Kupferzell

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Deutschlandkarte
Kupferzell
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Kupferzell hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 14′ N, 9° 41′ OKoordinaten: 49° 14′ N, 9° 41′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Hohenlohekreis
Gemeindeverwal­tungsverband: „Hohenloher Ebene“
Höhe: 340 m ü. NHN
Fläche: 54,28 km2
Einwohner: 6570 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 121 Einwohner je km2
Postleitzahl: 74635
Vorwahlen: 07944, 07940Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: KÜN, ÖHR
Gemeindeschlüssel: 08 1 26 047
Gemeindegliederung: 21 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Marktplatz 14–16
74635 Kupferzell
Website: www.kupferzell.de
Bürgermeister: Christoph Spieles (CDU)
Lage der Gemeinde Kupferzell im Hohenlohekreis
KarteLandkreis HeilbronnLandkreis Schwäbisch HallMain-Tauber-KreisNeckar-Odenwald-KreisBretzfeldDörzbachForchtenbergForchtenbergIngelfingenKrautheimKünzelsauKupferzellMulfingenNeuenstein (Hohenlohe)NiedernhallÖhringenPfedelbachSchöntalWaldenburg (Württemberg)Weißbach (Hohenlohe)Zweiflingen
Karte

Kupferzell ist eine Gemeinde im fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs. Sie gehört seit 1973 zum neugegründeten Hohenlohekreis und zur Region Heilbronn-Franken (bis 20. Mai 2003 Region Franken).

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde hat Anteil an den Naturräumen Schwäbisch-Fränkische Waldberge, Kocher-Jagst-Ebenen und Hohenloher-Haller Ebene.[2] Der Hauptort Kupferzell liegt an der Kupfer, einem Nebenfluss des Kocher.

Nachbargemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbargemeinden sind die Städte Künzelsau, Neuenstein und Waldenburg (alle Hohenlohekreis) sowie die Gemeinden Braunsbach und Untermünkheim (beide Landkreis Schwäbisch Hall).

Zusammen mit Neuenstein und Waldenburg bildet Kupferzell den Gemeindeverwaltungsverband Hohenloher Ebene, welcher insbesondere für die Aufstellung und Fortschreibung von Flächennutzungsplänen zuständig ist.

Gemeindegliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kupferzell gliedert sich nach dem Zusammenschluss von sechs ehemaligen Gemeinden im Jahre 1972 im Zuge der Gemeindereform in die Ortschaften Kupferzell, Eschental, Feßbach, Goggenbach, Mangoldsall und Westernach mit insgesamt 21 Ortsteilen.

Die offizielle Benennung der Ortsteile erfolgt durch den vorangestellten Gemeindenamen und mit Bindestrich verbunden nachgestellt die Namen der Ortsteile.

Ehemalige Gemeinden mit ihren früheren Ortsteilen
Wappen Kupferzell
  • Kupferzell mit dem Dorf Kupferzell, den Weilern Rechbach, Ulrichsberg und dem Gehöft Schafhof sowie den abgegangenen Ortschaften Endtberg, Hörzelberg, Mayen, Rieden und Wildenhofen.
historisches Getreidelagerhaus aus Kupferzell im Freilandmuseum Wackershofen (2019)
Wappen Eschental Feuerwehrübung Eschental (2017)
Wappen Fessbach
  • Feßbach mit dem Dorf Feßbach und den Weilern Kubach, Künsbach und Rüblingen sowie den abgegangenen Ortschaften Bullingsweiler, Hefenhofen und Tiefenbronn.
Wappen Goggenbach Sommerhof in Goggenbach (2016)
DEU Mangoldsall COA.svg
Wappen Westernach

Flächenaufteilung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2022[3]

Schillingsfürster Wappen über einer der Kupferzeller Schlosstüren

Der Name Kupferzell geht auf einen Mönch mit Namen Dietrich zurück, der im Ohrnwald an der Kupfer eine Einsiedlerzelle aufschlug, um sich zurückzuziehen. Daraus leitet sich der Name Celle ab, der um die geografische Bezeichnung „uf dem Ornwald“ und bis ins 15. Jahrhundert nach der Lage an der Kupfer erweitert wurde. Die erste urkundliche Erwähnung von Kupferzell als Celle datiert auf das Jahr 1236.

