechts von einer schräggestellten goldenen Wolfsangel mit stumpfen Enden und zwei Mittelsprossen, links von einer schräggestellten goldenen Wolfsangel mit stumpfen Enden und einer Mittelsprosse, und belegt mit einem roten Brand.“

Partnerschaften

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Kleinblittersdorf unterhält Jumelages mit den französischen Gemeinden Grosbliederstroff (jenseits der Saar) und Sucé-sur-Erdre im Département Loire-Atlantique.[14] Letztere wurde vor der Eingemeindung von Bliesransbach geschlossen.

Freundschaftsbrücke von 1993

Kleinblittersdorf ist durch die Saarbahn auf dem Schienenweg mit Saarbrücken verbunden. Die Stadtbahn-Linie S1 verkehrt vom Bahnhof Kleinblittersdorf aus tagsüber alle 15 Minuten in das Stadtzentrum von Saarbrücken (ansonsten alle 30 Minuten), die Ortsteile Auersmacher und Hanweiler werden alle 30 (bzw. in Abend- und Nachtstunden alle 60) Minuten angefahren. Kleinblittersdorf liegt an der Bahnstrecke Saarbrücken–Sarreguemines. Zudem verfügen alle Ortsteile der Gemeinde über ein Netz von Bushaltestellen, die von zwei Linien (147, 501) des Unternehmens Saar-Pfalz Bus und einer Linie (R14) von Baron Reisen bedient werden, die als Verbindung nach Homburg (Saar), als Zubringer zur Saarbahn und als Verbindung innerhalb der Ortsteile dient.

Eine Fußgängerbrücke, die Freundschaftsbrücke, verbindet Kleinblittersdorf mit dem lothringischen Grosbliederstroff. Für den Kraftverkehr besteht die kürzeste Verbindung über die Abt-Fulrad-Brücke.

Öffentliche Einrichtungen

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In Kleinblittersdorfer gibt es ein Hallen- und Freibad. Im Hinblick auf den maroden Zustand und den hohen Investitionsbedarf hat der Gemeinderat Ende 2012 die Stilllegung des Hallenbades beschlossen;[15] das Freibad mit einer Grünanlage ist im Sommer jedoch weiterhin geöffnet.

Im Ort befinden sich zwei Regionale Radiosender. Es gibt einen Sender für elektronische Musik der JBM Studios Radio[16] heißt. Der zweite Sender spielt Schlager und heißt Radio Schlagerparadies.[17]

Im Bildungsbereich werden im Ort eine Grundschule und eine Gemeinschaftsschule sowie eine Bücherei unterhalten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Kleinblittersdorf, die Sankt-Agatha-Kirche

In der Ortsmitte von Kleinblittersdorf befindet sich die katholische Pfarrkirche St. Agatha.

Freistaat Carnevalis

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Auf einer Saarinsel nahe der französischen Grenze wurde am 31. Juli 1982 von sieben Karnevalisten der Freistaat Carnevalis ausgerufen. Die Universität des Freistaates verlieh den Karnevalsorden Doctor humoris causa.[18] Insel und damit auch Carnevalis sind (angeblich) in ihrer Existenz bedroht.[19] Die Karnevalsgesellschaft Grünschnäbel e. V. war Träger des Freistaates.

In Kleinblittersdorf gibt es mehrere Sender. Im oberen Teil des Ortes, neben einer Neubausiedlung, befinden sich die Sendeantennen von Radio Schlagerparadies. Bis zum 18. Dezember 2020 stand nur wenige Meter entfernt der Sendemast von JBM Studios Radio,[20] der aus technischen Gründen abgerissen wurde.

Commons: Kleinblittersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Saarland.de – Amtliche Einwohnerzahlen Stand 31. Dezember 2023 (Hilfe dazu).
  2. Geoplatt – kräse vum saarlond (Memento vom 13. November 2007 im Internet Archive)
  3. M. Durival, Description de la Lorraine et du Barrois, Tome second, 1779.
  4. Manfred Niemeyer (Hrsg.): Deutsches Ortsnamenbuch. De Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-018908-7, S. 319.
  5. a b c Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 806 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. a b Michel Mohr: Chronik des Saar-Blies-Winkels, Bd. III; Selbstverlag, Sitterswald 1988–1989; S. 253.
  7. Franz-Ludwig Strauss: Mit Hilfe der Verwaltung in die Jahre 1927 bis 1929 geblickt; in: Die Eul, Kleinblittersdorfer Hefte zu Geschichte und Gegenwart, 3. Jahrgang, Heft 5 (Mai); S. 29 ff., Kleinblittersdorf 2009, ZDB-ID 2364641-X.
  8. Amtliches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland, Ausgabe 1987; Statistisches Bundesamt Deutschland.
  9. Die Landeswahlleiterin des Saarlands, Ergebnis der Gemeinderatswahl 2024 in Kleinblittersdorf
  10. Die Landeswahlleiterin des Saarlands, Ergebnis der Gemeinderatswahl 2019 in Kleinblittersdorf
  11. Klaus Brettar: Neues vom Historischen Verein Saar-Blies – Die heutige Mühlenstraße in: Kleinblittersdorfer Nachrichten KW 08/2012, online (Memento vom 6. Januar 2014 im Internet Archive) bei M-Type Media, S. 6 ff. (zuletzt abgerufen am 6. Januar 2014)
  12. Susanne Neis: Bürgermeister und Oberbürgermeister von Neunkirchen seit der Stadtwerdung 1922. In: Rainer Knauf und Christof Trepesch (Hrsg.): Neunkircher Stadtbuch. Kreisstadt Neunkirchen, 2005, ISBN 3-00-015932-0, S. 734.
  13. a b Karl Brettar – Ein wechselvolles Leben. In: Klaus Brettar (Hrsg.): Dialog. Stiftung Demokratie Saarland, 2017 (online [PDF; 8,0 MB]).
  14. Gemeinde-Partnerschaften, Website von Kleinblittersdorf, abgerufen am 31. Januar 2020
  15. Endgültiges Aus für das Hallenbad Kleinblittersdorf (Memento vom 14. April 2016 im Internet Archive), abgerufen am 29. Dezember 2012.
  16. JBM Studios - STARTSEITE. Abgerufen am 26. Januar 2021 (deutsch).
  17. Das Schlagerradio für Deutschland - Radio Schlagerparadies. Abgerufen am 26. Januar 2021 (deutsch).
  18. Dr. Humoris Causa: Der begehrte Titel der Universität Carnevalis (Memento vom 11. Januar 2013 im Internet Archive) (Version auf WaybackMachine) vom 14. Dezember 2014
  19. Der Freistaat an der Saar ist untergegangen In: saarbruecker-zeitung vom 4. März 2020, abgerufen am 16. September 2022.
  20. JBM Studios - STARTSEITE. Abgerufen am 26. Januar 2021 (deutsch).