Mannardit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mannardit
Schwarzer Mannardit-Kristall vom Kechika River, British Columbia, Kanada
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1983-013[1]

IMA-Symbol

Man[2]

Chemische Formel
  • Ba(Ti6V3+2)O16[1]
  • Ba(Ti,V,Cr)8O16·H2O[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/D.08-040

4.DK.05
07.09.05.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-dipyramidal; 4/m[4]
Raumgruppe I41/a (Nr. 88)Vorlage:Raumgruppe/88[3]
Gitterparameter a = 14,36 Å; c = 5,91 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5 bis 7 (VHN = 609 kg/mm2)[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,12 bis 4,43; berechnet: 4,28[5]
Spaltbarkeit gut nach {100}[5]
Bruch; Tenazität uneben bis schwach muschelig; spröde[5]
Farbe schwarz, im Auflicht hellrötlichbraun[5]
Strichfarbe weiß bis grauweiß[5]
Transparenz undurchsichtig (opak)[5]
Glanz Diamantglanz[5]

Mannardit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der chemischen Zusammensetzung Ba(Ti6V3+2)O16[1] und damit chemisch gesehen ein Barium-Titan-Vanadium-Oxid. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Titan und Vanadium können sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Mannardit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt meist prismatische, nach der c-Achse gestreckte Kristalle von jetschwarzer Farbe. Im Auflichtmikroskop erscheint das Mineral auch hellrötlichbraun. Seine Strichfarbe ist jedoch immer weiß bis grauweiß. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig und zeigt auf glatten und unverwitterten Oberflächen einen diamantähnlichen Glanz.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals entdeckt wurde Mannardit im „Rough“-Grubenfeld (Rough claims) am Kechika River im Norden der kanadischen Provinz British Columbia und beschrieben 1986 durch J. D. Scott und G. R. Peatfield, die das Mineral nach dem kanadischen Geologen George William Mannard (1932–1982) benannten, um seine langjährigen Arbeiten auf dem Gebiet der Mineralogie und Lagerstätten von British Columbia zu ehren.

Da der Mannardit erst 1983 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/D.08-40. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Oxide mit [dem Stoffmengen]Verhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (MO2 & Verwandte)“, wo Mannardit zusammen mit Cesàrolith, Coronadit, Ferrihollandit, Henrymeyerit, Hollandit, Kryptomelan, Manjiroit, Priderit, Redledgeit und Strontiomelan die „Kryptomelan-Gruppe“ bildet (Stand 2018).[6]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Mannardit ebenfalls in die Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (und vergleichbare)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit großen (± mittelgroßen) Kationen; Tunnelstrukturen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Akaganeit, Coronadit, Henrymeyerit, Hollandit, Manjiroit, Priderit und Redledgeit die „Hollandit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.DK.05 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mannardit in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide“ und der gleichnamigen Unterabteilung ein. Hier ist er zusammen mit Redledgeit in der unbenannten Gruppe 07.09.05 zu finden.

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mannardit kristallisiert in der tetragonalen Raumgruppe I41/a (Raumgruppen-Nr. 88)Vorlage:Raumgruppe/88 mit den Gitterparametern a = 14,36 Å und c = 5,91 Å sowie 4 Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

Modifikationen und Varietäten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ankangit (Ba(Ti,V,Cr)8O16) wurde 1986 von Xiong Ming, Ma Zhesheng und Peng Zhizhong entdeckt und zunächst als eigenständiges Mineral beschrieben, dass auch von der IMA anerkannt wurde (IMA-Nr. 1986-026). Benannt wurde das Mineral nach dem Ort Ankang in der chinesischen Provinz Shaanxi. 2012 wurde der Mineralstatus jedoch aberkannt (diskreditiert) und Ankangit gilt seitdem als wasserfreie Varietät von Mannardit.[8]

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An seiner Typlokalität im „Rough“-Grubenfeld fand sich Mannardit in Quarz-Carbonat-Adern, die Schiefer und Schluffstein schnitten. Als Begleitminerale traten dort neben Quarz noch Baryt, Barytocalcit, Norsethit und Sulvanit auf. In der ebenfalls in Kanada nahe Bathurst liegenden Grube „Brunswick No. 12“ fand sich das Mineral in einem Erzkörper in bruchdurchsetzten Metasedimenten zusammen mit Barytocalcit, Edingtonit, Harmotom, Quarz, Siderit und Sphalerit.[5]

Weltweit sind bisher (Stand: 2021) rund 20 Fundstätten für Mannardit dokumentiert,[9] so unter anderem noch die Grube „Gacun“ bei Maqiong (Kreis Baiyü) im Nordwesten der chinesischen Provinz Sichuan sowie die Grube „Star“ bei Theunissen im südafrikanischen Distrikt Lejweleputswa.[10]

  • J. D. Scott, G. R. Peatfield: Mannardite [Ba·H2O](Ti6V3+2)O16, a new mineral species, and new data on redledgeite. In: The Canadian Mineralogist. Band 24, 1986, S. 55–66 (englisch, rruff.info [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 3. August 2021]).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 226 (englisch).
  4. David Barthelmy: Mannardite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 3. August 2021 (englisch).
  5. a b c d e f g h i Mannardite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 72 kB; abgerufen am 3. August 2021]).
  6. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  8. Cristian Biagioni, Carmen Capalbo, Marco Pasero: Nomenclature tunings in the hollandite supergroup. In: European Journal of Mineralogy. Band 25, Nr. 1, Februar 2013, S. 85–90, doi:10.1127/0935-1221/2013/0025-2255 (englisch, rruff.info [PDF; 83 kB; abgerufen am 3. August 2021]).
  9. Localities for Mannardite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 3. August 2021 (englisch).
  10. Fundortliste für Mannardit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 3. August 2021.