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Keulen-Bärlapp

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Keulen-Bärlapp

Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum ssp. clavatum), Illustration

Systematik
Unterabteilung: Lycopodiophytina
Klasse: Bärlapppflanzen (Lycopodiopsida)
Ordnung: Bärlappartige (Lycopodiales)
Familie: Bärlappgewächse (Lycopodiaceae)
Gattung: Bärlappe (Lycopodium)
Art: Keulen-Bärlapp
Wissenschaftlicher Name
Lycopodium clavatum
L.

Der Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum), auch Kolben-Bärlapp oder Wolfsklaue genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Bärlappe (Lycopodium) innerhalb der Familie der Bärlappgewächse (Lycopodiaceae).[1]

Lycopodium clavatum

Der Keulen-Bärlapp ist eine ausdauernde krautige Pflanze und besteht aus einer 0,5 bis 4 Meter langen am Boden kriechenden Sprossachse und bis 30 Zentimeter aufrecht stehenden oft verzweigten Seitenästen. Die Pflanzenteile des Keulenbärlapp sind giftig. Die nadeligen Blättchen stehen dicht, sind 3 bis 4 Millimeter lang und 1 Millimeter breit[2] und sind an der Laubblattspitze mit einem ein bis drei Millimeter langen Haar versehen. Durch diese Haare erscheint die Pflanze an den Triebspitzen pelzig, was ihr den Namen Wolfsklaue zugetragen hat.

Die Sporophyllstände sind in gelben Ähren am Ende von aufrechten Ästen angeordnet und erscheinen von Juli bis August. Sie stehen meist zu zweit (seltener einzeln oder zu 3 bis 5), sind 30 bis 60 Millimeter lang, 3 bis 4 Millimeter breit und stehen auf 5 bis 10 (bis 18) Zentimeter langen, locker mit gelbgrünen Hochblättern besetzten Stielen.[2] Die Ähren sind aus spezialisierten Blättchen, den Sporophyllen aufgebaut, in deren Achseln die Sporenbehälter sitzen. Die Sporophylle decken sich dachziegelartig, sind dicht schraubig oder in scheinbaren Quirlen oder in 8 senkrechten Reihen gestellt.[2] Sie sind 3 bis 5 Millimeter lang, 1,5 bis 2 Millimeter breit, gezähnt, weiß häutig berandet und in eine 2 bis 3 Millimeter lange Haarspitze auslaufend. Die Sporangien sind kugelig-nierenförmig und hell ockergelb.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 68.[3]

Fertiler Bestand von Lycopodium clavatum
Steriler Bestand von Lycopodium clavatum im Schwarzwald
Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum)

Der Keulen-Bärlapp ist ein Chamaephyt. Ihr Wachstum erfolgt durch Gruppen von Initialzellen. Wurzelhaare fehlen, aber es liegt eine VA-Mykorrhiza vor. Der Vorkeim und die unterirdisch lebende Jungpflanze schmarotzen auf einem Pilz der Gattung Glomus. Die vegetative Vermehrung ist bei dieser Art aber vorherrschend. Sie erfolgt über lange Ausläufer. Die Pflanzenexemplare erreichen erst nach 10 bis 15 Jahren ihre Geschlechtsreife.

Die Sporen werden in gelben Wolken ausgestoßen und vom Wind als Körnchenflieger ausgebreitet; sie besitzen eine Sinkgeschwindigkeit von 2 cm/s, und sie erreichen somit Flugweiten von 300 km und mehr. Sporenreife ist im Oktober.

Die Sporen keimen erst nach 6 bis 7 Jahren und bilden einen winzig kleinen Vorkeim (Gametophyt). Er ist breit kegelförmig und später fast scheibenförmig.[2] Auf diesem befinden sich sowohl männliche als auch weibliche Keimzellen (Gameten), die sich gegenseitig befruchten. Daraus erst bildet sich dann die eigentliche Bärlapp-Pflanze (Sporophyt). Man spricht dabei von einem Generationswechsel.

Inhaltsstoffe, Giftigkeit, Verwendung

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Anders als die vegetativen Pflanzenteile enthalten die Sporen wohl keine Alkaloide. Eine toxische Wirkung der Sporen ist nicht bekannt.

In den vegetativen Pflanzenteilen (Lycopodii herba) sind die Curare-ähnlichen, giftigen Alkaloide Lycopodin, Annotin, Clavatin, Clavononin, Fawcetin und Lycoclavin enthalten, deren Konzentration anscheinend je nach Standort und Unterart stark schwanken kann. 0,2 g der vegetativen Pflanzenteile sind für Mäuse und Frösche tödlich.

Die vegetativen Pflanzenteile haben „früher“ in der Volksmedizin eine große Rolle gespielt, hat aber heute in der Schulmedizin keine Bedeutung mehr, da ihre Wirksamkeit nicht bewiesen ist.

In den Sporen sind folgende Inhaltsstoffe gefunden worden: Fettes Öl, Polyterpene wie Sporonin, aber nur Spuren an Alkaloiden.

Früher wurden die Bärlappsporen in der Apotheke bei der Herstellung von Pillen als Trennmittel eingesetzt. Diese Anwendung ist heute nicht mehr zu empfehlen, da sie Allergien vom Soforttyp auslösen können, die zu asthmatischen Symptomen führen.

Es werden noch folgende Anwendungen von Lycopodium-Sporen beschrieben: Feuerspucker benutzen die Sporen an Stelle von brennbaren Flüssigkeiten, da Bärlappsporen weit ungefährlicher und weniger schädlich sind. „Spuckt“ (zerstäubt) man die Sporen gegen eine Flamme, so entstehen enorme Feuerbälle. Auch in der Theater- und Pyrotechnik wird Lycopodium für Feuereffekte eingesetzt.

