Lia Rosen

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Lia Rosen (hebräisch ליה רוזן; später auch Liane Rosen; geboren um 1890 in der Bukowina, Österreich-Ungarn; gestorben 1972 in Tel Aviv, Israel) war eine bekannte deutschsprachige Schauspielerin in Wien, Berlin und weiteren Städten.

Über ihre Herkunft gibt es nur wenige verlässliche Informationen. Sie stammte aus einer Romafamilie in der Bukowina, wahrscheinlich aus Brăila oder Umgebung.[1] Später wurde sie meist für eine Jüdin gehalten. Ihre ersten Vor- und Familiennamen sind unsicher, ebenso ihr Geburtsjahr (angeblich 1893 ist etwa drei Jahre zu spät).[2] Der Vater hieß Rafael.[3] Sie erlebte wahrscheinlich schwere traumatische Ereignisse in ihrer frühen Kindheit.[4]

Theater in Wien und Berlin

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Um 1897 erschien ein ärmlicher Mann, der sich als jüdischer Hausierer bezeichnete, mit einem etwa acht Jahre alten Mädchen, das er Lia Rosenstock nannte, bei einem Theaterkritiker in Wien.[5] Er bat, dass das Kind für eine Schauspielerinnenlaufbahn gefördert werde, da sie sehr begabt sei. Sie trug einige Verse aus dem Drama Die versunkene Glocke von Gerhart Hauptmann auf. Sie wurde Mitglied des Kinderchores des Hof-Burgtheaters, der erste Auftritt in einer Kinderrolle ist von 1904 bekannt. Seit dieser Zeit erhielt Lia Rosen eine zweijährige Schauspielausbildung am Konservatorium bei Alexander Römpler.[6] Sie hatte auch Auftritte im Jantschtheater.

1906 wurde Lia Rosen an das Neue Theater in Berlin als Volontärin durch Max Reinhardt engagiert. Sie spielte auch im Kleinen Theater und erhielt später einen Vertrag für das geplante neue Hebbel-Theater (wahrscheinlich aber ohne tatsächliche Auftritte).

Etwa seit September 1907 spielte Lia Rosen wieder am Hofburgtheater.[7] Dort setzte sie ihre erfolgreiche Wiener Karriere fort und galt bald als eines der besten Mitglieder dieses Ensembles. Besonders ihre intensive Sprechweise hinterließ beim Publikum einen enormen Eindruck.

1910 holte sie Max Reinhardt wieder nach Berlin, diesmal an das renommierte Deutsche Theater.[8] Dort hatte sie aber keinen großen Erfolg. 1911 kehrte sie deshalb nach Wien zurück. Ab 1912 war Lia Rosen wieder am Deutschen Theater in Berlin. 1913 erhielt sie eine Hauptrolle in dem Stummfilm Der Shylock von Krakau. Im Sommer 1914 wurde ihr Vertrag am Deutschen Theater durch Max Reinhardt nicht mehr verlängert.

Weitere Tätigkeiten

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Flaubert-Abend in Berlin 1922

Dieses bedeutete einen deutlichen Bruch in ihrem Leben. Lia Rosen lebte danach noch einige Zeit in Wilmersdorf bei Berlin. Den Winter 1914/15 verbrachte sie zumindest zeitweise in München. Danach zog sie nach Wien zurück. Dort berichtete sie unter anderem als Gast in einem Mädchenlyzeum über das Theater, wodurch die junge Helene Weigel zu ihrer Theaterlaufbahn inspiriert wurde.[9] Sie hatte dort auch eine Liebesbeziehung zu dem Psychoanalytiker Victor Tausk.[10]

In dieser Zeit hatte Lia Rosen auch Gastauftritte in verschiedenen Städten. Ab Ende 1916 war sie als Liane Rosen am Stadttheater in Zwickau angestellt.[11] 1917 kehrte sie nach Wien zurück. 1919 nahm sie ein kurzzeitiges Engagement in Aachen an und lebte danach wieder ohne feste Anstellung.

