Stolperstein in Großbreitenbach
Der Stolperstein in Großbreitenbach ist Friedrich Gärtner gewidmet, er wurde in Großbreitenbach im Ilm-Kreis in Thüringen verlegt. Stolpersteine werden vom Kölner Künstler Gunter Demnig in weiten Teilen Europas verlegt. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden und liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers.
Der bislang einzige Stolperstein in Großbreitenbach wurde am 12. August 2009 vom Künstler persönlich verlegt.
Stolperstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stolperstein | Inschrift | Verlegeort | Name, Leben |
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HIER WOHNTE FRIEDRICH GÄRTNER JG. 1898 VERHAFTET 14.7.1933 GEFÄNGNIS ICHTERHAUSEN 'HEILANSTALT' HILDBURGHAUSEN ERMORDET 7.12.1940 'HEILANSTALT' PIRNA-SONNENSTEIN |
Zwiebelmarkt |
Friedrich Gärtner, geboren 1898, war Kommunist. Er wurde zwischen dem 15. und dem 18. Juli 1933 von der örtlichen SA zusammen mit anderen Kommunisten verhaftet und im Großbreitenbacher Rathaus schwer misshandelt. Die Ausschreitungen wurden von SA-Führer Adolf Schrickel und SA-Mann Ernst Höhn initiiert und von Bürgermeister Otto Menger geduldet. An der Gewaltorgie beteiligt waren auch auswärtige SA- und SS-Männer, Polizei-Oberwachtmeister Winter sowie die SA-Männer Paul Völkel, Johannes Konrad, Karl Erhardt und Walter Hoffmann. Sie handelten mit äußerster Rohheit, Brutalität und Unmenschlichkeit. Als die Ehefrau eines Verhafteten erschien und ihren Mann abholen wollte, hieß es: „Schafft die Frau weg, heute regnet es Schläge!“ Als Anlass für die Exzesse dienten Waffenfunde in der Umgebung von Geraberg. In ihrer Brutalität ähnelten die Ausschreitungen der berüchtigten Köpenicker Blutwoche in Berlin. Großbreitenbach galt als linke Hochburg – bei den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 erreichte die KPD trotz NS-Terrors 1.027 Stimmen, die SPD 585, die NSDAP jedoch nur 727 – und hier sollten Exempel statuiert werden. Zu den Opfern der Großbreitenbacher Bluttage zählten Max Bräutigam, Friedrich Gärtner, Hermann Geifelt, Otto Herrmann, Rudolf Herrmann, Fritz Hößrich, Karl Hoffmann, Sizzo Hornschuh, Robert Jahn, Karl Krannich und Otto Treßelt. Sie alle wurden geschlagen und gefoltert. Bei Friedrich Gärtner manifestierten sich zusätzlich schwerste psychische Belastungen, die mehrfach stationäre Aufenthalte notwendig machten. Im Jahre 1940 wurde Friedrich Gärtner Opfer der Aktion T4, des NS-Euthanasieprogramms für behinderte Menschen. Er wurde in der Anstalt Sonnenstein bei Pirna vergast.
Weitere nationalsozialistische Ausschreitungen fanden am 12. Oktober 1933 statt: Der parteilose Alwin Lippert und der vormalige SPD-Bürgermeister Ernst Oehler wurden schwer misshandelt. Nicht die Gewalttäter standen in der Folge vor Gericht, sondern die Opfer. Von 26. Februar bis 2. März 1934 verhandelte der 1. Strafsenat des Oberlandesgerichts in Jena gegen 31 der 1933 schwer Misshandelten. Ihnen wurde „Vorbereitung zum Hochverrat“, „Illegaler Waffenbesitz, Zugehörigkeit zur KPD und ihren Gliederungen, Unterstützung der Roten Hilfe, Vertrieb von Flugblättern und kommunistischen Zeitungen, Teilnahme an kommunistischen Funktionärsbesprechungen und Versammlungen“ zur Last gelegt. Es wurden 5 Jahre, 2 Monate an Zuchthausstrafen sowie 52 Jahre, 11 Monate an Gefängnisstrafen verhängt. Die Schläger standen im Februar 1947 in Ilmenau vor Gericht. Trotz hartnäckigen Leugnens wurden sie auch auf Grund der 1933 erschienen sie für die Tat lobenden nationalsozialistischen Presse überführt und für schuldig befunden. Doch die Urteile waren äußerst milde, Höhn und Menger erhielten jeweils 18 Monate, Konrad 30 Monate, Schrickel vier Jahre.[1] |
Verlegedatum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Stolperstein wurde am 12. August 2009 vom Künstler persönlich verlegt.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Chronik der Stolpersteinverlegungen auf der Website des Projekts von Gunter Demnig
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Vor 80 Jahren: Die Großbreitenbacher Bluttage. UNZ-Verlag, 19. November 2013, abgerufen am 22. Januar 2021.