In der Kriminalistik wird das Sporenpulver zusammen mit Argentorat zum Sichtbarmachen von Fingerabdrücken genutzt. Es dient zur Beschichtung von Gummihandschuhen und trockenen Kondomen.

Lycopodium wird als Konstitutionsmittel in der Homöopathie genutzt.

Sporen von Lycopodium clavatum werden zur Herstellung von Prüfaerosolen verwendet.[4]

Der Keulen-Bärlapp ist in weiten Teilen Mittel- und Nordeuropas, in Russland, Asien, in der Neuen Welt und sogar in den Gebirgen des tropischen Afrika verbreitet.[1] Er kommt in fast allen Ländern Europas vor und fehlt nur in Belarus, Moldau, Albanien, Griechenland und dem europäischen Teil der Türkei.[5] In den Allgäuer Alpen steigt er in Vorarlberg am Diedams-Sattel und zwischen Hochkrumbach und Haldenwanger Eck bis zu einer Höhenlage von 1800 Metern auf.[6] Im Kanton Wallis steigt er bis 2300 Meter auf.[2]

Der Keulen-Bärlapp ist auf kalkfreien kargen Böden in Nadelwäldern, Heiden und Magerrasen zu finden; seltener auch in Laubwäldern. Sie meidet tiefen Schatten und große Feuchtigkeit. Der Keulen-Bärlapp ist in Mitteleuropa pflanzensoziologisch eine Charakterart Verbands Genistion.[3]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 1 (stark sauer), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[7]

Gefährdung und Schutz

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In Deutschland ist der Keulen-Bärlapp laut Roter Liste „gefährdet“. Er ist durch die BArtSchV und durch die FFH-Richtlinie Anhang V der Europäischen Union geschützt.[8]

Lycopodium clavatum subsp. monostachyon in Kanada

Die Erstveröffentlichung von Lycopodium clavatum erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 1101. Der botanische Artname Lycopodium clavatum setzt sich zusammen aus dem Gattungsnamen und dem Artepitheton. Der Lycopodium setzt sich zusammen aus den altgriechischen Wörtern lycos für „Wolf“ und pos für „Fuß“, wohl weil die dichtbeblätterten Zweige entfernt einem Tierfuß ähneln. Das Artepithon stammt aus dem Lateinischen clavatum für „Keule“ und bezeichnet die Form der Sporenstände.

Es gibt zwei Unterarten:

  • Gewöhnlicher Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum subsp. clavatum): Mit 3–6 cm langen Sporophyllständen; kommt in allen Bundesländern Österreichs vor.
  • Schneehuhn-Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum subsp. monostachyon (Grev. & Hook.) Selander, Syn.: Lycopodium clavatum var. monostachyon Grev. & Hook., Lycopodium lagopus (Laest. ex C.Hartm.) Zinserl. ex Kuzen.): Mit 1–2 cm langen, einzelnen, sitzenden oder kurz gestielten Sporophyllständen und gelbgrünen Blättern. Kommt in Europa hauptsächlich in Skandinavien vor[9], selten in den Gurktaler Alpen, Seetaler Alpen, Hohe Tauern und Niedere Tauern. Die Unterart ist hier potentiell gefährdet. Außerhalb Europas kommt sie in Sibirien, im fernöstlichen Russland, in Alaska, Kanada, Grönland und in den Vereinigten Staaten vor.[10]
  • Bernhard Marbach, Christian Kainz: BLV Naturführer Moose, Farne und Flechten. BLV, München 2002, ISBN 3-405-16323-4.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
  • Lutz Roth, Max Daunderer, Kurt Kormann: Giftpflanzen – Pflanzengifte. 4. Auflage. Verlag Nikol, Hamburg 1994.
  • Ingrid und Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen, Franckh-Kosmos Verlagsgesellschaft, 2011, ISBN 3-440-09387-5.
  • Eberhard Teuscher, Ulrike Lindequist: Biogene Gifte: Biologie, Chemie, Pharmakologie, Toxikologie. 3. Auflage, 2010, ISBN 978-3-8047-2438-9.
  • K. Hiller, M.F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. 2010, Spektrum Akademischer Verlag, ISBN 978-3-8274-2053-4.

Einzelnachweise

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  1. a b Lycopodium clavatum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 20. Februar 2022.
  2. a b c d e f Josef Dostál: Lycopodium. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2. S. 23–28.
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 66.
  4. Andrea Gärtner, Leander Mölter, Andreas Gessner: Charakterisierung eines Impingers zur Emissionsmessung von Mikroorganismen. In: Gefahrstoffe – Reinhalt. Luft. Band 68, Nr. 9, 2008, ISSN 0949-8036, S. 351–356.
  5. Maarten J. M. Christenhusz, E. von Raab-Straube (2013+): Lycopodiophytina. Datenblatt Lycopodium clavatum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  6. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 95.
  7. Lycopodium clavatum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 16. Februar 2022.
  8. Michael Koltzenburg: Lycopodium. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 125.
  9. W.Rothmaler, A.C.Jermy: Lycopodium L. In: Thomas Gaskell Tutin et al.: Flora Europaea. 2. Auflage, Band 1, Seite 4. Cambridge University Press 1993, ISBN 0-521-41007-X.
  10. Michael Hassler: Datenblatt bei World Ferns. Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 11.0 vom 5. Dezember 2020.
Commons: Keulen-Bärlapp (Lycopodium clavatum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien