Liste unfreundlicher Staaten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
  • Russland
  • betroffene Staaten
  • Die Liste unfreundlicher Staaten (russisch Список недружественных стран) ist eine von der Regierung der Russischen Föderation veröffentlichte Liste von Staaten, welche sich an Aktivitäten beteiligen, die durch die russische Regierung als „unfreundlich“ betrachtet werden. Die Liste wurde erstmals im Mai 2021 mit nur zwei Staaten (Vereinigte Staaten und Tschechien) veröffentlicht.[1][2] Sie wurde per Dekret des russischen Präsidenten Wladimir Putin vom 9. März 2022 („Dekret 100“) sowie durch die Anordnung der russischen Regierung vom 11. März 2022 auf 48 Staaten erweitert, nachdem diese im Zuge der Russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 Sanktionen verhängt hatten.[3][4][5][6] Die Liste wurde am 22. Juli 2022 erweitert und Griechenland, Dänemark, Kroatien, Slowakei und Slowenien explizit hinzugefügt.[7] Am 24. Juli wurden die Bahamas sowie Guernsey und Isle of Man hinzugefügt.[8]

    Die auf der Liste enthaltenen Staaten unterliegen bestimmten Beschränkungen in Bezug zu Russland, einschließlich Handels- und Währungsbeschränkungen sowie Beschränkungen bei der Beschäftigung von russischen Staatsbürgern in den Botschaften des jeweiligen Landes.

    Liste der Staaten

    [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Tschechien und die Vereinigten Staaten wurden am 14. Mai 2021 auf die Liste gesetzt[2], weitere Staaten und die Europäische Union wurden am 7. März 2022 hinzugefügt.[6] Am 22. Juli 2022 wurden Dänemark, die Slowakei, Slowenien und Kroatien explizit aufgenommen[7], zwei Tage später wurden die Bahamas sowie Guernsey und Isle of Man hinzugefügt.[8] Am 30. Oktober 2022 wurden die restlichen elf britischen Überseegebiete hinzugefügt.[9]

    • Albanien Albanien
    • Andorra Andorra
    • Australien Australien
    • Bahamas Bahamas
    • Danemark Dänemark 3
    • Griechenland Griechenland 3
    • Island Island
    • Japan Japan
    • Kanada Kanada
    • Kroatien Kroatien 3
    • Liechtenstein Liechtenstein
    • Mikronesien Foderierte Staaten Föderierte Staaten von Mikronesien
    • Monaco Monaco
    • Montenegro Montenegro
    • Neuseeland Neuseeland
    • Nordmazedonien Nordmazedonien
    • Norwegen Norwegen
    • San Marino San Marino
    • Schweiz Schweiz
    • Singapur Singapur
    • Slowakei Slowakei 3
    • Slowenien Slowenien 3
    • Korea Sud Südkorea
    • Taiwan Taiwan
    • Tschechien Tschechien 3
    • Ukraine Ukraine
    • Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich 1
    • Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
    • Mitgliedsstaaten 2 der Europaische Union Europäischen Union

    Am 4. Juni 2018 unterschrieb der russische Präsident Wladimir Putin ein Gesetz (russisch О мерах воздействия (противодействия) на недружественные действия Соединенных Штатов Америки и иных иностранных государств ‚Über Maßnahmen zur Beeinflussung (Bekämpfung) unfreundlicher Handlungen der Vereinigten Staaten von Amerika und anderer ausländischer Staaten‘), um der russischen Regierung Gegensanktionen von Staaten zu ermöglichen, welche „unfreundlich“ gegen Russland vorgehen. Zuvor wurde das Gesetz am 13. April von einer von Wjatscheslaw Wolodin geführten Gruppe von Abgeordneten vorgeschlagen, am 22. Mai von der Duma verabschiedet und am 30. Mai vom russischen Föderationsrat bestätigt. Zu den möglichen Gegenmaßnahmen gehören Ein- und Ausfuhrbeschränkungen, die Aussetzung oder Beendigung der internationalen Zusammenarbeit oder auch die Privatisierung von Staatsvermögen.[10]

    Ende April 2021 kündigte die Sprecherin des russischen Außenministeriums Marija Sacharowa an, dass Russland eine „Liste unfreundlicher Staaten“ veröffentlichen werde, die die Vereinigten Staaten einschließt.[11] Frühe Entwürfe der Liste mit bis zu zehn Staaten sickerten durch[12], letztendlich enthielt sie nur die Vereinigten Staaten und Tschechien.[2] Mit Veröffentlichung der Liste erlaubte die russische Regierung der tschechischen Botschaft in Moskau, nicht mehr als 19 russische Staatsangehörige einzustellen, und verbot dies der US-Botschaft vollständig.[13]

