Marcella Carollo

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C. Marcella Carollo (2017)

Carmen Marcella Carollo (* 14. November 1962 in Palermo) ist eine italienische Astrophysikerin.

Beruflicher Werdegang

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Von der Promotion bis zur ordentlichen Professur

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Marcella Carollo promovierte 1994 an der Ludwig-Maximilians-Universität München in Astrophysik. Sie war von 1994 bis 1996 als EC-Fellow am Observatorium in Leiden, danach 1997–1999 als Hubble-Fellow an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. 1999 erhielt sie eine Assistenzprofessur im Astronomiedepartement der Columbia-Universität in New York. Von 2002 bis 2007 war sie ausserordentliche Professorin an der ETH Zürich; 2007 wurde sie dort ordentliche Professorin für Astrophysik.[1][2]

Carollos Forschungsschwerpunkte sind die Entstehung und Evolution von Galaxien und Struktur im Universum von kurz nach dem Urknall bis in die Gegenwart.[1]

Mobbingvorwürfe und Entlassung durch die ETH Zürich

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Im Zusammenhang mit Vorwürfen gegen Carollo wegen Mobbings wurde das Institut für Astronomie geschlossen, zum neuen Institut für Teilchenphysik und Astrophysik der ETH zusammengelegt und ihr Lehrstuhl ausgegliedert.[3][4][5][6][7] Carollo und ihr Ehemann Simon Lilly, der an demselben Institut wie sie Professor und zeitweilig dessen Leiter gewesen war, wurden zunächst in ein Sabbatical beurlaubt.[7]

Im Januar 2018 wurde, zusätzlich zur Untersuchung wegen der Mobbingvorwürfe, eine Untersuchung wegen Verdachts auf Fehlverhalten in der Forschung eingeleitet. Die Professorin wurde bis zum Abschluss beider Untersuchungen freigestellt.[8] Während sich der Verdacht auf wissenschaftliches Fehlverhalten nicht bestätigte, wurde nach Abschluss der Untersuchung im Herbst 2018 bekannt, dass wegen der Beschwerden über ihr Führungsverhalten ein Entlassungsverfahren gegen Carollo eingeleitet worden war.[9]

Eine öffentliche wie auch interne Diskussion begleitete die Vorwürfe. Im März 2019 sprach die ETH-Physik-Professorin Ursula Keller in einem Interview mit dem Online-Magazin Republik von «Führungsmängeln, Sexismus und Korruption an der ETH Zürich» und äusserte die Vermutung, dass der Grund für die beantragte Entlassung ihrer Kollegin «nicht primär die Mobbingvorwürfe, sondern ihr Geschlecht» sei.

Andere Kolleginnen an der ETH widersprachen Keller jedoch. In einem Brief an die Schulleitung und den ETH-Rat legten ein knappes Dutzend Professorinnen, Departementsvorsteherinnen und Studiendirektorinnen ihre Sichtweise dar: «Wir möchten in diesem Brief betonen, dass wir eine andere Kultur erlebten und erleben als die in der Presse dargestellte».

ETH-Präsident Joël Mesot, der zuvor eine externe Untersuchung angeregt hatte, bezeichnete Kellers Vorwürfe als massiv, jedoch völlig unbelegt: «Für mich ist es absolut inakzeptabel, dass ETH-Angehörige ohne irgendwelche Belege solch schwerwiegende Anschuldigungen gegen die ETH und vor allem gegen die eigenen Kolleginnen und Kollegen in einem Interview erheben.»[10]

Im Juli 2019 entschied der ETH-Rat, dem Entlassungsantrag zu folgen.[11] Es handelte sich um die erste Entlassung eines Professors der ETH Zürich seit der Gründung des Rats Anfang der 1990er-Jahre.[12]

Am 6. April 2022 urteilte das Bundesverwaltungsgericht, da der Kündigung keine Mahnung vorausgegangen sei, sei sie mangels eines sachlich hinreichenden Grundes ungerechtfertigt, jedoch weder missbräuchlich noch geschlechtsdiskriminierend gewesen. Daher bestätigte das Gericht die Beendigung des Arbeitsverhältnisses, sprach der Beschwerdeführerin aber eine Entschädigung in Höhe von acht Monatslöhnen zu.[13]

In seiner Abschiedsvorlesung an der ETH nahm Ende März 2024 Simon Lilly, Carollos Ehemann, erstmals öffentlich Stellung. Er erhob schwere Vorwürfe gegen die ETH.[14] Von der ETH gab es keine Stellungnahme; die Vorlesung wurde vom Videoportal der Hochschule entfernt.[15] In seiner Vorlesungsreihe «Mobbing and Hierarchies in Academia»[16] nannte der kanadische emeritierte Soziologe Kenneth Westhues den Fall als ein Beispiel für akademisches Mobbing.

Commons: C. Marcella Carollo – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Carollo, Marcella, Prof. Dr. In: phys.ethz.ch. Departement Physik der ETH Zürich, abgerufen am 12. August 2019 (Kurzbiografie).
  2. Hirnforschung – Energietechnik – Astrophysik. NZZ 26. Januar 2002
  3. René Donzé: Eklat an der ETH: Professorin mobbt Studenten. NZZ am Sonntag, 21. Oktober 2017.
  4. ETH-Zürich-Institut nach «schweren Vorwürfen» geschlossen. In: barfi.ch. 23. Oktober 2017, archiviert vom Original am 25. Oktober 2017; abgerufen am 11. Dezember 2022.
  5. ETH-Institut nach Schikane durch Profs geschlossen. Handelszeitung, 23. Oktober 2017.
  6. Charlotte Theile: Elite-Professorin demütigt Doktoranden. Süddeutsche Zeitung, 24. Oktober 2017.
  7. a b Gretchen Vogel: Swiss university dissolves astronomy institute after misconduct allegations. Science Magazine, 25. Oktober 2017.
  8. ETH weitet Untersuchung gegen Mobbing-Professorin aus. Tages-Anzeiger, 17. Januar 2018.
  9. ETH-Zürich will Professorin entlassen in: Spiegel Online, 31. Oktober 2018, abgerufen am 31. Oktober 2018
  10. Nils Pfändler: Wie der Fall Carollo die ETH spaltet. In: nzz.ch. 30. März 2019, abgerufen am 4. August 2019: „Führungsmängel, Sexismus und Korruption: In einer Artikelserie der «Republik» werden schwere Vorwürfe gegen die ETH Zürich erhoben. Der Untersuchungsbericht im Fall Carollo zeichnet jedoch ein anderes Bild.“
  11. Gian-Andri Casutt: ETH-Rat entlässt Professorin am Physikdepartement. In: ethrat.ch. ETH-Rat, 14. Juli 2019, abgerufen am 15. Juli 2019.
  12. Pascal Ritter: Professoren-Entlassung an der ETH: War es wirklich das erste Mal? In: luzernerzeitung.ch. 17. Juli 2019, abgerufen am 4. September 2019.
  13. Urteil vom 6. April 2022, S. 97. In: bvgr. Bundesverwaltungsgericht Schweiz, 6. April 2022, abgerufen am 26. Oktober 2024.
  14. Jigme Garne: Ein Professor rechnet mit der ETH ab. In: Tages-Anzeiger, 28. März 2024, abgerufen am 18. November 2024
  15. Einführungs- und Abschiedsvorlesungen, auf video.ethz.ch
  16. Kenneth Westhues: Mobbing and Hierarchies in Academia. In: https://brain.mpg.de. 27. September 2021, abgerufen am 26. Oktober 2024.