Kommission von der Leyen II
Die Kommission von der Leyen II bildet die aktuelle Europäische Kommission. Sie nahm am 1. Dezember 2024 als Nachfolgerin der Kommission von der Leyen I nach ihrer Wahl durch das Europäische Parlament am 27. November und der anschließenden formellen Bestätigung durch den Europäischen Rat ihre Arbeit auf. Bereits Mitte September 2024 wurden die Kandidaten und die Verteilung der Ressorts präsentiert.
Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Nachgang der Europawahl 2024, bei der die Europäische Volkspartei (EVP) als stärkste Kraft hervorgegangen war, wurde deren Spitzenkandidatin und bisherige Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 28. Juni 2024 vom Europäischen Rat mit qualifizierter Mehrheit für eine weitere Amtszeit nominiert.[1] Sie erhielt dabei 25 Ja-Stimmen, eine Nein-Stimme (Ungarn) und eine Enthaltung (Italien). Im gleichen Zuge wählte dieser António Costa (SPE) zum Ratspräsidenten und nominierte Kaja Kallas (ALDE) als Hohe Vertreterin für Außenpolitik.[2]
Am 18. Juli 2024 erhielt von der Leyen im Europäischen Parlament in geheimer Wahl 401 von 707 abgegebenen Stimmen und war somit im ersten Wahlgang gewählt.[3] Die erforderliche absolute Mehrheit lag bei 360 Stimmen, 284 Abgeordnete stimmten gegen von der Leyen, 22 Stimmzettel waren leer oder ungültig.[4][5] Sie wurde dabei von den Fraktionen EVP, S&D, Renew Europe und den Grünen/EFA unterstützt. Im Vorfeld war auch über eine Unterstützung durch die EKR spekuliert worden; diese gaben jedoch bekannt, aufgrund der Zustimmung der Grünen/EFA gegen von der Leyen gestimmt zu haben.[6][7] Zuvor hatte von der Leyen dem Parlament ihre politischen Leitlinien vorgestellt.[8]
Im Anschluss an ihre Wahl begann Ursula von der Leyen mit der Zusammenstellung ihrer zweiten Kommission. Dabei ist zu berücksichtigen, dass jeder Mitgliedstaat einen Kommissar nominieren darf[9] und diese gemeinsam vom EU-Parlament bestätigt werden müssen. Die Kommissionspräsidentin forderte die Mitgliedstaaten deshalb auf, bis zum 30. August 2024 jeweils einen männlichen und einen weiblichen Kandidaten zu benennen, um eine geschlechterparitätische Kommission zu erreichen.[10] Ausschließlich Länder, die einen amtierenden Kommissar wiederbenennen, wurden davon ausgenommen. Nur Bulgarien hielt sich jedoch hieran und nominierte Ekaterina Sachariewa und Julian Popow, unter denen sich von der Leyen für Sachariewa entschied.[11] Dadurch ist das Geschlechterverhältnis in der neuen Kommission mit 15 Männern und 12 Frauen voraussichtlich nicht genau gleichverteilt.
