Max van der Stoel
Max van der Stoel (* 3. August 1924 in Voorschoten; † 23. April 2011 in Den Haag[1]) war ein niederländischer Politiker der Partij van de Arbeid (PvdA) und international angesehener Diplomat.
Studium und Promotion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Van der Stoel absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaften und der Soziologie an der Universität Leiden. 1947 erfolgte zunächst die Promotion zum Doctor iuris und 1953 die Promotion zum Doktor der Soziologie.
Von 1999 bis 2001 war van der Stoel Inhaber des Rudolph-Cleveringa-Lehrstuhls für Menschenrechte an der Universität Leiden. Von Januar 2001 bis Januar 2003 war er zudem Gastprofessor für Internationales und Europäisches Recht an der Universität Tilburg.
Politische Laufbahn in den Niederlanden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abgeordneter der Ersten und Zweiten Kammer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits 1946 trat van der Stoel der PvdA bei. Nach dem Studium war er zunächst 1953 bis 1958 Mitarbeiter der Wiardi-Beckman-Stiftung, dem wissenschaftlichen Büro der PvdA. Anschließend war er von bis 1963 Sekretär der Partij van de Arbeid für Internationale Angelegenheiten.
1960 bis 1965 war er zunächst Abgeordneter der Ersten Kammer (Eerste Kamer). Von 1966 bis 1973 und von 1977 bis 1981 war er als Vertreter der PvdA Mitglied der Zweiten Kammer (Tweede Kamer).
Staatssekretär und Außenminister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Kabinett von Jo Cals war van der Stoel vom 22. Juli 1965 bis zum 22. November 1966 Staatssekretär im Außenministerium.
Vom 11. Mai 1973 bis zum 19. Dezember 1977 war er im Kabinett von Joop den Uyl als Nachfolger von Norbert Schmelzer Außenminister. In dieser Funktion war er auch im zweiten Halbjahr 1976 Präsident des Rats der Europäischen Union.
Während eines Besuchs in der Tschechoslowakei im Februar 1977 sprach van der Stoel auch mit dem Sprecher der tschechoslowakischen Bürgerrechtsbewegung Charta 77, Jan Patočka, was zu erheblichen Protesten[2] auf der tschechoslowakischen Regierungsseite führte. Patočka wurde daraufhin von der Staatssicherheit verhört und starb an den Folgen.
Im Kabinett von Dries van Agt war van der Stoel vom 8. September 1981 bis zum 29. Mai 1982 erneut Außenminister. Von 1986 bis 1992 war er Mitglied des Staatsrates. Für seine Verdienste um die niederländische Politik wurde ihm am 22. Mai 1991 der Ehrentitel eines Staatsministers verliehen.
Nach seinem Ausscheiden aus der niederländischen Politik stiftete er den Internationalen Max-van-der-Stoel-Preis für Menschenrechte.
2001 war er Impulsgeber für die Gründung der South East European University in Skopje, Nordmazedonien.
International angesehener Diplomat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Max van der Stoel erwarb sich darüber hinaus einen Ruf als international angesehener Diplomat. Er war von 1983 bis 1986 Botschafter der Niederlande bei den Vereinten Nationen.
1991 bis 1999 war er Berichterstatter (Rapporteur) der UNO für die Einhaltung der Menschenrechte im Irak. Zugleich war er 1993 bis zum 1. Juli 2001 Hoher Kommissar für nationale Minderheiten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
Seit dem 1. Juli 2001 war Max van der Stoel Sonderberater für Mazedonien des Generalsekretärs und Beauftragten für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik des Rates der Europäischen Union Javier Solana.
