Mohamed Majd

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Mohamed Majd (rechts) mit Younes Bouab (2012)

Mohamed Majd (* 1940 in Casablanca; † 2013 ebenda; auch Mohammed Majd; arabisch محمد مجد Muhammad Madschd, DMG Muḥammad Maǧd) war ein marokkanischer Schauspieler.

Neben seiner Theater-Karriere in Casablanca wurde Majd zu einem der Pioniere des marokkanischen Fernsehens sowie der marokkanischen Filmgeschichte. Nach mehreren Nebenrollen in internationalen Produktionen gelang es ihm um die Jahrtausendwende zu einem der gefragtesten und erfolgreichsten Filmschauspieler des Landes aufzusteigen. Für seine Darbietungen wurde er auf mehreren Filmfestivals im In- und Ausland mit Preisen bedacht sowie unter anderem mit dem Ordre des Arts et des Lettres gewürdigt.

Mohamed Majd wurde 1940 in Casablanca im Derb Sultan geboren.[1] Nach dem frühen Tod seiner Mutter wuchs er bei seiner Großmutter im Derb Martini auf und musste früh in seiner Kindheit durch Arbeit zum Familieneinkommen beitragen. Durch eine Zeitschrift erfuhr er von der Möglichkeit eines Fernstudiums mit einem Filminstitut in Frankreich. Daraufhin absolvierte er Kurse unter anderem in Marrakesch und in einem Konservatorium in Frankreich. Wegen familiärer Probleme kam Majd nach Marokko zurück, ohne die Ausbildung abgeschlossen zu haben.[2] Sein Ziel, Schauspieler zu werden, verwirklichte er gegen den Willen seines Vaters.[3]

Zum Theater kam Majd über die Dramatiker Abdelkader El Badaoui und Mohamed Elkhalfi.[2] Nachdem er am Theater at-Tabaqa al-ʿāmila (‚Arbeiterklasse‘) und später in der Theatergruppe des El Badaoui aktiv gewesen war[4], verschrieb er sich ganz der Schauspielkunst[2] und schloss er sich als Neunzehnjähriger dem Ensemble des Théâtre municipal von Casablanca unter Direktor Tayeb Saddiki an[5], wo er bis 1970 aktiv blieb.[6]

Majds erstes Engagement in einer Fernsehproduktion datiert aus dem Jahr 1965, als er in der 16-teiligen Fernsehserie at-Tadhiya / التضحية auftrat[2], der ersten im marokkanischen Fernsehen ausgestrahlten Fernsehserie.[3] 1970 spielte er im Film Forêt des Abdelmajid R’chich mit, einem der ersten Filme eines marokkanischen Regisseurs.[5] Nach einer Krise am Theater[6] begleitete er von 1972 bis Ende der 1970er-Jahre die Musikgruppe Jil Jilala als Teil ihres Managements.[7] 1973 übernahm er erneut eine Rolle in einem R’chich-Film (Al Borak).[8] In Kontakt mit dem internationalen Filmbusiness kam Majd 1976, als er in Moustapha Akkads Mohammed – Der Gesandte Gottes mitspielte.[9] Nach seinem Ausstieg bei Jil Jilala integrierte sich Majd auf Betreiben Aziz Saadallahs und Khadija Assads in die Troupe Théâtre 80, mit der er im In- und Ausland tourte.[7][10] 1980 verfasste er mit Schadd al-Mantīh / شد المنطيح selbst ein Theaterstück.[11] Dem Theater blieb er indes nicht nur als Schauspieler, sondern auch in der Lichttechnik und Regieassistenz verbunden.[9]

Gegen 1990 kam es zu weiteren Engagements Majds in Nebenrollen bei internationalen Produktionen wie bei Philippe de Brocas Sheherazade – Mit 1001 PS ins Abenteuer (1990)[12]. Bei marokkanischen Produktionen beschränkte er sich damals auf Rollen in Fernsehfilmen und -serien[7]; erst ab den späten 1990er-Jahren trat Majd wieder in marokkanischen Kinoproduktionen auf, als Wendepunkt hierzu gilt Nabil Ayouchs Filmdrama Ali Zaoua, Prinz der Straße (2000).[8] Majd spielte in weiterer Folge unter anderem in Daoud Aoulad-Syads Aoud rih (2002), Tarfaya (2004) und Fi intidar Pasolini (2007) mit. In dieser Spätphase seines Schaffens finden sich auch preisgekrönte Filme, die internationale Bekanntheit erlangten.[12] Beispiele hierfür sind Faouzi Bensaïdis Tausend Monate (2003), Die große Reise von Ismaël Ferroukhi (2004), Rachid Boucharebs Tage des Ruhms (2006) und Quelle der Frauen von Radu Mihăileanu (2011).

