Mehrstetten
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 23′ N, 9° 34′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Reutlingen | |
Höhe: | 750 m ü. NHN | |
Fläche: | 17,1 km2 | |
Einwohner: | 1507 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 88 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 72537 | |
Vorwahl: | 07381 | |
Kfz-Kennzeichen: | RT | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 15 048 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Marktplatz 1 72537 Mehrstetten | |
Website: | www.mehrstetten.de | |
Bürgermeister: | Robert Mellinghoff | |
Lage der Gemeinde Mehrstetten im Landkreis Reutlingen | ||
Mehrstetten ist eine Gemeinde auf der Schwäbischen Alb, etwa sieben Kilometer südöstlich von Münsingen.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt Münsingen (Landkreis Reutlingen) und die Gemeinde Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) grenzen an die Gemeinde Mehrstetten.
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Gemeinde gehören das Dorf Mehrstetten, die Siedlung Greut, das Gehöft Ziegelhof und die Häusergruppe Bahnhof Mehrstetten. Im Gemeindegebiet liegt die Wüstung Aymstetten.[2]
Schutzgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Mehrstetten gibt es mit dem Böttental und dem Schandental zwei Naturschutzgebiete. Beide gehören, wie auch die Waldflächen um den Bodenhau, zum FFH-Gebiet Tiefental und Schmiechtal. Zudem sind auf der Gemarkung vier kleinere Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen: die Sommerschafweide in dem Oberen und Unteren Böttental und Vorderen Berg, die Sommerschafweide auf Irnestal und Guckenbühl, die Sommerschafweide auf Marksteigle und die Sommerschafweide im Banntal.[3]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mehrstetten wurde um das Jahr 1300 als Merstetten zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Im ausgehenden Hochmittelalter war das Dorf Bestandteil des Gebiets der Herren von Gundelfingen und geriet nach deren Niedergang in den Einflussbereich des Hauses Habsburg und dessen Besitzungen in Vorderösterreich. In den folgenden Jahrhunderten gelang es jedoch dem Haus Württemberg, trotz des Widerwillens der Dorfbewohner, sowohl die hohe als auch die niedere Gerichtsbarkeit und somit die Gesamtobrigkeit gegen das Haus Habsburg durchzusetzen.
Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mehrstetten kam 1654 zum Amt Münsingen im Herzogtum Württemberg. Im 19. Jahrhundert war Mehrstetten dem Oberamt Münsingen im Königreich Württemberg zugeordnet und ab 1938 durch die Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg dem Landkreis Münsingen. Im Jahre 1945 wurde Mehrstetten Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum Nachkriegsland Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging. Seit der Kreisreform von 1973 ist Mehrstetten Teil des Landkreises Reutlingen.
Entwicklung des Gemeindegebiets
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. Januar 1977 wurde ein Teil der Gemarkung Schelklingen-Sondernach mit drei Aussiedlerhöfen nach Mehrstetten umgemeindet.[4]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes (nur Hauptwohnsitze).
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Religionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kirchlich gehörte Mehrstetten zunächst zu Münsingen. Eine Pfarrei wurde vermutlich im 15. Jahrhundert errichtet. 1534 wurde die Reformation eingeführt, seither ist der Ort evangelisch geprägt. Die heutige evangelische Kirchengemeinde Mehrstetten umfasst die Gemeinde Mehrstetten. Zusammen mit der evangelischen Kirchengemeinde Sondernach, welche die Stadtteile Sondernach, Gundershofen und Hütten der Stadt Schelklingen umfasst, bildet sie die evangelische Gesamtkirchengemeinde Mehrstetten-Sondernach[5] im Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat in Mehrstetten besteht aus den 10 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzenden. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Endergebnis. Die Wahlbeteiligung lag bei 70,03 % (2019: 66,94 %).
Freie Wählervereinigung (FWV) | 39,35 % | 4 Sitze | 2019: 50,43 %, 5 Sitze |
Unabhängige Bürgerliste (UB) | 60,65 % | 6 Sitze | 2019: 49,57 %, 5 Sitze |
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1976–1984: Joachim Kunz
- 1984–2016: Rudolf Ott
- 2016–2021: Franziska Kenntner
- seit 2022: Robert Mellinghoff
Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Robert Mellinghoff amtiert seit dem 7. Mai 2022. Er wurde am 6. März 2022 im zweiten Wahlgang mit 50,8 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Seine Vorgängerin Franziska Kenntner legte ihr Amt vorzeitig Ende 2021 nieder.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „In Silber (Weiß) auf grünem Boden zwei einander zugewendete aufgerichtete schwarze Rosse.“[6] | |
Wappenbegründung: Die beiden Rosse im Wappen sollen auf den Gemeindenamen hinweisen, der sich vielleicht von „Mähre“ = Ross herleiten lässt.
