Kunstverein Braunschweig

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Villa „Salve Hospes“, Sitz des Kunstvereins (2007)

Der Kunstverein Braunschweig ist ein gemeinnütziger Verein der Stadt Braunschweig. Der Kunstverein widmet sich der Förderung zeitgenössischer Kunst innerhalb der Stadt und Region Braunschweig und hat seinen Sitz in der Villa Salve Hospes am Braunschweiger Lessingplatz.

Peter Joseph Krahe (Büste Wilhelm Habich 1887), Mitbegründer des Vereins der Kunstfreunde und Architekt der Villa Salve Hospes

Verein der Kunstfreunde (1832–1923)

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Der Architekt Peter Joseph Krahe gründete zusammen mit Braunschweiger Bürgern im Jahre 1832 den Verein der Kunstfreunde und war von 1834 bis zu seinem Tod 1840 als Erster Vorsitzender im Vorstand des Vereins tätig. Für seine Ausstellungen nutzte der Verein wechselnde Räumlichkeiten.[1][2] Im Jahre 1923 löste sich der Verein der Kunstfreunde auf.[2]

NS-Kunstverein (1941–1944)

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Unter nationalsozialistischer Regie entstand im Jahre 1941 der Kunstverein Braunschweig, E. V., welcher im Jahre 1942 die frühklassizistische Villa Salve Hospes am Siegesplatz bezog. Salve Hospes war zwischen 1805 und 1808 nach Plänen vom Mitbegründer des Vereins für Kunstfreunde, Architekt Peter Joseph Krahe, als Wohnsitz für den wohlhabenden Getreide- und Hopfenhändler Dietrich Wilhelm Krause (1773–1845) errichtet worden.[2] Zwischen Januar 1942 und Dezember 1943 wurde als Mitteilungsblatt des Kunstvereins Braunschweig der Braunschweiger Kunstspiegel herausgegeben.[3]

Rückansicht der Villa „Salve Hospes“ (2010)

Kunstverein Braunschweig e. V. (seit 1946)

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Seit der Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1946 zeigt der bis 1954 von Otto Stelzer geleitete[2] Kunstverein zeitgenössische Kunst. Im Jahre 1955 übernahm Peter Lufft die Leitung bis mindestens ins Jahr 1958.[2]

Rolf Schmücking (1925–1998), von 1965 bis 1972 Leiter des Kunstvereins, betrieb gemeinsam mit seiner Frau Henny Schmücking seit 1958 die Galerie Schmücking, welche ab Herbst 1962 (Eröffnungsausstellung unter Anwesenheit von Johnny Friedlaender) im rechten Seitengebäude der Villa Salve Hospes ein dauerhaftes Zuhause fand.[2] Zeitweilig besaß die Galerie zusätzliche Zweigstellen in Basel, Dortmund und auf Sylt.[4] Nach seiner Zeit als Geschäftsführer des Kunstvereins, leitete Rolf Schmücking die Galerie bis zu seinem Tod im Jahre 1998 gemeinsam mit seiner Frau, welche diese noch bis ins Jahr 2001 allein weiterführte.[2] Das Archiv der Galerie, welches Grafiken, Mappenwerke und Werkverzeichnisse der Künstler sowie die ihr und ihrem Mann persönlich von den Künstlern gewidmeten Kunstwerke enthält, übergab sie am 14. April 2002 schließlich als Schenkung an die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel.[4]

Greife an der Villa Salve Hospes (2006)

Nachfolger von Rolf Schmücking als Leiter des Kunstvereins Braunschweig wurde der spätere Galerist Heinz Holtmann, der den Verein von 1972 bis 1977 führte.[5]

Von 1979 bis 1982 wurde der Kunstverein Braunschweig von Jürgen Schilling geleitet.[6]

Seit 1996 werden auch in der Remise der Villa „Salve Hospes“ zusätzlich auf 60 m2 Ausstellungsfläche junge oder experimentelle Kunst gezeigt. Im Kunstverein Braunschweig, welcher von Februar 1999[7] bis 2006 von Karola Kraus[8] und von 2006 bis 2007 von Janneke de Vries[9] geleitet wurde, finden jährlich sechs bis neun Einzel- oder Gruppen-Ausstellungen und weitere Projekte statt.[10]

Der Kunstverein Braunschweig ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV)[11] und hatte sich von 2007 bis 2014 unter der Führung von Hilke Wagner zu einem der erfolgreichsten und angesehensten der Bundesrepublik Deutschland entwickelt[12] und im Jahre 2010 etwa 500 Vereinsmitglieder.[13]

Seit November 2014 leitet Jule Hillgärtner den Kunstverein Braunschweig, welcher im Jahre 2021 um die 400 Mitglieder hatte.[8] Da Hillgärtner von November 2016 bis Ende 2017 in Elternzeit ging, übernahm Christina Lehnert als Interimsdirektorin die Leitung des Kunstvereines.[14][15] Im November 2021 ging Hillgärtner erneut in Elternzeit[16] und Nuno de Brito Rocha, der bis September 2021 an der Berlinischen Galerie als Projektleiter und Kurator tätig gewesen war, übernahm bis Mai 2023 als Interimsdirektor die Vereinsleitung.[17]

Braunschweiger Blätter für Kunst und Kultur

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Gemeinsam mit Willi Wöhler (1917–1996) und der von ihm begründeten und geleiteten Braunschweigischen Musikgesellschaft gab der Kunstverein Braunschweig die Braunschweiger Blätter für Kunst und Kultur heraus, von denen zwischen 1951 und 1967 insgesamt 17 Hefte erschienen.[18][19]

