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Liste der Stolpersteine in Ilmenau

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Die Liste der Stolpersteine in Ilmenau enthält alle Stolpersteine, die im Rahmen des gleichnamigen Projekts von Gunter Demnig in Ilmenau verlegt wurden.[1] Mit ihnen soll an Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden, die in Ilmenau lebten und wirkten.

Verlegte Stolpersteine

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Bild Standort

Beschreibung

Name Geburtsdatum

Ort

Person, Inschrift Adresse Verlege-
datum
Kurzvita
Standort-Bild

Vor dem Parkplatz an der Ecke Mühltor/Mühlgraben, gegenüber dem Wetzlarer Platz.
Gabbe, Sally 1874

Brzeźno Szlacheckie[2]

Hier wohnte
Sally Gabbe
Jg. 1874
deportiert 1942
Theresienstedt
ermordet 23.4.1944
Am Mühltor 2

22. Mai 2007 1903 eröffnete der Bruder Max Gabbe, zweiter Vorsteher der jüdischen Gemeinde, in Ilmenau das „Berliner Warenhaus“. Sally eröffnete eine Korsettfabrik. Er heiratete Jeanette Baron und der Sohn Heinz (1903–1992) kam zur Welt.

1938 verstarb Jeanette in Ilmenau. Sohn Heinz wanderte mit seiner Frau nach Palästina aus.

Sally verblieb in Ilmenau. 1938 wurde seine Korsettfabrik arisiert. Er wurde am 20.09.1942 nach Theresienstadt deportiert und dort 1944 durch Hungertod ermordet.

3 Stolpersteine
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Gegenüber der Stadtbibliothek Ilmenau
Ortenberger, Jenny (geb. Frank) 1877 Hier wohnte
Jenny Ortenberger
geb. Frank
Jg 1877
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
ermordet
Bahnhofstraße 6

6. Mai 2008 Jenny Ortenberger war die Witwe des Tierarztes und Schlachthofdirektors Dr. Julius Ortenberger.[3] Ihre Familie wurde 1942 im Sammeltransport nach Bełżyce verfrachtet.[4]
Ortenberger, Erich Stephan 1898 Hier wohnte
Erich Ortenberger
Jg 1898
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
ermordet
Sohn von Julius & Jenny Ortenberger
Ortenberger, Asta 1901 Hier wohnte
Asta Ortenberger
Jg 1901
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
ermordet
Tochter von Julius & Jenny Ortenberger
Stolperstein
Standort-Bild

Burggasse Richtung Innenstadt/bergab auf der rechten Seite
Völlkopf, Wilhelm 1873 Hier wohnte
Wilhelm Völlkopf
Jg. 1873
verhaftet
Buchenwald
eingewiesen 1941
‘Heilanstalt’
Hildburghausen
tot 21.9.1941
Burggasse 11

29. Mai 2010 Wilhelm Völlkopf zog 1899 nach Ilmenau und hatte einen Klempnermeisterbetrieb. Er war ein engagierter Bibelforscher und verweigerte Wehrdienst und politische Stellungnahmen (Hitlergruß).

Völlkopf wurde schließlich verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Nachdem er unter den Haftbedingungen psychisch und körperlich erkrankt war, wurde er entlassen und kurz darauf in die ‘Heilanstalt’ Hildburghausen eingewiesen, wo er unter nicht endgültig geklärten Umständen verstarb.[5]

3 Stolpersteine
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In der Mitte der Friedrich-Hofmann-Straße, an der Ecke zur Spitalgasse
Gronner, Samuel 1885 Hier wohnte
Samuel Gronner
Jg. 1885
mehrmals ‘Schutzhaft’
Buchenwald
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
ermordet
Friedrich-Hofmann-Straße 7

6. Mai 2008 Die Familie Gronner betrieb seit 1929[6] in Ilmenau ein Bekleidungsgeschäft.

Der Sohn John Gronner konnte als Jugendlicher nach Palästina fliehen und lebt heute in den USA.

