Netzeband (Temnitzquell)
Netzeband (Temnitzquell) Netzeband | |
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Basisdaten | |
Staat | |
Einwohner | 158 |
Politik | |
Ortsvorsteherin | Stefanie Freckmann |
Netzeband ist ein Ortsteil mit 158 Einwohnern (Stand 2024)[1] der Gemeinde Temnitzquell im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Netzeband liegt ca. 15 Kilometer nordwestlich von Neuruppin in der Temnitzregion im Landkreis Ostprignitz-Ruppin (OPR) in Brandenburg. Die Gemarkung ist charakterisiert durch Wälder und landwirtschaftliche Flächen.
Der Ort befindet sich etwa 70 Kilometer von Berlin entfernt. Der Bahnhof Netzeband ist Teil der Eisenbahnverbindung zwischen Wittenberge und Berlin-Charlottenburg (RE 6).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf wurde erstmals am 2. Mai 1232 urkundlich als Nyzzebant erwähnt. Es gehörte lange Zeit zu Mecklenburg-Schwerin und war zeitweise die südlichste mecklenburgische Gemeinde. 1878 wurde die Entfernung zum mecklenburgischen Hauptlande mit drei Meilen angegeben.[2] Bei mehreren internationalen Abkommen zwischen 1826 und 1865, etwa beim Zollparlament, erfuhr Netzeband als Enklave eine besondere Erwähnung.[3] Zuletzt war Netzeband ein Teil des Ritterschaftlichen Amtes Wredenhagen,[4] respektive des Amtes Waren. Bis 1937 war der Ort eine Enklave innerhalb der preußischen Provinz Brandenburg.[5]
Im Ort entwickelte sich ein Gutssitz, zunächst in wechselnder Hand der Adelsfamilien von Owstien, von Haack und von Barnewitz.[7] Familie von Barnewitz besaß mehrere Güter, Netzeband war ein Nebengut.[8] Durch Hochzeit der Dorothea Albertine Ernestine von Barnewitz-Netzeband mit Georg Gustav von Wrangel, Freiherr von Addinal (1728–1795), übernahm dessen Familie kurz die Begüterung. Er wiederum veräußerte Netzeband am 25. Juni 1770 für 97.000 Reichsthaler Alt-Geld an die Familie von Königsmarck. Überliefert ist, dass der Veräußerer darauf bestand, das Gros des Betrages in baar bei der Uebergabe zu bekommen.[9] Gut Netzeband gehörte dann als Teil eines größeren Gesamtgutskomplexes, welches bald zum Familienfideikommiss bestimmt wurde,[10] dem Erwerber, dem Generalmajor und Pour-le-Mérite-Träger Hans Christoph von Königsmarck-Kötzlin. 1817 wurde dieser in den Grafenstand erhoben, als Majoratsherr auf Netzeband.[11] Die Kirche in Netzeband wurde 1834 erbaut.
Der nächste Netzebänder Gutsherr Hans Ferdinand Valentin Graf Königsmarck war durch seinen brandenburgischen Besitz Erblandhofmeister dieser Provinz.[12][13][14] Der weitere Nachfahre Carl Graf Königsmarck (1839–1910) führte die Titulatur eines Schloßhauptmanns und war in erster Ehe mit einer Gräfin Sayn-Wittgenstein-Sayn liiert, dann mit Paula von Geißler. Das Gut Netzband war zumeist verpachtet, über Generationen an die Familie Bünger, wo so Ferdinand Bünger zum Ökonomierat aufstieg.[15] Um 1928 betrug die Größe des Gutes Netzeband etwa 2290 ha.[16][17] Als Gutsherr folgte Hans Graf Königsmarck-Plaue (1865–1943). Dieser wiederum vererbte den Besitz an Hans Guido Graf Königsmarck (1902–1979), dessen Hauptwohnsitz Schloss Plaue bei der Stadt Brandenburg war. Mit ihm endete die Gutshistorie. Es folgte 1945/46 die Bodenreform. Ab 1952 gehörte Netzeband zum Kreis Neuruppin im DDR-Bezirk Potsdam.
