Kabinett Scholz
Kabinett Scholz | |
---|---|
Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland | |
Bundeskanzler | Olaf Scholz |
Wahl | 2021 |
Legislaturperiode | 20. |
Ernannt durch | Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier |
Bildung | 8. Dezember 2021 |
Dauer | 3 Jahre und 14 Tage |
Vorgänger | Kabinett Merkel IV |
Zusammensetzung | |
Partei(en) | SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP (bis 7. November 2024); SPD, Bündnis 90/Die Grünen (ab 7. November 2024) |
Minister | 16 |
Repräsentation | |
Deutscher Bundestag | bis November 2024: 415/733 (57 %)
325/733 (44 %)
|
Das Kabinett Scholz ist die amtierende, 24. Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland. Der Wahl von Olaf Scholz zum Bundeskanzler durch den 20. Deutschen Bundestag am 8. Dezember 2021 folgten noch am selben Tag seine Ernennung und die der von ihm vorgeschlagenen Bundesminister durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Zuvor hatten die Parteien der sogenannten „Ampelkoalition“ den Koalitionsvertrag der 20. Wahlperiode des Bundestages geschlossen. Die Minister des Kabinetts gehörten den drei Parteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP an. Am 6. November 2024 kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an, mit der Vertrauensfrage vor den Deutschen Bundestag zu treten.[1][2][3] Bundesminister Christian Lindner (FDP) wurde entlassen, zwei weitere Minister der FDP traten zurück. Die formelle Entlassung dieser drei Minister durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erfolgte am 7. November 2024.[4] Das Kabinett besteht seitdem aus Ministern der SPD und von Bündnis 90/Die Grünen sowie einem Parteilosen.
Die Regierung Scholz stützte sich bis November 2024 auf eine absolute Mehrheit von 415 der 733 Abgeordneten im Deutschen Bundestag, nach dem Ausscheiden der FDP aus der Koalition nur noch auf 325 der 733 Abgeordneten.
Regierungsbildung
Der am 26. September 2021 gewählte 20. Deutsche Bundestag konstituierte sich am 26. Oktober 2021. Verhandlungen für eine mögliche „Ampelkoalition“ wurden am 24. November 2021 mit dem Koalitionsvertrag der 20. Wahlperiode des Bundestages abgeschlossen[5] (siehe auch die Liste der Teilnehmer an den Koalitionsverhandlungen zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP 2021).
Der Koalitionsvertrag wurde von der SPD auf einem Parteitag am 4. Dezember 2021 mit 98,8 Prozent gebilligt.[6] Am 5. Dezember genehmigte ihn die FDP auf einem digitalen Parteitag mit 92 Prozent. Die am 6. Dezember endende Urabstimmung bei den Grünen ergab 86 Prozent Zustimmung.[7] Die Unterzeichnung durch die Spitzenvertreter der drei Parteien folgte am 7. Dezember.[8]
Wahl des Bundeskanzlers im Bundestag
In der Abstimmung über den deutschen Bundeskanzler erhielt der gemäß Art. 63 Abs. 1 GG von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorgeschlagene Olaf Scholz am 8. Dezember 2021 vom 20. Deutschen Bundestag in seiner 5. Sitzung 395 von 707 abgegebenen Stimmen (der Bundestag hatte zu diesem Zeitpunkt 736 Mitglieder); 303 Abgeordnete stimmten gegen Scholz, sechs enthielten sich und drei Stimmzettel waren ungültig. Mit der nötigen absoluten Mehrheit war Olaf Scholz damit gemäß Art. 63 Abs. 2 GG zum Bundeskanzler gewählt; Olaf Scholz nahm die Wahl an.
