Kurmandschi

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Kurmandschi (Kurmancî)

Gesprochen in

Turkei Türkei
Armenien Armenien
Aserbaidschan Aserbaidschan
Georgien Georgien
Iran Iran
Irak Irak (Flagge Kurdistans Autonome Region Kurdistan)
Israel Israel
Libanon Libanon
Syrien Syrien (Rojava Rojava)

unter Migranten in:
Belgien Belgien
Deutschland Deutschland
Frankreich Frankreich
Niederlande Niederlande
Osterreich Österreich
Schweiz Schweiz
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich

Sprecher 14,6 Millionen[1]
Linguistische
Klassifikation

Indogermanisch

  • Indoiranisch
    Iranisch
    Westiranisch
    Nordwestiranisch
    Kurdisch
    Kurmandschi
Offizieller Status
Amtssprache in Irak Irak (Flagge Kurdistans Autonome Region Kurdistan)
Syrien Syrien (Rojava Rojava)
Anerkannte Minderheiten-/
Regionalsprache in
Irak Irak
Armenien Armenien
Iran Iran
Sprachcodes
ISO 639-3

kmr

Kurmandschi (Eigenschreibweise: Kurmancî, كورمانجى Kurmancî, DMG kurmānğī) oder Nordkurdisch ist eine der drei kurdischen Sprachen, die zu den nordwestiranischen Sprachen gehören. Kurmandschi ist eine flektierende Sprache.

Etwa 65 % aller Kurden sprechen Kurmandschi. Die Kurmandschi-Sprecher oder Kurmandschen sind vorwiegend in der Türkei und in Syrien, aber auch im Irak, in Iran, im Libanon, in Armenien, Aserbaidschan und einigen weiteren GUS-Staaten zu Hause. Auch in Europa verbreitet sich Kurmandschi vor allem durch Zuwanderung stark. In der Kurdologie wird im deutschen Sprachraum für Kurmandschi auch die Bezeichnung Nordkurdisch verwendet.

Kurmandschi wird seit den 1930er Jahren vorwiegend im lateinschriftlichen Kurmandschi-Alphabet geschrieben und durchläuft gerade einen Prozess des Sprachausbaus. Dabei wird versucht, den Dialekt Botani aus Botan in Cizre zur Standardsprache zu entwickeln. Dieser Dialekt wurde von Kamuran Bedirxan in den 1920er Jahren als Grundlage für sein Buch über die kurdische Grammatik benutzt.

Kurmandschi in Nachbarschaft mit anderen modernen iranoarischen Sprachen:
  • Kurmandschi
  • Sorani
  • Südkurdische Sprache (mit Gorani)
  • Zaza-Sprache
  • gemischt
  • Politische Situation der Sprache

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    Die Sprache Kurmandschi war in der Republik Türkei jahrzehntelang Restriktionen und Verboten ausgesetzt. So war das Publizieren, das Ausstrahlen von TV- oder Radiosendungen, das Singen, das Unterrichten der Sprache und von den 1980er bis in die 1990er Jahre sogar das Sprechen der Sprache verboten. Mit dem Sprachverbotsgesetz von 1983 wurde der Gebrauch jeglicher anderer Sprachen, die keine 1. Amtssprache eines von der Türkei anerkannten Staates waren, verboten und es konnten Haftstrafen von 6 Monaten bis zu 3 Jahren Haft ausgesprochen werden. Das Gesetz war bis 1991 gültig.[2] Laut dem Parteiengesetz von 1983 durften Parteien an ihren Veranstaltungen nur Türkisch benutzen. Damit war Kurmandschi verboten.[3] Im Jahr 2014 wurde dieses Sprachverbot mit Gesetz 6529 aus dem Parteiengesetz gestrichen. Seit Januar 2009 gibt es in der Türkei mit TRT 6 einen kurdischsprachigen staatlichen Fernsehsender. An der Mardin Artuklu Üniversitesi in Mardin wurden am Institut für lebende Sprachen Lehrstühle für Kurdische und Assyrische Sprache und Literatur eingerichtet.[4] Die Universität in Tunceli bietet seit 2010 ebenfalls neben der Zaza-Sprache auch Kurmandschi als Wahlfach an.[5]

    Die Situation in der Sowjetunion war wegen deren Minderheitenpolitik besser. So gab es schon in den 1920er und 1930er Jahren kurdische Veröffentlichungen und sogar kurdische Institute in Sankt Petersburg und in der Armenischen SSR.

