Kohleverstromung
Mit Kohleverstromung bezeichnet man die Stromerzeugung durch das Verbrennen von Kohle in Kohlekraftwerken. Die Kohleverstromung ist seit langem die wichtigste Verwendung für Stein- und Braunkohle.[1]
Technik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kohleverstromung kann zum einen durch direkte Verbrennung der Kohle zur Dampferzeugung geschehen. Mit dem Überdruck im Dampf werden dann die Turbinen betrieben, die Stromgeneratoren antreiben. Ein anderer, indirekter Weg ist die Kohlevergasung und das Verbrennen des Gases, was Turbinen und Generatoren antreibt. Mit den heißen Abgasen lässt sich dann in einer zweiten Stufe Dampf erzeugen, der wie oben genutzt wird.[2]
Status in Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut Jahresstatistik für 2017 hatte Steinkohle einen Anteil an der Stromerzeugung in Deutschland von 14,1 % und Braunkohle einen von 22,5 %. Damit lag der Anteil der Kohleverstromung (gesamt 36,6 %) vor dem der erneuerbaren Energien mit 33,3 %, dem der Kernenergie mit 11,7 % und dem vom Erdgas mit 13,2 %.[3]
2019 wurden in Deutschland 114 TWh aus Braunkohle erzeugt und 57,5 TWh aus Steinkohle (zum Vergleich: 75,1 TWh Kernenergie, 90 TWh Erdgas, 4,8 TWh Mineralöl, 240,3 TWh Erneuerbare, darunter: 125,9 TWh Wind und 44,4 TWh Photovoltaik).[4] 2020 war wegen der COVID-19-Pandemie in Deutschland ein atypisches Jahr.
Am 3. Juli 2020 beschloss der Bundestag den Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland bis zum Jahr 2038.[5]
Die seit Dezember amtierende Regierung Scholz hat in ihrem Koalitionsvertrag folgendes vereinbart: Die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen, hat für uns oberste Priorität. Klimaschutz sichert Freiheit, Gerechtigkeit und nachhaltigen Wohlstand. Es gilt, die soziale Marktwirtschaft als eine sozial-ökologische Marktwirtschaft neu zu begründen. Wir schaffen ein Regelwerk, das den Weg frei macht für Innovationen und Maßnahmen, um Deutschland auf den 1,5-Grad-Pfad zu bringen. Wir bringen neues Tempo in die Energiewende, indem wir Hürden für den Ausbau der Erneuerbaren Energien aus dem Weg räumen. Schritt für Schritt beenden wir das fossile Zeitalter, auch, indem wir den Kohleausstieg idealerweise auf 2030 vorziehen und die Technologie des Verbrennungsmotors hinter uns lassen.[6]
Nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde der Verstromungsmix neu diskutiert.[7]
Status in Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Österreich wurden das Kraftwerk Dürnrohr in Niederösterreich mit 2. August 2019 auf die Nutzung vom in der nahen Müllverbrennungsanlage Dürnrohr erzeugten Dampf umgestellt[8] sowie das Fernheizkraftwerk Mellach in der Steiermark mit 17. April 2020 auf den Betrieb mit Erdgas zur Stromnetzstützung umgestellt.[9] Im Jahr 2022 sollte die Kohleverstromung im Kraftwerk Mellach wieder aufgenommen werden,[10] was jedoch später wieder verworfen wurde.
Status weltweit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Steinkohleanteil an der gesamten Elektrizitätserzeugung ist (Stand 2014) weltweit am höchsten in Südafrika mit 90 %.[11] Südafrika war laut einer Studie von Greenpeace fünftgrößter Kohleproduzent und sechstgrößter Kohlekonsument auf der Erde und dadurch einer der Staaten mit den höchsten CO2-Emissionen.[11]
Deutschland, Großbritannien, die USA, Frankreich und die Europäische Union bringen (Stand November 2021) mit 7,3 Milliarden Euro ein Projekt auf den Weg, das es ermöglichen soll, bis 2030 neun Kohlekraftwerke stillzulegen. Dies würde die Emissionen um 40 Prozent senken.[12]
Geplante neue Kohlekraftwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kohlekraftwerke werden zum einen geplant, um alte Kohlekraftwerke zu ersetzen, und mancherorts auch, um neue Kohlekraftwerk-Kapazitäten zu schaffen. Laut einer im Sommer 2021 erschienenen Analyse des Londoner Thinktanks E3G ist seit dem UN-Klimagipfel von Paris 2015 die Zahl der geplanten neuen Kohlekraftwerke auf der Welt um 76 Prozent gesunken. Planungen für neue Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 1175 Gigawatt sind aufgegeben worden. 44 Regierungen hätten seit 2015 beschlossen, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen. In weiteren 40 Staaten seien keine neuen Kohlekraftwerke geplant. Mehr als die Hälfte der geplanten neuen Kohlekraftwerke seien in China geplant.[13] Allerdings sei die dort geplante zusätzliche Kohleverstromungs-Kapazität um zwei Drittel niedriger als 2015.[14][15]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der Rohstoff Kohle und seine Verwendung. In: Investor Verlag. 20. Januar 2013, abgerufen am 24. April 2019.
- ↑ NDR: Wie aus Kohle Strom wird. Abgerufen am 11. Juli 2019.
- ↑ Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Erneuerbare Energien. Abgerufen am 24. April 2019.
- ↑ Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen: Bruttostromerzeugung (PDF; 139 kB)
- ↑ Bis spätestens 2038: Bundestag beschließt Kohleausstieg. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung online. 3. Juli 2020, abgerufen am 28. Juli 2020.
- ↑ Seite 5 (PDF). Siehe auch S. 58 ff.
- ↑ Hans-Christian Rößler: Wie kommt Europa an neues Gas? In: FAZ.net. 5. März 2022, abgerufen am 28. Januar 2024.
- ↑ Amt der Niederösterreichischen Landesregierung: Letztes Kohlefeuer im Kraftwerk Dürnrohr. In: APA-OTS (Originaltext-Service). 2. August 2019, abgerufen am 3. Mai 2020.
- ↑ Verbund AG: Österreichs letztes Kohlekraftwerk hat den Betrieb eingestellt. In: APA-OTS (Originaltext-Service). 17. April 2020, abgerufen am 3. Mai 2020.
- ↑ Verbund-Kraftwerk Mellach soll wieder auf Kohle umgerüstet werden. Österreichischer Rundfunk, abgerufen am 19. Juni 2022 (österreichisches Deutsch).
- ↑ a b Südafrika – Erstickt an der Kohle. Deutschlandfunk, 28. Januar 2015, abgerufen am 24. April 2019: „Die Kohleverstromung steht für 90 Prozent der Energiegewinnung im sonnen- und windreichen Südafrika. Daneben gibt es ein Kernkraftwerk. Erneuerbare Energien spielten kaum eine Rolle.“
- ↑ br.de
- ↑ E3G.org vom 13. September 2021: PDF, S. 25
- ↑ faz.net vom 14. September 2021
- ↑ E3G.org vom 13. September 2021: The collapse of the global coal pipeline (PDF; 60 S.)