1921 reiste sie als Leah Rosen nach New York, wo sie im Yiddish Art Theatre ihres früheren Filmpartners Maurice Schwartz in einem Stück mitspielte. Danach kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie sich im Umfeld der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) engagierte.[12] 1922 spielte sie als Liane Rosen in drei Unterhaltungs-Stummfilmen der Max Landa Film AG um den linken Autor Hans von Wolzogen mit. Sie unterzog sich in der folgenden Zeit auch einer Psychoanalyse bei Felix Deutsch (nach 1922).[13]

Ab Herbst 1924 war sie erneut im Yiddish Art Theatre in New York, diesmal für längere Zeit. 1925 heiratete sie dort Max Mordechai Schwartz, einen osteuropäischen Juden, der nach Palästina ausgewandert war und sich kurzzeitig in New York aufhielt.[14]

Seit 1926 hatte Lia Rosen eine Anstellung am neu gebildeten Ostpreußischen Landestheater in Königsberg. Sie war auch Sprecherin beim Rundfunksender Königs Wusterhausen.

Leben in Tel Aviv

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1928 siedelte Lia Rosen mit ihrem Mann nach Tel Aviv um.[15] Dort sammelten sie einen großen Bekanntenkreis um sich. Sie gab Schauspielunterricht und Lesungen. Sie spielte aber nicht mehr im Theater, da ihr die hebräische Sprache Mühe bereitete.[16] In den 1930er Jahren wurde die Ehe möglicherweise geschieden. 1950 war sie Mitbegründerin der Immigrants Association of Bukovina.[17]

Lia Rosen starb im September 1972 in Tel Aviv und wurde auf dem dortigen Trumpeldor-Friedhof bestattet.[18][19]

Die Theaterkritiker Alfred Kerr, Felix Stössinger, Walter Tschuppik, die Schriftsteller Felix Salten, Erich Mühsam, Else Feldmann und viele andere waren sehr beeindruckt von ihrem Auftreten, die Publizisten Alfred Polgar und Karl Kraus waren kritischer. Der Dichter Rainer Maria Rilke führte einen Briefwechsel mit ihr und bat sie mehrmals um Begegnungen. Die Dichterin Else Lasker-Schüler fragte freundlich, ob sie bereit wäre, eine Rolle in einem neuen Theaterstück zu spielen ...

Lia Rosen zählte in ihren jungen Jahren um 1907/11 zu den begabtesten Schauspielerinnen in Wien. Sie hinterließ bei vielen Zuschauern einen tiefen Eindruck, vor allem mit ihrer eindringlichen Form der Textrezitation. In den folgenden Jahren verblassten diese langsam, da sie sich stärker an die Normen des Theaterlebens angepasst hatte und ihren jugendlichen Elan etwas verloren hatte. Bei einigen blieben die Erinnerung an diese frühen Jahre aber lange bestehen. Bei der Lesung von literarischen Texten konnte Lia Rosen auch in späteren Jahren noch viel Bewunderung auslösen.

Sie wurde besonders unterstützt von Alexander Römpler, der ihr ersten Schauspielunterricht gab und das Schulgeld dafür bezahlte, von Paul Schlenther, der ihr am Hof-Burgtheater passende Rollen gab, von Felix Salten, der sie in Wien förderte und ihr eine Rolle in seinem Film Der Shylock von Krakau verschaffte, sowie von Maurice Schwartz, der sie in einer schwierigen Zeit an sein Theater nach New York holte, wo sie auch ihren Ehemann kennenlernte.

In New York und Israel galt Lia Rosen später als eine Künstlerin, die in dem berühmten Reinhardt-Theater in Berlin und im Wiener Burgtheater neben den bekanntesten Schauspielern ihrer Zeit gespielt hatte.[20]

Der wichtigste Berliner Theaterkritiker Alfred Kerr schrieb 1907 über sie:

"Traumsprecherin
Sie hat den Leib eines Kindes. (…) Und die Erschütterungsmacht eines Propheten. (…) Sie ist da und spricht … und auf den Schlag tritt die Suggestion ein. (…) Das ist ein ganz merkwürdiges Geschehnis. (…) Es strömt Kälte von ihr; und inmitten dieser Kälte wird der Zuhörer wie aufgepeitscht; und man zittert. Das, was da spricht, ist ein Überbleibsel von vor dreitausend Jahren. Es schlief und verscholl und verlor sich … und erwacht noch einmal in dem Körperchen dieses unbekannten Mädels. (…) Hier aus der Kleinen hallt, spät, der verirrte Schrei von damals. (…)
»Jesus der Künstler« von Dehmel und einiges aus der »Elektra« wird man, wie sie es gab, nicht aus dem Erinnern verlieren. So oft ich diese Verse Dehmels hören werde: so oft muß ich, das ist gewiß, dieser Sprecherin gedenken. [21]