    Armenien und Irak

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    Ezdiki (oder Êzîdîkî) bedeutet „Jesidisch“ und wird von einem Teil der Jesiden verwendet, um sich mit dieser Sprachbezeichnung gegen Kurden abzugrenzen.[6] Ezdiki unterscheidet sich nicht von Kurmandschi.[7] Die Jesiden in Armenien sind seit 2002 als ethnische Minderheit mit ihrer Sprache Ezdiki als Minderheitssprache offiziell anerkannt.[8]

    Kurmandschi als Literatursprache

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    Kurmandschi ist die am weitesten verbreitete kurdische Sprache. Sie wird im Nordwestirak fast ausschließlich, in der Südosttürkei deutlich überwiegend und teilweise im Nordirak und im Westen Irans benutzt. Kurmandschi wird seit den 1930er Jahren mit lateinischen Buchstaben geschrieben.

    Kurmandschi teilt sich in eine große Anzahl von Dialekten auf:

    Das Nordkurdische wird vorwiegend im lateinschriftlichen Kurmandschi-Alphabet geschrieben. Von den 31 Buchstaben, deren Aussprache weitgehend mit der Schreibung übereinstimmt, sind acht Vokale (a e ê i î o u û) und 23 Konsonanten (b c ç d f g h j k l m n p q r s ş t v w x y z).

    Kleinbuchstaben: a b c ç d e ê f g h i î j k l m n o p q r s ş t u û v w x y z
    Großbuchstaben: A B C Ç D E Ê F G H I Î J K L M N O P Q R S Ş T U Û V W X Y Z

    Daneben gibt es im Nordkurdischen noch den Digraph Xw.

    Buchstabe Lautwert Beschreibung
    a ​[⁠a⁠]​ wie dt. a in „Rasen“
    b ​[⁠b⁠]​ wie dt. b
    c ​[⁠⁠]​ wie dsch in „Dschungel“
    ç ​[⁠⁠]​ wie tsch
    d ​[⁠d⁠]​ wie dt. d
    e ​[⁠ɛ⁠]​ kurzes offenes e, wie dt. „ä“ in „hätte“
    ê ​[⁠e⁠]​ langes geschlossenes e wie in „Sehne“
    f ​[⁠f⁠]​ wie dt. f
    g ​[⁠g⁠]​ wie dt. g
    h ​[⁠h⁠]​ wie dt. h
    i ​[⁠ə⁠]​ kurzer Schwa-Laut, wie das e in dt. „Pause“
    î ​[⁠i⁠]​ wie in dt. „Liebe“
    j ​[⁠ʒ⁠]​ wie das j in „Journal“
    k ​[⁠k⁠]​ wie dt. k
    l ​[⁠l⁠]​ wie dt. l
    m ​[⁠m⁠]​ wie dt. m
    n ​[⁠n⁠]​ wie dt. n
    o ​[⁠o⁠]​ langes geschlossenes o wie in dt. „Ofen“
    p ​[⁠p⁠]​ wie dt. p
    q ​[⁠q⁠]​ weit hinten im Rachen gebildetes k (keine dt. Entsprechung)
    r ​[⁠r⁠]​ gerolltes Zungenspitzen-r
    s ​[⁠s⁠]​ immer stimmlos, wie in „Ast“
    ş ​[⁠ʃ⁠]​ wie dt. sch
    t ​[⁠t⁠]​ wie dt. t
    u ​[⁠ʊ⁠]​ wie dt. u in „und“
    û ​[⁠u⁠]​ langes deutliches u, wie in dt. „Schuh“
    v ​[⁠v⁠]​ wie dt. w
    w ​[⁠w⁠]​ wie engl. w in „week“
    x ​[⁠χ⁠]​ wie dt. ch in „Bach“
    y ​[⁠j⁠]​ wie dt. j in „Jacke“
    z ​[⁠z⁠]​ stimmhaftes s wie in „Sonne“

    Besonderheiten zum Lautsystem:

    • Das Kurmandschi besitzt kein einheitliches Lautsystem. Den Südostmundarten stehen die Nordwestmundarten des Kurmandschi gegenüber. In diesen, unter anderem in den Provinzen Kahramanmaraş, Malatya und Konya gesprochenen Dialekten, bedient man sich zum Teil anderer Laute. Im Folgenden werden einige Vokale und Konsonanten aufgezählt, die es im Großen und Ganzen betrifft: das lange offene a spricht man wie ein langes offenes o, wie im Englischen Baseball, aus. Das kurze e ist häufig als ein kurzes a anzutreffen. Das ç sprechen die Sprecher wie ein deutsches z aus. Der Laut c ist bei ihnen eine stimmhafte alveolare Affrikate, also ein „ds“ mit stimmhaftem s. Überdies werden die Fragepronomen kî (Wer) und kengî (Wann) als „çî“ und „çincî“ wahrgenommen. Die Präpositionen bi (mit), ji (aus, von) und li (in, zu) werden „ba“, „ja“ und „la“ ausgesprochen.