Die dendrologischen Aktivitäten der Königsmarck zu Netzeband finden auch bei Theodor Fontane in den späteren Anmerkungen des Bandes Ruppin Erwähnung.[18]
Nach der deutschen Wiedervereinigung waren Teile von Netzeband in den 1990er Jahren von Verfall bedroht. Durch die Initiative eines Investors erlebte der Ort eine Revitalisierung.[19] Im Jahr 1997 wurde der Ort durch Zusammenschluss mit den Gemeinden Katerbow und Rägelin zu einem Ortsteil der Gemeinde Temnitzquell. Ortsvorsteherin ist Stefanie Freckmann (Stand 2024).[20]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kulturprogramm von Netzeband umfasst ganzjährig Konzerte, Lesungen, Performances, Filmvorführungen, Tanzveranstaltungen und Ausstellungen.[21] Das jährliche Festival mit Theateraufführungen ist das Aushängeschild des Ortes und zieht etwa 5000 Zuschauer an. Dabei führen Laien-Darsteller mit überdimensionalen Masken und professionellen Tonspuren Stücke von Shakespeare und Brecht auf. Besonders hervorzuheben ist das Synchrontheater, eine Theaterform, die übergroße Masken mit voraufgezeichneten Tonspuren kombiniert.
Der ehemalige Gutspark wurde 1996 zu einer Freilichtbühne umgestaltet und ist Austragungsort des Theaterfestivals „Theatersommer Netzebrand“.[22]
Temnitzkirche Netzeband
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Temnitzkirche Netzeband, 1834 im klassizistischen Stil erbaut, wurde 1994 umfassend restauriert. Heute dient das ehemalige Kirchengebäude als multifunktionales Kulturzentrum. Vor dem Gebäude steht die Stahlskulptur „Parzival I“ des Künstlers Matthias Zágon Hohl-Stein von 1994.
Burgwall Netzeband
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Burgwall Netzeband ist der Burgstall einer slawischen Niederungsburg, ein slawischer Burgwall, der im 8. bis 10. Jahrhundert bestand. Das Bodendenkmal liegt etwa drei Kilometer südwestlich des Ortes in einer ausgedehnten Niederung.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Adolph Friedrich Johann Riedel (Hrsg.): Codex diplomaticus Brandenburgensis. Haupttheil 1, 22. Band, G. Reimer, Berlin 1862, S. 4. IV. Johann und Gebhard von Plotho überlassen dem Kloster Arendsee 42 Hufen Landes zwischen Netzeband und den Dünamündeschen Klosterbesitzungen an der Temnitz, am 2. Mai 1232.
- Verein für Meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde (Hrsg.): Me(c)klenburgisches Urkundenbuch (MUB), I. Band 786–1250, Comm. Stiller`sche Hofbuchhandlung, F. W. Bärensprung, Schwerin 1863, S. 406. Nyzzebant. In: Nr. 403. 1232. Mai 2 Wusterhausen. Johann und Gebhard von Plotho schenken dem Kloster Arendsee 42 Hufen Landes bei Netzeband.
- Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. V. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Teterow, Malchin, Stavenhagen, Penzlin, Waren, Malchow und Röbel. Hrsg. Grossherzogliches Ministerium des Innern, Komm. K. F. Köhler Leipzig, Bärensprung, Schwerin 1902, S. 593 f. Das Gut und Filial-Kirchdorf Netzeband.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Berichtigung der Grenze zwischen den Forstrevieren Blankenburg und Netzeband (Mecklenburg); 1771 (Akte), 2 Kurmärkische Kammer F 273, In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (BLHA)
- Patronatsverhältnisse der Kirche zu Netzeband; 1939–1943 (Akte), 6B Ruppin 1839/3, In: BLHA
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Amt Temnitz - Herzlich willkommen. Abgerufen am 25. Dezember 2024.
- ↑ Hermann Adalbert Daniel, Otto Delitsch, Theobald Fischer: Handbuch der Geographie. Vierter Theil. Deutschland. Politische Geographie. 5. Auflage, Fues`s Verlag (R. Reisland), Leipzig 1878, S. 596.