Am selben Tag wurden er und die von ihm vorgeschlagenen Bundesminister von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ernannt und vor dem Bundestag vereidigt, die Eidesformel nach Art. 56 GG sprach Scholz ohne den möglichen Gottesbezug.[9]
Wahlgang | Kandidat | Stimmen | Stimmenzahl | Anteil | Koalitionspartei(en) | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Wahlgang | Olaf Scholz (SPD) |
Ja-Stimmen | 395 | 53,7 % | SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP | ||||
Nein-Stimmen | 303 | 41,2 % | |||||||
Enthaltungen | 6 | 0,8 % | |||||||
Ungültig | 3 | 0,4 % | |||||||
nicht abgegeben | 29 | 3,9 % | |||||||
Damit wurde Olaf Scholz zum Bundeskanzler gewählt. |
Von den 416 Mitgliedern der Koalitionsfraktionen fehlten nach dem Sitzungsprotokoll sechs entschuldigt.[9]
Wahlgang | Kandidat | Stimmen | Stimmenzahl | Anteil | Koalitionspartei(en) | |||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Vertrauensfrage | Olaf Scholz (SPD) |
Ja-Stimmen | 207 | 28,2 % | SPD, Grüne | |||
Nein-Stimmen | 394 | 53,8 % | ||||||
Enthaltungen | 116 | 15,8 % | ||||||
Ungültig | 0 | 0,0 % | ||||||
nicht abgegeben | 16 | 2,2 % | ||||||
Damit wurde Olaf Scholz nicht das Vertrauen ausgesprochen. |
Bekanntgabe der Bildung der Bundesregierung
Auf der 5. Sitzung am 8. Dezember 2021 wurden im Anschluss an die Vereidigung von Olaf Scholz als Bundeskanzler auch die vom Bundespräsidenten am selben Tag ernannten Bundesminister bekanntgegeben und leisteten ihrerseits den nach Art. 56 Abs. 2 GG vorgeschriebenen Eid. Den fakultativen Gottesbezug sprachen dabei Christian Lindner, Nancy Faeser, Marco Buschmann, Hubertus Heil, Christine Lambrecht, Karl Lauterbach, Volker Wissing, Bettina Stark-Watzinger und Klara Geywitz; Robert Habeck, Annalena Baerbock, Cem Özdemir, Anne Spiegel, Steffi Lemke, Svenja Schulze, und Wolfgang Schmidt leisteten ihren Eid ohne diesen Zusatz.[9]
Personalien
Mitglieder Bundesregierung und Parlamentarische Staatssekretäre
Der Zuschnitt des Kabinetts und insbesondere die Verteilung der Ressorts wurden bei der Präsentation des Koalitionsvertrages am 24. November 2021 vorgestellt. Der Bereich „Bau und Wohnen“ wurde aus dem Innenministerium in ein eigenes Ministerium ausgegliedert und der Bereich „Verbraucherschutz“ aus dem Justizministerium ins Umweltministerium verschoben. Damit gab es 16 statt zuvor 15 Minister, davon stellte sieben die SPD, fünf Bündnis 90/Die Grünen und vier die FDP. Gemäß dem Koalitionsvertrag stellt die SPD im Bundeskanzleramt die „Staatsministerin für Bund-Länder-Beziehungen“, die „Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration“ sowie den „Staatsminister für die neuen Bundesländer“. Bündnis 90/Die Grünen stellen dort die „Staatsministerin für Kultur und Medien“ sowie zwei Staatsministerinnen und einen Staatsminister im Auswärtigen Amt. Das Vorschlagsrecht für Parlamentarische Staatssekretäre liegt bei den jeweiligen Bundesministern.[10]
FDP und Bündnis 90/Die Grünen nominierten Minister aus ihren Reihen am 24. und 25. November 2021.[11][12][13] Die SPD veröffentlichte ihre Ministerliste nach der Zustimmung ihrer Delegierten zum Koalitionsvertrag in einer Pressekonferenz am 6. Dezember.[14]
In den Nominierungen wurden neben dem Bundeskanzler acht Ministerinnen und acht Minister berücksichtigt. Auf der Ebene der Parlamentarischen Staatssekretäre gab es 19 Frauen und 18 Männer. Insgesamt gehörten der Bundesregierung nebst Staatsministern und Staatssekretären jeweils 27 Frauen und Männer an (SPD: 13 Frauen, elf Männer; Bündnis 90/Die Grünen: elf Frauen, sieben Männer; FDP: drei Frauen, neun Männer). Scholz löste damit ein Wahlversprechen aus dem November 2020 ein, das Kabinett mit mindestens gleich vielen Frauen wie Männern zu besetzen. Seit der Ablösung von Christine Lambrecht durch Boris Pistorius im Verteidigungsministerium im Januar 2023 war die Geschlechterparität nicht mehr gegeben.[15]
Die Bundesregierung besteht nach Art. 62 Grundgesetz aus dem Bundeskanzler und den Bundesministern. Daher sind die Parlamentarischen Staatssekretäre (ggf. mit der Bezeichnung Staatsminister) keine Regierungsmitglieder.
