Merhav Mugan
Ein Merchav Muggan (hebräisch מֶרְחָב מֻגַּן Merchav Muggan, deutsch ‚geschützter Raum‘, Plene: מרחב מוגן) ist ein Schutzraum, der in Israel in Neubauten vorhanden sein muss. In dem Raum sind die Bewohner vor Bomben oder herabfallenden Raketenteilen ebenso wie vor Angriffen mit chemischen oder biologischen Waffen geschützt. 2021 wurden über eine Million solcher Schutzräume in Israel gezählt.[1]
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Raum verfügt über mit Beton verstärkte Wände und Decken, luftdichte und stoßfeste Fenster mit einer Stahlabdeckung und eine Stahltür. Es gibt individuelle Schutzräume in der eigenen Wohnung, aber auch etagenweise für alle Nachbarn. Ein Merchav Muggan soll mindestens neun Quadratmeter groß sein und nach Möglichkeit im Inneren des Gebäudes liegen. Die Wände des Schutzraums sollen nicht gekachelt sein, weil die Kacheln bei einer Erschütterung des Gebäudes herabfallen könnten. Außerdem sollen keine Bücherregale aufgestellt werden. Für einen längeren Aufenthalt sind die Schutzräume nicht vorgesehen, in der Regel haben sie weder einen Wasseranschluss noch eine Toilette. Die Errichtung eines Schutzraums in einer Wohnung schlägt mit Zusatzkosten von etwa 45.000 US$ zu Buche. Die Schutzräume schützen jedoch auch bei Erdbeben oder Flutkatastrophen.
Arten von Schutzräumen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Miqlat Zibburi (hebräisch מִקְלָט צִבּוּרִי Miqlaṭ Zibbūrī, Plene: מקלט ציבורי) – Öffentlicher Schutzraum, eine teilweise unterirdische Anlage, die in Wohngebieten installiert wird. Sie werden häufig für gemeinschaftliche Zwecke (Vereine, Bildung usw.) verwendet. Wird von der örtlichen Regierung und der Heimatfront verwaltet. Sie befinden sich in Straßen und in der Nähe öffentlicher Einrichtungen.
- Miqlat beVayit Meschuttaf (מִקְלָט בְּבַיִת מְשֻׁתָּף Miqlaṭ bəVajit Məschuttaf, deutsch ‚Bunker in gemeinschaftlichem Haus‘, Plene מקלט בבית משותף) – Unterkunft in einer Eigentumswohnung, eine Einrichtung, die in ein Gebäude eingebaut ist, das als Eigentumswohnung deklariert wurde (üblicherweise in einem Flachbau). Sie umfasst alle Einrichtungen, die eine öffentliche Unterkunft bietet, wird aber von den Bewohnern des Gebäudes unterhalten.
- Merchav Muggan Dirati (מֶרְחָב מֻגַּן דִּירָתִי ‚wohnungseigener geschützter Raum‘, Plene מרחב מוגן דירתי oder Akronym מָמָ״ד MaMaD) – in Wohnungen und Privathäusern eingebaute Schutzräume.
- Merchav Muggan Komati (מֶרְחָב מֻגַּן קוֹמָתִי Merchav Muggan Qōmatī, deutsch ‚etageneigener geschützter Raum‘, Plene מרחב מוגן קומתי oder Akronym מָמָ״ק MaMaQ) – gemeinsame Wohnfläche in Mehrfamilienhäusern, in denen es nicht in jeder Wohnung einen Merchav Muggan Dirati gibt, und in anderen mehrstöckigen Gebäuden (hauptsächlich Büros und Industrie).
- Merchav Muggan Mosadi (מֶרְחָב מֻגַּן מוֹסָדִי ‚institutioneller geschützter Raum‘, Plene מרחב מוגן מוסדי oder Akronym ממ״מ MaMaM) – installiert in jedem öffentlichen Gebäude.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 1951 wurde in Israel ein Zivilschutzgesetz verabschiedet, nach dem alle neuen Wohn- und Geschäftsgebäude Zugang zu einem bombensicheren Schutzraum haben mussten. Oft lag dieser Raum unter der Erde oder im Erdgeschoss. In Folge des Golfkriegs 1990/91, während dessen Israel mit irakischen Scud-Raketen beschossen wurde und größere Angriffe mit Giftgas befürchtet wurden, war es besonders wichtig, bei Alarm schnell einen Schutzraum aufsuchen zu können. Daher entstanden immer mehr moderne Schutzräume innerhalb der Wohnungen, die auch zu anderen Zwecken benutzt werden konnten. Seit 1992 schreibt das Zivilschutzgesetz vor, dass alle neu gebauten Gebäude Schutzräume haben müssen. Nach Angaben des Piqqud haʿOref (Heimatfront-Kommando der IDF) sind diese Räume der beste Schutz bei Bombardierungen.[2][3][4][5][6]
Sicherheitshinweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der israelische Home Front Command hat Anweisungen herausgegeben, welche Räumlichkeiten im Alarmfall von Raketenangriffen aufgesucht werden sollen.[7]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Israels Safe-Room-Programm (Nano, 3sat, 21. Februar 2023)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ A look at how Israelis build shelters for random missile attacks, 25. Juli 2021 (englisch). Abgerufen am 1. Dezember 2023.
- ↑ Jessica Steinberg: The safest room in the house. In: The Times of Israel. 28. November 2012, abgerufen am 4. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Shelter, 'mamad' or sealed room? In: The Jerusalem Post. 27. November 2008, abgerufen am 4. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Simon Michaelis: Bunker-Fotografie in Israel: Schön sicher. In: spiegel.de/einestages. 1. September 2017, abgerufen am 25. November 2023.
- ↑ Katherine Tangalakis-Lippert, Reem Makhoul, Lauren Steussy: Safe rooms in Israel are everywhere, with steel doors and sparse furnishings. Here’s what they’re like inside. In: Business Insider. Abgerufen am 4. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Jeremy Sharon: Stay safe: The best places to go in the event of a rocket attack. In: The Times of Israel. Abgerufen am 4. November 2023 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Verhaltensregeln bei Raketenangriffen, Informationszentrum des Zivilschutztes Israel, deutsche Übersetzung. Abgerufen am 20. September 2024.