Arthur Schnitzler

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Zum damals schon bekannten Wiener Schriftsteller Arthur Schnitzler wurde sie 1907 an einem Abend in seine Wohnung mitgebracht.[22]

„(…) Sie sieht aus wie ein zwerghaftes, überdies mißhandeltes Judenmädel aus Kischinew. Sie schwieg beinahe ununterbrochen und drückte die ohnedies schlechte Stimmung des Abends.“

Else Lasker Schüler

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Die bekannte Dichterin Else Lasker-Schüler bat sie 1909/10, ob sie bereit wäre, in ihrem neuen Stück Die Wupper eine Rolle zu spielen. Die Uraufführung fand aber erst 1919 statt, wahrscheinlich ohne Lia Rosen.

„Liebe Prinzessin Lia Rosen. (…) Ich hörte Sie kämen in unsere Stadt, ich freue mich! Und ich bin Else Lasker-Schüler und schenke der Prinzessin mein Peter Hille Buch, es ist nur für Prinzen und Prinzessinnen geschrieben. Ich glaube es sieht schön aus wenn Sie es auf den Schoß legen und daraus lesen. Und wenn Sie dann zu meiner Kunst Glauben fassen, so möchte ich Ihnen ein Schauspiel von mir senden, das Österheld vor kürzester Zeit verlegt hat, vielleicht sprechen Sie ein Wort für mich — das kleine mondsüchtige Lieschen müßten Sie spielen, oder wollen Sie nicht? Sie würden mich gewiß selig machen in jeder Beziehung. Viele schöne Sterne sendet Ihnen Else Lasker-Schüler“[23]

Rainer Maria Rilke

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Rainer Maria Rilke hatte ein vertrautes Verhältnis zu Lia Rosen. Er schrieb ihr ein romantisches Widmungsgedicht 1907 und widmete ihr ein weiteres im selben Jahr.[24][25] Es sind etwa sieben Briefe von ihm und einer von ihr zwischen 1913 und 1916 erhalten.[26][27][28][29][30]

„Liebe Lia Rosen Wir sehen uns gar nie; das kommt daher, dass ich immer, nach meinem Amtstag, ohne alle Energie und Expansion bleibe (…) Immerhin wollen Sie einmal, nachsichtig, dabeisitzen (…) oder ist’s Ihnen lieber, dass ich wieder zu Ihnen komme? Auch das geht. Welchen Tag?“[31]

Rollen (Auswahl)

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Lia Rosen spielte meist Rollen von jungen Frauen, manchmal aber auch Jungenrollen oder einen Vogel, meist in Stücken zeitgenössischer Dramatiker. Ihre wichtigste Hauptrolle war in Hanneles Himmelfahrt von Gerhart Hauptmann, weitere waren in Der blaue Vogel, in der Jüdin von Toledo und in der Jungfrau von Orléans.

Lia Rosen spielte Kinderrollen im Burgtheater Wien spätestens seit 1904. Im Jantschtheater hatte sie ihren ersten größeren Bühnenerfolg.

In Berlin spielte sie 1906/07 im Neuen Theater und im Kleinen Theater Nebenrollen

Hof-Burgtheater Wien

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1907 erhielt Lia Rosen die ersten größeren Rollen am Hofburgtheater, zunächst als Gast[34]

Deutsches Theater Berlin

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Am Deutschen Theater erhielt sie einige wichtige Rollen unter der Regie von Max Reinhardt

Lia Rosen spielte in der Berliner Zeit auch als Gast an anderen Theatern

In den folgenden Jahren trat sie selten als Gast in einzelnen Produktionen auf, hatte aber feste Anstellungen in Zwickau (1916/17) und Aachen (1919).[47]

Yiddish Art Theatre New York

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Seit 1921 spielte Leah Rosen im Yiddish Art Theatre in New York bei ihrem früheren Filmpartner Maurice Schwartz in einigen Stücken mit. In den anderen Aufführungen wurde sie nicht erwähnt und war offenbar oft nicht beteiligt.[52]

  • Oktober–November 1921 The Dybbuk von S. Ansky
  • 24. November 1924, Sheydim vaysn vos (The Ghost Knows What)
  • 24. Dezember 1924, Der Krayd Tsirkl (Der Kreidekreis) von Klabund[53]
  • Januar 1925 The Dybbuk von Ansky

Lia Rosen erreichte bei Lesungen von Gedichten und anderen literarischen Texten eine besondere Wirkung. Sie sang meist auch einige Texte.[54]

