Meister des Heisterbacher Altars
Der Meister des Heisterbacher Altars war ein spätgotischer Tafelmaler, der um 1440/60 in Köln arbeitete.
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name dieses manchmal als Schüler von Stefan Lochner gesehenen Künstlers[1] ist nicht bekannt. Er erhielt seinen Notnamen nach seinem dreiteiligen Altar, den er vor 1448 für das Zisterzienserkloster Heisterbach bei Königswinter geschaffen hat.[2] Nach Auflösung des Klosters 1806 blieben davon zwei gemalte Flügel erhalten; der Verbleib des vermutlich geschnitzten Mittelteils ist nicht bekannt.[3] Die erhaltenen Teile des Heisterbacher Altars zeigen in der Innenseite Szenen aus dem Leben Jesu und Mariens und im geschlossenen Zustand einzelne Heilige. Sie werden heute in Köln im Wallraf-Richartz-Museum, seit Übernahme der Sammlung Boisserée 1827 in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und mehreren anderen Museen in Deutschland aufbewahrt.
Kunsthistorische Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Meister des Altars von Heisterbach wird wegen seiner Interpretation des Weichen Stils nicht zu den führenden Vertretern der Kölner Schule gezählt und steht auch in der Kunstfertigkeit seiner Ausführung anderen Meistern wohl etwas nach; trotzdem können Betrachtung und Analyse seiner Bilder Einblick in die Entwicklung der Malerei im Köln der Zeit vor Stefan Lochner geben.[4] Den Heisterbacher Altar allerdings als mögliches Frühwerk Lochners selbst zu sehen, bleibt sehr umstritten.[5]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tafeln aus dem Hochaltarretabel des Zisterzienserklosters Heisterbach (um 1440, Eichenholz), eventuell unter Mitarbeit von Stefan Lochner
- Verkündigung (100,1 × 74,5 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 589)[6]
- Heimsuchung Mariens (100 × 74,5 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 590)[7]
- Geburt Christi (100 × 74,5 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 591)[8]
- Anbetung der Könige (100 × 74,2 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 592)[9]
- Christus am Ölberg (99,8 × 73,5 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 593)[10]
- Gefangennahme (99,5 × 73,7 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 597)[11]
- Christus vor Pilatus (99,5 × 73,7 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 598)[12]
- Geißelung und Dornenkrönung (100,5 × 74,5 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Inv. Nr. WRM 72)[13][14]
- Kreuztragung Christi (99,6 × 73,7 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 599)[15]
- Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes (101,5 × 74,2 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Inv. Nr. WRM 863)[16]
- Grablegung (100,8 × 74,6 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Inv. Nr. WRM 73)[17]
- Auferstehung (102,2 × 75,5 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Inv. Nr. WRM 762)[18]
- Christus erscheint den 11 Jüngern (100,2 × 74,6 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 594)[19]
- Himmelfahrt Christi (99,6 × 74,1 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 600)[20]
- Pfingstwunder (100 × 74,6 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 595)[21]
- Tod Mariens (99,7 × 74,7 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 596)[22]
- Der hl. Benedikt und die Apostel Philippus, Matthäus und Jakobus d. J. (200,3 × 148,8 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 587)[23]
- Die Apostel Bartholomäus, Simon, Matthias und der hl. Bernhard (200,2 × 148,9 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 588)[24]
- Schutzmantelursula (182,7 × 122,1 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum, Inv. Nr. WRM 74)[25]
- Kreuzigungsaltar (um 1430/40, Eichenholz), eventuell unter Mitarbeit von Stefan Lochner
- Christus am Kreuz, Maria und die Apostel Jakobus d. Ä., Petrus, Johannes Ev. Andreas, Thomas und Bartholomäus (132,8 × 164,4 cm, München, Alte Pinakothek, Inv. Nr. WAF 503)[26]
- Apostel Simon, Judas Thaddäus und Matthias (134,8 × 76,7 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 505)[27]
- Rückseite: Hl. Gereon
- Apostel Philippus, Matthäus und Jacobus d. J. (134,7 × 77,2 cm, Bamberg, Staatsgalerie, Inv. Nr. WAF 504)[28]
- Rückseite: Hl. Christophorus
- Zwei Tafeln aus einem Retabel (um 1440/50, Eichenholz)
- Darbringung im Tempel (77,7 × 42,3 cm, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr. Gm 16)[29]
- Krönung Mariens (77,7 × 42,3 cm, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr. Gm 15)[30]
- Kreuzigung mit zwei Simultandarstellungen (um 1450, Eichenholz, 97,9 × 91,4 cm, Privatbesitz)[31]
- Kreuztragung (um 1450, Öl auf leinwandbeklebtem Eichenholz, 78,8 × 41 cm, Privatbesitz)[32]
- Hieronymus im Studierzimmer (um 1440, Eichenholz, 39,4 × 30,5 cm, Raleigh, North Carolina Museum of Art, Inv. Nr. G.52.9.139)[33]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ludwig Scheibler, Carl Aldenhoven: Geschichte der Kölner Malerschule (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde Band 13). Köln u. a. 1902.
- Frank Günter Zehnder: Katalog der Altkölner Malerei (= Kataloge des Wallraf-Richartz-Museums. Band 11). Köln 1990.