Ab 1323 war Kupferzell in hohenlohischem Besitz.[4] Besitz hatten zudem das Kloster Gnadental und das Chorherrenstift Öhringen, außerdem war der Ort oft verpfändet.

Bei der Teilung des hohenlohischen Besitzes 1553 kam Kupferzell an Hohenlohe-Waldenburg, wo der Ort zum Amtssitz wurde. Im späten 17. Jahrhundert kam der Ort an Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.

Der Bau des Residenzschlosses 1721 machte Kupferzell zur Hauptstadt des Schillingsfürster Territoriums. Zudem lag die Ortschaft im Fränkischen Reichskreis.

Württembergische Zeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses kam der Ort – wie fast alle hohenlohischen Lande – 1806 an das Königreich Württemberg und gehörte nach einer kurzen Phase beim Oberamt Neuenstein fortan zum Oberamt Öhringen.[5]

1892 kam mit der Kochertalbahn der Anschluss an das Netz der Württembergischen Eisenbahn.

Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Kupferzell 1938 zum Landkreis Öhringen.

Nachkriegszeit und Gebietsreformen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1945 wurde der Ort Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörte somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Am 1. Januar 1972 vereinigte sich Kupferzell mit Eschental, Feßbach, Goggenbach, Mangoldsall und Westernach zur neuen Gemeinde Kupferzell.[6]

1973 erfolgte die Kreisreform in Baden-Württemberg, bei der Kupferzell zum Hohenlohekreis gelangte.

Katholische Kirche St. Michael in Kupferzell

Eine Pfarrkirche ist im Ort seit 1236 nachweisbar.

Evangelische Kirche

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Reformation wurde Kupferzell durch die Grafen von Hohenlohe gemäß dem Prinzip „Cuius regio, eius religioevangelisch. Die Kirchengemeinde Kupferzell gehört zum Kirchenbezirk Öhringen der Evangelischen Landeskirche. Die in Teilen noch romanische Kirche wurde um das Jahr 1800 erneuert und 1900 erweitert.

Die evangelische Kirche in Westernach gehört nicht zur Pfarrei von Kupferzell, sondern zur Pfarrkirche von Waldenburg.

Katholische Kirche

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da die katholischen Grafen zu Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst den Ort Kupferzell im 18. Jahrhundert zu ihrer Residenz machten, wurde 1719 die römisch-katholische Konfession von den Grafen dieser Linie wieder zugelassen und gefördert. Die katholischen Gottesdienste fanden seit 1729 in der Schlosskapelle statt. 1902 wurde die katholische St.-Michaels-Kirche im neuromanischen Stil errichtet. Das zuständige katholische Dekanat ist das Dekanat Hohenlohe.

Bei der Bürgermeisterwahl am 5. Mai 2019 erreichte Christoph Spieles im ersten Wahlgang eine Mehrheit von 53,2 % der abgegebenen gültigen Stimmen.[7] Er trat sein Amt am 1. August 2019 an, die Amtszeit beträgt acht Jahre.