- Anmerkungen
- ↑ In der amtlichen Reihenfolge
- ↑ Weder Parlamentarische Staatssekretäre noch Staatsminister sind nach Art. 62 GG Teil der Bundesregierung.
- ↑ Die Ernennung zur Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus erfolgte am 23. Februar 2022.
- ↑ Leitete als „besonders bezeichneter Bundesminister“ die Kabinettssitzungen, wenn Bundeskanzler und Vizekanzler verhindert waren.
Veränderungen
In der Ampelkoalition von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP (Dezember 2021 – Oktober 2024)
Am 11. April 2022 erklärte Anne Spiegel den Rücktritt von ihrem Amt als Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Am 25. April wurde sie von Lisa Paus abgelöst.[28] Ursache für den Rücktritt waren Vorwürfe gegen Spiegel im Zusammenhang mit ihrem vorherigen Amt als Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität in Rheinland-Pfalz und ihr Agieren im Kontext des Hochwassers im Ahrtal 2021.
Am 3. Juni 2022 legte Thomas Sattelberger aus privaten und gesundheitlichen Gründen sein Amt als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung und die damit verbundene Position des Beauftragten für Transfer und Ausgründungen aus der Wissenschaft nieder. Sein Nachfolger wurde noch am selben Tag der Bundestagsabgeordnete Mario Brandenburg.
Am 28. Juni 2022 legte Oliver Krischer sein Amt als Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz nieder, da er in der neu gebildeten schwarz-grünen Koalition in Nordrhein-Westfalen das Amt des Ministers für Umwelt, Naturschutz und Verkehr übernahm. Seine Nachfolge trat am 14. Juli 2022 der ehemalige Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz in Niedersachsen, Stefan Wenzel, an.
Zum 31. Dezember 2022 legte Manuela Rottmann das Amt als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft nieder, da sie als Oberbürgermeisterkandidatin nach Frankfurt am Main wechselte. Ihre Nachfolge trat am 9. Januar 2023 Claudia Müller an.
Am 16. Januar 2023 bat die Bundesministerin der Verteidigung Christine Lambrecht den Bundeskanzler um ihre Entlassung.[29] Am 19. Januar wurde sie aus ihrem Amt entlassen und der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius zum Nachfolger ernannt.[30]
Am 27. April 2023 wurde Cansel Kiziltepe Senatorin für Integration, Arbeit, Soziales, Vielfalt und Antidiskriminierung des Landes Berlin, ihr folgte Elisabeth Kaiser als Parlamentarische Staatssekretärin im Bauministerium nach.[31]
Christian Kühn wurde am 15. Februar 2024 Präsident des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, sein Nachfolger als Parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium wurde Jan-Niclas Gesenhues.
Michael Theurer wurde am 1. September 2024 Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, sein Nachfolger als Parlamentarischer Staatssekretär im Verkehrsministerium und als Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr wurde Gero Hocker.
Nach dem Bruch der Ampelkoalition (seit November 2024)
Am 6. November 2024 kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Entlassung von Bundesminister Christian Lindner (FDP) aufgrund von unüberbrückbaren Differenzen innerhalb der Bundesregierung vorzuschlagen und mit der Vertrauensfrage vor den Deutschen Bundestag zu treten.[32][33][3] Die ebenfalls der FDP angehörenden Bundesminister Marco Buschmann (Justiz) und Bettina Stark-Watzinger (Bildung und Forschung) kündigten daraufhin noch am selben Abend ihren Rücktritt an.[34] Sie wurden gemeinsam mit Lindner am Folgetag vom Bundespräsidenten aus ihren Ämtern entlassen.
