Niederndorf (Herzogenaurach)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Niederndorf
Koordinaten: 49° 34′ N, 10° 55′ OKoordinaten: 49° 33′ 48″ N, 10° 54′ 49″ O
Höhe: 297 m ü. NHN
Einwohner: 2990 (Juli 2023)[1]
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 91074
Vorwahl: 09132
Karte
Die Gemarkung Niederndorf im Südosten des Stadtgebiets umfasst auch die Gemeindeteile Lohhof (unbewohnt) und einen Teil der Herzo Base.
Luftaufnahme des Ortskerns von Süden (2020)
Luftaufnahme des Ortskerns von Süden (2020)
Pfarrkirche St. Josef

Niederndorf ist ein Gemeindeteil sowie eine Gemarkung der Stadt Herzogenaurach im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).[2] Die Gemarkung Niederndorf hat eine Fläche von 6,190 km² und ist in 3076 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 2012,34 m² haben.[3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort Teile des Gemeindeteils Herzo Base und die Einöde Lohhof.[4]

Das Pfarrdorf Niederndorf bildet mit dem östlich gelegenen Herzogenaurach eine geschlossene Siedlung. Im Osten grenzt es direkt an Neuses, einem Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Erlangen. Am südlichen Rand verläuft die Mittlere Aurach, ein linker Nebenfluss der Regnitz. Im Osten fließt das Eichholzbächlein vorbei und mündet südlich in die Aurach. Im Nordosten grenzt das Flurgebiet Weiheräcker an, noch weiter nordöstlich liegt der Klosterwald. Im Süden erheben sich der Behälterberg (327 m ü. NHN) und der Stockberg (321 m ü. NHN).[5]

Niederndorf wurde während der zweiten fränkischen Siedlungswelle im 9. Jahrhundert an zwei wichtigen Handelsstraßen als Haufenwegedorf planmäßig angelegt. 1339 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt.[6] Lehnsherr war das Hochstift Bamberg. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts waren die Lehensträger überwiegend Nürnberger Patrizier, daneben auch das Kloster Frauenaurach.[7]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Niederndorf 27 Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Herzogenaurach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Herzogenaurach. Grundherren waren das Kastenamt Herzogenaurach (2 Halbhöfe, 3 Güter, 7 Gütlein), das brandenburg-bayreuthische Klosteramt Frauenaurach (1 Höflein, 2 Gütlein), das nürnbergische Spitalamt (1 Gut), Nürnberger Eigenherren (von Kreß: 2 Güter, von Scheurl: 3 Güter), das Rittergut Wilhermsdorf (1 Hof) und der Rat Herzogenaurach (4 Güter).[8]

1810 kam Niederndorf an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde der Ort dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Herzogenaurach zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Niederndorf, zu der Lohhof gehörte.[9] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Herzogenaurach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden drei Anwesen den Freiherren von Scheurl (bis 1820), ein Anwesen den Freiherren von Kreß (bis 1839) und zwei Anwesen dem Patrimonialgericht Wilhermsdorf (bis 1839). Am 1. Oktober 1847 wurde die Finanzverwaltung vom Rentamt Herzogenaurach übernommen.[10] Ab 1862 gehörte Niederndorf zum Bezirksamt Höchstadt an der Aisch (1939 in Landkreis Höchstadt an der Aisch umbenannt) und weiterhin zum Rentamt Herzogenaurach (1919 in Finanzamt Herzogenaurach umbenannt, seit 1929: Finanzamt Erlangen). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Herzogenaurach (1879 in das Amtsgericht Herzogenaurach umgewandelt), seit 1959 ist das Amtsgericht Erlangen zuständig. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 6,133 km².[11]

Ursprünglich war Niederndorf ein reines Bauerndorf. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts viele von dem Ertrag nicht mehr leben konnten, gingen sie dem Maurerhandwerk nach. Seitdem war Niederndorf auch als „Maurerdorf“ bekannt. Die 1894 eröffnete Lokalbahn sorgte für Wachstum. So entstand nach dem 1. Weltkrieg westlich der Lohhofer Straße eine neue Siedlung. Nach dem 2. Weltkrieg entstand durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener im Norden eine weitere Siedlung.[12]