Kupferzeller Schultheißen/ Bürgermeister

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1784–1799 Leonhard Schwarz
    • 1793–1794 Michael Hubmann (neben Leonhard Schwarz)
    • 1794–1795 Michael Wirth (neben Leonhard Schwarz)
  • 1801–1803 Georg Michael Hammel
    • 1801–1802 Gottfried Haag (neben Georg Michael Hammel)
    • 1802–1803 J. Michael Müller (neben Georg Michael Hammel)
  • 1803–1807 Johann Mathias Bauermann
    • 1803–1804 Martin Köpler (neben Johann Mathias Bauermann)
    • 1804–1806 Philipp Wolfert (neben Johann Mathias Bauermann)
    • 1806–1807 Georg Würth (neben Johann Mathias Bauermann)
  • 1807–1814 Johann Andreas Stutz
  • 1823–1826 Michael Schwarz
  • 1826–1834 Georg Adam Reinhardt
  • 1834–1848 Heinrich Jakob Gottlieb Bürger
  • 1848–1853 Johann Michael Hammel
  • 1853–1856 Gottfried Wenz
  • 1857–1882 Ludwig Heinrich Raisig
  • 1882–1887 Johann Jakob Schäufele
  • 1887–1924 Wilhelm Dutt
  • 1924–1934 Fritz Egner
  • 1934–1941 Georg Rudolf Mößner
  • 1942–1945 Ernst Ayen
    • 1942–1945 Arthur Zeilein (Bürgermeister in Neuenstein, übernahm dringendste Amtsgeschäfte aufgrund der Einberufung von Ernst Ayen)
    • 1945–1946 Philipp Dürr (kommissarischer Bürgermeister; nach der amerikanischen Besetzung eingesetzt)
    • 1946–1948 August Schädel
  • 1948–1971 Ernst Ayen
  • 1972–1979 Günter Petereit (vor der Gemeindereform Bürgermeister in Westernach)
    • 1979 Egbert Maier (Amtsverweser)
  • 1979–2003 Joachim Herbert Freiherr von Wangenheim
  • 2003–2019 Joachim Schaaf
  • seit 2019 Christoph Spieles

Der Gemeinderat wurde bis 2019 nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei konnte sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Dieses Verfahren wurde abgeschafft. Der Gemeinderat hat ab 2024 18 Sitze. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

In den eingemeindeten Gemeinden sind Ortschaften im Sinne der baden-württembergischen Gemeindeordnung mit eigenem Ortschaftsrat und einem Ortsvorsteher als dessen Vorsitzendem eingerichtet. Für die Wahl der Ortschaftsräte wird teilweise die Unechte Teilortswahl entsprechend angewendet und die Ortschaften in Wohnbezirke unterteilt.

Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Endergebnis[8]. Die Wahlbeteiligung betrug 61,75 %.

Partei / Liste Stimmenanteil Sitze Ergebnis 2019
Freie Wählervereinigung (FWV) 54,85 % 10 49,36 %, 12 Sitze
Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) 27,34 % 5 33,24 %, 8 Sitze
Sozialdemokratische Partei (SPD) 17,81 % 3 17,40 %, 4 Sitze

Wappen und Flagge

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wappen von Kupferzell
Wappen von Kupferzell
Blasonierung: „Unter silbernem Schildhaupt, darin ein schreitender, rot bezungter, hersehender schwarzer Löwe (Leopard), in Schwarz eine rot bedachte silberne Kirche mit Dachreiter“
Wappenbegründung: Die neue Gemeinde Kupferzell führt weiterhin das 1957 entstandene alte Kupferzeller Wappen. Der Leopard entstammt dem Hohenloher Wappen und repräsentiert die allen Teilen Kupferzells gemeinsame Angehörigkeit zu Hohenlohe, die Kirche (Zelle) bezieht sich auf den Gemeindenamen. Wappen und Flagge wurden der Gemeinde am 27. Februar 1976 vom Landratsamt des Hohenlohekreises verliehen.[9]

Die Flagge der Gemeinde ist Rot-Weiß

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der alte Kupferzeller Bahnhof im Freilandmuseum Wackershofen

