N-(4-(2,4-Dihydroxyphenyl)-1,3-thiazol-2-yl)-2-methylpropanamid

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Strukturformel
N-(4-(2,4-Dihydroxyphenyl)thiazol-2-yl)isobutyramid
Allgemeines
Name N-[4-(2,4-Dihydroxyphenyl)-1,3-thiazol-2-yl]-2-methylpropanamid
Andere Namen
  • ISOBUTYLAMIDO THIAZOLYL RESORCINOL (INCI)[1]
  • Thiamidol
Summenformel C13H14N2O3S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 1428450-95-6
EG-Nummer (Listennummer) 807-621-3
ECHA-InfoCard 100.235.348
PubChem 71543007
ChemSpider 45891877
Wikidata Q27285652
Eigenschaften
Molare Masse 278,33 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Achtung

H- und P-Sätze H: 317​‐​411
P: ?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

N-[4-(2,4-Dihydroxyphenyl)-1,3-thiazol-2-yl]-2-methylpropanamid (von Beiersdorf geschützter Name: Thiamidol[3]) ist eine chemische Verbindung, die die menschliche Tyrosinase hemmt. Tyrosinase ist ein Enzym, das an der Bildung des körpereigenen Hautfarbstoffs Melanin beteiligt ist.

Der von Beiersdorf entwickelte und patentierte Stoff wird äußerlich auf der Haut angewendet. Er soll Pigmentflecken mildern und deren Neuentstehung vorbeugen.[4]

Eine Hyperpigmentierung (Melasma), also das übermäßige Vorhandensein von Melanin in der Haut, wird durch eine erhöhte Produktion von Melanin in den Melanozyten verursacht. UV-Strahlung der Sonne aktiviert die Melanozytenaktivität in der Haut. Ein punktuelles übermäßiges Vorhandensein von Melanin in der Haut zeigt sich in braunen Pigmentflecken.

Verschiedene Formen der Hyperpigmentierung sind etwa die Lentigines (Altersflecken) oder die postinflammatorische (d. h. nach einer Entzündung der Haut auftretende) Hyperpigmentierung. Sie zeigen unterschiedliche klinische Merkmale, wie z. B. Dauer oder Ort des Auftretens. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Hyperpigmentierung zu behandeln, jedoch sind die meisten sehr grob, wie z. B. chemische Peelings oder Lasertherapien.

Die Geschwindigkeit der Melaninbildung wird durch die Aktivität des Enzyms Tyrosinase bestimmt. Tyrosinase ist daher ein vorrangiges Ziel für die Unterdrückung einer Hyperpigmentierung. Zahlreiche Tyrosinase-Inhibitoren wurden bereits identifiziert, von denen etliche keine klinische Wirksamkeit zeigten, da die Entwicklung unter Verwendung mykotischer Tyrosinase aus Agaricus bisporus (mTyr, „Pilztyrosinase“) als Zielstruktur erfolgte. Die Verwendung einer rekombinanten humanen Tyrosinase (hTyr) als Zielstruktur in Verbindung mit einem Screening von 50.000 Verbindungen führte zur Identifizierung der Resorcinylthiazole als besonders wirksame Inhibitoren der menschlichen Tyrosinase, darunter das Thiamidol mit einer mittleren inhibitorischen Konzentration (IC50) von 1,1 μmol/L.[5] Im Vergleich dazu liegt die IC50 gegenüber hTyr deutlich höher bei anderen ebenfalls zur Hautaufhellung verwendeten Substanzen wie etwa 4-Butylresorcinol (21 μmol/L), Kojisäure (500 μmol/L) oder Hydrochinon und Arbutin (> 4000 μmol/L).[5] Die Pilztyrosinase (mTyr) wurde durch Thiamidol nur schwach gehemmt, die IC50 betrug 108 μmol/L.[5]

In Melanozytenkulturen inhibierte Thiamidol die Melaninproduktion stark, jedoch reversibel, wohingegen das ebenfalls eine Hautaufhellung bewirkende Hydrochinon die Melanogenese irreversibel hemmte.[5]

Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu ISOBUTYLAMIDO THIAZOLYL RESORCINOL in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 7. Januar 2020.
  2. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von N-[4-(2,4-dihydroxyphenyl)-1,3-thiazol-2-yl]-2-methylpropanamide im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 7. Juli 2020.
  3. Auskunft zur Unionsmarkennummer 017162439 im Register des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA).
  4. Craig Arrowitz, Andrea M. Schoelermann, Tobias Mann, Lily I. Jiang, Teresa Weber, Ludger Kolbe: Effective Tyrosinase Inhibition by Thiamidol Results in Significant Improvement of Mild toModerate Melasma. In: Journal of Investigative Dermatology. Band 139, Nr. 8, August 2019, S. 1691–1698, doi:10.1016/j.jid.2019.02.013.
  5. a b c d Tobias Mann, Wolfram Gerwat, Jan Batzer, Kerstin Eggers, Cathrin Scherner, Horst Wenck, Franz Stäb, Vincent J. Hearing, Klaus-Heinrich Röhm, Ludger Kolbe: Inhibition of Human Tyrosinase Requires Molecular Motifs Distinctively Different From Mushroom Tyrosinase. Journal of Investigative Dermatology, Band 138 (2018), S. 1601–1608, doi:10.1016/j.jid.2018.01.019.