    Russlands diplomatische Beziehungen zu beiden Ländern befanden sich zu dieser Zeit auf einem Tiefpunkt. Die Vereinigten Staaten und Russland hatten kurz vorher Diplomaten des jeweils anderen ausgewiesen, zudem verhängten die Vereinigten Staaten Sanktionen gegen Russland als Vergeltung für russische Cyberangriffe und die Störung der Wahlen 2016. In ähnlicher Weise beschuldigte Tschechien Russland, für die Explosion von zwei Munitionsdepots bei Vrbětice im Jahr 2014 verantwortlich zu sein.[13][14]

    Erweiterung im März 2022

    [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Am 24. Februar 2022 begann der Russische Überfall auf die Ukraine.[15] Daraufhin verhängten zahlreiche Staaten weltweit Sanktionen zur Lähmung der russischen Wirtschaft.[16] Russland reagierte mit der Erweiterung seiner Liste auf 48 Staaten und Territorien.[6]

    Russische Bürger und Unternehmen, der Staat selbst, seine Regionen und Gemeinden, die Verpflichtungen gegenüber ausländischen Gläubigern auf der Liste haben, können diese in Rubel bezahlen. Das vorübergehende Verfahren soll für Zahlungen gelten, die 10 Millionen Rubel (oder umgerechnet in Fremdwährung) je Monat überschreiten.

    Am 23. März 2022 ordnete Präsident Putin an, dass Erdgaslieferungen für Staaten auf der Liste in Rubel zu zahlen sind, da die weltweiten Sanktionen den Rubelkurs sinken ließen und hiermit auch die Sanktionen unterlaufen werden können.[17]

    Einzelnachweise

    [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    1. Friedrich Schmidt: Sanktionen Moskaus: USA und Tschechien auf Liste „unfreundlicher Staaten“. FAZ, 14. Mai 2021, abgerufen am 3. April 2022.
    2. a b c Russian government approves list of unfriendly countries. TASS, 14. Mai 2021, abgerufen am 1. April 2022 (englisch).
    3. Björn Paulsen: Exportverbote, Drohende Enteignung ausländischer Investoren. 14. März 2022, abgerufen am 3. April 2022.
    4. Sven Christian Schulz: „Liste der unfreundlichen Staaten“: Wem Putin die Freundschaft kündigt und mit welchen Folgen. RND Redaktionsnetzwerk Deutschland, 8. März 2022, abgerufen am 3. April 2022.
    5. Russland. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, abgerufen am 3. April 2022.
    6. a b c Russian government approves list of unfriendly countries and territories. TASS, 7. März 2022, abgerufen am 1. April 2022 (englisch).
    7. a b Russia adds Greece, Denmark, Slovakia, Slovenia, Croatia to its unfriendly countries list. TASS, 22. Juli 2022, abgerufen am 23. Juli 2022 (englisch).
    8. a b Russia adds Bahamas, Guernsey, Isle of Man to list of unfriendly countries and territories. TASS, 24. Juli 2022, abgerufen am 25. September 2022 (englisch).
    9. Russian government adds 11 British territories to unfriendly countries list. TASS, 30. Oktober 2022, abgerufen am 6. November 2022 (englisch).
    10. Putin signs law on countersanctions against unfriendly states. TASS, 4. Juni 2018, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
    11. Putin will Liste »unfreundlicher ausländischer Staaten« einführen. Der Spiegel, 24. April 2021, abgerufen am 2. April 2022.
    12. Russia includes Baltic states in its list of unfriendly nations - newspaper. The Baltic Times, 28. April 2021, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
    13. a b Russia lists US, Czech Republic as 'unfriendly states'. France 24, 14. Mai 2021, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
    14. Explosion in Munitionsdepot war wohl Operation des russischen Geheimdienstes. Der Spiegel, 20. April 2021, abgerufen am 2. April 2022.
    15. Sabine Fischer: Russischer Angriff auf die Ukraine: Zeitenwende für die euro-atlantische Sicherheit. Außen- wie innenpolitische Machtdemonstration. 28. Februar 2022, abgerufen am 10. März 2022.
    16. Ingrid Melander, Gabriela Baczynska: EU targets Russian economy after 'deluded autocrat' Putin invades Ukraine. Reuters, 24. Februar 2022, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
    17. Russland will für Gaslieferungen nur noch Rubel. n-tv, 23. März 2022, abgerufen am 2. April 2022.