Lehnheim

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Lehnheim
Stadt Grünberg
Koordinaten: 50° 37′ N, 8° 59′ OKoordinaten: 50° 36′ 37″ N, 8° 59′ 17″ O
Höhe: 302 (285–317) m ü. NHN
Fläche: 5,18 km²[1]
Einwohner: 734 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 142 Einwohner/km²
Postleitzahl: 35305
Vorwahl: 06401
Karte
Stadtteile von Grünberg

Lehnheim ist ein Stadtteil von Grünberg im mittelhessischen Landkreis Gießen.

Lehnheim liegt nordöstlich von Grünberg im Vorderen Vogelsberg am Äschersbach, der südlich des Ortes entspringt. Durch den Ort führt die Landesstraße 3072; die Bundesstraße 49 verläuft im Süden. Dort führt auch die Bahnstrecke Gießen–Fulda vorbei.

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Orts erfolgte um das Jahr 1350 unter dem Namen Lenhan im Kopialbuch des Stifts St. Johann in Mainz.[2] In erhaltenen Urkunden späterer Zeit erschien der Ortsname in folgenden Variationen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2] Lenheym (1340–1351), Leenheym (15. Jahrhundert) und Lennheim (1589). Der Ort lag an der Kurzen Hessen, einer wichtigen Handelsstraße von Mainz über Gießen nach Eisenach. In Ortsnähe wurde früher Eisenerz abgebaut. Die erste Schule wurde 1783 erbaut. In der 1954 neu errichteten Schule befindet sich heute der Kindergarten.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Lehnheim:

„Lehnheim (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt 12 St. von Grünberg, hat 59 Häuser und 321 Einwohner, die alle evangelisch sind. Die Einwohner gehören alle zum Bauernstand.“[3]

Im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden konnte der Ort mehrfach Preise erringen.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Lehnheim zum 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis in die Stadt Grünberg eingegliedert.[4][5] Für Lehnheim sowie für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Grünberg und die Kernstadt wurde je ein Ortsbezirk m gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten, in denen Lehnheim lag, und deren Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][7][8]

Materielles Recht

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In Lehnheim galt der Stadt- und Amtsbrauch von Grünberg als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit der Amtsbrauch keine Bestimmungen enthielt. Dieses Sonderrecht alten Herkommens behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[15]

Gerichtsverfassung seit 1803

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In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Lehnheim das „Amt Grünberg“ zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtum Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Lehnheim zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[16] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, und Lehnheim wurde dem Amtsgericht Alsfeld zugelegt.[17]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lehnheim 741 Einwohner. Darunter waren 18 (2,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 123 Einwohner unter 18 Jahren, 233 zwischen 18 und 49, 150 zwischen 50 und 64 und 135 Einwohner waren älter.[18] Die Einwohner lebten in 297 Haushalten. Davon waren 66 Singlehaushalte, 96 Paare ohne Kinder und 105 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 198 Haushaltungen lebten keine Senioren.[18]

Einwohnerentwicklung

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• 1806: 311 Einwohner, 55 Häuser[12]
• 1829: 321 Einwohner, 59 Häuser[3]
• 1867: 300 Einwohner, 59 bewohnte Gebäude[19]
• 1875: 361 Einwohner, 70 bewohnte Gebäude[20]
Lehnheim: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr  Einwohner
1791
  
239
1800
  
277
1806
  
311
1829
  
321
1834
  
350
1840
  
365
1846
  
392
1852
  
453
1858
  
360
1864
  
333
1871
  
368
1875
  
361
1885
  
340
1895
  
306
1905
  
305
1910
  
345
1925
  
370
1939
  
362
1946
  
501
1950
  
497
1956
  
528
1961
  
519
1967
  
532
1970
  
577
1980
  
?
1987
  
637
2003
  
765
2011
  
741
2016
  
711
2020
  
734
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Ab 1970: Stadt Grünberg:[21][22]; Zensus 2011[18]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1829: 321 evangelische (= 100 %) Einwohner[3]
• 1961: 439 evangelische (= 84,59 %) 76 katholische (= 14,64 %) Einwohner[2]

Für den Stadtteil Lehnheim besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Lehnheim) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[6] Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 56,30 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftsliste Lehnheim“ an.[23] Der Ortsbeirat wählte Birgit Otto zur Ortsvorsteherin.[24]

Mehrere Vereine bestimmen das kulturelle Dorfleben:

  • Frauenhilfe Lehnheim
  • Freiwillige Feuerwehr Lehnheim
  • Gesangverein Liederkranz
  • Hopfen- und Teeverein
  • Jugend- und Sportverein
  • Landfrauen Lehnheim/Stangenrod
  • Motorradfreunde Lehnheim
  • Obst- und Gartenbauverein
  • Skatclub Kreuz Bube
  • Theatergruppe Lehnheim
  • Wanderfreunde Gipfelstürmer

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Infolge der Rheinbundakte.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Grünberg) und Verwaltung.
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  4. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  5. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  6. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Stadt Grünberg.

Einzelnachweise

  1. a b Statistiken der Stadt Grünberg. In: Internetauftritt. Stadt Grünberg, abgerufen am 1. Januar 2022.
  2. a b c d e Lehnheim, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 22. November 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 161 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 22 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  5. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 294.
  6. a b Hauptsatzung. (PDF; 43 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, abgerufen im März 2022.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Die Zugehörigkeit des Amts Grünberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) III. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 256 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 419 (online bei Google Books).
  14. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  15. Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 67, Anm. 40 und S. 103.
  16. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  17. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 a) und Artikel 2, Abs. 4 d) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  18. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 6 und 46, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  19. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  20. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 12 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. Haushaltsplan 2015. (PDF; 1,9 MB) In: Webauftritt. Stadt Grünberg, S. 13, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im März 2019.
  22. Einwohnerzahlen 2020. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, abgerufen im März 2022.
  23. Ortsbeiratswahl Ortsbezirk Lehnheim. In: Votemanager. Stadt Grünberg, abgerufen im März 2024.
  24. Politische Gremien. In: Webauftritt. Stadt Grünberg, abgerufen im März 2024.