Ende 2012 nahm Majd am Dubai International Film Festival teil, um den Film Zero (Nour-Eddine Lakhmari) zu bewerben.[12] Kurz darauf wurde er wegen Atemproblemen in die Moulay-Yusuf-Klinik in Casablanca eingeliefert[13], wo er am 24. Januar 2013 verstarb.[12] Sein Grab befindet sich im Friedhof ach-Chouhada in Casablanca.[14]

Mohamed Majd war mit der Schauspielerin Fatiha Ouatili verheiratet, die auch die Mutter seiner Kinder ist. Diese Ehe wurde geschieden.[15]

Bedeutung und Anerkennung

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Mohamed Majd wurde mehrfach als „bester Schauspieler“ ausgezeichnet: 2001 am Festival der drei Kontinente in Nantes für seine Darbietung in Aoud rih[16], 2003 am Festival national du film in Oujda für Tausend Monate[17], 2005 am Festival Internacional de Cine de Mar del Plata[18] sowie am Festival national du film in Tanger[19] für seine Rolle im Spielfilm Die große Reise sowie 2008 am Festival International du Film Francophone de Namur für Fi intidar Pasolini.[20]

Das Internationale Filmfestival Marrakesch 2006 richtete eine Personale für ihn aus.[21] Im Zuge der Eröffnung dieses Festivals wurde Majd zudem zum Chevalier des Arts et Lettres ernannt.[22] Schon zuvor wurde ihm 2005 bei einem Festival in Martil[23] ein Tribut gewidmet, ebenso 2012 beim Festival International Cinéma Méditerranéen Tétouan.[8]

Bedingt durch seinen Karriereverlauf wurde Majd als Sechzigjähriger zum Aushängeschild des Wiederauflebens des marokkanischen Kinos um die Jahrtausendwende.[8] Seinen internationalen Durchbruch verdankte Majd, so Jamal Bahmad in einem Nachruf[12], nicht nur seinem Talent, sondern auch der starken Präsenz der globalen Filmindustrie in Marokko wie den Atlas Corporation Studios bei Ouarzazate. Majd war ihm zufolge ein Beispiel dafür, wie einheimische Schauspieler sich von Nebenrollen in internationalen Produktionen zu Hauptrollen in sowohl ausländischen als auch marokkanischen Filmen weiterentwickeln können. Bahmad betonte in seinem Nachruf weiters Majds Einsatz für Jungschauspieler und neue Filmproduzenten in der marokkanischen Filmindustrie.

In anderen Nachrufen wurde Majd als „Gigant im wachsenden marokkanischen Kino“[24], „einer der erfolgreichsten Schauspieler im Laufe des marokkanischen Kinos“[25] und als „Botschafter des marokkanischen Kinos in der arabischen Welt [und] in der internationalen Szene“[26] gewürdigt, die Schauspielerin Naïma Bouhmala pries ihn als „Pionier der marokkanischen Kunst“.[27] Der marokkanische König Mohammed VI. betonte in einem an die Hinterbliebenen gerichteten Kondolenzschreiben Majds Beitrag zur Ausstrahlung der marokkanischen Filmkunst[28] und verlieh ihm posthum den nationalen Verdienstorden Wissam Al Moukafaa Al Watania in der Offiziersstufe.[29]

Majds Verhältnis zu den Künsten

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Als primäre Leidenschaft Majds galt das Theater. Majd war seit seiner Kindheit zum Theater hingezogen[30] und spielte im Laufe seines Lebens in mehr als siebzig verschiedenen Theaterstücken mit.[3] Durch seine Begeisterung für das Theater galt Majd zudem als Liebhaber der Musik.[8]