Samuel Gronner wurde 1942 nach Bełżyce deportiert, wo sich die Spur verliert. Vermutlich starb er dort.[4]

Gronner, Helene (geb. Sandler) 1887 Hier wohnte
Helene Gronner
geb. Sandler
Jg 1887
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
ermordet
Frau von Samuel Gronner. Auch sie wurde 1942 nach Bełżyce deportiert und vermutlich ermordet.[4]
Sandler, Wilhelm 1876 Hier wohnte
Wilhelm Sandler
Jg. 1876
deportiert 1942
Theresienstedt
ermordet 1944 in
Auschwitz
Bruder von Helene Gronner. Er war Gründer und Namensgeber des Familiengeschäfts. Er wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und 1944 in Auschwitz ermordet.[4]
3 Stolpersteine
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Naumannstraße Richtung Festhalle das letzte Haus auf der rechten Seite
Eichenbronner, Dr. Walter 1902 Hier wohnte
Dr. Walter
Eichenbronner

Jg 1902
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
ermordet in
Majdanek
Naumannstraße 12

22. Mai 2007 Der jüdische Walter Eichenbronner besaß eine bekannte Anwaltspraxis in Ilmenau.[6]

Als er ab 1935 nicht mehr als Anwalt arbeiten konnte, zog er vorübergehend nach Paderborn, kehrte schließlich aber wieder nach Ilmenau zurück.[7]

Er und seine Familie wurden am 10.05.1942 nach Bełżyce deportiert und ermordet.[8]

Eichenbronner, Gisela 11. Apr. 1932 Hier wohnte
Gisela Eichenbronner
Jg 1932
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
ermordet
Tochter von Walter und Flora Eichenbronner
Eichenbronner, Flora 1906 Hier wohnte
Flora Eichenbronner
geb. Lichtmann
Jg 1906
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
ermordet
Frau von Walter Eichenbronner
2 Stolpersteine
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Pfortenstraße von Teichweg Richtung Obertorstraße (Markt) auf der linken Seite
Zink, Karl 1910

Zella-Mehlis

Hier wohnte
Karl Zink
Jg. 1910
verhaftet 1935 und am 1.9.1939
‘Hochverrat’
hingerichtet 6.9.1940
Zuchthaus
Berlin-Plötzensee
Pfortenstraße 21

29. Mai 2010 Karl Zink galt als führender Widerstandskämpfer im Kreis Ilmenau.

Als für die Familie in Folge der Weltwirtschaftskrise durch Schulden und Arbeitslosigkeit ein sozialer Abstieg begann, trat Zink 1931 der KPD bei. Nach deren Verbot arbeitete Zink illegal weiter, worauf die erste Verhaftung 1935 erfolgte.

Nach der Entlassung unterstützte Zink eine Ilmenauer Widerstandsgruppe. 1939 wurde diese bei der Gestapo denunziert und verhaftet. 1940 wurde er zum Tode verurteilt und durch Enthauptung hingerichtet.[5]

Zink, Walter 1918

Ilmenau

Hier wohnte
Walter Zink
Jg. 1918
verhaftet 1.9.1939
‘Hochverrat’
Zuchthaus
KZ Flossenbürg
 ???
Walter Zink, jüngerer Bruder von Karl Zink, wurde 1939 verhaftet und zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt. Am Ende dieser Zeit wurde er jedoch nicht entlassen, sondern der Gestapo Weimar überstellt.

Das weitere Schicksal von Walter Zink ist weitgehend ungeklärt.[5]

Stolperstein
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An der Schleusinger Allee beim Hotel Tanne, kurz vor dem Kreisverkehr
Streiter, Emil 1882 Hier wohnte
Emil Streiter
Jg. 1882
verhaftet 19.2.1944
wegen ‘Spionage’
Zuchthaus Brandenburg
ermordet 10.7.1944
Schleusinger Allee 22

22. Mai 2007 Der Musiker und Fotograf Emil Streiter wurde zusammen mit seinem Bruder Fritz Streiter, dem damaligen Kapellmeister der Stadt, von einer „[fanatischen] Nazi-Anhängerin“[9] denunziert und wegen defätistischer Äußerungen gegen Hitler und das Naziregime hingerichtet.[8]
3 Stolpersteine
Standort-Bild

Schwanitzstraße Ecke Mühlgraben, in Richtung Kirchplatz/Markt auf der rechten Seite
Münz, Jakob 1888 Hier wohnte
Jakob Münz
Jg 1888
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
ermordet
Schwanitzstraße 7

6. Mai 2008 Die jüdische Familie Münz betrieb ein Ilmenauer Textilgeschäft. 1938 wurde Juden untersagt, jedwedes Gewerbe auszuüben. 1942 verlor er im KZ Majdanek sein Leben.