  • März 1907 Berlin Galerie Wilhelmstraße, Gedichte von Richard Dehmel, aus dem Drama Elektra von Hugo von Hofmannsthal, und weiteres[55][56]
  • 20. Januar 1909 Prag, Texte junger Autoren wie Franz Werfel, Hugo von Hofmannsthal, Richard Beer-Hofmann (Wiegenlied für Mirjam); als Rahmenprogramm vor der ersten berühmten Rede von Martin Buber in Prag zum Judentum[57][58]
  • 24. November 1913 Zürich, Dichtertexte[59]
  • 15. Dezember 1914 München Kammerspiele, Weihnachtsfeier, Bibeltexte (Simson, Psalm 90, Lukas Weihnachtsgeschichte)[60]
  • 29. Oktober 1916 Prag, Mozarteum, Texte von Goethe, Bibel, [Fráňa] Šrámek, [Karel Jaromír] Erben, Werfel, Rückert, Herder[61]
  • Mitte Februar 1917 Karlsbad, Veranstaltung des Roten Kreuzes, sehr distanzierte Reaktion des Publikums[62]
  • 8. Februar 1919 Wien, Konzerthaus, Mozart-Saal, Texte von Tolstoi, Rilke, Hauptmann, Bezruč, Werfel, Émile Verhaeren, Whitman, Leonhard Frank[63]
  • 3. April 1922 Berlin, Lützowstr. 122, Schwechtensaal, Flaubert-Abend der Künstlerhilfe für die Hungernden in Rußland, mit Ernst Deutsch (siehe Bild oben)[64]
  • 1924 New York, mehrere Lesungen mit Bibeltexten für ein jüdisches Publikum[65]

Es sind fünf Stummfilme mit ihr bekannt, darunter eine Hauptrolle im Shylock von Krakau 1913. 1922 nannte sie sich Liane Rosen.[66][67]

Von Lia Rosen

Von Lia Rosen sind einige handschriftliche Briefe erhalten. Es ist bisher nur ein einziger Zeitschriftenartikel von ihr bekannt, über das Burgtheater in hebräischer Sprache 1968.[68] Lebenserinnerungen gibt es nicht.

Dokumente über Lia Rosen

Über Lia Rosen und ihre Auftritte wurden zahlreiche Artikel in zeitgenössischen Theater- und Kulturzeitschriften wie Die Schaubühne, Der Merker, Bühne und Welt, usw. geschrieben. Außerdem gab es Rezensionen nach Premierenvorstellungen in liberalen Tageszeitungen wie Neue Freie Presse Wien, Berliner Tagblatt, sowie in anderen Städten, meist positiv. Es gibt dazu Rollenfotos von einzelnen Theaterstücken, vor allem in Wien und Berlin, vereinzelt auch in illustrierten Zeitschriften.

Eine ausführlichere Biographie über sie gibt es bisher nicht.

Dokumente in Archiven

Ein Teil des persönlichen Nachlasses von Lia Rosen befindet sich in der National Library of Israel in Jerusalem, weitere Dokumente gibt es in der Deutschen Staatsbibliothek in Berlin, in der Deutschen Nationalbibliothek (Exilarchiv 1933–1945), in der Österreichischen Nationalbibliothek, im Theatermuseum Wien, im Stadtarchiv Mainz, sowie in weiteren Archiven.

  • Deutsches Theater-Lexikon. Band 2. 1992. Nachtragsband 5. 2017, Registerband 2, 2021
  • Ilse Korotin (Hrsg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien 2016; mit (teilweise ungenauer) Kurzbiographie und Literaturhinweisen

Biographische Angaben

  • Lia Rosen (Memento vom 13. Juni 2021 im Internet Archive) Romno; mit umfangreichen Informationen und Dokumenten (Memento)

Fotos und Porträts

Commons: Lia Rosen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Schriftliche Dokumente

