Lael Brainard

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Lael Brainard (2014)

Lael Brainard (* 1. Januar 1962 in Hamburg) ist eine US-amerikanische Ökonomin, die seit 2014 Mitglied des Board of Governors des Federal Reserve System ist. Von 2010 bis 2013 diente sie in der Regierung Obama als Undersecretary of the Treasury for International Affairs (Staatssekretärin für internationale Angelegenheiten im US-Finanzministerium).

Kindheit, Jugend und Ausbildung

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Die Tochter des US-amerikanischen Diplomaten und Beamten im US-Außenministerium Alfred Brainard wurde in Hamburg geboren und wuchs in der BRD und in Polen auf.[1][2] Sie studierte an der Wesleyan University Sozialwissenschaften und graduierte 1983 mit einem B.A. Anschließend besuchte sie als National Science Foundation Fellow die Harvard University, wo sie ihren Master und 1989 ihren Doktor in Wirtschaftswissenschaft erwarb.[3]

Berufliche Laufbahn

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Brainard begann ihre Karriere als Unternehmensberaterin bei McKinsey & Company. Von 1990 bis 1996 war sie als Assistant Professor und außerordentliche Professorin für Angewandte Wirtschaftswissenschaften an der Sloan School of Management des Massachusetts Institute of Technology tätig. Von 2001 bis 2009 arbeitete Brainard als Professorin und Senior Fellow an der Brookings Institution, wo sie Vizepräsidentin und Gründungsdirektorin des von ihr mit aufgebauten, 2006 gegründeten Forschungsprogramms Global Economy and Development war, das sich den globalen wirtschaftlichen Herausforderungen widmet.[4]

Ab 1997 war sie in der Regierung Clinton als Beraterin für nationale Wirtschaftsfragen sowie als persönliche Repräsentantin Präsident Clintons für die G7 und G8 und tätig.[5][3] In dieser Position war sie für die Vorbereitung der USA auf den Beitritt Chinas in die Welthandelsorganisation im Jahr 2001 verantwortlich.[6] Brainard begleitete Präsident Clinton bei Reisen nach China, Lateinamerika, nach Großbritannien sowie zum Amerika-Gipfel in Miami.[7] Beim G8-Gipfel im Jahr 2000 wirkte sie als Repräsentantin der USA daran mit, dass erstmals auch die Staatsführer der ärmsten Länder der Welt am Gipfel teilnahmen, und unterstützte die Gründung des Global Fund to Fight AIDS, Tuberculosis and Malaria.[4]

Von 2001 bis 2008 arbeitete sie als Stellvertretende Direktorin des National Economic Council der USA am Aufbau einer neuen Organisation im Weißen Haus mit, die sich mit globalen wirtschaftliche Herausforderungen wie der Finanzkrise in Asien und dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation befasst.[5] Im Februar 2023 wurde vermeldet, dass Brainard von US-Präsident Joe Biden zur Direktorin des National Economic Council ernannt wurde.[8]

Finanzministerium

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Brainard (ganz rechts) bei einem Briefing für Präsident Obama vor dem G20-Gipfel 2012 in Los Cabos

Präsident Obama nominierte Brainard im März 2009 als Staatssekretärin für internationale Angelegenheiten im Finanzministerium, am 20. April 2010 wurde sie vereidigt.[9][10][11] Reuters News Service meinte im Zusammenhang mit ihrer Nominierung an, dass Brainard damit die internationale Spitzendiplomatin im Finanzministerium wäre und eine Schlüsselrolle dabei hätte, China in Richtung einer Währung mit einem flexiblen Wechselkurssystem zu drängen.[12] Im Finanzministerium leitete Brainard das Büro für internationale Angelegenheiten. Zu ihrem Verantwortungsbereich gehörten u. a. die Eurokrise sowie die Währungsbeziehungen mit China.[13][14][15] In dieser Funktion übte sie Druck auf China aus, zu einem flexiblen Wechselkurssystem überzugehen, und drängte die EU während der Eurokrise zu stärkeren wirtschaftlichen Rettungsplänen.[16][17][18] Außerdem nahm sie als Repräsentantin der USA an den G20-Treffen der Finanzminister, an den G7-Treffen und an Weltbank-Treffen teil und war Mitglied im Financial Stability Board.[3]

Im November 2013 trat sie von ihrem Amt zurück, begleitet von Gerüchten über eine mögliche Nominierung in das Board of Governors des Federal Reserve Systems (Zentralbank).[19][20]

Federal Reserve

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Brainard 2018 bei einer Rede am Peterson Institute