Ansässige Unternehmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Die Reca Norm GmbH ist ein Vertriebsunternehmen für Werkzeuge und Befestigungstechnik.
  • Die Firma Mefa GmbH ist ein Unternehmen für Befestigungs- und Montagesysteme.
  • Gemeinsam mit Künzelsau und Waldenburg betreibt Kupferzell seit 1990 den interkommunalen Zweckverband Gewerbepark Hohenlohe.[10]

Die Gemeinde Kupferzell ist über die Anschlussstelle Kupferzell (Nr. 42) an der Bundesautobahn A6 (SaarbrückenWaidhaus) unmittelbar und gut an das überregionale Fernstraßennetz angebunden. Weiterhin führt die Bundesstraße B19 (KrauthausenOberstdorf) Richtung Künzelsau/Bad Mergentheim und Schwäbisch Hall/Gaildorf durch das Gemeindegebiet. Mehrere Landes- und Kreisstraßen durchqueren in verschiedene Richtungen das Gemeindegebiet und bieten eine gute Verkehrsanbindung.

Früher verfügte der Ort mit der Kochertalbahn über einen Bahnanschluss, bis deren Betrieb 1991 endgültig eingestellt wurde. Der Bahnhof wurde ins Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen transloziert. Auf der ehemaligen Bahntrasse führt heute ein Teil des Kochertalradwegs auf die Hohenloher Ebene.

  • Die Johann-Friedrich-Mayer-Schule in Kupferzell ist eine Gemeinschaftsschule von Klasse 1 bis Klasse 10. Sie war eine der 34 Starterschulen, die ab dem Schuljahr 2012/2013 zu den ersten baden-württembergischen Gemeinschaftsschulen gehörten.[11] Rund 550 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule.
  • Im Schloss Kupferzell befindet sich die Akademie für Landbau und Hauswirtschaft (ALH). Sie ist eine Fachschule in der Trägerschaft des Hohenlohekreises in Kooperation mit dem Landkreis Schwäbisch Hall.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Schloss vom Schlosspark aus gesehen

Das ehemalige Residenzschloss Kupferzell wurde 1721 durch Graf Philipp Ernst erbaut. 1922 kaufte die Württembergische Landwirtschaftskammer das Schloss und machte daraus eine Schule für Landbau und Hauswirtschaft, die bis heute besteht.[12]

Die evangelische Kirche in Westernach geht mindestens auf das 15. Jahrhundert zurück und wurde bereits im 16. Jahrhundert erneuert. Der Taufstein stammt aus dem 18. Jahrhundert.

Das ehemalige Kupferzeller Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1892 wurde 1990 als vermutlich erster Vertreter des württembergischen Einheitsbahnhofs in das Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen transloziert. Das Gebäude steht dort am Haltepunkt Wackershofen, trägt aber weiterhin die Aufschrift Kupferzell.[13] Ebenfalls ins Freilandmuseum Wackershofen verbracht wurde im Jahr 1986/87 das ehemalige Kupferzeller Lagerhaus aus dem Jahr 1897/98, das älteste genossenschaftliche Lagerhaus Baden-Württembergs.

Die Ortsgruppe Kupferzell des Schwäbischen Albvereins wurde 1999 mit der Eichendorff-Plakette ausgezeichnet.[14]

Fossillagerstätte Kupferzell

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Skelettrekonstruktion von Batrachotomus kupferzellensis
Gerrothorax pustuloglomeratus, die häufigste Art in der Kupferzeller Keuperfauna

