Michael Günther (Schauspieler, 1935)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Michael Günther (* 16. Juli 1935 in Berlin) ist ein deutscher Regisseur, Schauspieler, Synchronsprecher und Übersetzer. Als Regisseur hat er für Bühne, Film und Fernsehen sowie in der Filmsynchronisation gearbeitet. Er ist ein Spezialist für Boulevardstücke und Vaudevilles.

Karrierestart als Kinderdarsteller

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Michael Günther begann seine schauspielerische Karriere als Kinderdarsteller. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs stand er im Alter von zehn Jahren in seiner Heimatstadt Berlin zum ersten Mal auf der Bühne.[1] An der Tribüne spielte er zum Beispiel 1948 in Die erste Legion von Emmet Lavery in der Inszenierung von Viktor de Kowa und 1951/1952 in Aber Andre...! von Roger Ferdinand unter der Regie von Wolfgang Spier.

Parallel dazu gelang ihm auch der Start im Filmgeschäft. So hatte er Rollen in Wolfgang Staudtes Die Mörder sind unter uns (1946), in Morituri von Eugen York (1948) und im gleichen Jahr auch unter der Regie von Karl-Heinz Stroux in Der große Mandarin, dem letzten Film von Paul Wegener.

Außerdem war in den Filmsynchronateliers als Stimme von ausländischen Kinderdarstellern sehr gefragt. Zu seinen Synchronparts gehörten zwischen 1949 und 1951 unter anderem Sabu in Der Dieb von Bagdad (1940), Bobby Henrey in Kleines Herz in Not (1948), Johnny Sheffield in zwei Tarzan-Filmen sowie Bobby Driscoll in Das unheimliche Fenster (1949) und Die Schatzinsel (1950).[2]

Danach war er in den 1950er Jahren nur noch selten für den Film tätig und konzentrierte sich bis 1961 auf die Bühne mit Engagements an verschiedenen Theatern in Berlin, München und Stuttgart.

Als Regisseur bei Bühne und Fernsehen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1961 führte Michael Günther erstmals Regie: Er inszenierte in Berlin Herbert Asmodis Nachsaison.[1] In den folgenden vier Jahrzehnten hatte er die Spielleitung bei mehr als 30 Theaterinszenierungen, überwiegend in Berlin, Hamburg und München. Günther spezialisierte sich dabei auf Komödien, vor allem Boulevardstücke und Vaudevilles. So inszenierte er 1979 am Staatstheater Hannover die deutsche Erstaufführung von Alan Ayckbourns Ganz unter uns. Besonders haben es ihm jedoch französische Autoren angetan, speziell Klassiker des Vaudevilles wie Maurice Hennequin. 1982 brachte er am Cuvilliés-Theater München Sein Doppelgänger (Le coup de fouet), geschrieben von Hennequin und Georges Duval, mit Martin Benrath heraus. Und mit Günthers Inszenierung von Vier linke Hände (La voisine de dessus) an der Komödie Berlin gelang dem Autor Pierre Chesnot 1986 der Durchbruch im deutschsprachigen Raum. Das Stück wurde in der Folge mehr als 4.000 Mal in Deutschland, Österreich und der Schweiz gespielt.[3]

Einen großen Erfolg hatte Michael Günther nochmals 1999/2000 mit seiner Inszenierung des Komödienklassikers Der Raub der Sabinerinnen von Franz und Paul von Schönthan an der Komödie Winterhuder Fährhaus in Hamburg[4], die er auch für eine Fernsehfassung aufbereitete.

Parallel zu seiner Theatertätigkeit hatte Michael Günther in den 1960er Jahren damit begonnen, auch für die deutschen Fernsehsender zu arbeiten. Seiner ersten Fernsehregie im Jahr 1963 folgten in den nächsten vier Jahrzehnten mehr als 80 Fernsehproduktionen, an denen er federführend beteiligt war.[1] Wohl entstanden in Zusammenarbeit mit dem Autor Johannes Hendrich die ernsthaften Fernsehspiele Urlaub zur Beerdigung (1974) und der Fixer-Film Heroin 4 (1978), doch blieb Günthers Metier auch hier die Komödie. Ebenfalls eine Komödie war sein einziger Kinofilm Der Pfingstausflug (1978) mit Elisabeth Bergner und Martin Held in den Hauptrollen. Der Spielfilm brachte ihm und Bergner 1979 den Ernst-Lubitsch-Preis ein.

Ebenfalls sehr prominent besetzt war der 1983 entstandene Fernsehfilm Frau Juliane Winkler mit Inge Meysel in der Titelrolle. In weiteren Hauptrollen spielten Axel von Ambesser, Wolfgang Wahl und Eleonore Weisgerber.

Vor allem jedoch fertigte Michael Günther Fernsehfassungen bekannter Boulevardstücke an, oftmals solche seiner eigenen Theaterinszenierungen. Typische Beispiele dafür sind Der Nächste bitte (1981) und Das Ordensband (1982), zwei Komödien von Georges Feydeau, sowie Sein Doppelgänger (1982) von Maurice Hennequin und Georges Duval mit Martin Benrath. Mehrfach setzte Günther zudem mit Heinz Schubert Hennequin-Stoffe um, so den Schwank Die Präsidentin (1982) und Die Frau des Kommissars (1984). Eine weitere Zusammenarbeit mit Schubert war die Tragikomödie Der Spleen des George Riley (1983) nach Tom Stoppard über einen spleenigen Erfinder.