Einzelnachweise

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  1. Lia Rosen Romno; beschreibt Biografien von Roma-Persönlichkeiten. Für die Roma-Herkunft gibt es keine schriftlichen Zeugnisse, aber eindeutige Hinweise: (1) Rollenfoto von 1912 (Der blaue Vogel) mit deutlichem Roma-Aussehen; (2) Sie bezeichnete sich selbst als dunkelhäutig (Ein schwarzes Kind …), in Lia Rosen. In: Czernowitzer Tagblatt / (Czernowitzer) Allgemeine Zeitung. (Czernowitzer) Tagblatt, 2. Oktober 1907, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/czt; (3) dort wurde sie niemals als jüdisch bezeichnet, obwohl der Theaterkritiker Marcell Zappler für ein Publikum in Czernowitz, dem Zentrum des Judentums in der Bukowina, schrieb, und ein Hinweis auf ein jüdisches Mädchen aus der benachbarten Stadt durchaus interessant gewesen wäre; (4) außerdem beschrieb Alfred Kerr 1907 Text eine Situation, in der sie unangemeldet in sein Büro kam und dort einen wilden Wutausbruch bekam; dieses wäre für ein jüdisches siebzehnjähriges Mädchen, das in dieser Zeit stets zur Unterordnung unter die Männer erzogen wurde, schwer vorstellbar, aber für ein selbstbewusstes Romakind durchaus möglich
  2. Alfred Kerr: Das Mimenreich, 1917, S. 472ff., gab 1907 ihr Alter als etwa 17 Jahre an und 1911 als Anfang Zwanzig; vgl. Rollenfoto von 1908 (Karrnerleut), wo sie etwa 18 Jahre alt ist; sie hatte aber offiziell 22. Februar 1893 angegeben (in Israel)
  3. Grabstein; ihr offizieller Name war Leah Rosen Schwartz bat Raphael, also Tochter des Raphael, in Israel
  4. Alfred Kerr, Arthur Schnitzler, Marcell Zappler und Walter Tschuppik beschrieben ihre Auftritte als von tiefem kindliches Leid ausdrückend (Zitate)
  5. Bühne und Welt, 10, 1907/08, S. 123; mit einem Bericht des Theaterkritikers über diese erste Begegnung
  6. Lia Rosen. In: Czernowitzer Tagblatt / (Czernowitzer) Allgemeine Zeitung. (Czernowitzer) Tagblatt, 2. Oktober 1907, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/czt von Marcell Zappler beschrieb die folgenden Entwicklungen
  7. Neuer Theater-Almanach, 1910, führt sie erst für das Jahr 1909 erstmals als offizielles Ensemble-Mitglied auf, auch Marcell Zappler, 1907, schrieb von einer Anstellung zunächst als Gast, Bühne und Welt, 1907/08, S. 123, dagegen von einem fünfjährigen Vertrag; in den erhaltenen zeitgenössischen Berichten wurde sie mehrmals als die neue Burgschauspielerin bezeichnet (möglicherweise spielte das junge Alter vertragsrechtlich eine einschränkende Rolle)
  8. Neuer Theater-Almanach für das Jahr 1911, siehe auch die folgenden Jahrgänge, Namensregister
  9. John Fuegi: Brecht and Company: sex, politics, and the making of the modern drama. Grove Press, New York 2002, ISBN 0-8021-3910-8, S. 119 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. Januar 2023]).
  10. James Reidel: Lia Rosen. In: American University Digital Research Archive (AUDRA). 19. Februar 2019, S. 3, abgerufen am 19. Januar 2023 (englisch). Erwähnte Liebesbriefe, die sie Zeit ihres Lebens aufbewahrte. Victor Tausk nahm sich 1919 das Leben, worüber sie sehr trauerte.
  11. Deutsches Bühnen-Jahrbuch, 1917, S. 619, 772; siehe auch die vorherigen und nachfolgenden Jahrgänge mit wechselnden Angaben
  12. Siehe Lesung im März 1922 für die "Hungerhilfe für Rußland" (Foto oben)
  13. James Reidel, S. 3f.; der Zeitpunkt ist unklar, da Felix Deutsch seit etwa 1923 eine erste psychoanalytische Praxis in Wien hatte, sie hielt sich seit dieser Zeit aber eigentlich immer an anderen Orten auf.
