Napredak
Napredak (kroatisch für Fortschritt), vollständig Hrvatsko kulturno društvo Napredak (Kroatische Kulturgesellschaft Fortschritt), kurz HKD Napredak, ist die 1902 gegründete bzw. 1990 wiedergegründete Kulturgesellschaft der Kroaten in Bosnien und Herzegowina mit Hauptsitz in Sarajevo.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Napredak wurde am 11. November 1902 in Sarajevo als Studentenhilfeverein gegründet. Napredak bemühte sich um die Alphabetisierung und andere elementare Bildung der Landbevölkerung. Primäre Aufgabe war die Förderung von Lehrlingen, Mittel- und Hochschülern, unter anderem durch Stipendien. Von 1911 bis 1913 wurde in der Altstadt von Sarajevo unweit der Herz-Jesu-Kathedrale der sogenannte Napredak-Palast als Hauptsitz der Gesellschaft (Zakladni Dom HKD Napredak) im Stil der Wiener Secession mit Elementen des Art déco und Maurischen Stils errichtet, in dem eine Genossenschaft, eine Sparkasse, eine Reihe von Bibliotheken, das zweite Kino der Stadt und ein Café untergebracht waren.[1]
Der Napredak gründete Studentenwohnheime und veröffentlichte Bücher und Zeitschriften, so das gleichnamige Monatsheft von 1921 bis 1947 (ausgenommen 1923–1925 und 1944–1945). Bis zum Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Napredak zum wichtigsten kroatischen Kultur- und Bildungsverein in Bosnien und Herzegowina.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und im Klima der radikalen Kollektivierung nach der Gründung des sozialistischen Jugoslawien erklärte sich der Napredak zum 1. April 1949 für aufgelöst. Das Vermögen wurde dem jugoslawischen Kulturbund von Bosnien und Herzegowina übertragen.
Unmittelbar vor dem Zerfall Jugoslawiens wurde der Napredak am 29. September 1990 im Kino „Dubrovnik“ in Sarajevo wiedergegründet. Trotz Ausbruch des Bosnienkrieges im Jahr 1992 entwickelte der Napredak in den 1990er-Jahren ein breites Spektrum an Aktivitäten und gründete die Gospodarska banka, Versicherungen, den Radiosender Vrhbosna (1993) sowie mehrere Vereine, z. B. die Kroatische Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst. Auch seine humanitären Aktivitäten sind von Bedeutung. Seit der Wiedergründung veröffentlicht der Napredak Bücher (z. B. das Jahrbuch Hrvatski narodni godišnjak) und seit 1993 das Monatsheft Stećak.
Bekannte Mitglieder und Stipendiaten (sog. Napretkovci)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Mile Budak (1889–1945), Schriftsteller und Politiker
- Ivo Andrić (1892–1975), Schriftsteller, Literatur-Nobelpreisträger und Politiker
- Sida Košutić (1902–1965), Schriftstellerin
- Vladimir Prelog (1906–1998), Chemiker und Chemie-Nobelpreisträger
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Napredak. In: Hrvatska enciklopedija. Leksikografski zavod Miroslav Krleža, abgerufen am 23. Dezember 2024 (kroatisch).
- Srećko M. Džaja: Die politische Realität des Jugoslawismus (1918–1991). Oldenbourg, 2002, ISBN 3-486-56659-8, Der kroatische Napredak, S. 202–210.
- Tomislav Išek: Mjesto i uloga HKD Napredak u kulturnom životu Hrvata Bosne i Hercegovine (1902.–1918.). Hrsg.: Institut za istoriju. Sarajevo 2002, ISBN 978-9958-840-13-5 (kroatisch).
- Hrvatsko kulturno društvo Napredak : desetljeće 1990.–2000. 2. vermehrte Auflage. Sarajevo 2001 (kroatisch).
- Tomo Vukšić: Devedeset godina Hrvatskog kulturnog društva "Napredak". In: Sveučilište u Splitu : Katolički bogoslovni fakultet (Hrsg.): Crkva u svijetu. Nr. 28 (1). Split 1993, S. 70–76 (kroatisch, srce.hr).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Internetpräsenz des HKD Napredak. Abgerufen am 23. Dezember 2024.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Catherine Horel: Multicultural Cities of the Habsburg Empire 1880–1914 : Imagined Communities and Conflictual Encounters. Central European University Press, 2023, S. 380 (jhu.edu): „The Croats could not wait any longer to build their own house. It was built in the newly designed part of town as well, along Cemaluša-Gasse (today Maršala Tita), at a small distance from the cathedral. It was designed by the Zagreb architect Dioniz Sukno and inaugurated in 1913. Both houses are examples of the Secession style, but Napredak tends toward more modern features showing the influence of the later works of Otto Wagner and similarities with some buildings by Max Fabiani. The portal is framed by two allegories of knowledge and strength sculpted by Robert Frangeš Mihanović. On the small cupola stands a statue symbolizing Croatia. Here, as in other palaces of this kind, culture was combined with entertainment and a café. A cinema (the Imperijal) was established — the second in town — as was a café of the same name on the ground floor.“