Der ursprünglich von Slowenien nominierte Tomaž Vesel zog seine Kandidatur im Laufe des Prozesses zurück[12]; stattdessen wurde Marta Kos vorgeschlagen. Am 16. September 2024 zog sich auch der von Frankreich als Kommissar nominierte Thierry Breton,[13] der in der neuen Kommission Exekutiver Vizepräsident für Industrie und strategische Autonomie werden sollte, von seinem bisherigen Amt als EU-Kommissar für den Binnenmarkt zurück.[14][15] Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nominierte daraufhin Außenminister Stéphane Séjourné als neuen Kommissar.[16] Einen Tag später, am 17. September 2024, stellte von der Leyen die Verteilung der Ressorts vor.[17][18] Die Kandidaten mussten sich nun in Anhörungen vor den Ausschüssen des Europäischen Parlaments präsentieren und anschließend im Plenum gewählt werden, bevor sie formal vom Europäischen Rat ernannt werden konnten.[19] Die EU-Abgeordneten bestätigten die neue Kommission mit 370 Ja-Stimmen bei 282 Gegenstimmen und 36 Enthaltungen. Aufgrund der Personalie Raffaele Fitto verweigerte die deutsche SPD-Gruppe in der S&D-Fraktion der Kommission wie schon 2019 ihre Zustimmung, auch Teile der Grünen-Fraktion wählten sie nicht.[20][21] Die Delegationen der österreichischen Grünen und FPÖ stimmten geschlossen gegen die Kommission; während sich Evelyn Regner (SPÖ) enthielt und Angelika Winzig (ÖVP) abwesend war, wählten alle weiteren österreichischen EU-Abgeordneten die neue Kommission.[22] Die formelle Ernennung der neuen Kommission für den Zeitraum vom 1. Dezember 2024 bis zum 31. Oktober 2029 erfolgte durch den Europäischen Rat mit qualifizierter Mehrheit am 28. November 2024 in einem schriftlichen Verfahren.[23]
Kommissionsmitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten](Quelle: [24])
Präsidentin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Amt | Bild | Name | Mitgliedstaat | Europapartei | nationale Partei | Zugeordnete Generaldirektionen | |
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Präsidentin | Ursula von der Leyen | Deutschland | EVP | CDU | SG, SJ, COMM, IDEA |
Exekutive Vizepräsidenten (Kommissare)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie schon in den beiden vorherigen Kommissionen gibt es auch diesmal eine Gruppe „Exekutiver Vizepräsidenten“, welche eine herausgehobene Stellung unter den Kommissaren einnehmen und mehrere zugeordnete Ressorts verantwortlich leiten bzw. koordinieren. Die Position der „einfachen“ Vizepräsidenten, wie in der vorherigen Kommission, ist in dieser Kommission nicht mehr vorgesehen.
Ressort | Bild | Name | Mitgliedstaat | Europapartei | nationale Partei | Zugeordnete Generaldirektionen | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik | Kaja Kallas[25] | Estland | ALDE | RE | EEAS | ||
Technische Souveränität, Sicherheit und Demokratie | Henna Virkkunen[26] | Finnland | EVP | KOK | CNECT, DIGIT | ||
Wohlstand und Industriestrategie
Industrie, KMU und den Binnenmarkt |
Stéphane Séjourné[27] | Frankreich | ALDE | RE | GROW | ||
Kohäsion und Reformen
Regionalentwicklung und Städte |
Raffaele Fitto[28][29] | Italien | EKR | FdI | REGIO | ||
Menschen, Qualifikationen und Vorsorge | Roxana Mînzatu[30] | Rumänien | SPE | PSD | EMPL, EAC | ||
Sauberer, gerechter und wettbewerbsfähiger Übergang | Teresa Ribera[31] | Spanien | SPE | PSOE | COMP |
Kommissare
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Farben zeigen die Zugehörigkeit zu den europäischen Parteien an:
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Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Europäischen Kommission
- EU Whoiswho. (PDF; 3,9 MB) Amtliches Verzeichnis der Europäischen Union
- designierte Kommissionsmitglieder auf der Website der Europäischen Kommission (commission.europa.eu)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ursula von der Leyen bei EU-Gipfel für zweite Amtszeit nominiert. In: Zeit online. 27. Juni 2024, abgerufen am 18. Juli 2024.
- ↑ Spitzenämter der EU: Nominierungsverfahren im Jahr 2024. Europäischer Rat, abgerufen am 17. September 2024.
- ↑ EU-Parlament wählt von der Leyen erneut zur EU-Kommissionspräsidentin. In: tagesschau.de. Abgerufen am 21. Juli 2024.
- ↑ Live: European Commission chief Ursula von der Leyen faces 'tight' vote on second term | DW News. In: Youtube. 18. Juli 2024, abgerufen am 18. Juli 2024.
- ↑ Europäisches Parlament wählt Ursula von der Leyen erneut zur Kommissionspräsidentin. In: europarl.europa.eu. 18. Juli 2024, abgerufen am 18. Juli 2024.
- ↑ Von der Leyen bleibt EU-Kommissionspräsidentin. In: Tagesschau. 18. Juli 2024, abgerufen am 18. Juli 2024.
- ↑ Von der Leyen rieletta presidente della Commissione Ue. FdI vota contro: “L’ok dei Verdi ha reso impossibile il nostro sì”. In: la Repubblica. 18. Juli 2024, abgerufen am 18. Juli 2024 (italienisch).
