Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue, Mörsbacher Grund und Silzwiesen
Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue, Mörsbacher Grund und Silzwiesen
| ||
FFH-Gebiet „Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue, Mörsbacher Grund und Silzwiesen“: Waldweg am Messeler Falltorhaus (2021) | ||
Lage | Darmstadt, Landkreis Darmstadt-Dieburg, Landkreis Offenbach, Hessen | |
WDPA-ID | 555521289 | |
Natura-2000-ID | DE6018305 | |
FFH-Gebiet | 2129,77 ha | |
Geographische Lage | 49° 56′ N, 8° 43′ O | |
| ||
Einrichtungsdatum | 16. Januar 2008 | |
Besonderheiten | Verordnung geändert am 20. Oktober 2016 |
Das Natura2000-Gebiet Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue, Mörsbacher Grund und Silzwiesen liegt im Gebiet von Darmstadt sowie in den Landkreisen Darmstadt-Dieburg und Offenbach in Südhessen. Die Ausweisung als FFH-Gebiet 6018-305 erfolgte mit der Verordnung vom 16. Januar 2008 (geändert am 20. Oktober 2016).[1] Geschützt werden Waldgebiete mit einem hohen Anteil naturnaher Hainsimsen-Buchenwälder, die von mehreren Bachläufen mit verschiedenen Grünlandgesellschaften durchzogen werden.[2]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das FFH-Gebiet liegt im Naturraum Messeler Hügelland.[3] Es befindet sich größtenteils im Gebiet der Stadt Darmstadt (Gemarkungen Darmstadt-Arheilgen und Darmstadt), kleinere Flächen gehören zu den Städten Dreieich (Gemarkung Offenthal) und Langen sowie den Gemeinden Egelsbach und Messel.[4][5] Von der Landesstraße 3094 zwischen Darmstadt und Dieburg erstreckt es sich etwa sieben Kilometer nach Norden bis zur Offenthaler Schneise im Waldgebiet Koberstadt. Dabei schließt es die Naturschutzgebiete „Hegbachaue bei Messel“, „Im Mörsbacher Grund von Darmstadt-Arheilgen“ und „Silzwiesen von Darmstadt-Arheilgen“ ein. Das Schutzgebiet wird von der Landesstraße 3097 (Kranichsteiner Allee) und der Bahnstrecke der Rhein-Main-Bahn nach Messel und Dieburg durchschnitten.[5] Die Gesamtfläche des FFH-Gebietes beträgt 2129,77 Hektar.[4]
Geschichte und Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ausgedehnte Waldgebiet wurde von den Landgrafen und den späteren Großherzögen von Hessen-Darmstadt für die Jagd genutzt und dafür mit zahlreichen Schneisen durchzogen. Dicht außerhalb der Gebietsgrenze liegen das Jagdschloss Kranichstein und das ehemalige Jagdschloss Dianaburg. Die südlichen Teilflächen des FFH-Gebietes bis zur Kranichsteiner Allee und zur Bahnstrecke gehören zum Wildpark Kranichstein, einem ehemals jagdlich genutzten Tiergarten, der heute ein umzäuntes Wildschutzgebiet ist.
