Konrad Kuene van der Hallen

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Epitaph des Dombaumeisters im Dom zu Köln

Konrad Kuene van der Hallen (* 1400 oder 1410 in Straßburg oder Köln[1]; † 28. Januar 1469 wahrscheinlich in Köln; auch Koene, Coene, Kuen, Kuyn) war ein bedeutender deutscher Steinbildhauer und Kölner Dombaumeister.

Konrad Kuene van der Hallen war der Sohn von Coyngina von Franckenhoeven aus dessen Ehe mit Haidwich. Er hatte noch einen Bruder Heinrich van der Hallen und verlobte sich mit Styngin van Bueren, der Tochter des Hilgin von Vlysteden, wodurch er als Schwager Meister Johann von Bueren, dem „Steinmetz und Werkmann unserer Herren der Stadt Köln“ (Stadtbaumeister) erhielt.[2] Aus der Ehe ging Johann Kuene van der Hallen hervor, der 1466 erstmals im Bauhüttenbund erwähnt wurde.[3] Konrad Kuene van der Hallens Name tauchte im Mai 1443 erstmals in den Schreinsbüchern der Stadt Köln auf, als seine Frau Styngin an einer Erbauseinandersetzung über ein Haus in der Streitzeuggasse und zweier Häuser rheinwärts beteiligt war. Seine Mutter Haidwich erklärte im Oktober 1445, dass sie eine Erbschaft zu ihren Gunsten an ihre Söhne Heinrich und Konrad abtrete. Bereits im März 1447 verkaufte Konrad und den von seinem Bruder erhaltenen Erbanteil.

Die Eheleute van der Hallen erbten zudem im Mai 1445 ein Viertel eines Hauses in der Trankgasse neben dem Haus „Groß-Geldern“ gegenüber der Treppe zum Kreuzschiff des Domes vom am 16. Mai 1445 verstorbenen Dombaumeister Nikolaus van Bueren. Nach Eigentumsübergang im Juni 1452 veräußerten die Eheleute das Anwesen an seinen Schwager, dem Stadtbaumeister Johann von Bueren. In diesen Eintragungen wurde Konrad Kuene van der Hallen als „Werkmeister zurzeit am Dom zu Köln“ bezeichnet.[4] Eine letzte Eintragung im Schreinsbuch erfolgte im Februar 1458, als Konrad Kuene van der Hallen wegen einer Forderung von 500 oberländischen rheinischen Goldgulden eine – heute Sicherungshypothek genannte – Beschlagnahme zu Lasten des Eigentums von Johann von Kneichtgyn in der Trankgasse eintragen ließ.[5] Im Dezember 1444 erhielt er („Conrait Coene“) mit anderen die Ratsherrenwürde.

Als Steinmetzgeselle soll Konrad ins Burgund und nach Lyon gekommen sein und bei Jacques Morel, einem Nachfolger des Bildhauers Claus Sluter, gearbeitet haben. Der, mit dem Notnamen: „Meister des Mariaschlaf-Altars“ benannte Künstler des gleichnamigen Werkes im Frankfurter Dom gilt als sein Lehrer. Beeinflusst wurde er wohl von den Malern Jan van Eyck und Stefan Lochner.

Nach den Wanderjahren heiratete er Styngin van Bueren. 1444 ist er als Ratsherr bezeugt, 1445 wird Konrad Dombaumeister. An seinen Tod am 28. Januar 1469 erinnert ein Epitaph im Kölner Dom (unter der Orgel)[6]

Das von Leonard Ennen angegebene Todesjahr 1445 ist falsch: „Meister Konrad Kuyn ist ein Bildhauer und Dombaumeister gewesen und anno 1445 verstorben.“[7] Es handelt sich wahrscheinlich um das Antrittsjahr als Dombaumeister, denn der vorherige Dombaumeister Nikolaus van Bueren verstarb in jenem Jahr.

Konrad zugeschrieben: Epitaph des Erzbischofs Dietrich II. von Moers

Konrad gilt als einer der bedeutendsten Steinbildhauer seiner Zeit. Sein Andenken war in Köln bis ins 17. Jahrhundert gegenwärtig.[8] Konrad „hat ansehnliche Bilder in Stein gehauen und dieselben sowohl innerhalb wie außerhalb der Domkirche aufgerichtet.“[9] Er arbeitete in erster Linie als Steinbildhauer für private Auftraggeber. Als solcher ist er ein Vertreter des so genannten weichen oder schönen Stils. Seine Auftraggeber wollten nicht mehr als idealtypische Masken, sondern als wiedererkennbare individuelle Personen dargestellt werden. Konrad hat möglicherweise die Tradition der Darstellung eines Mohren als Mitglied der Drei Könige begründet. Der frühere Dombaumeister Arnold Wolff nimmt an, dass die realistische Darstellung des Afrikaners wohl auf die Begegnung mit einem Sklaven zurückgehe, den der Erzbischof von einer Italienreise mitgebracht haben könnte.