- ↑ President-elect Ursula von der Leyen - European Commission. Abgerufen am 18. September 2024 (englisch).
- ↑ Deutschland und Estland sind mit Ursula von der Leyen und Kaja Kallas bereits vertreten
- ↑ Von der Leyen will bis Ende August Namen für neue Kommission – EU-Info.de. EU-Info.Deutschland, 25. Juli 2024, abgerufen am 17. September 2024.
- ↑ Nur Bulgarien nominiert Mann und Frau: Von der Leyen droht Scheitern bei Ziel für Frauenquote. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 16. September 2024]).
- ↑ Nicholas Wallace, Nicoletta Ionta: Slowenischer Kandidat für EU-Kommissarposten zieht sich zurück. 6. September 2024, abgerufen am 16. September 2024 (deutsch).
- ↑ Sarah N'tsia, Théo Bourgery-Gonse: Macron nominiert Breton für zweite Amtszeit als EU-Kommissar. 30. Juli 2024, abgerufen am 31. Juli 2024 (deutsch).
- ↑ deutschlandfunk.de: Brüssel – Franzose Breton zieht sich aus EU-Kommission zurück. 16. September 2024, abgerufen am 16. September 2024.
- ↑ Jona Spreter, AFP, Reuters: Thierry Breton: Frankreichs EU-Kommissar Thierry Breton tritt zurück. In: Die Zeit. 16. September 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 16. September 2024]).
- ↑ https://www.euractiv.de/section/wahlen-und-macht/news/macrons-vertrauter-sejourne-als-neuer-franzoesischer-eu-kommissar-nominiert/
- ↑ Von der Leyen stellt Kandidatenteam von EU-Kommissaren vor. 17. September 2024, abgerufen am 17. September 2024.
- ↑ Julian Sadeghi, AFP, dpa: Europäische Kommission: Das sind die Kandidaten für die EU-Kommission. In: Die Zeit. 17. September 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 18. September 2024]).
- ↑ What happens after the European elections? Abgerufen am 19. September 2024 (englisch).
- ↑ n-tv NACHRICHTEN: Von der Leyens EU-Kommission bestätigt. Abgerufen am 28. November 2024.
- ↑ Sven Christian Schulz: Ursula von der Leyen: SPD-Revolte im EU-Parlament – Politiker verweigern die Zustimmung. 27. November 2024, abgerufen am 28. November 2024.
- ↑ Vote results: Élection de la Commission. 27. November 2024, abgerufen am 29. November 2024 (englisch).
- ↑ The European Council appoints the European Commission. Pressemitteilung. Europäischer Rat, 28. November 2024, abgerufen am 29. November 2024 (englisch).
- ↑ College of Commissioners. 1. Dezember 2024, abgerufen am 1. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ Christian Blenker: Estlands "Eiserne Lady": Kaja Kallas wird neue EU-Außenbeauftragte. Abgerufen am 21. Juli 2024.
- ↑ Finnish Government nominated Henna Virkkunen as candidate for EU Commissioner. Abgerufen am 21. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Nach Breton-Rücktritt: Macron schlägt Außenminister Séjourné für EU-Kommission vor. In: Der Spiegel. 16. September 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 17. September 2024]).
- ↑ Alessia Peretti: Raffaele Fitto als Italiens neuer EU-Kommissar vorgeschlagen. 30. August 2024, abgerufen am 2. September 2024 (deutsch).
- ↑ a b Neue Kommission könnte sich weiter verzögern. ORF.at, 13. September 2024, abgerufen am 13. September 2024.
- ↑ Catalina Mihai, Charles Szumski: Rumänische Europaabgeordnete für "relevantes" Ressort als EU-Kommissarin nominiert. 2. September 2024, abgerufen am 3. September 2024 (deutsch).
- ↑ Neue EU-Kommission: 13 Kommissare fixiert. 18. Juli 2024, abgerufen am 21. Juli 2024.
- ↑ a b c Ursula von der Leyen announces her 2024-2029 European Commission lineup. 18. September 2024, abgerufen am 18. September 2024 (englisch).