Nach dem Rücktritt von Elizabeth Ashburn Duke wurde Brainard im Januar 2014 von Präsident Barack Obama für den Vorstand der Federal Reserve, das Board of Governors, nominiert.[21] Sie trat ihre 14-jährige Amtszeit am 16. Juni 2014 an.[22][23][24] Brainard ist Vorsitzende des Committee on Board Affairs, des Comittee on Financial Stability, des Committee on Federal Reserve Bank Affairs und des Committee on Payments, Clearing and Settlements sowie Mitglied des Committee on Consumer and Community Affairs, des Committee on Supervision and Regulation und des Subcommittee on Smaller Regional and Community Banking.[25]

Als einzige Demokratin des siebenköpfigen Gremiums vertritt Brainard oft Einzelpositionen. So stimmte sie 2019 dagegen, dass Großbanken von schärferen Regulierungsmaßnahmen in der Folge der internationalen Finanzkrise ausgenommen würden.[26][27] Sie setzt sich für eine lockere Geldpolitik, für eine strengere Finanzregulierung und für höhere Eigenkapitalstandards für Banken ein.[28][29]

Im November 2021 wurde sie von Präsident Biden zur stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstands der Federal Reserve nominiert.

Für ihre Dienste im Finanzministerium wurde Brainard mit dem Alexander Hamilton Award geehrt.[3][30] 2019 wurde sie mit einer Harvard Centennial Medal und dem New York Association of Business Economics William F. Butler Award in 2019.[31][32]

Veröffentlichungen

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Brainard ist Mitherausgeberin von Climate Change and Global Poverty: A Billion Lives in the Balance (2009),[33] Too Poor For Peace? (2007)[34] und Offshoring White Collar Work (2006).[35] Sie ist Herausgeberin von Transforming the Development Landscape: the Role of the Private Sector (2006)[36][37] und Security by Other Means: Foreign Assistance, Global Poverty and American Leadership (2006)[38] sowie Co-Autorin von The Other War: Global Poverty and the Millennium Challenge Corporation (2004).[39]