Kupferzell bzw. das Hohenloher Plateau liegen regionalgeologisch im Westen des Süddeutschen Schichtstufenlandes, im Ausbiss des oberen Muschelkalks und des unteren Keupers. Während im oberen Muschelkalk östlich von Kupferzell, im Steinbruch Rüblingen, relativ gut erhaltene Reste von Nothosaurus[15] und Simosaurus[16] vorkommen, ist der Keuper („Lettenkeuper“, Erfurt-Formation, oberes Ladin, etwa 235 Mio. Jahre vor heute) südlich von Kupferzell teilweise so reich an Resten von urzeitlichen Landwirbeltieren, dass die Gegend als „Massengrab fossiler Saurier“ gilt. Im Rahmen einer Notgrabung während des Baus der A 6 zwischen Heilbronn und Nürnberg wurden im Jahre 1977 bei Kupferzell-Bauersbach rund 30.000 Einzelknochen geborgen. Das Vorkommen war vom Waldenburger Eisenbahner und Hobby-Paläontologen Johann Wegele entdeckt und anschließend über die VfMG-Sektion Heilbronn dem Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart gemeldet worden. Zwischen dem 18. März und 3. Juni bauten Mitarbeiter des Museums und Freiwillige des VfMG die Fossillagerstätte systematisch unter Zeitdruck ab.[17][18] Die Fundstelle ist heute nicht mehr zugänglich.[19]

Der Hauptteil der Knochen wurde aus einer Schichtenfolge mit grünen, gelben und braunen teils dolomitischen Mergeln geborgen, die sehr wahrscheinlich in Süßwasser- oder relativ stark ausgesüßten Brackwasserkörpern abgelagert wurden.[19] Die Lagerstätte kann am besten als Konzentratlagerstätte charakterisiert werden.[18] Zwar ist der Erhaltungszustand des Materials relativ gut und bisweilen sind weitgehend komplette Skelette und Teilskelette im anatomischen Zusammenhang überliefert, jedoch wurden die – teils präfossilisierten und umgelagerten – Knochen offenbar zusammengespült. Das Fundintervall gehört lithostratigraphisch zu den Unteren Grauen Mergeln im höheren Teil der Erfurt-Formation.[19]

Der weit überwiegende Teil der Wirbeltierfauna (rund 90 %) ist durch nur zwei Temnospondylen-Arten repräsentiert: den eher kleinen Plagiosauriden Gerrothorax pustuloglomeratus (70 %) und den großen Mastodonsauriden Mastodonsaurus giganteus (20 %).[19] Beides sind nicht-amniotische Vertreter, die eine stark an Gewässer gebundene Lebensweise führten. Sie lebten offenbar nahe oder direkt in den Seen oder Lagunen, in deren Sedimenten ihre Überreste überliefert wurden.[19] Das Gleiche gilt für die weit selteneren Temnospondylen-Arten Kupferzellia wildi  * §, Plagiosuchus pustuliferus (ein enger verwandter von Gerrothorax)[18] sowie die anhand vollständigeren Materials aus anderen nordwürttembergischen Lettenkeuperlokalitäten (siehe unten) erstbeschriebenen Arten Trematolestes hagdorni,[20] Callistomordax kugleri[21] und Bystrowiella schumanni.[22] Ebenfalls selten doch mit ein paar recht vollständigen Exemplaren vertreten ist Batrachotomus kupferzellensis  *, ein Rauisuchide. Dieses Reptil lebte auf dem trockenen Land und seine Reste sind wahrscheinlich durch einen hochwasserführenden Fluss in den Ablagerungsraum eingespült worden.[19] Einziges weiteres sicheres Zeugnis eines rein landlebenden Tieres sind Osteoderme eines relativ engen Verwandten von Batrachotomus, der 2014 unter dem Namen Jaxtasuchus salomoni beschrieben wurde.[23] Ob die Zuordnung dreispitziger Zähne zu einem nicht näher bestimmbaren Cynodontier,[18] einem säugetierähnlichen Amnioten, korrekt ist, gilt hingegen als nicht ganz sicher.[24] Die übrigen Amniotenreste stammen von den aquatischen Reptilien Neusticosaurus pusillus sowie Tanystropheus und auch Nothosaurus. Auch verschiedene Knochen- und Knorpelfische[19] sind in der Kupferzell-Fauna vertreten. Davon näher bestimmbar (Stand 2003) sind jedoch nur der Lungenfisch Ptychoceratodus serratus sowie der Strahlenflosser Serrolepis.[18]

