Münchingen (Adelsgeschlecht)
Münchingen ist der Name eines alten schwäbischen Adelsgeschlechtes. Die Familie gehört zum Uradel im Glemsgau.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Herkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Geschlecht mit Rüdiger von Münchingen im Jahre 1157.[1] Die ununterbrochene Stammreihe der Familie beginnt mit Heinrich von Münzingen genannt Keller, der um 1260 genannt wird.[2]
Münchingen, das namensgebende Stammhaus der Familie, gehört heute zur Stadt Korntal-Münchingen im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg.[3] Es wurde 1130 erstmals urkundlich in der Zwiefalter Chronik erwähnt.[4]
Ausbreitung und Linien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von den vier Söhnen des Stammvaters Heinrich von Münzingen konnte der zweite Sohn, Hugo Franz († 1313), den Stamm dauerhaft fortsetzen. Seine Söhne Reinhard und Werner teilten das Geschlecht in zwei Linien. Die von Werner begründete jüngere Linie erlosch 1491 mit dem Tod seines Urenkels Wilhelm. Die ältere, von Reinhard begründete Linie, wurde von seinem älteren Sohn Werner II. fortgesetzt.[2]
Von den frühen Familienmitgliedern traten mehrere in den Dienst der Kirche, aber auch in weltliche Orden und Organisationen. Die Familienoberhäupter standen vom 14. Jahrhundert an fast ununterbrochen im Dienst des regierenden Hauses Württemberg und bekleideten einflussreiche Hof- und Militärämter. Friedrich Benjamin von Münchingen starb 1658 als herzoglich württembergischer Kammerherr und Stallmeister.
Die Nachkommen von Werner II. in der 10. Generation waren die Brüder Siegfried und Ludwig. Siegfried von Münchingen (* 1776) war königlich württembergischer Generalleutnant und Oberststallmeister. Sein Bruder Ludwig von Münchingen (* 1765) wurde großherzoglich badischer Kammerherr und Oberst. Er war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Charlotte von Pflugk und in zweiter Ehe mit Octavie von Flachslanden. Aus ersterer kam Amalie von Münchingen (* 1797), die 1822 den herzoglich sachsen-coburg-gothaschen Landesoberjägermeister Freiherr von Wangenheim heiratete. Aus zweiter Ehe kamen neben den drei Töchtern Antonie (* 1814), Camille (* 1819) und Adelheid (* 1823) ein Sohn, Anton (* 1823). Antonie von Münchingen heiratete 1832 den königlich württembergischen Kammerherrn und fürstlich hohenzollern-hechinger Oberforstmeister Rudolph Hiller von Gärtingen.[2]
Der Freiherrentitel wurde von Angehörigen der Familie auf Grund der Zugehörigkeit zur schwäbischen Reichsritterschaft geführt.[3]
Besitzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Stammhaus Münchingen wurde Mitte des 15. Jahrhunderts gegen den in der Nähe gelegenen Rittersitz Ditzingen eingetauscht. Im 17. Jahrhundert gelangte ein Teil ihrer Stammgüter wieder in Familienbesitz. Friedrich Benjamin von Münchingen wurde 1652 von Herzog Eberhard von Württemberg mit dem Rittergut zu Münchingen belehnt.[2]
1397/1398 wurden Wilhelm und Hug von Münchingen je zur Hälfte mit Hochdorf (heute Ortsteil von Eberdingen) mit hoher und niederer Gerichtsbarkeit belehnt. Es blieb bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Besitz derer von Münchingen. Wegen ihrer hohen Verschuldung verkauften Franz Karl von Münchingen und seine beiden Brüder Wolfgang Ludwig und Eberhard Friedrich mit herzoglichem Einverständnis ihren Hochdorfer Besitz im Jahr 1709 für 20.000 Gulden an Philipp Heinrich von Tessin.[5]
Wegen des Besitzes von Hochdorf und von Gut und Schloss Münchingen, das 1733 an die von Harling verkauft wurde, gehörten die Herren von Münchingen im 18. Jahrhundert zur Reichsritterschaft im Ritterkanton Neckar-Schwarzwald des schwäbischen Ritterkreises. Ebenfalls im 18. Jahrhundert waren sie wegen des Besitzes bzw. Teilbesitzes von Schlossgut Bittenfeld, verkauft 1700 an die von Nettelhorst, im Ritterkanton Kocher immatrikuliert.[6]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Familienwappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wappen zeigt in Silber einen aufgerichteten, gekrönten, schwarzen Löwen. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Helmdecken der Löwe wachsend.[3]
Wappengeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wappen erscheint auf Abdrücken von Petschaften. In Johann Siebmachers Wappenbuch (1605) kehrt der Löwe nach links mit weißen Flämmlein an der Brust. Im Supplement zu Siebmachers Wappenbuch ist der Löwe im Schild und auf dem Helm oben weiß und unten schwarz nach links gekehrt. Bei Konrad Tyroff, Wappenbuch des gesammten Adels des Königreichs Baiern (1842), ist der obere Teil des aufwachsenden Löwen auf dem Helm mit beiden Vorderpranken silbern, der untere Teil schwarz.[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 6, Friedrich Voigt’s Buchhandlung, Leipzig 1865, Seite 409–410. (Digitalisat)
- Ernst Heinrich Kneschke: Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien. Band 2, T. O. Weigel, Leipzig 1855, Seite 309–310. (Digitalisat)
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IX, Band 116 der Gesamtreihe, Seite 273; C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1998, ISSN 0435-2408
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wappen derer von Münchingen in Johann Siebmacherswappenbuch in 5 Bänden (1701)
- Wappen derer von Münchingen im Württembergischen Wappenbuch, Seite 34 bzw. Nr. 119 (1846)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Urkunde des Klosters Hirschau im Hauptstaatsarchiv Stuttgart
- ↑ a b c d Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 6, Seite 409
- ↑ a b c Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band IX, Band 116 der Gesamtreihe, Seite 273
- ↑ www.korntal-muenchingen.de
- ↑ www2.landesarchiv-bw.de
- ↑ Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 7., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 441.
- ↑ Die Wappen der deutschen freiherrlichen und adeligen Familien, Band 2, Seite 309–310