Volker Wissing (Digitales und Verkehr) trat aus der FDP aus und verblieb in der Regierung; seine Staatssekretäre im Verkehrsministerium (Daniela Kluckert, Oliver Luksic und Gero Hocker, alle FDP) baten dagegen um ihre Entlassung; sie schieden genauso wie alle weiteren Parlamentarischen Staatssekretäre der FDP (Katja Hessel, Florian Toncar, Benjamin Strasser, Jens Brandenburg und Mario Brandenburg) am 7. November aus dem Amt.[35][36][37]
Der bisherige Staatssekretär Jörg Kukies (SPD) übernahm das Bundesfinanzministerium, Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) übernahm zusätzlich das Bildungsministerium, Volker Wissing wurde zusätzlich zum Bundesminister der Justiz ernannt.[37][38]
Daraufhin wurde, ebenfalls im November 2024, die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Claudia Müller zusätzlich zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung ernannt. Die Staatsministerin für Bund-Länder-Beziehungen und nachhaltige Entwicklung im Bundeskanzleramt Sarah Ryglewski wurde zusätzlich zur Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesministerium der Finanzen ernannt. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Sören Bartol wurde zusätzlich zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr ernannt. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium des Innern und für Heimat Johann Saathoff wurde zusätzlich zum Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz ernannt.
Weitere Personalien
Der Koalitionsvertrag spricht das Vorschlagsrecht für den deutschen EU-Kommissar nach der Europawahl 2024 Bündnis 90/Die Grünen zu, sofern die Kommissionspräsidentin nicht aus Deutschland stammt. Da Ursula von der Leyen jedoch 2024 erneut zur Kommissionspräsidentin gewählt wurde, kam dieses Vorschlagsrecht nicht zum Zuge.[39]
Zum Regierungssprecher wurde Steffen Hebestreit (SPD) ernannt.[40]
Von der Bundesregierung wurden auch Bundesbeauftragte ernannt; Stand Januar 2024 gab es 45 Beauftragte der Bundesregierung, Bundesbeauftragte sowie Koordinatoren der Bundesregierung nach § 21 Abs. 3 Gemeinsame Geschäftsordnung der Bundesministerien.[41]
Gesetzesinitiativen
Die Koalition von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP verfügte im 20. Deutschen Bundestag bis November 2024 über eine absolute Mehrheit der Abgeordneten.
Im Jahr 2021, in dem die Arbeit des 19. Bundestags endete und die des 20. Bundestags begann, brachte die neue Bundesregierung noch keine Gesetzesvorhaben in den Bundestag ein.[42]
Das Jahr 2022 brachte im 20. Deutschen Bundestag 115 Gesetze, die an 68 Sitzungstagen verabschiedet wurden. 75 der Gesetzesentwürfe brachte die Bundesregierung ein.[43]
Eine im September 2023 durch die Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte Halbzeitbilanz kam zu dem Fazit, dass die Ampel-Regierung im Vergleich zur Vorgängerregierung, der Großen Koalition (Kabinett Merkel IV), mit 38 statt 53 Prozent zwar anteilsmäßig weniger ihrer Koalitionsversprechen bis zur Halbzeit umgesetzt hatte, mit 174 von 453 erfüllten Vorhaben (gegenüber der Vorgängerregierung, die zur Halbzeit 154 Vorhaben umgesetzt hatte) aber absolut gesehen sogar etwas mehr schaffte. Weitere 55 Vorhaben bzw. 12 Prozent wären im „Prozess der Erfüllung“ und nochmals 62 Vorhaben bzw. 14 Prozent „substantiell angegangen“. Im Umkehrschluss seien 162 Vorhaben bzw. 36 Prozent noch nicht erfüllt oder angegangen. Unter den umgesetzten Vorhaben waren sowohl größere Reformen als auch weniger aufwendige Gesetze.[44]
Im Jahr 2023 verabschiedete der Deutsche Bundestag insgesamt 107 Gesetze, von denen die Bundesregierung 89 Gesetzentwürfe einbrachte.[45]
Mit dem Ausscheiden der FDP aus der Koalition im November 2024 verlor die Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz die absolute Mehrheit im Bundestag. Um trotzdem Gesetze beschließen zu können, ist die Minderheitsregierung seither auf Unterstützung aus dem Oppositionslager angewiesen.