Für den Bau des Kölner Doms begann zu dieser Zeit bereits das Geld auszugehen. Konrads Anteil am Dombau ist nicht gesichert. Möglicherweise ließ er Teile der nördlichen Langhaus-Seitenschiffe errichten, das nordwestliche Atrium des alten romanischen Doms abreißen sowie die Fundamente und das Sockelgeschoss für den Nordturm anlegen, der erst beim Weiterbau im 19. Jahrhundert fertiggestellt wurde.

Die Steinmetzenbruderschaft erkannte ihm und „alle sine Nachkumen glicher wise“[10] auf ihren Tagsatzungen 1459 in Regensburg und 1463 in Speyer das Obermeistertum über das Gebiet von Norddeutschland zu.[11]

Konrad Kuene van der Hallen verstarb am 18. Januar 1469 und erhielt im Dom ein Denkmal an der Eingangssäule in der nördlichen Nebenhalle des Chores, das jedoch 1843 bei Aufräumarbeiten entfernt wurde.[12] Nachfolger im Amt des Dombaumeisters wurde sein Sohn Johann Kuene van Franckenberg.

Nach dem verstorbenen Dombaumeister wurde in der wilhelminischen Zeit wegen der Begeisterung für die Domvollendung in Köln-Nippes die 1896 angelegte Kuenstraße benannt.[13]

Portal: Kölner Dom – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Kölner Dom
  • Eberhard Kühnemann, Zum plastischen Werke des Dombaumeisters Konrad Kuyn, in: Kölner Domblatt Bd. 6/7 (1952) S. 39–48
  • Gustav André: Konrad Kuene und der Meister des Frankfurter Mariaschlafaltars. Habilitationsschrift 1937. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, Bd. 11, 1938, S. 159–280.
  • Heinrich Appel, Die Bildwerke des Kölner Dombaumeisters Konrad Kuyn (Gest. 1469), in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch Bd. 10 (1938), S. 91–131
  • Arnold Wolff: Kuene van der Hallen, Konrad. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 219 f. (Digitalisat).
  • Johann Jakob Merlo, * Johann Jakob Merlo: Kuene van der Hallen, Konrad. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 17, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 377 f., in: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 17, Leipzig, 1883, S. 377f
  • Johann Jakob Merlo, Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölner Künstler, Düsseldorf 1895, Sp. 507–513
  • Johann Jakob Merlo, Geschichte der Kölner Dombaumeister, Nr. 75 der Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande, 1883
  • Paul Clemen (Hrsg.), Der Dom zu Köln (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Band 6, Teil III). Reprint der 2., vermehrten Auflage, Düsseldorf, 1938. Düsseldorf Schwann 1980, ISBN 3-590-32101-6
  • Otto Isphording, Die gotische Kölner Plastik des 15. Jhdts., Diss. Bonn 1912
  • Walter Paatz, Verflechtungen in der Kunst der Spätgotik zwischen 1360 und 1530, Heidelberg 1967
  • Petra Böttcher, Das Epitaph für Konrad Kuyn im Kölner Dom, Kölner Domblatt 60 (1995), 47
  • Max Hasak, Der Dom zu Köln, Berlin 1911, S. 110ff (online)

Einzelnachweise

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  1. Colum P. Hourihane (Hrsg.), The Grove Encycpedia of Medieval Art, Band I, 2012, S. 577 f.
  2. Johann Jakob Merlo/Eduard Firmenich-Richartz/Hermann Keussen, Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit, 1895, Sp. 507 ff.
  3. Johann Jakob Merlo/Eduard Firmenich-Richartz/Hermann Keussen, Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit, 1895, Sp. 509
  4. Johann Jakob Merlo/Eduard Firmenich-Richartz/Hermann Keussen, Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit, 1895, Sp. 508
  5. Johann Jakob Merlo/Eduard Firmenich-Richartz/Hermann Keussen, Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit, 1895, Sp. 509
  6. Epitaph d. Dombaumeisters Konrad Kuyn auf koelner-dom.de (Memento vom 14. Juli 2011 im Internet Archive)
  7. Leonard Ennen, Der Dom zu Köln: Von seinem Beginne bis zu seiner Vollendung, 1880 S. 67; ISBN 978-3-86741-421-0
  8. a b Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Berlin, 1968, S. 220
  9. Leonard Ennen, Der Dom zu Köln: Von seinem Beginne bis zu seiner Vollendung, 1880, S. 67
  10. Johann Jakob Merlo, Kuene van der Hallen, Konrad, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Band 17, 1883, S. 378
  11. Johann Jakob Merlo, Zwei Denkmale Kölner Dombaumeister aus dem XV. Jahrhundert, in: Zeitschrift für christliche Kunst 1. Jg. Nr. 8, Düsseldorf, 1888, Sp. 265 ff.
  12. Johann Jakob Merlo/Eduard Firmenich-Richartz/Hermann Keussen, Kölnische Künstler in alter und neuer Zeit, 1895, Sp. 510
  13. Steffi Machnik/Biber Happe (Hrsg.), Nippes gestern und heute, in: Nippes-Magazin 3, September 2022, S. 39
  14. Eine der Figuren stellt den Vorgänger Nikolaus van Bueren dar, eine weitere ist möglicherweise ein Selbstbildnis.
  15. Abbildung und Erläuterung