- ↑ Nicoletta Ionta: Belgische Außenministerin Hadja Lahbib als EU-Kommissarin nominiert. 3. September 2024, abgerufen am 3. September 2024 (deutsch).
- ↑ Georgi Gotev: Bulgarien nominiert Zaharieva auf Wunsch von der Leyens als EU-Kommissarin. 10. September 2024, abgerufen am 10. September 2024 (deutsch).
- ↑ Magnus Lund Nielsen: Dänemark nominiert Klimaexperten für neue EU-Kommission. 28. August 2024, abgerufen am 29. August 2024 (deutsch).
- ↑ Greece nominates Tzitzikostas as EU commissioner. 1. August 2024, abgerufen am 5. August 2024 (britisches Englisch).
- ↑ Michael McGrath to be Ireland's next European Commissioner. Abgerufen am 31. Juli 2024 (britisches Englisch).
- ↑ Croatia’s Dubravka Šuica renominated as EU commissioner. 1. August 2024, abgerufen am 5. August 2024 (britisches Englisch).
- ↑ Dombrovskis nominated by Latvian government for third Commission term. 11. Juni 2024, abgerufen am 21. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Lithuania proposes arch Russia hawk Andrius Kubilius as EU commissioner. 21. August 2024, abgerufen am 26. August 2024 (britisches Englisch).
- ↑ Ines Kurschat: Luxemburg schlägt Christophe Hansen als EU-Kommissar vor. In: wort.lu. 22. August 2024, abgerufen am 23. August 2024.
- ↑ PM's ex-chief of staff Glenn Micallef to be nominated for EU commissioner post. 25. Juli 2024, abgerufen am 1. August 2024 (britisches Englisch).
- ↑ Neue Kommission: Niederlande nominieren Wopke Hoekstra. 24. Juli 2024, abgerufen am 24. Juli 2024.
- ↑ Regierung nominiert Magnus Brunner als EU-Kommissar. Abgerufen am 1. August 2024 (österreichisches Deutsch).
- ↑ Polen nominiert Piotr Serafin als neuen EU-Kommissar. 13. August 2024, abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ Piotr Serafin kandydatem na unijnego komisarza. Abgerufen am 18. September 2024 (polnisch).
- ↑ Portugal schlägt Maria Luís Albuquerque als Kandidatin für das Amt des EU-Kommissars vor. Abgerufen am 29. August 2024.
- ↑ Sara Madeira: Portuguese government proposes Albuquerque as commissioner candidate. 28. August 2024, abgerufen am 18. September 2024 (britisches Englisch).
- ↑ Jessika Roswall als EU-Kommissarin nominiert, Reynders will bleiben. 10. Juli 2024, abgerufen am 1. August 2024.
- ↑ Slovakia confirms Šefčovič as EU Commissioner candidate. 17. Juni 2024, abgerufen am 21. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Slovakia confirms Šefčovič as EU Commissioner candidate. 17. Juni 2024, abgerufen am 18. September 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Nicholas Wallace: Slowenien schlägt Marta Kos als EU-Kommissarin vor. 9. September 2024, abgerufen am 10. September 2024 (deutsch).
- ↑ a b European Commissioner candidates: Portfolios announced. Abgerufen am 18. September 2024 (englisch).
- ↑ Industrieminister Jozef Síkela soll Tschechiens neuer EU-Kommissar werden. 25. Juli 2024, abgerufen am 25. Juli 2024.
- ↑ Ondřej Plevák: New EU Commission should focus on economic security - Czech minister. 14. Juni 2024, abgerufen am 18. September 2024 (britisches Englisch).
- ↑ Ungarischer Premier Orbán nominiert Olivér Várhelyi erneut als EU-Kommissar. Abgerufen am 30. Juli 2024 (österreichisches Deutsch).
- ↑ a b Olivér Várhelyi | Corporate Europe Observatory. Abgerufen am 18. September 2024.
- ↑ Cyprus nominates Costas Kadis as EU commissioner. In: Politico. 19. August 2024, abgerufen am 20. August 2024 (englisch).
- ↑ Sarantis Michalopoulos: Zypern nominiert Ex-Landwirtschaftsminister als EU-Kommissar. 20. August 2024, abgerufen am 21. August 2024 (deutsch).