Von Bundestag und Bundesrat beschlossene Gesetze
Gegenstand | Federführende Ministerien | In-Kraft |
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Schaffung eines 100 Mrd. € Sondervermögens Bundeswehr im Rahmen der „Zeitenwende“[46] | Verteidigung | 1. Juli 2022 |
Abschaffung des Paragrafen 219a StGB (Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft)[47] | Justiz | 18. Juli 2022 |
Erhöhung der BAföG-Sätze und Erweiterung des Kreises der Bezugsberechtigten[48] | Bildung und Forschung | 1. August 2022 |
Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro und der Minijobgrenze auf 520 € | Arbeit und Soziales | 1. Oktober 2022 |
Entlastung bei den Energiekosten durch Abschaffung der EEG-Umlage, Senkung der Energiesteuer, 300 € Energiepreispauschale sowie eine Strom- und Gaspreisbremse | Finanzen / Wirtschaft und Klimaschutz | 29. November 2022 |
Ratifizierung des Freihandelsabkommens mit Kanada (CETA) | Wirtschaft und Klimaschutz | 1. Dezember 2022 |
Steuerentlastungen, insb. gegen die kalte Progression (Inflationsausgleichsgesetz)[49][50], sowie Erhöhung des Arbeitnehmerpauschbetrags, des Grundfreibetrags, des Sparer-Pauschbetrags und der Pendlerpauschale | Finanzen | 8. Dezember 2022 |
Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbarer Energien (sog. Osterpaket) und Novellierung des EEG[51] | Wirtschaft und Klimaschutz | 1. Januar 2023 |
Wohngeldreform | Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen | 1. Januar 2023 |
Einführung des Bürgergeldes (Ablösung von „Hartz IV“) | Arbeit und Soziales | 1. Januar 2023 |
Paritätische Verteilung der CO2-Abgaben fürs Heizen mit Erdöl und Erdgas zwischen Mietern und Vermietern (Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz) | Wirtschaft und Klimaschutz / Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen | 1. Januar 2023 |
Änderung des Europawahlgesetzes: Senkung des Wahlalters auf 16 für die Wahl des Europäischen Parlaments[52] | Inneres | 14. Januar 2023 |
Beschleunigung von verwaltungsgerichtlichen Verfahren im Infrastrukturbereich | Justiz | 15. März 2023 |
Novellierung des Verpackungsgesetzes (Caterer, Lieferdienste und Restaurants müssen Alternativen zu Einwegbehältern für To-Go- bzw. Take-Away-Essen und -Getränke anbieten) | Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz | |
Änderung des Transfusionsgesetzes (Neuregelung der Blutspende durch Abschaffung der Diskriminierung homosexueller Männer und Abschaffung der Altershöchstgrenze)[53] | Gesundheit | 1. April 2023 |
Deutschlandticket (bundesweite ÖPNV-Nutzung für 49 €) | Verkehr | 1. Mai 2023 |
Kulturpass für 18-Jährige (200 Euro Budget zur Nutzung kultureller Angebote) | 1. Juni 2023 | |
Pflegereform (Erhöhung der Leistungen und des Pflegeunterstützungsgelds für häusliche Pflege; Erhöhung der Beitragssätze; Abschläge für Familien ab dem 2. Kind) | Gesundheit | 1. Juli 2023 |
Reform des Baugesetzes (Bauleitpläne werden online veröffentlicht und Genehmigungsverfahren vereinfacht)[54] | Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen | 7. Juli 2023 |
Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz | Gesundheit | 1. August 2023 |
Gesetz zur Kennzeichnung von Lebensmitteln mit der Haltungsform der Tiere, von denen die Lebensmittel gewonnen wurden (Tierwohllabel)[55] | Ernährung und Landwirtschaft | 24. August 2023 |
