Knappschaft (Krankenkasse)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Knappschaft[1]
Logo
Sozialversicherung gesetzliche Krankenversicherung
Kassenart Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See
Rechtsform Marke einer Körperschaft des öffentlichen Rechts
Zuständigkeit Deutschland Deutschland
Sitz Bochum
Aufsichtsbehörde Bundesamt für Soziale Sicherung
Versicherte 1,21 Mio. (Dezember 2022)[2]
Haushaltsvolumen 7,3 Mrd. Euro[3]
Geschäftsstellen 53[4]
Website www.knappschaft.de
Ehemaliges Logo (2003)

Unter der Marke Knappschaft (Eigenschreibweise KNAPPSCHAFT) tritt seit 2002 die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See als einer der Träger der gesetzlichen Krankenversicherung auf. Die Krankenkasse ist bundesweit geöffnet.

Die Knappschaft entwickelte sich aus dem Zusammenschluss der Sankt Johannis Bruderschaft der Bergleute am Rammelsberg bei Goslar,[5] welcher der Hildesheimer Bischof Johann I. von Brakel in einer Urkunde vom 28. Dezember 1260 seinen Schutz zusicherte,[6] und ist damit die älteste Sozialversicherung der Welt.

Seit den 1930er Jahren bestand für Angestellte im Bergbau und für bei der Knappschaft krankenversichert angestellte Mitarbeiter ein Mehrleistungsanspruch. Dieser verursachte einen höheren Beitragssatz als für Arbeiter, dafür übernahm die Knappschaft bei stationärer Behandlung Wahlleistungen (freie Arztwahl und Zweibettzimmer).

Bis zum 31. März 2007 war die Mitgliedschaft allein Versicherten der Knappschaftlichen Rentenversicherung vorbehalten (vornehmlich Bergbaubeschäftigten und deren Familien sowie Knappschaftsmitarbeitern).

Seit April 2007 ist die Krankenkasse für alle gesetzlich Krankenversicherten geöffnet.[7] Neumitglieder können den Mehrleistungsanspruch nicht erwerben. Für sie gleichen die Leistungen jenen anderer gesetzlicher Krankenkassen. Altmitgliedern steht weiterhin ein Bestandsschutz bei knappschaftsspezifischen Sonderleistungen zu. Seit der Öffnung besteht kein wesentlicher Wettbewerbsvorteil mehr gegenüber anderen Krankenkassen.

Am 1. Januar 2008 nahm die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See die See-Krankenkasse und damit auch die See-Pflegekasse auf.[8]

Zahlen und Fakten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Medizinische Netz der Knappschaft umfasst 1.500 niedergelassene Ärzte, elf Krankenhäuser, die in Eigenregie oder als Teil von Krankenhausgesellschaften betrieben werden, elf Rehabilitationskliniken sowie einen eigenen sozialmedizinischen Dienst. Die Krankenversicherung der Knappschaft zählt ca. 1,21 Mio. Mitglieder und rund 176.000 Pflegebedürftige erhalten Leistungen aus ihrer Pflegeversicherung (Stand Dezember 2022).[2]

Seit 1. Januar 2009 werden die Beitragssätze vom Gesetzgeber einheitlich vorgegeben. Seither wurde die Finanzierung des Mehrleistungsanspruchs für Altmitglieder anstatt eines zusätzlichen Beitragssatzes durch ein Prämiensystem abgelöst.[9] Die Knappschaft erhob bis 31. Dezember 2014 keinen einkommensunabhängigen kassenindividuellen Zusatzbeitrag. 2015 erhob sie einen einkommensabhängigen Zusatzbeitrag in Höhe von 0,8 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens. Von Januar 2016 bis September 2018 betrug dieser 1,3 Prozent. Von Oktober 2018 bis Dezember 2020 lag der Zusatzbeitrag bei 1,1 Prozent.[10] Seit 2021 betrug der Zusatzbeitrag 1,6 Prozent.[11] Ab 2024 wurde er auf 2,2 Prozent erhöht, womit der höchste Beitragssatz einer bundesweit tätigen Krankenkasse erreicht wird.[12] Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Knappschaft-Bahn-See, Bettina am Orde, kündigte nach einem Verlust von 400.000 Versicherten in der Krankenversicherung von 2013-2023 und der Beitragssatzerhöhung um 0,6 Prozentpunkte Ende 2023 ihren Rückzug für 2024 an. Zum 1. August 2024 stieg der Zusatzbeitrag um weitere 0,5 Prozent auf 2,7 Prozent.[13] Ab 2025 werden 4,4 Prozent Zusatzbeitrag erhoben.[14]

Knappschafts-Krankenhäuser

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Institution Knappschaftskrankenhaus hat deutschlandweit als medizinische Einrichtung mit gesundheitspolitischem Engagement eine lange Tradition: Bereits vor mehr als 100 Jahren gab es rund fünf Dutzend eigenverantwortlich betriebener Knappschafts-Krankenhäuser.

