Molkenberg (Schollene)

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Molkenberg
Gemeinde Schollene
Koordinaten: 52° 42′ N, 12° 13′ OKoordinaten: 52° 41′ 49″ N, 12° 12′ 46″ O
Höhe: 33 m ü. NHN
Fläche: 10,58 km²[1]
Einwohner: 113 (31. Dez. 2022)[2]
Bevölkerungsdichte: 11 Einwohner/km²
Eingemeindung: 15. Februar 1974
Eingemeindet nach: Schollene
Postleitzahl: 14715
Vorwahl: 039389
Molkenberg (Sachsen-Anhalt)
Molkenberg (Sachsen-Anhalt)
Lage von Molkenberg in Sachsen-Anhalt
Dorfkirche Molkenberg
Dorfkirche Molkenberg

Molkenberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Schollene im Osten des Landkreises Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Molkenberg, ein Straßendorf mit Kirche, liegt direkt an der Havel, 2½ Kilometer nördlich von Schollene auf einer kleinen Talsandinsel, die von der Niederung eines ehemaligen Havelbogens umgeben ist. Das Dorf ist im Norden, Osten und Süden umgeben vom Fauna-Flora-Habitat-GebietUntere Havel und Schollener See“. Östlich des Dorfes beginnt das Land Brandenburg.[4][5]

Nachbarorte sind der Elshof im Westen, Rehberg im Nordwesten, Gülpe im Norden, Parey im Südosten, Neumolkenberg und Schollene im Süden und Nierow im Südwesten.[5]

Mittelalter bis Neuzeit

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Im Jahre 1239 wurde der durch Hans von Plotho getätigte Verkauf von Molkenberg an das Prämonstratenserstift Jerichow seinen Söhnen Johannes und Gebhard bestätigt. 1240 wurden auch die dort lebenden Wenden erwähnt.[6] 1302 heißt der Ort Mulkenberge.[7] Bis zur Reformation war das Dorf im Besitz des Klosters.[4] 1640 brannte das alte Dorf ab.[8] Archäologische Untersuchungen zeigten, dass das alte Dorf wohl identisch ist mit einer slawischen Siedlungsstelle nördlich des heutigen Dorfes auf der Talsandinsel „Bützer Stücken“.

1785 gehörte das neue Dorf mit einem Vorwerk zum Königlichen Amt Jerichow. Es gab ein königliches Zollgeleit.[9]

Durch den Dorfbrand am 6. Mai 1840 wurde binnen einer halben Stunde das ganze Dorf zerstört, nur ein Backhaus und ein Holzgitter auf dem Friedhof bleiben übrig.[10]

Ein wichtiger Erwerbszweig war bereits im 19. Jahrhundert die Viehhaltung. Ein Drittel der Ackerflächen waren seinerzeit in Weiden umgewandelt worden. 1890 wurde in Molkenberg von Milchbauern eine Molkereigenossenschaft gegründet und eine Molkerei errichtet,[4] die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts existierte. Heute ist das Gebäude eine Jugendbegegnungstätte getragen von einem gemeinnützigen Verein.[11]

Auf der Gemarkung wurden Brandgräberfelder aus der Bronzezeit gefunden, ein Hügelgräberfeld aus der frühen Bronzezeit sowie das Depot von Molkenberg.[4][12][13]

Eingemeindungen

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Molkenberg gehörte früher zum zweiten Distrikt im Jerichowschen Kreis im Nordosten des Herzogtums Magdeburg.[9] 1816 kam es zum Kreis Jerichow II, dem späteren Landkreis Jerichow II in der preußischen Provinz Sachsen.

Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Molkenberg nach Schollene eingemeindet.[14]

Am 1. Januar 1957 wurde der Ortsteil Molkenberg wieder aus der Gemeinde Schollene ausgegliedert und entstand als politisch selbstständige Gemeinde neu.[15]

Am 15. Februar 1974 wurde die Gemeinde Molkenberg erneut nach Schollene eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner
1782 [0]196[9]
1818 [00]258[16]
1840 [00]355[16]
1864 [00]441[17]
1867 488
1871 462
Jahr Einwohner
1905 390
1910 517
1925 450
1933 443
1939 457
1946 572
Jahr Einwohner
1964 287
2014 [00]129[18]
2017 [00]119[19]
2018 [00]126[20]
2019 [00]116[20]
2020 [00]118[21]
Jahr Einwohner
2021 [00]114[21]
2022 [0]113[2]

Quellen: 1867 bis 1964 Unterlagen der Volkszählung

Die evangelische Kirchengemeinde Molkenberg, die früher zur Pfarrei Schollene gehörte[22] wird heute betreut vom Pfarrbereich Schönhausen im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[23]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Molkenberg stammen aus dem Jahre 1775. Ältere Einträge sind bei Schollene zu finden.[24]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Elisabeth in Tangermünde im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[25]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Dorfkirche Molkenberg
  • Die evangelische Dorfkirche Molkenberg, ein neugotischer Backsteinbau mit massivem Westturm, wurde 1846 auf einem Hügel anstelle eines abgebrannten Vorgangerbaus errichtet.[26] Sie steht auf dem Ortsfriedhof.
  • Vor der Kirche steht ein Denkmal aus Feldsteinen und einem Findling für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.[27]

