Kochenhofsiedlung
Die Kochenhofsiedlung im Stuttgarter Stadtteil Killesberg ist eine 1933 unter der Leitung des Architekten Paul Schmitthenner von Vertretern der Stuttgarter Schule in Holzbauweise errichtete Modellsiedlung. Erklärtes Ziel der Planungen von 1928 war es, ein bewusst traditionalistisches Gegenmodell zur nahe gelegenen, 1927 gebauten Weißenhofsiedlung zu schaffen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Kochenhof stammt von einem gleichnamigen Bauernhof, den es seit den 1770er Jahren auf der Gemarkung gab. Nach ersten Planungen 1927/28 wurden die insgesamt 25 Einzelhäuser der Siedlung 1933 unter Mitwirkung der deutschen Forstwirtschaft im Rahmen der Bauausstellung „Deutsches Holz für Hausbau und Wohnung“ gebaut. Die beteiligten 23 Architektenbüros und Einzelarchitekten, darunter Paul Schmitthenner und Paul Bonatz, waren überwiegend ehemalige Studenten oder Professoren der Technischen Hochschule Stuttgart. Die Mitglieder dieser Gruppe wurden als „Stuttgarter Schule“ bezeichnet. Die Architekten mussten beim Bau bestimmte Richtlinien einhalten, die von Schmitthenner und dem Stuttgarter Stadtplaner Heinz Wetzel vorgegeben wurden.
Zu den Bauauflagen gehörte unter anderem, dass alle Gebäude ein Satteldach haben und in Holzbauweise errichtet werden mussten. Letzteres sollte dazu beitragen, die Haltbarkeit und Wirtschaftlichkeit von Holzbauten zu zeigen und dadurch die Holzverarbeitung im Baugewerbe zu fördern. Einige modernistische Architekten bezeichneten die Kochenhofsiedlung deshalb witzelnd als „Holzwurmsiedlung“. Eine Gastwirtschaft bei der Siedlung hieß demnach lange „Zum Holzwurm“.
Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Siedlung bei Luftangriffen zerstört. Nach dem Krieg wurde das Wohngebiet durch konventionelle Gebäude erweitert, für die nicht mehr die Baurichtlinien der Kochenhofsiedlung galten. Auch in der eigentlichen Siedlung wurden zahlreiche bauliche Veränderungen vorgenommen.
Beteiligte Architekten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paul Schmitthenner, Otto Graf, H. Reiher, Erich K. Hengerer, Fritz Kreß / Verein Deutsches Holz (Hrsg.): Die 25 Einfamilienhäuser der Holzsiedlung am Kochenhof. Verlag Julius Hoffmann, Stuttgart 1933.
- Andreas K. Vetter (Hrsg.): Die 25 Einfamilienhäuser der Holzsiedlung am Kochenhof. Kommentierte Ausgabe der Schrift von 1933. (Katalogreihe der Architekturgalerie am Weißenhof Stuttgart). Spurbuchverlag, Baunach 2006, ISBN 3-88778-305-0.
- Erich K. Hengerer: "Deutsches Holz für Hausbau und Wohnung". Die Bauausstellung Stuttgart 1933, Siedlung am Kochenhof. in: Das Schöne Heim, Jg. 5, 1933/34, S. 64–88.
- Stefanie Plarre: Die Kochenhofsiedlung – Das Gegenmodell zur Weißenhofsiedlung. Paul Schmitthenners Siedlungsprojekt in Stuttgart von 1927 bis 1933 (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart 88). Hohenheim Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-89850-972-9
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Kochenhofsiedlung in Stuttgart
- Jörg Haspel, Jürgen Zänker: Die Holzsiedlung auf dem Stuttgarter Kochenhof 1933 – ein Lehrstück zur Wende gegen die moderne Architektur? (PDF-Datei)
Koordinaten: 48° 47′ 58″ N, 9° 10′ 6″ O