Reform des Wettbewerbsrechts zur Stärkung des Bundeskartellamtes[56] | Wirtschaft und Klimaschutz / Justiz | |
Gesetz zur Überarbeitung des strafrechtlichen Sanktionenrechts (Halbierung der Ersatzfreiheitsstrafe, ausdrücklich gesetzlich geregelte Verschärfung in der Strafzumessung bei Taten mit „geschlechtsspezifischen“ sowie „gegen die sexuelle Orientierung gerichteten“ Motiven, Möglichkeit einer Weisung zur Therapie oder Erbringung gemeinnütziger Leistungen bei Bewährungen) | Justiz | 1. Oktober 2023 |
Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes („Chancen-Aufenthaltsrecht“, „Chancenkarte“ basierend auf einem Punktesystem)[57] | Inneres sowie Arbeit und Soziales | 1. November 2023 |
Gesetz zur Heizungsmodernisierung / „Wärmewende“ (Gebäudeenergiegesetz)[58] | Wirtschaft und Klimaschutz | 1. Januar bzw. 1. Oktober 2024 |
Reform des Lobbyregisters zur Einführung eines „legislativen Fußabdrucks“[59] | 1. März 2024 | |
Wachstumschancengesetz (steuerliche Erleichterungen für Unternehmen, Abbau von Bürokratie, Investitionen in den Klimaschutz, mehr Fachkräfte aus dem Ausland, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren) | Finanzen | 27. März 2024 |
Reform des Staatsangehörigkeitsrechts (doppelte Staatsbürgerschaft auch für Nicht-EU-Bürger, Verkürzung der Mindestaufenthaltszeit)[60] | Inneres | 1. April 2024 |
Legalisierung von Cannabis[61] | Gesundheit | 1. April 2024 |
Solarpaket (Vereinfachung der Installation von Solarmodulen auf Dächern, Balkonen und Feldern)[62] | Wirtschaft und Klimaschutz | 16. Mai 2024 |
Senkung der Mindeststrafe für die Verbreitung von Kinderpornographie[63][64] | Justiz | 28. Juni 2024 |
Reform des Klimaschutzgesetzes (Aufhebung der CO2-Ziele für einzelne Sektoren) | Wirtschaft und Klimaschutz | 17. Juli 2024 |
Startchancenprogramm zur Förderung von Schulen in sozialen Brennpunkten | Bildung und Forschung | 1. August 2024 |
Einführung der Möglichkeit einer digitalen Verfassungsbeschwerde[65] | Justiz | 1. August 2024 |
Bürokratieentlastungsgesetz[66] | Justiz | 31. Oktober 2024 |
Selbstbestimmungsgesetz (Ersatz für Transsexuellengesetz)[67] | Justiz sowie Familie, Senioren, Frauen und Jugend | 1. November 2024 |
Krankenhausreform | Gesundheit | 1. Januar 2025 |
Reform des Namensrechts[68] | Justiz | 1. Mai 2025 |
Maßnahmen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022
Im Jahr 2022 beschloss das Kabinett aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten (insbesondere aufgrund gestiegener Energie- und Benzinpreise), die durch den von Russland begonnenen Krieg gegen die Ukraine und der von Russland eingestellten Erdgaslieferungen gegenüber Deutschland bedingt sind,[69] Maßnahmen zur finanziellen Entlastung der Bevölkerung. In zwei ersten Maßnahmenpaketen in Höhe von 30 Milliarden Euro wurde neben der Abschaffung der EEG-Umlage Einmalzahlungen in Höhe von 300 Euro für alle Beschäftigten, eine Einmalzahlung von 100 bis 200 Euro für alle Arbeitslosen, eine einmalige Erhöhung des Kindergeldes um 100 Euro pro Kind sowie jeweils drei Monate das 9-Euro-Ticket und eine Stützung der Kraftstoffpreise verfügt. In einem dritten Maßnahmenpaket in Höhe von 65 Milliarden Euro wurden unter anderem Einmalzahlungen in Höhe von 300 Euro an Rentner, Einmalzahlungen in Höhe von 200 Euro an Fachschüler und Studenten, 415 Euro Heizkostenzuschüsse an Bezieher von Wohngeld