  14. Mark (Mordechai) Schwartz, in: Tidhar: Entsiklopedya. 3. 1949, S. 1244–1246 (übersetzt), die umfangreiche Israelische Standard-Enzyklopädie, mit ausführlicher Biographie ihres Ehemannes Mordechai Schwartz (1891–1948), der dort als Pionier für die Einführung von Zuckerplantagen und vieles andere sehr aktiv war. (Er war möglicherweise ein Verwandter des Schauspielers Maurice Schwartz.)
  15. @1@2Vorlage:Toter Link/dbs.bh.org.il (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) @1@2Vorlage:Toter Link/aleph.nli.org.il (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  16. Erich Gottgetreu: Exil-Theater in Palästina/Israel in Verfolgung und Exil deutschsprachiger Theaterkünstler, hrsg. v. Ingrid Maaß, Michael Philipp. München 1999, S. 393
  17. Founding Members of Immigrants Association of Bukovina Jewish Gen, mit Foto von um 1950
  18. Grabstein Neshama, mit Namen Leah Rosen Schwartz bat Raphael
  19. Lia (Leah) Rosen-Schwartz, mit biographischen Angaben und etwa acht hebräischen Links zu ihrer Zeit in Israel
  20. B’nai B’rith Magazine, 39, 1924, p. 227; pries sie als eine interessante deutsche Schauspielerin an; (die Zeitung wurde in englischer Sprache für jüdische Leser herausgegeben)
  21. Alfred Kerr: Traumsprecherin, in Der Tag vom 16. März 1907; auch in Alfred Kerr: Das Mimenreich, 1917, S. 472, Kapitel Lia Rosen Text; (danach ist eine weitere über sie vom 12. November 1911 abgedruckt); das "Überbleibsel von vor dreitausend Jahren" meint wahrscheinlich die historische Vertreibung des Volkes Israel durch die Babylonier (um 750 v. u. Z.) (als Vorläufer der furchtbaren Pogrome und Vertreibungen der osteuropäischen jüdischen Bevölkerung um 1900)
  22. Bettina Riedmann: Ich bin Jude, Österreicher, Deutscher. Judentum in Arthur Schnitzlers Tägebüchern und Briefen, Tübingen 2002, S. 18; mit Zitat aus dem Tagebuch vom 28. Oktober 1907; Felix Salten hatte sie mitgebracht, (der ihr später auch die erste Filmrolle und einen Auftritt mit Martin Buber vermittelte)
  23. Werner Gerdelmann, in Literarisches Jahrbuch, 12, 1973 (1971); da Lia Rosen ab 1910 (Herbst?) in Berlin engagiert war, könnte diese Ankunft gemeint gewesen sein; der etwas kindliche Ton wirkt angenehm, deutet aber auch auf eine gewisse Unsicherheit der Absenderin bezüglich der intellektuellen Verstandesmöglichkeiten der jungen Adressatin hin
  24. Wüßten wir um welcher Dinge willen (…), in: Ernst Zinn, Ruth Sieber-Rilke (Hrsg.): Rainer Maria Rilke. Sämtliche Werke, Band 6, Insel, Berlin 1966, S. 1229; handschriftliche Widmung in einem Band Neue Gedichte von 1907; englische Übersetzung bei James Reidel, 2019, S. 2 (siehe Anmerkung oben)
  25. „Für Lia Rosen. Wer weiß denn was wir werden? (…)“, in Sämtliche Werke, 2, 1963, S. 209; Gedicht von etwa 17. November 1907; Text in Romno sowie im Quelltext hier
  26. Renate Scharffenberg (Hrsg.): Rainer Maria Rilke. Chronik seines Lebens und seines Werkes, 2009, S. 436, 442, 524, führt Briefe von ihm an sie vom 27. 8., 29. 8., 30. 8., 23. Oktober 1913 und von Mitte Februar 1916 auf, vgl. Peter Oberthür: Chronologische Konkordanz zu Rainer Maria Rilkes gedruckter Korrespondenz, 2018
  27. Brief vom 27. VIII. 1913 Berlin, Hospiz des Westens, „[…] Sie waren eben, einen Augenblick vor mir, in Axel Junckers Buchhandlung am Kurfürstendamm; und, ununterrichtet wie ich bin, wußte ich nichtmal, daß Sie in Berlin sind. Die Spielzeit fängt an, vielleicht sind Sie überaus beschäftigt, dann sagen Sie kurz 'Nein' zu allem Folgenden. Nur: ich würde Sie gerne wiedersehen, und ganz nach dem Herzen wär mir’s und von großer Wichtigkeit, Sie wieder etwas lesen zu hören, irgendetwas, was Sie jetzt erfüllt und Ihnen nahe steht […]“ Lädt sie ein, sich mit ihm bei einer befreundeten Dame zu treffen, die er "heute abend" in Berlin erwarte. (In: Galerie Bassenge, Auktion 106, Los 2124, verkauft)