Für den Zeitraum bis 1923 recherchierte der Autor Ulrich Lauf die Existenz von insgesamt 55 Krankenhäusern deutscher Knappschaftsvereine in folgenden Orten:

Bardenberg, Beuthen, Bielschowitz, Bleicherode, Burbach, Carlsfeld bei Brehna, Czerwionka, Czuchow, Derne (Dortmund), Dillingen, Eisleben, Frankenholz, Gelsenkirchen, Georgsmarienhütte, Gleiwitz, Halberg, Hausham, Hettstedt, Hohenmölsen, Hultschin, Kattowitz, Klettwitz, Knurow, Königshütte, Kreuzburg-Bodland, Langendreer (Bochum), Lauchhammer, Laurahütte, Laurenburg, Mechernich, Myslowitz, Neunkirchen (Saar), Neunkirchen (Daun), Neurode, Nikolai (2×), Orzesche, Peißenberg, Penzberg, Petershofen, Quierschied, Recklinghausen, Rudahammer (Ruda), Rüdersdorf, Rybnik, Rydultau, Scharley, Senftenberg, Staßfurt-Leopoldshall, St. Ingbert, St. Johann (Saar), Sulzbach/Saar, Tarnowitz, Völklingen und Waldenburg.

Hinzu kamen

Manche Krankenhäuser gab es für eine gewisse Zeitspanne, sie wurden aus verschiedenen Gründen anderweitig übernommen, umgenutzt oder aufgegeben, so etwa

  • das Knappschaftskrankenhaus „Bergmannswohl“ in Schkeuditz,
  • das Knappschaftskrankenhaus „Bergmannstrost“ in Halle (Saale) und
  • das Knappschaftskrankenhaus „Bergmannssegen“ in Oberschlesien

Diese drei gehörten zu den Unfallkrankenhäusern der Bergbau-Berufsgenossenschaft Knappschaft und entstanden vor und nach dem Ersten Weltkrieg.[16]

Seinen Ursprung als Knappschafts-Krankenhaus hat auch das Ameos-Klinikum Staßfurt[17] im Stadtteil Leopoldshall:

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. § 2 der Satzung der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See, Stand 1. Januar 2021: „Die Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See ist Träger der knappschaftlichen und der allgemeinen Rentenversicherung sowie unter dem Namen KNAPPSCHAFT Trägerin der Kranken- und Pflegeversicherung in der Bundesrepublik Deutschland (§ 132; § 126 Sechstes Buch Sozialgesetzbuch; § 4 Abs. 2 Fünftes Buch Sozialgesetzbuch sowie § 46 Abs. 1 Elftes Buch Sozialgesetzbuch i. V. m. §§ 43, 71 der Satzung).“
  2. a b Anzahl der Mitglieder in den Ersatzkassen und der Knappschaft in Deutschland nach Kasse in den Jahren 2018 bis 2022 auf statista.com
  3. https://www.knappschaft.de/SiteGlobals/Modules/Footer/DE/Allgemein/DieKnappschaft/RechnungsergebnisGesundheitsbericht/Rechnungsergebnis_2017.pdf?__blob=publicationFile&v=7
  4. Geschäftsstellen
  5. Die Knappschaft als sozialer Pfadfinder, S. 7) (Memento vom 2. November 2014 im Internet Archive)
  6. 750 Jahre Knappschaft – Geschichtliche Meilensteine (Memento vom 2. November 2014 im Internet Archive)
  7. Dienstanweisung Knappschaft (Memento vom 8. Juli 2014 im Internet Archive)
  8. Geschäftsbericht 2007, S. 13 (Memento vom 7. Dezember 2015 im Internet Archive)
  9. Mehrleistungssystem der Knappschaft der Knappschaft (Memento des Originals vom 27. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.auguste-victoria.de ab 1. Januar 2011.
  10. https://www.knappschaft.de/DE/VersicherungBeitraege/MeinBeitrag/meinbeitrag.html
  11. Größen des Versicherungs- und Beitragsrechts ab 1. Januar 2021
  12. Tagesspiegel Gesundheit 23. Dezember 2023
  13. https://www.kbs.de/SharedDocs/Presse/Pressemitteilungen/Knappschaft/2024/07_15.html
  14. https://www.bild.de/politik/inland/krankenkassen-beitraege-explodieren-knappschaft-bahn-see-erhoeht-zusatzbeitrag-674972036ee5aa76f748d1d1
  15. Ulrich Lauf: Die Krankenhäuser der deutschen Knappschaftsvereine im 19. und 20. Jahrhundert. Archiviert vom Original am 14. Juli 2014; abgerufen am 1. November 2021 (Bochum 2005, Hrsg. Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (PDF, 96 Seiten), tabellarische Übersichten auf S. 81 und 83; Leider sind die Übersichten unvollständig, es fehlen die entsprechenden Einrichtungen der Sächsischen Knappschaft; archivierte Webseite).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kbs.de
  16. Roland Heinrich: Schkeuditzerin plant Publikation zum abgerissenen „Bergmannswohl“. In: Mitteldeutsche Zeitung. Abgerufen am 30. Oktober 2021.
  17. AMEOS Klinikum Staßfurt. Abgerufen am 1. November 2021.