zusätzlich zur dauerhaften Erhöhung desselben ab dem Jahr 2023, eine Erhöhung des Kindergeldes um 18 Euro ab dem Jahr 2023, eine Anhöhung der Midijob-Obergrenze, die Einführung eines deutschlandweiten Nahverkehrstickets (49-Euro-Ticket), eine Einkommensteuerentlastung, eine weitere Steuerfreistellung von 3000 Euro, eine Strompreisbremse und die Einführung eines Bürgergeldes (das 50 Euro über den Hartz IV-Regelsätzen liegt) beschlossen. Zur Finanzierung der Maßnahmen einigte sich die Ampelkoalition auf die Abschöpfung von Zufallsgewinnen am Strommarkt (Übergewinnsteuer).[70][71][72] Ende September 2022 stellte Scholz mit seiner Regierung über Kredite (Wirtschaftsstabilisierungsfonds) finanzierte Maßnahmen in Höhe von 200 Milliarden Euro vor.[73] Darunter fallen die Senkung der Umsatzsteuer auf Gas bis zum Frühjahr 2024 von 19 auf sieben Prozent, Ausbau der Infrastruktur für den Import von Flüssigerdgas durch LNG-Terminals, die potentielle Ausschöpfung von alternativen Energiequellen und von Kohleverstromung als auch der potentielle Weiterbetrieb von Kernkraftwerken bis Mitte April 2023 (statt Abschaltung Ende 2022).[74]
Gesetze im Gesetzgebungsverfahren
Gegenstand | Verantwortliche Ministerien | Vom Kabinett verabschiedet |
---|---|---|
Wissenschaftszeitvertragsgesetz zur besseren Absicherung von Akademikern in Forschung und Lehre[75] | Bildung und Forschung | 27. März 2024 |
Nicht umgesetzte Gesetzesvorhaben
Gegenstand | Verantwortliche Ministerien |
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Einführung einer Kindergrundsicherung[76] | Familie, Senioren, Frauen und Jugend |
Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel[77] | Ernährung und Landwirtschaft |
Einführung einer Aktienrente („Generationenkapital“)[78] | Finanzen |
Senkung des Wahlalters auf 16 für Bundestagswahlen[79] | Inneres |
Familienstartzeitgesetz (zwei Wochen Freistellung für beide Elternteile nach Geburt des Kindes)[80] | Familie, Senioren, Frauen und Jugend |
Reform des Unterhaltsrechts[81] | Justiz |
Reform des Rettungsdienstes | Gesundheit |
Kraftwerkssicherheitsgesetz |
Literatur
- Knut Bergmann (Hrsg.): »Mehr Fortschritt wagen«? Parteien, Personen, Milieus und Modernisierung: Regieren in Zeiten der Ampelkoalition. transcript, Bielefeld 2022, ISBN 978-3-8394-6307-9.
- Florian Grotz, Wolfgang Schroeder: Die Rekrutierung des Regierungspersonals in der Ampel-Koalition: Zwischen Repräsentation, Loyalität und Kompetenz. Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl) 2022, S. 344–364.
Weblinks
- Webpräsenz der Bundesregierung
- www.bundeskanzler.de, Kanzler Scholz zur Entlassung des Finanzministers Christian Lindner
Einzelnachweise
- ↑ Statement des Bundeskanzlers zur Entlassung des Finanzministers | Bundesregierung. In: bundeskanzler.de. Bundesregierung, 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ Kanzler Scholz will im Januar Vertrauensfrage stellen. In: tagesschau.de. 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ a b Kanzler Scholz entlässt Finanzminister Lindner. Tagesschau, 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ FDP-Minister treten geschlossen zurück. In: Sueddeutsche Zeitung. 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ Mehr Fortschritt wagen. Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. S. 176 f. bundesregierung.de, abgerufen am 8. Dezember 2023.