- ↑ Georg Hirth (Hrsg.): Staatshandbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Statistik des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Zollvereins . I. Band – Jahrgang 1868 der Annalen des Nordd. Bundes und des Deutschen Zollvereins, Commissions-Verlag von Stilke und van Muyden, Berlin 1868, S. 232 f. Online
- ↑ Adolf Freiherr v. Maltzahn: Handbuch des Grundbesitzes im Deutsche Reiche. Mecklenburg-Schwerin und - Strelitz, OLdenburgischer Landesteil, Lübeck, Hansestädte Bremen, Lübeck, Hamburg. 4. Auflage, Nicolaische Verlags-Buchhandlung, Berlin 1924, S. 232 f. Online
- ↑ Exklave Netzeband. Abgerufen am 29. Dezember 2024.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1871. 44. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 31. Oktober 1870, Titelportrait.
- ↑ Joachim von Pritzbuer, Christoph Otto von Gamm: Mecklenburgische Adelsgeschlechter. 2. Auflage. A. M. Gundlach, Barnewitzsche Buchdruckerei (Emil Frehse), Neustrelitz 1894, S. 13–66 (Online).
- ↑ Geschichte des Geschlechts v. Bredow. Band III (Haus Bredow), Buchdruckerei des Waisenhauses (Franckesche Stiftungen), Halle 1872, Online
- ↑ Henry v. Baensch: Geschichte der Familie von Wrangel vom Jahre Zwölfhundertfünfzig bis auf die Gegenwart. Nach Urkunden und Tagebüchern bearbeitet. Band 1, Dritte Abtheilung. Tabelle VII. Die Herren, Freiherren und Grafen von Wrangel. Wilhelm Baensch, Berlin, Dresden 1887, S. 336–338 (Online).
- ↑ Einbeziehung der Rittergüter Plaue, Neu Plaue (ehemals Wüsten Briest) und Nitzahn sowie der Ziegelei am Plauenschen Kanal und eines Acker- und Wiesengrundstückes bei Plaue in das Netzeband-Stöffin-Woltersdorffsche Fideikommiß der Grafen von Königsmarck; 1779–1846 (Akte), In: BLHA 37 Plaue 45.
- ↑ Ernst Heinrich Kneschke (Hrsg.): Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart. In heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. 1. A – K, Grafen v. Königsmarck, Netzeband Majorat. T. O. Weigel, Leipzig 1852, S. 467–468 (Online).
- ↑ G. Hassel: Allgemeines Europäisches Staats-und Addres-Handbuch für das Jahr 1809. Band 1, Landes-Industrie-Comptoir(s), Weimar 1809, S. 511. Online
- ↑ Grossherzoglich Me(c)klenburg-Schwerinscher Staats-Kalender. Hofbuchdruckerei (Bärensprung), Schwerin 1847, S. 105. Online
- ↑ Stammbaum Hans Valentin Ferdinand von Königsmarck, In: Karl Hopf: Historisch- Genealogischer Atlas seit Christi Geburt bis auf unsere Zeit. Abtheilung I: Deutschland. 2. Band, Friedrich Andreas Perthes, Gotha 1861–1866, S. 80.
- ↑ Großherzogliches Statistisches Amt (Hrsg.): Groszherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalender 1913. 138. Jahrgang, Bärensprung, Schwerin 1913, S. 538. Online
- ↑ Anm.: Ohne die Nebengüter in Schönberg mit Doß Krug, sämtlich im Amt Waren gelegen.
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner: Niekammer`s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Band IV, Mecklenburg. Amt Waren. In: Paul Niekammer (Hrsg.): Letzte Ausgabe. 4. Auflage. Band IV. Niekammer`s Güter-Adreßbuch GmbH, Leipzig 1928, S. 205–210 (Online).
- ↑ Anmerkung 86, Besuch des A. Gentz bei Graf Königsmarck in Plaue, Online, In: Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 9, München 1959–1975, S. 490–502. Hrsg. Zeno.org.
- ↑ Tourismusverband Ruppiner Seenland e.V: Netzeband. 4. November 2021, abgerufen am 25. Dezember 2024.
- ↑ Andreas Vogel,Johannes Christ: Kommunalwahl 2024 in OPR: Diese Kandidaten wurden im Amt Temnitz gewählt. 12. Juni 2024, abgerufen am 25. Dezember 2024.
- ↑ Netzeband Kultur. Abgerufen am 25. Dezember 2024.
- ↑ Theatersommer Netzeband. In: Netzeband Kultur. Abgerufen am 25. Dezember 2024.