Das FFH-Gebiet ist überwiegend mit Laubwald (74 %) und Mischwald (3 %) bewachsen. In den Wäldern dominiert naturnaher Hainsimsen-Buchenwald. In geringerem Umfang gibt es Eichen-Hainbuchen-Wälder, kleinere Flächen von Waldmeister-Buchenwald, und in feuchten Bereichen entlang der Bäche auch Auwald. In den Bachauen und eingestreuten Waldwiesen finden sich Feuchtwiesen, nährstoffarme Mähwiesen und andere Grünlandgesellschaften, außerdem einige kleine Teiche.[6]
Flora und Fauna
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebiet ist Lebensraum für zahlreiche seltene und bedrohte Arten. In den Feuchtgebieten wachsen verschiedene gefährdete Seggen-Arten und Orchideen wie Fleischfarbenes Knabenkraut, Geflecktes Knabenkraut, Breitblättriges Knabenkraut und Sumpf-Stendelwurz. Außerdem kommen Prachtnelke, Kleines Mädesüß, Breitblättriges Wollgras und Lungen-Enzian vor.[6]
Als Vogelarten der Roten Liste werden unter anderem Sumpfrohrsänger, Teichrohrsänger, Bekassine, Waldschnepfe, Wiesenpieper, Braun- und Schwarzkehlchen, Wasseramsel, Hohltaube, Trauerschnäpper, Mittelspecht, Kleinspecht, Schwarzspecht und Baumfalke genannt. In der Nacht jagen Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr, Wasserfledermaus, Fransenfledermaus, Zwergfledermaus, Braunes Langohr und Großer Abendsegler nach Insekten. In den feuchteren Bereichen leben Nördlicher Kammmolch, Europäischer Laubfrosch, Moorfrosch, Springfrosch, Teichfrosch, Grasfrosch sowie die Ringelnatter. Im Gebiet sind viele gefährdete Insektenarten heimisch, beispielsweise die Käfer Großer Eichenbock, Eremit, Hirschkäfer und Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer. Auch Schmetterlinge sind artenreich vertreten, unter anderem Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling und Kleiner und Großer Schillerfalter.[6]
Erhaltungs- und Schutzziele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In dem FFH-Gebiet sollen folgende Lebensraumtypen erhalten werden:[1][2]
- 3140 Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen
- 3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions
- 6230(*) Artenreiche montane Borstgrasrasen (und submontan auf dem europäischen Festland) auf Silikatböden
- 6410 Pfeifengraswiesen auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden (Molinion caeruleae)
- 6431 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe
- 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)
- 7230 Kalkreiche Niedermoore
- 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)
- 9130 Waldmeister-Buchenwald (Galio-odorati-Fagetum, früher Asperulo-Fagetum)
- 9160 Subatlantischer oder mitteleuropäischer Stieleichenwald oder Eichen-Hainbuchenwald (Carpinion betuli)
- 91E0(*) Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)
Als Erhaltungsziele der Arten nach Anhang II der FFH-Richtlinie werden folgende Tiere und Pflanzen genannt:[1][2]
- Myotis bechsteinii (Bechsteinfledermaus)
- Myotis myotis (Großes Mausohr)
- Triturus cristatus (Kammmolch)
- Cerambyx cerdo (Großer Eichenbock, Heldbock)
- Lucanus cervus (Hirschkäfer)
- Osmoderma eremita (*) (Eremit, Juchtenkäfer)
- Maculinea nausithous (Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling)
- Dicranum viride (Grünes Besenmoos)
Pflege und Bewirtschaftung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Bewirtschaftungsplan regelt die nötigen Bewirtschaftungsweisen und Pflegemaßnahmen. Da der Maßnahmenplan sensible Artdaten enthält, ist er nicht öffentlich zugänglich.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c 6018-305 Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue, Mörsbacher Grund und Silzwiesen. Natura 2000 - Verordnung FFH-Gebiete. Regierungspräsidium Darmstadt, 20. Oktober 2016, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ a b c Steckbriefe der Natura 2000 Gebiete. 6018-305 Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue,Mörsbacher Grund u. Silzwiesen (FFH-Gebiet). Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ Otto Klausing: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 151 Darmstadt. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1967. → Online-Karte (PDF; 4,3 MB)
- ↑ a b c Michael Schlote, Monika Göbel (Hessen Forst): Bewirtschaftungsplan (Maßnahmenplan) für das FFH-Gebiet 6018-305 „Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue, Mörsbacher Grund und Silzwiesen“. PDF. Regierungspräsidium Darmstadt, 25. März 2013, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ a b Karte des FFH-Gebietes. natureg.hessen.de, abgerufen am 9. Juni 2021.
- ↑ a b c Standard-Datenbogen 6018-305. Amtsblatt der Europäischen Union, 2015, abgerufen am 9. Juni 2021.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue, Mörsbacher Grund und Silzwiesen in der World Database on Protected Areas (englisch)
- Kranichsteiner Wald mit Hegbachaue, Mörsbacher Grund u. Silzwiesen, European Environment Agency (EEA).