Michael Caine

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Michael Caine (2015)

Sir Michael Caine, CBE (* 14. März 1933 in London als Maurice Joseph Micklewhite, Jr.) ist ein ehemaliger britischer Schauspieler und Autor.[1] Er gilt als einer der profiliertesten und erfolgreichsten Charakterdarsteller seiner Generation und ist unter anderem zweifacher Oscar- und dreifacher Golden-Globe-Preisträger. Insgesamt ist er in über 160 Filmen als Schauspieler tätig gewesen.

Leben und Karriere

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Caine, der in bescheidenen Londoner Verhältnissen aufwuchs, verfolgte von früher Jugend an den ehrgeizigen Plan, reich und berühmt zu werden. Er wollte auf keinen Fall das Schicksal seines Vaters teilen, der nach Jahrzehnten harter Arbeit als armer Mann gestorben war.

Nach dem Militärdienst (unter anderem in Korea) bei den The Royal Fusiliers (City of London Regiment) begann Caine als Schauspieler zu arbeiten und gab sich Mitte der 1950er Jahre den Künstlernamen „Michael Caine“ (da ihn der Film Die Caine war ihr Schicksal beeindruckt hatte). Rund zehn Jahre lang arbeitete er sich in kleinen Rollen im Theater und Kino hoch. Er war seit dieser Zeit auch mit seinem Kollegen Sean Connery befreundet, der ebenso wie Caine zunächst Schwierigkeiten hatte, sich als Schauspieler durchzusetzen.

Seinen Durchbruch erlebte Michael Caine Mitte der 1960er Jahre mit Hauptrollen in Filmen wie Zulu (1964), Ipcress – streng geheim (1965) oder Der Verführer läßt schön grüßen (1966). Für den Film Zulu (über den Kampf von 139 Briten gegen ca. 4000 Zulukrieger bei der Schlacht um Rorke’s Drift) musste er sich für die Rolle des Leutnants Gonville Bromhead einen Oberklassenakzent aneignen. Caine, der sonst mit einem unüberhörbaren Cockneyakzent spricht, verkörperte in vielen Filmen den Angehörigen der Arbeiterklasse, der mit wacher Intelligenz und Chuzpe zum Erfolg kommt. Er verkörperte damit einen Schauspieler neuen Typs, der sich von den etablierten britischen Stars unterschied, welche in der Regel durch ihren kultivierten Habitus auffielen (Laurence Olivier, James Mason, Michael Redgrave etc.). Zusammen mit Kollegen wie Sean Connery, Albert Finney, Oliver Reed oder Richard Harris konnte Caine davon profitieren, dass sich der Publikumsgeschmack in den 1960er Jahren deutlich gewandelt hatte.

Michael Caine im Film Ashanti (1979)

Caine trat im Verlauf seiner Karriere in vielen Filmen unterschiedlichster Qualität auf. Ab den späten 1970er Jahren übernahm er, offensichtlich aus finanziellen Erwägungen, immer wieder Rollen in Filmen, die rein kommerziell ausgerichtet waren und qualitativ deutlich abfielen (Der tödliche Schwarm, 1978, Jagd auf die Poseidon, 1979, Der weiße Hai – Die Abrechnung, 1987). Er fand jedoch auch regelmäßig Rollen, die seine Reputation als vielseitigen Charakterdarsteller festigten, und zählt seit Jahrzehnten zu den renommiertesten Filmschauspielern. Wie kaum ein anderer Star seiner Generation ist Caine mit über 80 Jahren kontinuierlich im Kino zu sehen gewesen und ist bis 2024 in der Regel in zwei oder drei Filmen pro Jahr aufgetreten. Zwischen 2005 und 2012 konnte er in Christopher Nolans The-Dark-Knight-Trilogie einen großen Erfolg verbuchen, in der er als gewitzter Butler Alfred Pennyworth des Titelhelden zu sehen war.

Caine ist einer der am häufigsten ausgezeichneten Filmschauspieler. Unter anderem führten sechs Nominierungen zu zwei Oscars als bester Nebendarsteller, 1987 für Hannah und ihre Schwestern sowie 2000 für Gottes Werk und Teufels Beitrag. Er erhielt 1993 den Orden Commander of the Order of the British Empire (CBE) und wurde am 16. November 2000 von Königin Elisabeth II. als Knight Bachelor zum Ritter geschlagen.[2] Dabei wurde er zunächst unter seinem eingetragenen Geburtsnamen entsprechend als Sir Maurice Micklewhite geführt. Inzwischen hat er jedoch in einem Fernsehinterview angegeben, seinen Namen offiziell in „Michael Caine“ geändert zu haben; auch in seiner neuesten Autobiografie bezeichnet er sich selbst als „Sir Michael Caine“.