Am 1. Mai 1978 wurde Niederndorf im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Herzogenaurach eingegliedert.[13]

  • An der Aurach 45: Hierzu Böschungsmauer mit schrägen Streben
  • Sankt-Josefs-Platz 8: Pfarrkirche zum Hl. Josef mit dazugehörigen Nebengebäuden
  • Zum Voltensteg 4: Wohnhaus
  • Grenzstein
  • Steinkreuz

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinde Niederndorf

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 274 316 341 369 329 349 384 372 409 428 425 425 443 422 461 507 554 624 669 961 1004 1051 1316 1610
Häuser[14] 41 70 77 76 78 97 149 221
Quelle [15] [16] [16] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [16] [24] [16] [25] [16] [26] [16] [16] [16] [27] [16] [11] [28]

Ort Niederndorf

Jahr 001818 001829 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002016 002019 002023
Einwohner 264 300 318 369 413 435 536 986 1298 1595 2539 2918 2889 2990
Häuser[14] 39 43 75 77 95 147 219 687
Quelle [15] [29] [17] [19] [22] [24] [26] [27] [11] [28] [30] [31] [1] [1]

Der Ort ist römisch-katholisch geprägt und war ursprünglich nach St. Magdalena (Herzogenaurach) gepfarrt.[8] 1923 wurde die katholische Pfarrkirche St. Josef mit Pfarrzentrum erbaut. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind in die Evangelische Stadtkirche Herzogenaurach gepfarrt.[11]

Die Staatsstraße 2263 verläuft nach Herzogenaurach (2,5 km westlich) bzw. über Neuses zur Staatsstraße 2244 (2 km östlich), die einen Kilometer weiter östlich zur Anschlussstelle 82 der Bundesautobahn 3 führt. Die Kreisstraße ERH 25/FÜ 21 verläuft zum Gewerbegebiet von Herzo Base (1,7 km nördlich) bzw. nach Obermichelbach (4 km südlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße verläuft nach Hauptendorf (0,4 km südlich).[5]

Der Ort liegt an der mittlerweile eingestellten Bahnstrecke Erlangen-Bruck-Herzogenaurach. Es besaß einen eigenen Bahnhof. Nach aktueller Planung (2017) soll auf dieser Strecke die Stadt-Umland-Bahn Erlangen verlaufen.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Thomas Fink (* 1935 in Niederndorf; † 2023), Jazz-Pianist, Träger des Bundesverdienstkreuzes
  • Elke Sommer (* 1940), deutsche Schauspielerin, wuchs in Niederndorf auf.
Commons: Niederndorf (Herzogenaurach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b c Herzogenaurach in Zahlen > Einwohnerzahlen nach Ortsteil. In: herzogenaurach.de. Abgerufen am 6. August 2023.
  2. Gemeinde Herzogenaurach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 6. August 2023.
  3. Gemarkung Niederndorf (092823). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 14. Oktober 2024.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. Oktober 2024.
  5. a b Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 6. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. Nach Niederndorf auf der Website herzogenaurach.de Ersterwähnung 1303.
  7. F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 120ff. = G. Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S. 105ff.
  8. a b H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 77.
  9. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 49 (Digitalisat).
  10. H. H. Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach, S. 145.
  11. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 680 (Digitalisat).
  12. F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 123 = G. Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S. 108f.
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 711 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  14. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  15. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 64 (Digitalisat). Für die Gemeinde Niederndorf zuzüglich der Einwohner und Feuerstellen von Lohhof (S. 56).
  16. a b c d e f g h i j Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 146, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  17. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 877, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  18. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 136 (Digitalisat).
  19. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1050, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 52 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 151 (Digitalisat).
  22. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 995 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 151 (Digitalisat).
  24. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1044 (Digitalisat).
  25. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 151 (Digitalisat).
  26. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1077–1078 (Digitalisat).
  27. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 925 (Digitalisat).
  28. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 173 (Digitalisat).
  29. Niederndorf im Erzbistum Bamberg
  30. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 334 (Digitalisat).
  31. Einwohnerzahlen auf der Stadt-Website (Memento des Originals vom 24. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.herzogenaurach.de