Sage von der Hegellake bei Molkenburg

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Anfang des 20. Jahrhunderts überlieferte der Lehrer Schmidt eine Sage über das abgebrannte Dorf Molkenburg, in dem die drei reichen Bauern Hegel, Lake und Halbe gelebt hatten. Sie waren leidenschaftliche Jäger und sollen das alte Dorf angezündet haben. Nach dem Brand bauten sie sich Hütten in der Nähe der „Hegellake“. Nach ihrer letzten Jagdrunde tanzten sie immer weiter rückwärts, bis sie in das „Moderloch“ bei Molkenburg fielen, aus dem sie nicht wieder herauskonnten. Kaum waren sie aber tot, so ließ sich auf ihren früheren Jagdgründen die Wilde Jagd hören und die ließ den Leuten in der Nacht keine Ruhe.[28][8]

  • Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada (Hrsg.): Das Havelland um Rathenow und Premnitz: eine landeskundliche Bestandsaufnahme. 2016, ISBN 978-3-412-22297-0, S. 125–127.
  • W. Schmidt: Heimatkunde der Kreise Jerichow I und II für Schule und Haus. Selbstverlag des Verfassers, Ferchels 1894, S. 191–192. (Nachdruck: SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege)
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 182, 62. Molkenberg (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Molkenberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Gemeindelexikon für die Provinz Sachsen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte. In: Königliches Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft VII, 1909, DNB 365941735, ZDB-ID 1046036-6, S. 50.
  2. a b Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  3. Hauptsatzung der Gemeinde Schollene. 29. August 2019, abgerufen am 29. Mai 2021.
  4. a b c d Sebastian Kinder, Haik Thomas Porada (Hrsg.): Das Havelland um Rathenow und Premnitz: eine landeskundliche Bestandsaufnahme (= Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band 74). 2017, ISBN 978-3-412-22297-0, S. 125–127, Molkenberg.
  5. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  6. Gottfried Wentz: Die staatsrechtliche Stellung des Stiftes Jerichow (= Sachsen und Anhalt. Band 5). 1929, S. 291–297, Die Urkunden des Jerichower Stiftsarchivs. Nr. 14, 15, 35, 42 (uni-halle.de).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Hauptteil 1. Band 24. Berlin 1863, S. 344 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10001040~SZ%3D00362~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. a b Lehrer Schmidt: Altmärkischer Sagenschatz (= Lehrerverband der Altmark [Hrsg.]: Beiträge zur Volks- und Heimatkunde der Altmark. Band 2). Klinkhardt, 1908, ZDB-ID 1198714-5, S. 6–7, Die Hegellake bei Molkenburg.
  9. a b c Johann Ludwig Heineccius: Ausführliche topographische Beschreibung des Herzogthums Magdeburg und der Grafschaft Mansfeld, Magdeburgischen Antheils. Berlin 1785, S. 282 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10709863~SZ%3D00288~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Erholungsort Schollene an der Havel – Molkenberg. In: schollene-land.de. 29. Dezember 2020, abgerufen am 2. Juni 2021.
  11. Alte Molkerei Molkenberg. Abgerufen am 5. Juni 2021.
  12. Ernst Herms: Die Funde der neolithischen Gräberfelder bei Burg und Molkenberg im Lande Jerichow (= Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder. Band 14). S. 10–26.
  13. Freidank Kuchenbuch: Der Urnenfriedhof von Molkenberg, Kreis Jerichow II (= Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder. Band 29). 1938, S. 199–210.
  14. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 274–281 (PDF).
  15. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 344, 345, 346 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  16. a b J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 182, 62. Molkenberg (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. A. Bühling: Geographisch-statistisch-topographisches Handbuch des Regierungsbezirks. Ortschafts-Verzeichniß des Regierungs-Bezirkes Magdeburg. Magdeburg 1864, S. 34–35, VI. 114 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10136781~SZ%3D00144~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  18. Anke Schleusner-Reinfeldt: Zahl der Einwohner sinkt nur leicht. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 30. Januar 2015 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
  19. Anke Schleusner-Reinfeldt: 33 Einwohner weniger im Elbe-Havel-Land. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 15. Januar 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
  20. a b Anke Schleusner-Reinfeldt: Einwohnerzahl sinkt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 17. Januar 2020 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
  21. a b Ingo Freihorst: Klietz und Kamern legen 2021 zu. In: Havelberger Volksstimme, Elb-Havel-Echo. 19. Februar 2022, DNB 1047268663, S. 18.
  22. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 104 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  23. Pfarrbereich Schönhausen. Abgerufen am 2. Juni 2021.
  24. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 15 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  25. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 5. Juni 2021.
  26. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 326.
  27. Molkenberg (Denkmal: 1. Weltkrieg), Gemeinde Schollene, Landkreis Jerichower Land. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. März 2022, abgerufen am 1. Oktober 2022.
  28. W. Schmidt: Der Havelwinkel und seine Sagen (= Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg. Band 36). 1901, S. 319–332.