Liste deutschsprachiger Schriftstellerverbände
Diese Liste enthält die wichtigsten deutschsprachigen Schriftstellerverbände.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Deutschland bis 1944
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im späten Mittelalter gab es Strukturen der Meistersänger, die sich zunftartig zusammengeschlossen hatten, und sich vor allem der Ausbildung von Schülern und Wettbewerben verschrieben. In den folgenden Jahrhunderten gab es verschiedene Formen von Dichterbünden, die vor allem dem künstlerischen Austausch dienten.
Seit dem frühen 19. Jahrhundert entstanden regionale Schriftstellerverbände, die verstärkt wirtschaftliche und juristische Interessen ihrer Mitglieder vertraten.[1] Die erste überregionale Interessenvereinigung dieser Art war der Allgemeine Deutsche Schriftsteller-Verband seit 1878. Dieser wurde 1887 vom Deutschen Schriftsteller-Verband abgelöst. Mitglieder konnten auch Journalisten, Fachpublizisten und Gelegenheitsautoren werden, die in dieser Zeit alle als Schriftsteller bezeichnet wurden. Der erste und wichtigste überregionale weibliche Verband in Deutschland war der Deutsche Schriftstellerinnenbund seit 1895.
Der Allgemeine Schriftstellerverein seit 1900 vertrat noch stärker die urheberrechtlichen und finanziellen Interessen seiner Mitglieder und wurde schnell zum größten Autorenverband im Deutschen Reich. Der Schutzverband deutscher Schriftsteller seit 1909 legte stärker Wert auf die literarische Qualität der Mitglieder und wurde Ende der 1920er Jahre der wichtigste Verband. Daneben entstanden 1924 das PEN-Zentrum Deutschland und 1929 der Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller als weitere wichtige Verbände.
1933 wurden alle Schriftstellerverbände im Deutschen Reich aufgelöst und dem Reichsverband deutscher Schriftsteller eingegliedert. Dieser wurde 1936 aufgelöst und alle Mitglieder strukturell der Reichskulturkammer unterstellt.
Deutschland seit 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1948 gründeten sich wieder Schriftstellerverbände in Deutschland neu, teilweise mit den vorherigen Namen, wie Schutzverband Deutscher Schriftsteller und PEN-Zentrum Deutschland.[2] In der DDR entstand 1950 der Deutsche Schriftstellerverband. In der Bundesrepublik wurde die wichtigste Vereinigung der Verband deutscher Schriftsteller seit 1969. Daneben entstanden weitere kleinere Verbände, die oft regional oder nach Genre organisiert waren oder sind.
1990 wurde der Deutsche Schriftstellerverband der DDR dem Verband deutscher Schriftsteller der Bundesrepublik angegliedert, was bei vielen DDR-Autoren umstritten war und erst nach längeren Auseinandersetzungen erfolgte.
Schriftstellerverbände in Deutschland
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1842–1937
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Leipziger Literatenverein/Leipziger Schriftstellerverein, 1842–1886
- Deutsche Genossenschaft dramatischer Autoren und Komponisten, 1871–1899
- Allgemeiner Deutscher Schriftsteller-Verband, 1878–1887
- Deutscher Schriftsteller-Verband, 1887–1934, Berlin
- Leipziger Schriftstellerinnen-Verein, 1890–1920, erster Schriftstellerinnenverband im Deutschen Reich
- Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1891–1900
- Deutscher Schriftstellerinnenbund, 1896–1933, erster überregionaler Schriftstellerinnenverband in Deutschland
- Freie Vereinigung deutscher Schriftstellerinnen, 1898– 1914
- Allgemeiner Schriftstellerverein, 1900–1933
- Verband deutscher Bühnenschriftsteller und-komponisten, 1906–1933
- Schutzverband deutscher Schriftsteller, 1909–1933
- PEN-Zentrum Deutschland, 1924–1933
- Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller, 1928–1933
- Nationalverband Deutscher Schriftsteller, 1931–1933
- Deutsche Dichterakademie, 1932–1937
- Reichsverband deutscher Schriftsteller, 1933–1936
- Union nationaler Schriftsteller, 1934–
Seit 1946
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Überregionale Verbände
- PEN-Zentrum Deutschland, 1948, seit 1967 PEN-Zentrum DDR, seit 1998 wieder PEN-Zentrum Deutschland
- Schutzverband Deutscher Schriftsteller, wiedergegründet um 1950–vor 1983
- Deutscher Schriftstellerverband (Schriftstellerverband der DDR), 1950–1990
- PEN-Zentrum Bundesrepublik Deutschland, seit 1952, 1998 Zusammenschluss mit PEN-Zentrum DDR
- Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren, seit 1967
- Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, seit 1969, wichtigster Schriftstellerverband der Bundesrepublik
- Freier Deutscher Autorenverband, seit 1973
- Genre-Verbände
- Bundesverband junger Autoren und Autorinnen
- Dramatiker Union, vorher Verband deutscher Bühnenschriftsteller und -komponisten, um 1950–2015
- Syndikat, Kriminalschriftsteller
- DELIA – Vereinigung deutschsprachiger Liebesroman-Autoren und -Autorinnen, seit 2003
- Phantastik-Autoren-Netzwerk (PAN), seit 2015
- Regionale Verbände
- Die Kogge, zuerst für niederdeutsche Literatur
- Münchner Turmschreiber
- Regensburger Schriftstellergruppe International
Weitere Schriftstellerverbände
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Österreich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen Wien, seit 1885
- Österreichischer PEN-Club, 1923–1933, seit 1947
- Ring Nationaler Schriftsteller, 1933–1936
- Schutzverband Deutscher Schriftsteller in Österreich, 1933–
- Österreichischer Schriftsteller/innenverband, seit 1945
- IG Autorinnen Autoren, Dachverband
- Interessengemeinschaft Übersetzerinnen Übersetzer
- Grazer Autorinnen Autorenversammlung
- Salzburger Autorengruppe
Schweiz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schweizerischer Schriftsteller- und Schriftstellerinnenverband, bis 2002
- Autorinnen und Autoren der Schweiz, seit 2002
- DeutschSchweizer PEN-Zentrum
- Zürcher Schriftsteller und Schriftstellerinnen Verband, Verband Ostschweizer Autorinnen und Autoren
Liechtenstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Israel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rumänien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Regionalverband Temeswar (Siebenbürgen) des Schriftstellerverbands Rumäniens (Neue Literatur)
Überregionale Verbände
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland, seit 1934
- P.E.N.-Zentrum der Schriftstellerinnen und Schriftsteller im Exil deutschsprachiger Länder („Exil-P.E.N.“)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinz Schmitt: Entstehung und Wandlung der Zielsetzung, der Struktur und der Wirkung der Berufsverbände. Duncker & Humblot Berlin, 1968, S. 259–263
- Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, seit 1883, mit Angaben der Schriftstellervereinigungen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Band 1 Das Kaiserreich 1871–1914. Teil 3. S. 361–363, mit den wichtigsten Schriftstellerverbänden dieser Zeit
- ↑ Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, 52, 1952, S. 605; mit allen deutschsprachigen Schriftstellerverbänden dieses Jahres