Ungefähr zur gleichen Zeit entdeckt wie Kupferzell-Bauersbach wurden die bedeutenden Lettenkeuper-Fundstellen in den Steinbrüchen bei Vellberg (Typlokalität von Bystrowiella, Callistomordax und Jaxtasuchus), in einem Baugebiet in Michelbach an der Bilz (Typlokalität von Trematolestes) und in einem Autobahnanschnitt (A 6) bei Ilshofen. Sie alle liegen im Landkreis Schwäbisch Hall rund 20 km südsüdöstlich bis ostsüdöstlich von Kupferzell.[19][24]

* 
wie die Namen vermuten lassen, ist Kupferzell für diese Arten die Typlokalität.
§ 
Kupferzellia ist Damiani (2001) zufolge ein jüngeres Synonym von Tatrasuchus.[25]

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Pfarrer Johann Friedrich Mayer (1719–1798), Agrarreformer, der als „Gipsapostel“ bekannt wurde, lebte in Kupferzell. Die Gemeinschaftsschule Kupferzell trägt seit 1997 seinen Namen.
  • Karl Julius Weber (1767–1832), Schriftsteller, lebte und starb im Kupferzell. Nach ihm ist die Veranstaltungshalle und eine Straße in Kupferzell benannt.
  • Rolf Wütherich (1927–1981), Fahrer der Rennwagenabteilung von Porsche und Beifahrer im tödlichen Unfall des US-Schauspielers James Dean, lebte und starb in Kupferzell

Während der COVID-19-Pandemie war Kupferzell einer der Hotspots in Deutschland.[26] Am 19. Mai 2020 startete das Robert Koch-Institut eine Studie zur Exposition der Bürger von Kupferzell mit dem Coronavirus, um die Ausbreitung des Virus und die Dunkelziffer zu untersuchen.[27]

Seit 2005 werden Straßen im Kupferzeller Neubaugebiet „Döttinger Straße/ Breite“ nach verdienten Altbürgermeistern benannt.