- ↑ Peter Carstens: „Wir haben alle Bock auf diese Koalition“. In: FAZ.net. 4. Dezember 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Die Ampelregierung steht: Grüne stimmen für Koalition mit SPD und FDP. In: Der Spiegel. 6. Dezember 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Ampel-Koalition: "Jetzt beginnt die Zeit der Tat". In: zeit.de. 7. Dezember 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ a b c Plenarprotokoll 20/5 vom 8. Dezember 2021 bundestag.de
- ↑ Koalitionsvertrag 2021–2025 – Mehr Fortschritt wagen bei wiwo.de
- ↑ Anna Ernst: Ampel: Özdemir wird Landwirtschaftsminister. In: sueddeutsche.de. 25. November 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ FDP-Bundesvorstand begrüßt Koalitionsvertrag / Vorschlag personelle Besetzung der FDP-Ressorts – Pressemitteilung. In: crm.fdp.de. 24. November 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Grüne Ministerien: Özdemir soll Landwirtschaftsminister werden. In: tagesschau.de. 30. November 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Sophia Rockenmaier: SPD-Minister: Karl Lauterbach wird Gesundheitsminister. In: zdf.de. 6. Dezember 2021, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Keine Parität im Kabinett: SPD-Frauen sprachlos. Abgerufen am 18. Januar 2023.
- ↑ Presse- und Informationsamt der Bundesregierung: Beschluss des Bundeskabinetts:Staatsministerin Ryglewski übernimmt Zuständigkeit für nachhaltige Entwicklung. 28. August 2022, abgerufen am 18. Januar 2023.
- ↑ SPD-Politikerin: Alabali-Radovan wird Antirassismus-Beauftragte auf tagesschau.de, abgerufen am 23. Februar 2022.
- ↑ Stefan Wenzel zum Parlamentarischen Staatssekretär im BMWK ernannt. In: bmwk.de. Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 14. Juli 2022, abgerufen am 15. Juli 2022.
- ↑ a b c d e f Bruch der Ampelkoalition − Das ist die neue Bundesregierung. In: tagesschau.de. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ a b c d e f stern.de: Merz fordert Neuwahlen im Januar – Wissings Staatssekretäre schmeißen hin. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ tagesschau.de: Pistorius vom Bundespräsidenten zum Verteidigungsminister ernannt. Abgerufen am 19. Januar 2023.
- ↑ Aushändigung der Entlassungsurkunde an Anne Spiegel und Überreichung der Ernennungsurkunde an Elisabeth Paus. In: bundespraesident.de. Bundespräsidialamt, abgerufen am 23. April 2022.
- ↑ a b c BMDV - Minister und Hausleitung. Abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ dpa: Parteien: Wechsel zur Bundesbank: FDP-Chef Theurer kündigt Rückzug an. In: Die Zeit. 30. August 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 3. September 2024]).
- ↑ Wissing bestimmt Nachfolger für Theurer. Bundesministerium für Digitales und Verkehr, 5. September 2024, abgerufen am 5. September 2024.
- ↑ Wissing übernimmt Justizministerium, Özdemir wird zusätzlich Bildungsminister. In: Süddeutsche Zeitung. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Ernennung von Cem Özdemir zum Bundesminister für Bildung und Forschung. In: Bericht. Bundespräsidialamt, 25. November 2024, abgerufen am 25. November 2024.
- ↑ Frank-Walter Steinmeier entlässt Anne Spiegel und ernennt Lisa Paus zur Familienministerin – DER SPIEGEL. In: Der Spiegel. 25. April 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. April 2022]).
- ↑ Erklärung der Bundesministerin der Verteidigung. Bundesministerium der Verteidigung, 16. Januar 2023, abgerufen am 16. Januar 2023.
- ↑ Pistorius zum Verteidigungsminister ernannt. In: tagesschau.de. Abgerufen am 19. Januar 2023.
- ↑ Elisabeth Kaiser als Parlamentarische Staatssekretärin vereidigt. In: bmwsb.bund.de. Abgerufen am 29. April 2023.
- ↑ Statement des Bundeskanzlers zur Entlassung des Finanzministers | Bundesregierung. In: bundeskanzler.de. Bundesregierung, 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ Kanzler Scholz will im Januar Vertrauensfrage stellen. In: tagesschau.de. 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ FDP-Minister treten geschlossen zurück. In: Sueddeutsche Zeitung. 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ Volker Wissing bleibt Minister und verlässt die FDP. In: ZEIT ONLINE. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
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