Krummlauf
Der Krummlauf ist ein spezieller, verlängerter, gekrümmter Metallaufsatz (Vorsatz/Vorsatzlauf) für das Sturmgewehr 44, mit dem man je nach Modell um 30, 45 und 90 Grad um die Ecke schießen kann.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Krummlauf wurde eher aus der Not heraus entworfen. Ferdinand Porsche hatte 90 Fahrgestelle für den Panzerkampfwagen VI „Tiger“ produziert, der dann aber nicht in seinem Werk, sondern bei Henschel gebaut wurde. Um die Fahrgestelle doch noch verwenden zu können, wurden sie für einen neuen Jagdpanzer genutzt und erhielten die Bezeichnung „Ferdinand“, später „Elefant“ mit Verbesserungen wie einem MG-34 im Bug. Da der „Ferdinand“ keine Maschinengewehre für den Nahbereich besaß, konnten sowjetische Infanteristen an der Ostfront sich den Jagdpanzern relativ gefahrlos nähern und sie bekämpfen. Also wurde für das Sturmgewehr 44 der Krummlauf entwickelt, damit die Panzerbesatzungen durch die Luken des Panzers feuern und so herannahende Infanterie besser abwehren konnten; dazu gab es Ausführungen zum Einstecken in das Geschützrohr.
Durch die Krümmung im Lauf wurden die abgefeuerten Projektile starker Reibung ausgesetzt und erhitzten sich so stark, dass sie letztlich beim Austritt zerplatzten. So entsprach die Ladung effektiv einer Schrotladung, was im nahen Feuerkampf kein Nachteil war. Der Verschleiß dieser Läufe war hoch. Damit um die Ecke gezielt werden konnte, war eine Furche im Krummlauf (ab der Höhe der eigentlichen Mündung eines normalen Sturmgewehrs 44) notwendig, in der eine Spiegelvorrichtung (Prismenvorsatz) befestigt wurde.
Die Sowjetunion übernahm diese Idee testweise für die PPSch-41.[1]
Das Prinzip des Krummlaufs wurde auch von der US Army auf die Maschinenpistole M3 angewandt[2] und im 21. Jahrhundert, wenn auch in abgewandelter Form, für Sturmgewehre wieder aufgegriffen, um im Häuserkampf – beispielsweise in Afghanistan und im Irakkrieg – um Mauern und Hausfassaden herum gezielt feuern zu können. Diese Sturmgewehre sind kurz, in der Mitte knick- und schwenkbar, besitzen eine Kamera sowie einen Bildschirm, um gefahrlos um die Ecke zu sehen und Ziele anvisieren zu können.[3][4][5]
Mediale Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wunderwaffen und Rohrkrepierer – Erfindungen im Zweiten Weltkrieg (Weird Weapons of WWII), Dokumentation, USA (2006).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Layne Simpson: Layne Simpson's Shooter's Handbook, Verlag Krause Publications, 2005, Seite 7, ISBN 978-0-87349-939-2
- Bernard Fitzsimons: The Illustrated encyclopedia of 20th century weapons and warfare, Band 16, Verlag Columbia House, 1978, Seite 1679, 1681, 1682
- Chris Bishop: The Encyclopedia of Weapons of WWII: The Comprehensive Guide to Over 1,500 Weapons Systems, Including Tanks, Small Arms, Warplanes, Artillery, Ships, and Submarines, Verlag Sterling Publishing Company, Inc., 2002, Seite 218, ISBN 978-1-58663-762-0
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bild der sowjetischen Version MP-PPSh-41
- Bild des Krummlaufes mit Spiegelvisier an einem Karabiner 98 K
- Maxim Popenker: Mp-43 MP-44 Stg.44. In: Modern Firearms. world.guns.ru, abgerufen am 23. April 2016 (englisch).
- Top War.ru, Krummlauf: ein Gerät zum Schießen aus der Ecke, Dezember 2016, abgerufen am 29. September 2022
- Gebogene Waffe , auf Yaustal.com (Rus.), Original: КРИВОСТВОЛЬНОЕ ОРУЖИЕ auf ЮСТАЛ, abgerufen am 20. November 2022
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Experimental PPSh with curved barrel
- ↑ Bildnachweis M3
- ↑ Wo Soldaten um die Ecke knallen
- ↑ Spezialausrüstungen − Der Soldat der Zukunft, Um die Ecke schießen ( vom 17. November 2010 im Internet Archive)
- ↑ Siehe CornerShot und POF Eye, Artikel der englischsprachigen Wikipedia