Das Gemeindewappen wurde am 18. März 1939 von damaligen Reichsstatthalter in Württemberg verliehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat der Gemeinderat dieses Wappen am 20. April 1956 bestätigt und zugleich die Flaggenfarben festgelegt. |
Gemeindepartnerschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mehrstetten unterhält eine Partnerschaft mit dem ungarischen Herceghalom.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Evangelische Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Georgskirche ist eine spätgotische Chorturmanlage aus dem 15. Jahrhundert, das Schiff wurde 1577 und 1828 nochmals erweitert. Im Jahre 1933 wurden zwei Farbglasfenster eingebaut: ein Rundfenster von Ernst H. Graeser, das jedoch um 1971 wieder ausgebaut wurde (Reste erhalten),[7] und das Chorfenster von Walter Kohler mit dem Motiv des auferstandenen Christus mit Kreuznimbus.
Heimatmuseum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Außergewöhnliche Stücke über das dörfliche Leben auf der Albhochfläche im 19. Jahrhundert haben die Mitglieder des ehrenamtlich geführten Museums im ehemaligen Farrenstall von Mehrstetten zusammengetragen. Das Heimatmuseum wurde 1991 eröffnet.
Bei einem Rundgang trifft man auf eine Küche mit dem alten Holzherd und Butterfass und auf die gute Stube, wo über dem Ofen Schuhe und Wäsche zum Trocknen hängen. Im Schlafzimmer steht ein Himmelbett mit dazugehörendem Schrank. Interessant ist die einzigartige Sammlung von mehr als 200 alten Leinensäcken. Diese gehörten früher zum wertvollsten Besitz der Menschen. Sie wurden mit Namen versehen und häufig durchnummeriert. Sogar Besitzerwechsel nach Erbfällen kann man dem Leinen heute noch entnehmen, alte Namen wurden gestrichen und neue darunter geschrieben. Eine handbetriebene Sackausklopfmaschine wird ebenfalls gezeigt.
Es finden Schau- und Handwerkertage statt, bei denen es viel zu erleben gibt. Die alte Schmiede wird genauso in Betrieb genommen wie eine alte Transmission oder ein 400 Jahre alter Webstuhl. Von Mai bis Oktober ist das Museum jeden ersten Sonntag im Monat von 13.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.
Regelmäßige Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hockete vom JuZe Mehrstetten, jährlich am zweiten Augustwochenende
- Herbstfest der Musikkapelle Mehrstetten, jährlich am letzten Oktoberwochenende
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kreisstraße 6772 verbindet Mehrstetten mit der Bundesstraße 465, die von Bad Urach kommend über Münsingen und Ehingen (Donau) nach Biberach an der Riß führt.
Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet. Die Gemeinde befindet sich in der Wabe 225. Mehrstetten erhielt 1901 durch die Verlängerung der Strecke Reutlingen–Münsingen bis nach Schelklingen Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen erbauten das Bahnhofsgebäude als Einheitsbahnhof vom Typ IIa.[8]
Öffentliche Einrichtungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jugendzentrum Mehrstetten
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Mehrstetten gibt es eine Grundschule. Für die Jüngsten besteht ein Kindergarten und eine Kleinkinderbetreuung.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Christian Schrade (1876–1964), Architekt
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Landesarchivdirektion Baden-Württemberg (Hrsg.) 1997: Der Landkreis Reutlingen. Bearb. von der Außenstelle Tübingen der Abteilung Landesforschung und Landesbeschreibung in der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg. Bd. 1. A. Allgemeiner Teil – B. Gemeindebeschreibungen Bad Urach bis Metzingen. Sigmaringen: Thorbecke.
- Sönke Lorenz und Christian Eberhardt (Hrsg.) (2002): Mehrstetten: Geschichte eines Dorfes auf der Schwäbischen Alb. Im Auftrag der Gemeinde Mehrstetten hrsg. von ... Filderstadt: Markstein-Verlag (Gemeinde im Wandel, Band 10). ISBN 3-935129-06-8.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 53–54
- ↑ Daten- und Kartendienst der LUBW
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 538 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Website der Gesamtkirchengemeinde Mehrstetten-Sondernach
- ↑ Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 19. Januar 2024
- ↑ Albrecht Vaihinger: Wiederentdeckt – Ernst H. Graeser 1884-1944; Selbstverlag, o. O. (Esslingen) 2009 (erhältlich beim Ev. Pfarramt St. Bernhardt in Esslingen)
- ↑ Rainer Stein: Der württembergische Einheitsbahnhof auf Nebenbahnen. In: Eisenbahn-Journal Württemberg-Report. Band 1, Nr. V/96. Merker, Fürstenfeldbruck 1996, ISBN 3-922404-96-0, S. 80–83.