1991 inszenierte Günther eine Fernsehversion von Neil Simons Ein seltsames Paar mit Harald Juhnke in der Rolle des chaotischen „Oscar Madison“ und Eddi Arent als pedantischer „Felix Ungar“. Seine phantastische Komödie Der Neger Weiß (1995) über einen Weißen, der infolge eines Unfalls plötzlich eine schwarze Hautfarbe erhält und daraufhin zunächst Ausgrenzung und Zurückweisung erfährt, war der Versuch, den alltäglichen unterschwelligen Rassismus nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern auf ironisch-sarkastische Weise aufzuzeigen.

Auch bei verschiedenen bekannten Fernsehserien führte Michael Günther im Lauf der Jahre Regie, darunter Lindenstraße, Lukas und Sohn, Hotel Paradies und vor allem Diese Drombuschs, deren 5. und 6. Staffel er inszenierte. Mit der ZDF-Serie Donauprinzessin machte er 1992 Flusskreuzfahrten bekannter.

Seine bislang letzte Regiearbeit bei einem Fernsehfilm war Marga Engel kocht vor Wut (2003) mit Marianne Sägebrecht in der Titelrolle.

Michael Günther, der neben seiner Muttersprache Deutsch auch Englisch, Französisch, Dänisch und Schwedisch spricht, hat sich auch als Übersetzer einen Namen gemacht. Er übertrug nicht nur eine Reihe von Theaterstücken ins Deutsche, sondern ab Ende der 1960er Jahre auch Kinofilme. Günther zeichnete unter anderem für die deutschen Fassungen von Ken Russells Liebende Frauen (1969), Federico Fellinis Fellinis Satyricon (1969) sowie den beiden Robert-Altman-Filmen Diebe wie wir (1973) und California Split (1974) verantwortlich. Auch als Synchronsprecher war er nun gelegentlich wieder tätig. So sprach er für Jean-Pierre Léaud in François Truffauts Geraubte Küsse (1968).[2]

Michael Günther lebt in seiner Geburtsstadt Berlin. Er war seit 1964 insgesamt 51 Jahre bis zu ihrem Tod mit der Schauspielerin Ilse Kiewiet verheiratet.[5][6]

Zwei Mal erhielt Michael Günther zudem die von der tz vergebene „tz-Rose der Woche“, mit der hervorragende Leistungen auf kulturellem Gebiet gewürdigt werden sollen.[1]

Inszenierungen (soweit nicht anders erwähnt, Fernsehfilme)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 1974: Urlaub zur Beerdigung
  • 1976: Direktion City (Fernsehserie, 10 Folgen)
  • 1977: Haben Sie nichts zu verzollen?
  • 1977: Ein Tisch zu viert
  • 1978: Heroin 4
  • 1978: Der Pfingstausflug – Kinofilm, auch Drehbuch
  • 1980: Weichselkirschen
  • 1980: Herkulespillen
  • 1981: Zuhaus in fremden Betten
  • 1981: Der Nächste bitte
  • 1981: Das Ordensband
  • 1981: Streichquartett
  • 1982: Die Präsidentin
  • 1982: Urlaub am Meer
  • 1982: Sein Doppelgänger
  • 1983: Frau Juliane Winkler
  • 1983: Die Beine des Elefanten – auch Drehbuch
  • 1983: Der Spleen des George Riley
  • 1984: Die Frau des Kommissars
  • 1984: Paulchen
  • 1984: Ein liebes Paar
  • 1984: Das zerbrochene Haus
  • 1986: Das Mord-Menü
  • 1987: Wer lacht schon über Rosemann
  • 1987: Lindenstraße (Fernsehserie, 8 Folgen)
  • 1988: Ein Kuckuck im Nest
  • 1988: Wieviel Liebe braucht der Mensch
  • 1989: Lukas und Sohn (Fernsehserie, 10 Folgen)
  • 1990: Hotel Paradies (Fernsehserie, 14 Folgen)
  • 1991: Ein seltsames Paar
  • 1992: Donauprinzessin (Fernsehserie)
  • 1992–1994: Diese Drombuschs (Fernsehserie, 12 Folgen)
  • 1994: Die Männer vom K3 – Ein friedliches Dorf
  • 1995: Der Neger Weiß
  • 1995: Von Arzt zu Arzt
  • 1996: Spiel des Lebens (Fernsehserie)
  • 1999: Herz über Bord
  • 2000: Der Raub der Sabinerinnen
  • 2003: Marga Engel kocht vor Wut

Synchronarbeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theaterinszenierungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Michael Günther - Regisseur Staffel 5 & 6. In: drombuschs.de; abgerufen am 16. Oktober 2010
  2. a b Guenther, Michael in der Synchrondatenbank von Arne Kaul, abgerufen am 15. Oktober 2010.
  3. Stephan Göritz: „Vier linke Hände“ am Ku'damm. (Memento vom 12. September 2010 im Internet Archive) In: radio france internationale, Artikel vom 15. September 2009, abgerufen am 16. Oktober 2010.
  4. -mn-: Riesenbeifall für den alten Theaterdirektor Striese. In: Die Welt, (bei Welt Online vom 29. November 1999); abgerufen am 16. Oktober 2010
  5. Nach 70 Jahren! BILD fand den 1. deutschen Kinderstar. Abgerufen am 21. Mai 2021.
  6. August Ludwig Degener, Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? – Das deutsche Who's who. Band 23. Schmidt-Römhild, Lübeck 1984, S. 426.
  7. Angaben nicht vollständig und zum Teil ungenau; weitere Daten zu Michael Günter in der IMDb unter Michael Günther bei IMDb
  8. Angaben nicht vollständig und zum Teil ungenau