Caine ist neben Jack Nicholson der einzige Schauspieler, der in jedem Jahrzehnt zwischen den 1960er und 2000er Jahren mindestens einen Film gedreht hat, für den er für einen Oscar nominiert wurde. Er ist seit über 60 Jahren kontinuierlich als Filmschauspieler tätig.

Caine hatte in der Spätzeit seiner Karriere immer wieder angekündigt, sich zur Ruhe zu setzen. Im Jahr 2023, nachdem er mit 90 Jahren die Hauptrolle im Film In voller Blüte spielte, erklärte er, es gebe kein besseres Ende für seine Karriere als dieses.[1]

Caine ist der Sohn von Maurice Joseph Micklewhite Sr. und dessen Frau Ellen Frances Marie (geb. Burchell, 1900–1989). Er war von 1954 bis 1962 mit Patricia Haines verheiratet, mit der er eine Tochter hat, seit 1973 ist er mit der ehemaligen „Miss Guyana“ Shakira Caine verheiratet, die auch in einer kleinen Rolle in Der Mann, der König sein wollte (1975) zu sehen ist.[3] Das Paar hat eine gemeinsame Tochter.

Am 30. September 2010 wurde der zweite Teil der Autobiografie Caines The Elephant to Hollywood in Großbritannien veröffentlicht.[4]

Caine ließ im Juni 2016 seinen Namen offiziell in Michael Caine ändern, nachdem er diesen Künstlernamen 62 Jahre lang geführt hatte. Grund seien eigenen Angaben nach die verschärften Flughafen-Sicherheitskontrollen zu Zeiten des IS, die dort zu längerer Wartezeit führten.[5]

Sozialpolitisches Engagement

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Caine engagiert sich seit Jahrzehnten für wohltätige Zwecke. Obwohl er in der Vergangenheit zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen unterschiedlicher Zielrichtung unterstützt hat[6] (21st Century Leaders, British Forces Foundation, Elton John AIDS Foundation, Help for Heroes, Not On Our Watch, Sightsavers International, Whatever It Takes), setzt er sich vorwiegend für die Belange von Kindern ein. So ist er seit Jahren als Variety International Celebrity Ambassador für Variety, the Children’s Charity tätig[7] und unterstützt darüber hinaus aktiv Organisationen wie die National Society for the Prevention of Cruelty to Children.[8]

Caine ist Schirmherr des 2004 ins Leben gerufenen Leatherhead Drama Festivals in Surrey.[9] Zwei Wochen lang führen Amateurtheatergruppen (Junior Week und Senior Week) teils selbst verfasste Stücke auf. Während der folgenden Awards Night werden die zwei jeweils besten Aufführungen gezeigt und herausragende Darbietungen der vorangegangenen zwei Wochen prämiert. Als Höhepunkt erhalten die Preisträger ihre Trophäen aus der Hand des Schirmherrn. Caines Unterstützung für dieses Festival, das das größte seiner Art in Großbritannien ist, hat dazu verholfen, ein breites öffentliches Interesse auf die Festspiele zu lenken und die Wirtschaft und das Kulturleben in Leatherhead zu stärken.

Im April 2010 trat Caine bei mehreren Wahlkampfveranstaltungen zusammen mit dem Vorsitzenden der Conservative Party, David Cameron, auf und warb gemeinsam mit ihm für die Einführung eines mehrwöchigen freiwilligen Bürgerdienstes für 16-Jährige.[10]

Filmografie (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1992: What’s It All About?
  • 1994: Rabbit Ears Treasury of Fairy Tales, Volume Two: King Midas and the Golden Touch; Jack and the Beanstalk
  • 1996: The Silver Lining: 23 Of the World’s Most Distinguished Actors Read Their Favorite Poems
  • 2000: Seven Ages: an Anthology of Poetry with Music
  • 2007: Cained

Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Academy Awards

Auszeichnung

Nominierung

BAFTA Awards

Auszeichnung

Golden Globes

Auszeichnung

Europäischer Filmpreis

Auszeichnung

  • 2015: Bester Darsteller in Ewige Jugend
  • 2015: Ehrenpreis

Die Ska-Gruppe Madness veröffentlichte 1984 eine Single mit dem Titel Michael Caine, auf der die Stimme des Schauspielers zu hören ist.