Die Familie wurde ausgelöscht.[4]

Münz, Johanna 1897 Hier wohnte
Johanna Münz
geb. Hamberg
Jg 1897
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
Majdanek
ermordet 9.11.1942
Frau von Jakob Münz. Gilt als umgekommen im Ghetto Belzyce.[4]
Münz, Herbert 1926 Hier wohnte
Herbert Münz
Jg 1926
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
Majdanek
ermordet 9.11.1942
Sohn von Jakob und Johanna Münz. Musste durch Verbot mit 13 die Schule verlassen und wurde mit 17 deportiert. Verlor im KZ Majdanek sein Leben.[4]
4 Stolpersteine
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Straße des Friedens, kurz vor der Lindenstraße. Aus Richtung Lindenstraße auf der rechten Seite
Eichenbronner, David 27. Feb. 1870

Wiesenbronn[10]

Hier wohnte
David Eichenbronner
Jg. 1870
entrechtet/gedemütigt
Flucht in den Tod
18.10.1934
Straße des Friedens 21–23

22. Mai 2007 Der jüdische Kaufmann David Eichenbronner zog 1901 mit seinem Bruder Siegmund (1872–1941) nach Ilmenau.[7]

Die Familie war gesellschaftlich gut integriert, Siegmund wurde Gemeindevorsteher der jüdischen Gemeinde Ilmenau.

Die Brüder eröffneten 1907 ein Kaufhaus in der Ilmenauer Lindenstraße.

1933 riefen die Nazis zum Boykott jüdischer Geschäfte auf und die SA fotografierte Kunden.

David Eichenbronner nahm sich 1934 das Leben.[6]

Seinen Enkel Peter Naumann (* 1934), den letzten Überlebenden der Familie, lernte er nicht mehr kennen.

Eichenbronner, Mathilde (geb. Ortenberger) 23. Feb. 1874

Klein-Karben[10]

Hier wohnte
Mathilde Eichenbronner
geb. Ortenberger
Jg 1874
deportiert 1942
Theresienstadt
ermordet 17.10.1943
Frau von David Eichenbronner. Schwester von Dr. Julius Ortenberger.[10]

1942 nach Theresienstadt deportiert und 1943 ermordet.

Naumann, Marie 15. Feb. 1901

Ilmenau

Hier wohnte
Marie Naumann
geb. Eichenbronner
Jg 1901
deportiert 1943
Auschwitz
ermordet 2.1.1944
Tochter von David und Mathilde Eichenbronner. Mutter von Peter Neumann, dem letzten Überlebenden der Familie.

1943 nach Auschwitz deportiert und 1944 ermordet.

Eichenbronner, Mathilde (geb. Wesermann) 29. Juli 1876

Barnstorf[11]

Hier wohnte
Mathilde Eichenbronner
geb. Wesermann
Jg 1876
deportiert 1942
Ghetto Belzyce
ermordet
Schwägerin von David Eichenbronner (Ehefrau von Siegmund Eichenbronner)

Mutter von Walter Eichenbronner

1942 nach Bełżyce deportiert und ermordet

Commons: Stolpersteine in Ilmenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Stolpersteine in Ilmenau
  2. Jewish Places – Entdecken Sie Orte jüdischen Lebens in Ihrer Nähe. Abgerufen am 9. November 2021.
  3. Ortenberger / Bundestierärztekammer e. V. Abgerufen am 9. November 2021.
  4. a b c d e f g 2008 / Ilmenau - Goethe- und Universitätsstadt. Abgerufen am 9. November 2021.
  5. a b c 2010 / Ilmenau - Goethe- und Universitätsstadt. Abgerufen am 9. November 2021.
  6. a b c Heimatgeschichtlicher Verein Ilmenau e. V. David und Sigmund Eichenbronner. Abgerufen am 9. November 2021.
  7. a b Jewish Places – Entdecken Sie Orte jüdischen Lebens in Ihrer Nähe. Abgerufen am 9. November 2021.
  8. a b 2007 / Ilmenau - Goethe- und Universitätsstadt. Abgerufen am 9. November 2021.
  9. H. J. Weise: Artikel. In: Thüringer Allgemeine Zeitung. 26. Januar 2001.
  10. a b c Siegfried Wolf, Helma Bräutigam, Dorothea Reschwamm: Juden in Thüringen 1933–1945: Biographische Daten. In: Juden in Thüringen 1933–1945. 3. Auflage. Band 1. Europäisches Kultur- und Informationszentrum in Thüringen, 2000, S. 96, 100.
  11. Eichenbronner, Mathilde. In: Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden. Bundesarchiv; abgerufen am 10. November 2021.