  • Kupferzell. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Oehringen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 46). H. Lindemann, Stuttgart 1865, S. 251–258 (Volltext [Wikisource]).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Naturräume Baden-Württembergs. Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Stuttgart 2009
  3. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Kupferzell
  4. Leopard verdrängt Hirschstange. In: Hohenloher Zeitung. 4. August 2012 (bei stimme.de [abgerufen am 4. August 2012]).
  5. Hohenlohekreis: Kupferzell: Ein gutes Stück Hohenlohe. Online auf www.hohenlohekreis.de, abgerufen am 26. Oktober 2014
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 455 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. Christoph Spieles ist neuer Bürgermeister von Kupferzell - STIMME.de. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  8. Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums Stuttgart
  9. Heinz Bardua: Die Kreis- und Gemeindewappen im Regierungsbezirk Stuttgart. Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0801-8 (Kreis- und Gemeindewappen in Baden-Württemberg, 1), S. 90
  10. Gewerbepark Hohenlohe. Abgerufen am 19. Oktober 2022.
  11. Gesamtliste der Starterschulen der Gemeinschaftsschule bei kultusportal-bw.de (PDF; 39 kB; abgerufen am 11. März 2012)
  12. Landesarchiv Baden-Württemberg (Hrsg.): Der Hohenlohekreis, Band 2. B: Die Gemeinden. Historische Grundlagen und Gegenwart (Fortsetzung). Künzelsau bis Zweiflingen. Thorbecke, Ostfildern, 2007, ISBN 3-7995-1367-1, S. 63
  13. Albrecht Bedal: Frühe Sekundärbahn und erster Einheitsbahnhof. Zur Geschichte des Kupferzeller Bahnanschlusses. In: Der Bahnhof aus Kupferzell. Die Geschichte eines württembergischen Stationsgebäudes und der Nebenbahn Waldenburg–Künzelsau. Hohenloher Freilichtmuseum, Schwäbisch Hall 2001, ISBN 3-9806793-3-0, S. 45–60.
  14. Verleihung der Eichendorff-Plakette in Blätter des Schwäbischen Albvereins Heft 2/2000, S. 24
  15. z. B. Claus König, Volkmar Wirth: Berichte. Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart 1995. In: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg. 152. Jhg., 1996, S. 321–351 (PDF), S. 333
  16. Olivier Rieppel: Osteology of Simosaurus gaillardoti and the relationships of stem-group Sauropterygia. In: Fieldiana Geology, new series Nr. 28, 1994, (online), S. 82
  17. Bernhard Ziegler: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart 1977. In: Jahreshefte der Gesellschaft für Naturkunde in Württemberg. 133. Jhg., 1978, S. 177–213 (PDF), S. 184 f.
  18. a b c d e Hanna Hellrung: Gerrothorax pustuloglomeratus, ein Temnospondyle (Amphibia) mit knöcherner Branchialkammer aus dem Unteren Keuper von Kupferzell (Süddeutschland). In: Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie B (Geologie und Paläontologie). Nr. 330, 2003 (PDF), S. 6 f. u. S. 13 ff.
  19. a b c d e f g h Hans Hagdorn, Rainer Schoch, Dieter Seegis, Ralf Werneburg: Wirbeltierlagerstätten im Lettenkeuper In: Hans Hagdorn, Rainer Schoch, Günter Schweigert (Hrsg.): Der Lettenkeuper – ein Fenster in die Zeit vor den Dinosauriern Palaeodiversity. Sondernummer (Suppl. zu Bd. 8), 2015, S. 325–358 (PDF)
  20. Rainer R. Schoch: A new trematosaurid amphibian from the Middle Triassic of Germany. In: Journal of Vertebrate Paleontology. Bd. 26, Nr. 1, 2006, S. 29–43, doi:10.1111/j.1096-3642.2007.00363.x (alternativer Volltextzugriff: ResearchGate)
  21. Rainer R. Schoch: A new stereospondyl from the German Middle Triassic, and the origin of the Metoposauridae. In: Zoological Journal of the Linnean Society. Bd. 152, Nr. 1, 2008, S. 79–113, doi:10.1111/j.1096-3642.2007.00363.x (Open Access)
  22. Florian Witzmann, Rainer R. Schoch, Michael W. Maisch: A relict basal tetrapod from Germany: first evidence of a Triassic chroniosuchian outside Russia. In: Naturwissenschaften. Bd. 95, Nr. 1, 2008, S. 67–72, doi:10.1007/s00114-007-0291-6 (alternativer Volltextzugriff: ResearchGate)
  23. Rainer R. Schoch, Hans-Dieter Sues: A new archosauriform reptile from the Middle Triassic (Ladinian) of Germany. In: Journal of Systematic Palaeontology. Bd. 12, Nr. 1, 2014, S. 113–131, doi:10.1080/14772019.2013.781066
  24. a b Rainer R. Schoch: Stratigraphie und Taphonomie wirbeltierreicher Schichten im Unterkeuper (Mitteltrias) von Vellberg (SW-Deutschland). In: Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Serie B (Geologie und Paläontologie). Nr. 318, 2002 (PDF)
  25. Ross J. Damiani: A systematic revision and phylogenetic analysis of Triassic mastodonsauroids (Temnospondyli: Stereospondyli). In: Zoological Journal of the Linnean Society. Bd. 133, Nr. 4, 2001, 379–482, doi:10.1006/zjls.2001.0304
  26. RKI: Corona-Dunkelziffer in Kupferzell höher als erwartet. In: BR24. 19. August 2020, abgerufen am 10. Mai 2024.
  27. SWR-Bericht zur Studie
Commons: Kupferzell – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Kupferzell – Reiseführer