  28. Brief vom 1. September 1913, aus dem "Hospiz des Westens" an der Marburgerstrasse „[…] paßt es Ihnen wenn wir unseren Weg ins Museum um einen Tag herausschieben, statt morgen würde ich Sie Mittwoch, übermorgen, um 11 in Ihrer Wohnung abholen. Denn für morgen hat sich allerhand in den Weg geschobenn […]“ (wurde verkauft Wilhelm Autograph [nicht mehr erreichbar]); Text und Foto in Romno und @1@2Vorlage:Toter Link/www.brandesautographs.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  29. Brief vom 10. Dezember 1913 aus Paris an sie (Stargardt, Auktion 651, März 1992, S. 145, Nr. 416, verkauft); zitiert in Oberthür: Chronologische Konkordanz ..., 2018
  30. Briefe von ihm an sie befinden sich in der Schweizerischen Nationalbibliothek, zum Beispiel SLA-RMR-Erw-04-599; außerdem Manuscripta; doi:10.7891/e-manuscripta-53542. Zwei Briefe von ihm und einer von ihr von 1913 sind angegeben in Handschriften kalliope. Ein Brief von ihm von 1914 befindet sich wahrscheinlich in der National Library of Israel in ihrem Nachlass. James Reidel: Lia Rosen, 2019, S. 3, zitiert aus diesem Brief, gibt aber keine Quellenangabe an.
  31. Brief vom 17. März 1916 Koller Auktionen (Wien XII Hietzing, Hopfners Park Hôtel, 17. März 1916); Text auch in Romno
  32. Lia Rosen. In: Czernowitzer Tagblatt / (Czernowitzer) Allgemeine Zeitung. (Czernowitzer) Tagblatt, 2. Oktober 1907, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/czt von Marcell Zappler, der Direktor Adolf Ranzenhofer war nur bis 1905 am Jantschtheater tätig
  33. Bühne und Welt, 1907/08, S. 36, wurde namentlich lobend erwähnt, als hoffnungsvolles junges Talent
  34. Lia Rosen. In: Czernowitzer Tagblatt / (Czernowitzer) Allgemeine Zeitung. (Czernowitzer) Tagblatt, 2. Oktober 1907, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/czt, mit kurzer Geschichte und Besprechung von Hannele und dem Armer Heinrich
  35. Alfred Polgar: Lia Rosen, in Die Schaubühne, 1907, 3/2, S. 293f.; mit etwas kritischer Beurteilung der Rollengestaltung
  36. Rollenfoto mit weißem Schleier, Theatermuseum Wien
  37. Die Fackel vom 16. Oktober 1907, S. 25, von Karl Kraus über Lia Rosen, mit sehr schlechter Bewertung, er störte sich enorm an ihrem angeblich unweiblichen Aussehen (negativste bekannte Rezension über sie)
  38. Lia Rosen (Memento vom 13. Juni 2021 im Internet Archive) Romno, mit Rollenfoto (zweites Bild)
  39. Rollenfoto Lia Rosen in "Die versunkene Glocke" National Library of Israel, Wien, ohne Datum
  40. Lia Rosen (Memento vom 13. Juni 2021 im Internet Archive) Romno, erwähnt dieses, möglicherweise Verwechslung mit Berliner Inszenierung, wurde auf einem Szenenfoto mit den wichtigsten vier Darstellern nicht erwähnt
  41. Alfred Kerr: Das Mimenreich, 1917, S. 474, mit Rezension von 12. November 1917, war nicht besonders begeistert von dieser Rollengestaltung
  42. Siegfried Jacobsohn: Das Jahr der Bühne, 1912, S. 19 (PDF), kritisierte die Rollengestaltung, lobte aber Lia Rosens Auftritte von 1907
  43. Moderne Kunst, XXVII, 1912/13, Heft 13 uni-heidelberg.de (ganz unten) mit Szenenbild. Mit dem gleichen Foto: (Bilderstrecke). In: Berliner Leben. Nr. 1, 1913, S. 7 (zlb.de). Rollenfoto von Martha Wolff, Nr. 6601 (dasselbe?)
  44. James Reidel: Lia Rosen. 2019, S. 10, mit Rollenfoto (unterstes)
  45. Ost und West, 1912, 4, S. 363 f., von Felix Stössinger, sehr positiver Eindruck von Lia Rosen in dieser Rolle, mit schönem Foto
  46. Alfred Kerr: Das Mimenreich, 1917, Kapitel Max Reinhardt, Abschnitt Festspiel in deutschen Reimen (unten), erwähnte sie als fast einzige überzeugende Akteurin