- Michael Wolfson: Vor "Stefan Lochner"? Über den Maler des Kölner Dombildes und den Meister des Heisterbacher Altares. In: Frank Günter Zehnder (Hrsg.): Stefan Lochner, Meister zu Köln: Herkunft, Werke, Wirkung. Eine Ausstellung des Wallraf-Richartz-Museums. Köln 1993, S. 97–107.
- Reinhard Liess: Der Heisterbacher Altar: Ein Frühwerk Stefan Lochners. Rasch Verlag, Osnabrück 1998, ISBN 3-932147-56-1.
- Master of the Heisterbach Altar. In: The Concise Grove Dictionary of Art. Oxford, Oxford University Press 2002.
- Julien Chapuis: Stefan Lochner. Image Making in Fifteenth Century (= Me Fecit). Brepols, Turnhout 2004.
- Jeanine Walcher, Ulrike Fischer: Verborgene Ansichten. Neue Erkenntnisse zum „Heisterbacher Altars“. In: Zeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung 26 (2012), S. 54–70.
- Felix Prinz: Zu Verbleib und Rekonstruktion des Heisterbacher Altars. In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 66 (2015), S. 141–150.
- Felix Prinz: Gemalte Skulpturenretabel. Zur Intermedialität mitteleuropäischer Tafelmalerei des 15. Jahrhunderts. De Gruyter, Berlin/Boston 2018, S. 29–78.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag bei der Deutschen Fotothek
- T. Nagel: Nächtliche Ruhestörung, Meister des Heisterbacher Altars, Bild der Woche, KW16 2001, Museen der Stadt Köln
- Hans M. Schmidt: Master of the Heisterbach Altar ( vom 21. März 2005 im Internet Archive), In: The Grove Dictionary of Art, Macmillan 2000, Auszug auf artnet.com, im Internet Archive auf archive.org, Stand: 21. März 2005, gesehen am 9. Juli 2022 (englisch). Volltext mit Bibliografie auf www.oxfordartonline.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ So z. B. A. L. Plehn: Prinzipien Deutscher und Italienischer Farbenverteilung. Strassburg, Heitz & Mündel, 1911, S. 60; dagegen Master of the Heisterbach Altar. In: The Concise Grove Dictionary of Art. Oxford University Press 2002.
- ↑ Master of the Heisterbach Altar. In: The Concise Grove Dictionary of Art. Oxford University Press 2002.
- ↑ Vgl. Stephan Kemperdick, Julien Chapuis: Kölner Tafelmalerei. In: Dagmar Täube, Miriam Verena Fleck (Hrsg.): Glanz und Größe des Mittelalters. Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt. Ausstellungskatalog. München 2011, S. 176–193, hier S. 186.
- ↑ Vgl. z. B. Liess 1998.
- ↑ Vgl. Wolfson 1993; Liess 1998.
- ↑ Verkündigung an Maria. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Heimsuchung Mariae. In: Sammlung Online. Bayerische Staatgemäldesammlung, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Geburt Christi. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Anbetung der Könige. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Christus am Ölberg. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Gefangennahme Christi. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Vorführung Christi. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Vgl. Zehnder 1990, S. 451.
- ↑ Vgl. Dagmar Täube, Miriam Verena Fleck (Hrsg.): Glanz und Größe des Mittelalters. Kölner Meisterwerke aus den großen Sammlungen der Welt. Ausstellungskatalog. München 2011, S. 448–450, Kat. Nr. 207 (Stephan Kemperdick).
- ↑ Kreuztragung Christi. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Vgl. Zehnder 1990, S. 452.
- ↑ Vgl. Zehnder 1990, S. 451.
- ↑ Vgl. Zehnder 1990, S. 452. l
- ↑ Christus erscheint den 11 Jüngern. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Himmelfahrt Christi. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Pfingstwunder. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Tod Mariens. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Der hl. Benedikt und die Apostel Philippus, Matthäus und Jakobus d. J. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Die Apostel Bartholomäus, Simon, Matthias und der hl. Bernhard. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Vgl. Zehnder 1990, S. 451.
- ↑ Kreuzigungsaltar: Christus am Kreuz, Maria und die Apostel Jakobus d. Ä., Petrus, Johannes Ev. Andreas, Thomas und Bartholomäus. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlunge, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Kreuzigungsaltar: Apostel Simon, Judas Thaddäus und Matthias Rückseite: Hl. Gereon. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Apostel Philippus, Matthäus und Jacobus d. J. Rückseite: Hl. Christophorus. In: Sammlung Online. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Darbringung im Tempel (Gm16). In: Objektkatalog. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ Krönung Mariae, Rückseite: Mater dolorosa (von späterer Hand) (Gm15). In: Objektkatalog. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, abgerufen am 13. Juni 2024.
- ↑ The Crucifixion: A panel from an altarpiece. Christie’s, abgerufen am 13. Juni 2024 (englisch).
- ↑ Christ on the Road to Calvary. Christie’s, abgerufen am 13. Juni 2024 (englisch).
- ↑ St. Jerome in His Study. In: Museum Collection Online. North Carolina Museum of Art, abgerufen am 14. Juni 2024 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Meister des Heisterbacher Altars |
KURZBESCHREIBUNG | spätgotischer Maler |
GEBURTSDATUM | 14. Jahrhundert oder 15. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 15. Jahrhundert |