Deutsche Synchronstimmen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Caine ist für die deutschen Fassungen seiner Filme im Laufe der Jahre von mehr als einem Dutzend Sprechern synchronisiert worden.[11] Seit 1967 war allerdings am häufigsten Jürgen Thormann Caines deutsche Stimme, z. B. in Gottes Werk und Teufels Beitrag und The Dark Knight. Seit Ende der 1970er Jahre wurde Caine fast ausschließlich von ihm gesprochen.

Werke (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Michael Caine: Not Many People Know That. London 1984, ISBN 0-86051-298-3.
  • Michael Caine: Not Many People Know This, Either. London 1985, ISBN 0-86051-345-9.
  • Ben Wicks, Michael Caine: No Time To Wave Goodbye. London 1989, ISBN 0-7475-0083-5.
  • Michael Caine: Acting in Film. New York 1990, ISBN 0-936839-86-4.
  • Michael Caine: What’s it All About? London 1992, ISBN 0-09-182648-9.
  • Marco Pierre White, Michael Caine: Canteen Cuisine: In the Kitchen with Michael Caine. London 1996, ISBN 0-09-180818-9.
  • Johnny Gold, Michael Caine: Tramp’s Gold. London 2001, ISBN 1-86105-452-1.
  • Steven Paul Davies, Michael Caine: “Get Carter” and Beyond: The Cinema of Mike Hodges. London 2002, ISBN 0-7134-8790-9.
  • Michael Caine: The Elephant to Hollywood. London 2010, ISBN 1-4447-0001-4.
  • Michael Caine: Weniger ist mehr. Kleines Handbuch für Filmschauspieler. 4. Auflage. Alexander, Berlin 2012, ISBN 978-3-89581-138-8. (Deutsche Ausgabe von Acting in Film, New York 1990)
  • Michael Caine: Die verdammten Türen sprengen und andere Lebenslektionen. Autobiographie. Alexander, Berlin, 2019, ISBN 978-3-89581-503-4.[12]
  • Graham Marsh, Tony Nourmand: Michael Caine: 1960s. London 2013, ISBN 978-0-9572610-9-9.
  • Anne Billson: My Name is Michael Caine: A Life in Film. London 1991, ISBN 0-09-175055-5.
  • David Bishop: Starring Michael Caine. London 2003, ISBN 1-903111-57-9.
  • Christopher Bray: Michael Caine: A Class Act. London 2005, ISBN 0-571-21682-X.
  • Jody Duncan Jesser, Janine Pourroy: Batman. Das Making-of der Dark Knight Trilogie. Knesebeck, München 2012, ISBN 978-3-86873-460-7. (Einleitung von Michael Caine)
  • Matthew Field: Michael Caine: You’re a Big Man. London 2003, ISBN 0-7134-8876-X.
  • Michael Freedland: Michael Caine: A Biography. London 1999, ISBN 0-7528-1801-5.
  • Elaine Gallagher: Candidly Caine. London 1990.
  • William Hall: Sir Michael Caine: The Biography. London 2006, ISBN 1-84454-233-5.
  • Gerhard Midding: Ein Meister des Vorbehalts – Der Schauspieler Michael Caine. In: Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (Hrsg.): epd Film. Nr. 5, 2002, ISSN 0176-2044, S. 18 ff.
Commons: Michael Caine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Schauspieler Michael Caine: Ruhestand mit 90 Jahren – dieses Mal wirklich. In: Der Spiegel. 14. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. Oktober 2023]).
  2. Bericht. BBC News; abgerufen am 15. September 2013.
  3. Biografie (Memento des Originals vom 27. Mai 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.shakiracaine.com auf shakiracaine.com; abgerufen am 28. Mai 2010.
  4. Michael Caine’s „The Elephant to Hollywood“ Book Signing at Waterstones Bookshop in Piccadilly on September 30, 2010
  5. Sir Michael Caine forced to change his name because of ISIS. In: nydailynews.com. Abgerufen am 22. Juli 2016.
  6. Bericht auf looktothestars.org; abgerufen am 28. Mai 2010.
  7. Bericht (Memento des Originals vom 25. März 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.varietychildrenscharity.org auf varietychildrenscharity.org; abgerufen am 28. Mai 2010.
  8. Info auf imdb.com; abgerufen am 28. Mai 2010.
  9. Info (Memento des Originals vom 6. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/leatherheaddramafestival.org auf leatherheaddramafestival.org; abgerufen am 25. Oktober 2011.
  10. Bericht. BBC News; abgerufen am 28. Mai 2010.
  11. Michael Caine. In: Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 3. Oktober 2012.
  12. Fritz Göttler: Michael Caines Memoiren: Viel mehr als Batmans Butler. Abgerufen am 4. Januar 2021.