  47. Neuer Theater-Almanach, 1917, S. 619; Deutsches Bühnen-Jahrbuch, 1920; bisher keine Rollen ermittelt
  48. Erich Mühsam, Tagebuch vom 5. Februar 1915 (Tagebuch-Datenbank), lobte Lia Rosen als einzige der beteiligten Schauspieler, kritisierte das Stück als Schmalz (sinngemäß)
  49. Lia Rosen (Memento vom 13. Juni 2021 im Internet Archive) Romno, mit Programmzettel, und Artikel von Else Feldmann über Lia Rosen; vgl. Else Feldmann Leitkultur, Abschnitt Der Schrei, den niemand hört mit demselben Programmzettel, die Volksbühne war nur noch der Name für die Renaissancebühne, der fortschrittliche Theaterverein existierte zu dieser Zeit bereits nicht mehr
  50. Theater und Kunst Lia Rosen . In: Prager Tagblatt, 6. November 1916, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb, unten rechts und nächste Seite, von -tik (wahrscheinlich Walter Tschuppik), mit positiver Besprechung, siehe auch mehrfache Ankündigungen seit 27. Oktober
  51. Hans Georg Scholz: Gastspiel Lia Rosen-Rittig. Prager Landestheater. Die versunkene Glocke, in Der Merker, 1. März 1919, S. 190f. (mit anderem Hauptdarsteller Rittig), war mit der Vorstellung insgesamt nicht zufrieden
  52. The Yiddish Theatre Museum of Family History, Spielpläne, teilweise mit detaillierter Rollenbesetzung, siehe auch James Reidel, Lia Rosen, 2019
  53. Forverts von January 1925, mit Rollenfoto mit Leah Rosen (oben links)
  54. Sie wurden manchmal als Vortrag oder Vorlesung bezeichnet, gemeint war aber immer das Vortragen oder Vorlesen von literarischen Texten
  55. Alfred Kerr: Die Traumsprecherin, in Der Tag vom 16. März 1907; auch in Der Lesezirkel, 1913/14, S. 18f.; und in Alfred Kerr Das Mimenreich, 1917, S. 472 Text; war tief beeindruckt von dieser Lesung
  56. Julius Bab: Rezitation und Soloszene, in Die Schaubühne, 3, 1907, 1, S. 313; mit insgesamt positiver Bewertung
  57. Vortrag Bar Kochba. In: Prager Tagblatt, 21. Jänner 1909, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb, erwähnte Rezitationen von Lia Rosen;
  58. Benjamin Balint: Kafka’s Last Trial. The Case of a Literary Legacy, New York 2018, p. 50 (65), Kapitel 3; beschrieb kurz den Abend, mit gesungenem Wiegenlied; Max Brod war anwesend, Felix Salten hielt eine Rede; es war eine der ersten (die erste?) öffentlichen Lesungen von Texten von Franz Werfel
  59. Die Dichter, in Der Lesezirkel, 1, 1913/14, S. 22
  60. Erich Mühsam, Tagebucheintrag vom 16. Dezember 1914, (Tagebuch-Datenbank), war überwiegend zufrieden mit der Qualität der Lesung, alles andere gefiel ihm an diesem Abend nicht
  61. Lia Rosen. In: Prager Tagblatt, 27. Oktober 1916, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ptb, mit sehr positiver Vorbesprechung von Walter Tschuppik und kleiner Ankündigung in der rechten Spalte; Stefan Benedik Karner, Mutterlohn, Anhang Programme, mit Autorennamen; wurde offenbar organisiert vom Klub deutscher Künstlerinnen
  62. Karlsbad. In: Der Humorist (1880–1926), 20. Februar 1917, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/hu1, der Rezensent verteidigte Lia Rosen und kritisierte das verständnislose Publikum
  63. Programmzettel bei Wiener Konzerthaus (Website)
  64. Freiheit vom 30. März 1922, Abend-Ausgabe, S. 3 Digitalisat, Tageszeitung der USPD
  65. B'rith B'nai Magazine, 39, 1924, p. 227 (suche Lia oder Rosen), erwähnte mehrere Bibeltext-Lesungen in New York und das bevorstehende Engagement im Yiddish Art Theatre
  66. Lia Rosen bei IMDb
  67. Liane Rosen Filmportal; auch Liane Rosen bei IMDb
  68. ההיכל הגדול — הבורג-תיאטר ליאה רוזן (S. 205–206) (JSTOR:23860448)