« J’ai un véritable amour pour le théâtre. Le théâtre c’est ma vie. »

„Ich habe eine echte Liebe für das Theater. Das Theater ist mein Leben.“

Mohamed Majd[3]

Das Kino hingegen hatte sich Majd einem Porträt auf der Homepage des Filmfestivals von Tétouan zufolge wegen des Erfordernisses angenähert, wenn nicht gar mit Unnachgiebigkeit.[8] Sein Wechsel vom Theater zum Kino ist zum einen in der marokkanischen Kulturpolitik begründet. Majd kritisierte die marokkanische Subventionspolitik, die er in der Verantwortung dafür sah, dass die Unterstützung des Theaters aus der Gesellschaft abgenommen hatte.[7] Majds Theatergruppe hatte bei ihren Touren Schwierigkeiten mit der Promotion und Organisation ihrer Auftritte. Darüber hinaus war Majds Theaterstück Schadd al-Mantīh nicht zur Aufführung zugelassen.[31]

«فالمسرح قد مات في الوقت الذي تم فيه سن سياسة الدعم»

„fa-l-masraḥ qad māta fī l-waqt allaḏī tamma fīhi sann siyāsat ad-daʿm“

„So starb das Theater in der Zeit, in der die Einführung der Subventionspolitik erfolgte.“

Mohamed Majd[7]

Dem marokkanischen Kino verweigerte sich Majd lange Zeit, da er darin seine qualitativen Ansprüche nicht gewährleistet sah. Es sei, so Majd, in den 1990er-Jahren noch ein Baby gewesen.[8] Trotz zahlreicher Beteiligungen bei ausländischen Produktionen betonte Majd jedoch, sich nicht von seinem Land und dessen Traditionen separieren zu wollen; sein wahrer Stolz sei, in Filmen in seinem Heimatland mitgewirkt zu haben.[3]

Majd war an über 80 Kino- und Fernsehfilmen beteiligt[32], darunter sind folgende Produktionen:

Außerdem spielte Majd unter anderem in folgenden marokkanischen Fernsehserien mit:

  • 1965: at-Tadhiya / التضحية
  • 2000: Sarb Lhmam / سرب الحمام
  • 2000: Dwayer Azmane / ادواير الزمان
  • 2001: Jnane L’karma / جنان الكرمة
  • 2002: Saqr Quraisch / صقر قريش (syrisch-marokkanische Koproduktion)
  • 2009: Al Majdoub / المجدوب
  • 2010–2011: Yak Hna Jirane / ياك حنا جيران
Commons: Mohamed Majd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Omar Bihmidine: Moroccan Actor Mohamed Majd Passes Away, auf moroccoworldnews.com, 24. Januar 2013, abgerufen am 19. Oktober 2016
  2. a b c d Abdelali Barakat: أعلام وذكريات: الممثل محمد مجد (1), auf maghress.com, 16. August 2012, abgerufen am 5. November 2016
  3. a b c d e Mohamed Majd : l’efficacité distinguée, auf aujourdhui.ma, 12. Dezember 2005, abgerufen am 5. November 2016
  4. فنانون غيبهم الموت في رمضان. محمد مجد فنان الأدوار المركبة, auf bledna.com, 10. Juli 2015, abgerufen am 4. November 2016
  5. a b Julie Chaudier: Maroc : Décès de Mohamed Majd, figure fidèle du cinéma marocain, auf yabiladi.com, 24. Januar 2013, abgerufen am 26. Oktober 2016
  6. a b Parcours : Mohamed Majd, auf aujourdhui.ma, 27. Dezember 2001, abgerufen am 31. Oktober 2016
  7. a b c d e Abdelali Barakat: أعلام وذكريات: الممثل محمد مجد (2), auf maghress.com, 17. August 2012, abgerufen am 5. November 2016
  8. a b c d e f g Hommages 2012 (Memento vom 8. November 2016 im Internet Archive), auf festivaltetouan.org
  9. a b Ahmed Sijilmassi: السي محمد … مجد السينما المغربية وفارسها المغوار, auf cine-philia.com, 11. Oktober 2014, abgerufen am 1. November 2016
  10. Troupe Théâtre 80, auf africultures.com, abgerufen am 5. November 2016
  11. مرتيل يكرم محمد مجد. عرض "السفر الكبير" في مهرجان بروتردام للأفلام, auf alwasatnews.com, 16. Februar 2005, abgerufen am 11. November 2016
  12. a b c d e Jamal Bahmad: Obituary. Mohamed Majd 1940 - 24 January 2013, auf africultures.com, abgerufen am 5. Jänner 2017
  13. الفنان المسرحي محمد مجد تحت العناية المركزة بالدارالبيضاء بسسب ضيق في التنفس (Memento vom 8. November 2016 im Internet Archive), auf agadircity.com, 18. Januar 2013, abgerufen am 20. Oktober 2016
  14. Décès de l'acteur marocain Mohamed Majd, à l'âge de 73 ans, auf nouvelobs.com, 24. Januar 2013, abgerufen am 19. Oktober 2016
  15. عائلة مجد مستاءة من زوجته السابقة الممثلة وتيلي, auf goud.ma, 16. Januar 2013, abgerufen am 21. Oktober 2016
  16. Cheval de vent (Le) | Aoud rih, auf africultures.com, abgerufen am 30. Oktober 2016
  17. Jihad Benchekroun: L'acteur marocain Mohamed Majd à l'honneur à la 6ème édition du FIFM (Memento des Originals vom 30. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.agadirnet.com,auf agadirnet.com, 2. Dezember 2016, abgerufen am 30. Oktober 2016
  18. 20º Festival, auf mardelplatafilmfest.com, abgerufen am 30. Oktober 2016
  19. John Hopewell: Moroccan fest blesses ‘Child’, auf variety.com, 12. Dezember 2005, abgerufen am 26. Oktober 2016
  20. Palmarès 2008 (Memento vom 8. November 2016 im Internet Archive), auf fiff.be.
  21. FIFM 2006 : Hommage à Mohamed Majd, auf aujourdhui.ma, 6. November 2006, abgerufen am 8. November 2016
  22. Boubacar Kanté: Le comédien Mohamed Majd fait chevalier dans l'Ordre des arts et lettres françaises, auf aps.sn, 5. Dezember 2006, abgerufen am 6. November 2016
  23. Atika Haimoud: Festival de Martil : Le cinéma autrement, auf aujourdhui.ma, 23. Dezember 2004, abgerufen am 21. November 2016
  24. Youssef Aït Akdim: Maroc : Mohamed Majd, fidèle parmi les fidèles, auf jeuneafrique.com, 25. Januar 2013, abgerufen am 31. Oktober 2016
  25. Ismail Azzam: الممثل المغربي محمد مجد يرحل إلى دار البقاء, auf hespress.com, 24. Januar 2013, abgerufen am 1. November 2016
  26. Siham Jadraoui: Portrait : Mohamed Majd, fin d un parcours acharné, auf aujourdhui.ma, 28. Januar 2016, abgerufen am 1. November 2016
  27. على هامش رحيل الممثل المغربي الكبير محمد مجد, auf bayanealyaoume.press.ma, abgerufen am 1. November 2016
  28. SM le Roi adresse un message de condoléances à la famille de l'artiste Mohamed Majd (Memento des Originals vom 8. November 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mapnews.ma, auf mapnews.ma, 25. Januar 2013, abgerufen am 31. Oktober 2016
  29. Sa Majesté le Roi préside au Palais royal à Rabat une réception à l'occasion du 50e anniversaire du Souverain, auf lematin.ma, 21. August 2013, abgerufen am 31. Oktober 2016
  30. Abdelali Barakat: أعلام وذكريات: الممثل محمد مجد (3), auf maghress.com, 22. August 2012, abgerufen am 6. November 2016
  31. Abdelali Barakat: أعلام وذكريات: الممثل محمد مجد (4), auf maghress.com, 23. August 2012, abgerufen am 7. November 2016
  32. Mohamed Majd, l'un des plus grands acteurs marocains, est décédé ce jeudi, auf atlasinfo.fr, 25. Januar 2013, abgerufen am 26. Oktober 2016