Auszeichnungen und Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1966: Orden vom Niederländischen Löwen
- 1974: Ehrenmedaille für Eifer und Genialität des Hausordens von Oranien
- 1975: Großkreuz des Bundesverdienstkreuzes
- 1977: Doctor honoris causa der Universität Athen
- 1977: Großkreuz des Phönix-Ordens
- 1978: Komtur des Ordens von Oranien-Nassau
- 1982: Großoffizier des Ordens von Oranien-Nassau
- 1982: Freedom of Speech Award der Franklin-D.-Roosevelt-Stiftung
- 1994: Doctor iuris honoris causa der Rijksuniversiteit Utrecht
- 1996: Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden II. Klasse
- 1997: Orden des Fürsten Jaroslaw des Weisen V. Klasse
- 2000: Großoffizier des Sterns von Rumänien
- 2001: Orden des Fürsten Jaroslaw des Weisen IV. Klasse
- 2001: Orden des Weißen Doppelkreuzes I. Klasse
- 2001: Komtur mit Stern des Verdienstordens der Republik Ungarn
- 2001: Hessischer Friedenspreis für sein Wirken um die Menschenrechte[3]
- 2006: Honorary Knight Grand Cross des Order of St Michael and St George (KCMG)
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stoel, Max van der: Demokratie und Menschenrechte: Zur Arbeit des Hohen Kommissars für Nationale Minderheiten der OSZE (Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg: Hamburger Vorträge am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, 3; Hamburg, 1997)
- Stoel, Max van der: Peace and Stability through Human and Minority Rights. Baden-Baden 2001.
Biografische Quellen und Hintergrundliteratur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Biographie auf der Homepage der Niederländischen Regierung
- Biografie auf „Parlement & Politiek“, Informationssammlung der Universität Leiden
- Biographie in The European International Model United Nations
- Ehrung zur 60-jährigen Mitgliedschaft in der PvdA
- Interview als Hoher Kommissar für nationale Minderheiten der OSZE 1995
- Heiko Fürst: Die Minderheitenpolitik des Hohen Kommissars für Nationale Minderheiten der OSZE in Rumänien. Magisterarbeit 2001
- Heiko Fürst: Der HKNM als Akteur der OSZE. online auf elektronischesnetz.de
- Literatur von und über Max van der Stoel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ http://www.telegraaf.nl/binnenland/9616789/__Max_van_der_Stoel__86__overleden__.html
- ↑ Beitrag zur Charta 77 mit Anmerkung zu Protesten anlässlich des Besuchs van der Stoels 1977 auf radio.cz, gesehen am 19. Juli 2009.
- ↑ Pressemitteilung anlässlich der Verleihung des Hessischen Friedenspreises (mit Programm), gesehen am 19. Juli 2009.
Personendaten | |
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NAME | Stoel, Max van der |
KURZBESCHREIBUNG | niederländischer Politiker (PvdA), MdEP und Diplomat |
GEBURTSDATUM | 3. August 1924 |
GEBURTSORT | Voorschoten |
STERBEDATUM | 23. April 2011 |
STERBEORT | Den Haag |
- Außenminister (Niederlande)
- Staatsminister (Niederlande)
- Staatssekretär (Niederlande)
- Staatsrat (Niederlande)
- Mitglied des Europäischen Parlaments für die Niederlande vor 1979
- Mitglied der Ersten Kammer der Generalstaaten
- Mitglied der Zweiten Kammer der Generalstaaten
- PvdA-Mitglied
- Ständiger Vertreter der Niederlande bei den Vereinten Nationen
- UN-Sonderberichterstatter
- Hoher Kommissar für nationale Minderheiten
- Hochschullehrer (Universität Leiden)
- Völkerrechtler (20. Jahrhundert)
- Völkerrechtler (21. Jahrhundert)
- Europarechtler (21. Jahrhundert)
- Jurist im auswärtigen Dienst
- Ehrendoktor der Universität Utrecht
- Ehrendoktor der Nationalen und Kapodistrias-Universität Athen
- Träger des Bundesverdienstkreuzes (Großkreuz)
- Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Großkreuz)
- Träger des Verdienstordens der Republik Ungarn (Komtur mit Stern)
- Träger des Finnischen Ordens der Weißen Rose
- Träger des Phönix-Ordens (Großkreuz)
- Träger des Ordens vom Niederländischen Löwen (Ritter)
- Träger des Ordens von Oranien-Nassau (Großoffizier)
- Träger des Sterns von Rumänien (Großoffizier)
- Träger des Ordens des Fürsten Jaroslaw des Weisen (IV. Klasse)
- Honorary Knight Commander des Order of St. Michael and St. George
- Träger des Ordens des Weißen Doppelkreuzes 1. Klasse
- Träger des Tomáš-Garrigue-Masaryk-Ordens (2. Klasse)
- Niederländer
- Geboren 1924
- Gestorben 2011
- Mann