Commons: Lael Brainard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Lael Brainard: Nach US-Wahl: Gebürtige Hamburgerin ist Favorit auf Posten als Bidens Finanzministerin. 13. November 2020, abgerufen am 14. November 2020.
  2. Lael Brainard: 2019 Centennial Medal Citation | Harvard University – The Graduate School of Arts and Sciences. In: gsas.harvard.edu. Abgerufen am 20. November 2020.
  3. a b c d Federal Reserve History – Lael Brainard In: Board of Governors of the Federal Reserve System. Abgerufen am 8. April 2018 (englisch). 
  4. a b Lael Brainard to Hold the Bernard L. Schwartz Chair in International Economics In: Brookings, 30. November 2001. Abgerufen am 8. April 2018 (amerikanisches Englisch). 
  5. a b Lael Brainard – Global Philanthropy Forum In: Global Philanthropy Forum. Abgerufen am 8. April 2018 (amerikanisches Englisch). 
  6. Robert Kuttner: Liberalish: The Complex Odyssey of Lael Brainard. In: The American Prospect. 23. September 2020, abgerufen am 13. Oktober 2020 (amerikanisches Englisch).
  7. Lael Brainard. In: whitehouse.gov, National Archives. Abgerufen am 23. November 2020.
  8. Lael Brainard: In Hamburg geborene Ökonomin wird Bidens neue Chefberaterin. In: Der Spiegel. 15. Februar 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 15. Februar 2023]).
  9. PN224 - Nomination of Lael Brainard for Department of the Treasury, 111th Congress (2009–2010). In: www.congress.gov. 20. April 2010, abgerufen am 20. November 2020.
  10. President Obama Announces Additional Treasury Department Nominations. In: whitehouse.gov, National Archives. 23. März 2009, abgerufen am 18. Juni 2016.
  11. Presidential Nominations Sent to the Senate, 3/23/09. In: whitehouse.gov, National Archives. 23. März 2009, abgerufen am 18. Juni 2016.
  12. Senate panel OKs Lael Brainard for Treasury post. In: Reuters. 23. Dezember 2009, abgerufen am 1. Juli 2017.
  13. International Affairs. In: Treasury.gov. Abgerufen am 18. Juni 2016.
  14. Annie Lowrey: Lael Brainard Is Washington's Financial Envoy to Euro Crisis In: The New York Times, 2012. Abgerufen am 4. August 2018 (amerikanisches Englisch). 
  15. Globalizing Reform In: The American Prospect. Abgerufen am 4. August 2018 (englisch). 
  16. Jeanna Smialek: Lael Brainard's Steady Rise Could Culminate in Treasury Secretary Post In: The New York Times, 10. November 2020. Abgerufen am 12. November 2020 (amerikanisches Englisch). 
  17. Brainard Faces China Questions If Biden Picks Her for Treasury In: Bloomberg.com, 9. November 2020. Abgerufen am 12. November 2020 (englisch). 
  18. Rachel Siegel: With pick for treasury secretary, Biden will tip hand about his economic agenda In: Washington Post. Abgerufen am 12. November 2020 (amerikanisches Englisch). 
  19. Brainard to leave Treasury. In: Politico.com. Abgerufen am 18. Juni 2016.
  20. Treasury Official Lael Brainard Steps Down, as White House Considers Her for Fed PostDow Jones. In: Dow Jones. Abgerufen am 7. Oktober 2020 (amerikanisches Englisch).
  21. Jim Puzzanghera: Obama to nominate Stanley Fischer, 2 others to Federal Reserve seats In: LA Times, 10. Januar 2014. Abgerufen im 10. Januar 2014 
  22. PN1344 - Nomination of Lael Brainard for Federal Reserve System, 113th Congress (2013–2014). In: www.congress.gov. 12. Juni 2014, abgerufen am 20. November 2020.
  23. Lael Brainard sworn in as member of the Board of Governors of the Federal Reserve System, Jerome H. Powell sworn in for second term, and Stanley Fischer sworn in as Vice Chairman of the Board. In: Board of Governors of the Federal Reserve System. Abgerufen am 20. November 2020 (englisch).
  24. Binyamin Appelbaum: Lael Brainard, Donning a Global Lens, Champions Low Rates at Fed In: The New York Times, 25. Juli 2016. Abgerufen am 8. April 2018 (amerikanisches Englisch). 
  25. Board Members. In: Board of Governors of the Federal Reserve System. Federal Reserve, 14. Oktober 2021, abgerufen am 15. Oktober 2021 (englisch).
  26. Andreas Neinhaus: Lael Brainard: Einsame Stimme der Demokraten im Fed. In: Finanz und Wirtschaft. Verlag Tamedia Finanz und Wirtschaft AG, 14. Oktober 2021, abgerufen am 15. Oktober 2021.
  27. Jeanna Smialek: Lael Brainard's Steady Rise Could Culminate in Treasury Secretary Post In: The New York Times, 10. November 2020 (amerikanisches Englisch). 
  28. Lael Brainard Fed-Gouverneurin: Pandemie legt Schwächen des Finanzsystems bloß. In: WirtschaftsWoche. Handelsblatt GmbH, 1. März 2021, abgerufen am 15. Oktober 2021.
  29. Melanie Loos: Lael Brainard: So könnte die nächste Finanzministerin der USA heissen. In: Handelszeitung. 14. November 202, abgerufen am 15. Oktober 2021.
  30. Lael Brainard Confirmed as Under Secretary for International Affairs. In: Media-newswire.com. Abgerufen am 18. Juni 2016.
  31. Fearless Advocates, Tireless Leaders, Harvard's Centennial Medalists Have Made a Dramatic Impact on Society. In: harvard.news.edu. Abgerufen am 2. Juli 2020.
  32. New York Association of Business Economics. In: nyabe.org. Abgerufen am 2. Juli 2020.
  33. Lael Brainard, Abigail Jones, Nigel Purvis: Climate Change and Global Poverty: A Billion Lives in the Balance. Brookings Institution, Washington, DC 2009, ISBN 978-0-8157-0281-8.
  34. Brainard, Lael; Chollet, Derek (Hrsg.): Too Poor for Peace?: Global Poverty, Conflict, and Security in the 21st Century. Brookings Institution Press, Washington D. C. 2007, ISBN 978-0-8157-1375-3 (archive.org).
  35. Brookings trade forum 2005. Offshoring white-collar work. ISBN 0815712847. In: WorldCat. Abgerufen am 15. Oktober 2021.
  36. Eric D. Werner: Review of Transforming the Development Landscape: The Role of the Private Sector, edited by Lael Brainard. In: Harvard Business School. Harvard Business School, 4. Dezember 2007, abgerufen am 18. Oktober 2021 (englisch).
  37. Eric D. Werner: Review of Transforming the Development Landscape: The Role of the Private Sector, edited by Lael Brainard. In: Journal of Economic Literature. Band 50, Nr. 4, Dezember 2007, S. 1080–1082.
  38. Lael Brainard (Hrsg.): Security by Other Means: Foreign Assistance, Global Poverty, and American Leadership. Brookings Institution Press, Washington, DC 2007, ISBN 978-0-8157-1361-6 (englisch).
  39. The Other War: Global Poverty and the Millennium Challenge Account In: Foreign Affairs, 28. Januar 2009. Abgerufen am 8. April 2018 (amerikanisches Englisch).