Leiter des Kunstvereins Braunschweig

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  • 1946–1954: Otto Stelzer
  • 1955–19??: Peter Lufft (mindestens bis 1958)
  • 1965–1972: Rolf Schmücking
  • 1972–1977: Heinz Holtmann
  • 1979–1982: Jürgen Schilling
  • 1999–2006: Karola Kraus, geb. Grässlin
  • 2006–2007: Janneke de Vries
  • 2007–2014: Hilke Wagner
  • 2014–2016: Jule Hillgärtner
  • 2016–2017: Christina Lehnert (Interimsdirektorin)
  • 2017–2021: Jule Hillgärtner
  • 2021–2023: Nuno de Brito Rocha (Interimsdirektor)
  • seit 2023: Jule Hillgärtner

Ausstellungen (Auswahl)

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  • Ludwig Hänselmann: Der Kunstclub in Braunschweig 1836–1886. Fünfzigjährige Denkwürdigkeiten zum vierten November 1886 gesammelt von Ludwig Hänselmann. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1886.
  • Jutta Felke: Die Geschichte des Braunschweiger Kunstvereins 1832–1965. Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig 1996. (Dissertation in Kunstgeschichte bei Michael Schwarz)
  • Carl Großhaus, Gerd Spies, Gisela Meier: Vier Jahrzehnte Galerie Schmücking in Braunschweig (= Braunschweiger Werkstücke, Reihe B. Veröffentlichungen aus dem Städtischen Museum Braunschweig. Band 19, Der ganzen Reihe Band 103). Städtisches Museum Braunschweig, Braunschweig 2001, 220 Seiten
Commons: Kunstverein Braunschweig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Die Villa als Sitz des Kunstvereins. In: Institution. Webseite Kunstverein Braunschweig, September 2021, abgerufen am 2. November 2022.
  2. a b c d e f g Carl Großhaus, Gerd Spies, Gisela Meier: Vier Jahrzehnte Galerie Schmücking in Braunschweig. In: Gerd Spies (Hrsg.): Braunschweiger Werkstücke, Reihe B. Veröffentlichungen aus dem Städtischen Museum Braunschweig. 1. Auflage. Band 19 / Der ganzen Reihe Band 103. Stadt Braunschweig, Der Oberstadtdirektor, Städtisches Museum Braunschweig, 2001, ISBN 3-927288-31-4, ISSN 0175-338X, S. 12.
  3. Kunstverein Braunschweig: Braunschweiger Kunstspiegel: Mitteilungsblatt des Kunstvereins Braunschweig. Appelhans, Braunschweig 1942 (d-nb.info [abgerufen am 25. Februar 2023]).
  4. a b Helwig Schmidt-Glintzer: Die Herzog August Bibliothek erhält das Archiv der Galerie Schmücking. In: Herzog August Bibliothek (Hrsg.): Wolfenbütteler Bibliotheks-Informationen. Jahrgang 27/28. Januar–Juli 2002/2003. Nr. 1–4/1–2. Braunschweig 2003, S. 35.
  5. Heinz Holtmann. In: Café Deutschland. Im Gespräch mit der ersten Kunstszene der BRD. Städel Museum 2018, abgerufen am 2. November 2022
  6. Jürgen Schilling. In: Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. Abgerufen am 25. Februar 2023.
  7. Wenn Kunst zur Familie gehört. Welt am Sonntag, 11. März 2001, abgerufen am 18. Februar 2024.
  8. a b Bettina Maria Brosowsky: Villa mit Hintertür. In: Kunst (Hrsg.): taz. die tageszeitung. Nr. 12596, 23. Juli 2021, ISSN 0931-9085, S. 27 ePaper 23 Nord (taz.de [abgerufen am 25. Februar 2023]).
  9. Benno Schirrmeister: Die Entronnene. In: Kunst (Hrsg.): taz. die tageszeitung. Nr. 8593, 31. Mai 2008, ISSN 0931-9085, S. 35 (taz.de [abgerufen am 25. Februar 2023]).
  10. Der Kunstverein. In: Institution. Webseite Kunstverein Braunschweig, September 2021, abgerufen am 2. November 2022.
  11. Mitglieder des ADKV, abgerufen am 2. August 2010.
  12. Hilke Wagner wird neue Direktorin des Albertinums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. museumsreport.de, Juli 2014, abgerufen am 1. November 2022.
  13. Kunstverein Braunschweig: Mitglieder. (Memento vom 16. Juli 2010 im Internet Archive), abgerufen am 2. November 2022.
  14. Künstler müssen ihre Positionen entfalten können. Frankfurter Neue Presse, 2. November 2018, abgerufen am 16. Februar 2024.
  15. Christina Lehnert wird neue Kuratorin des Portikus. monopol. Magazin für Kunst und Leben, 9. Januar 2018, abgerufen am 16. Februar 2024.
  16. Impressum. In: Kunstverein Braunschweig. Webseite Kunstverein Braunschweig, November 2021, abgerufen am 1. November 2022.
  17. Profilseite von Nuno de Brito Rocha auf Linkedin.com, abgerufen am 15. Juni 2023.
  18. Peter Lufft, Jutta Brüdern: Willi Wöhler. In: Peter Lufft (Hrsg.): Profile aus Braunschweig. Persönliches über Persönlichkeiten in Bild und Text. 1. Auflage, Appelhans Verlag, Salzgitter 1996, ISBN 3-930292-03-3, S. 6 [unpaginiert].
  19. Kunstverein Braunschweig: Salve Hospes / Kunstverein Braunschweig und Braunschweig'sche Musikgesellschaft: Braunschweiger Blätter für Kunst und Kultur. Mitteilungen der kulturellen Vereinigungen Braunschweigs. Salve Hospes, Braunschweig 1951 (d-nb.info [abgerufen am 25. Februar 2023]).

Koordinaten: 52° 15′ 28″ N, 10° 31′ 30,5″ O