    Es sollte beachtet werden, dass im Kurmandschi ein Dialektkontinuum vorherrscht. Das bedeutet, dass die zahlreichen Mundarten in diesen beiden Dialektgruppen fließend ineinander übergehen. Für die Nordwestmundarten ist kein Alphabet vorhanden. Die meisten Sprecher dieser Sprechart des Kurmandschi weichen im Schriftverkehr auf die türkische Sprache aus.

    im Kurmandschi ist im Vergleich zu anderen indoiranischen Sprachen eine große Vielfalt an Pronomina erhalten geblieben. Zum Beispiel hat das Pronomen „ez“ für „ich“ eine alt-nordwestiranische Wurzel. Im Jung-Avestischen war es als „azǝm“ vertreten, im Parthischen als „az“ welche von der urindogermanischen Wurzel *eǵh2óm palatalisiert sind.

    Kurmandschi Deutsch
    ez ich
    tu du
    ew er/sie/es
    em wir
    hûn ihr
    ew sie

    Casus rectus Personalpronomen im West-Kurmandschi Dialekt

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    In den Regionen Pazarcik und Elbistan kann der ersten, zweiten und dritten Person singular ein Mophem angehängt werden, welches das Geschlecht des Sprechers bzw. der angesprochenen Person angibt.[11]

    West-Kurmandschi Deutsch
    azî, az ich (maskulin), ich (neutral)
    azê, az ich (feminin), ich (neutral)
    tî, tu du (maskulin), du (neutral)
    tê, tu du (feminin), du (neutral)
    î, aw er, er/sie
    ê, aw sie, er/sie
    am wir
    hûn ihr
    aw sie
    Kurmandschi Deutsch
    min ich, mein, mich
    te du, dein, dich
    vî (hier), wî (dort) 2 er, sein, ihn
    vê (hier), wê (dort) 2 sie, ihr, sie
    me wir, unser, uns
    we ihr, euer, euch
    van (hier), wan (dort) 3 sie, ihre, sie
    1 
    Da der Casus obliquus wegen der Ergativität bei transitiven Verben benutzt wird, können die Pronomina in der Vergangenheit für die Nominativ Personalpronomen stehen.
    2 
    Die 3. Person Singular ist im Casus Obliquus sowohl geschlechtsspezifisch als auch lokativ und würde übersetzt Er hier oder Er dort drüben bedeuten.
    3 
    Die 3. Person Plural im Casus Obliquus ist nur lokativ.
    Deutsch Kurmandschi
    Wem Ji kê re
    Wen
    Wer
    Wie Çawa / Çer / Çûtilî / Çilo / Çing
    Was Çi, Çir
    Warum Çima
    Wo Ku
    Wann Kengî
    Welcher/ Welche/ Welches Kîjan
    Wie viel Çend, Çiqas

    Demonstrativpronomen

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    Genus Numerus Kasus Kurmandschi Deutsch
    Maskulin und Feminin Singular, Plural Casus Rectus Ev dieser, diese, diese pl.
    Maskulin Singular Casus Obliquus diesen, diesem
    Feminin Singular Casus Obliquus diese, dieser
    Maskulin und Ferminin Plural Casus Obliquus Van diese, diesen

    Nominale Kategorien

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    Das Nomen (Substantiv, Adjektiv, Pronomen) des Nordkurdischen besitzt folgende Kategorien:

    Nr Kategorie Realisierungen
    1 Genus Maskulinum (m) / Femininum (f)
    2 Numerus Singular (sg) / Plural (pl)
    3 Kasus primär: Rectus / Obliquus; sekundäre Kasus vom Obliquus abgeleitet, Ezafe, Vokativ
    4 Definitheit bestimmt (unmarkiert) / unbestimmt (markiert)
    5 Attributierung siehe Morpheme

    Infinitivstamm und Präsensstamm

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    Die Kurmandschi-Verben haben zwei Stämme:[12]

    1. Infinitivstamm
    2. Präsensstamm

    Infinitivstamm und Präsensstamm können identisch sein, jedoch gibt es meistens starke Abweichungen zwischen Präsensstamm und Infinitivstamm. Die Infinitivstämme sowie die Präsensstämme werden zur Bildung des Präteritums und des Präsens verwendet.

    Infinitiv Übersetzung Präsensstamm Infinitivstamm
    hatin kommen -ê- hat
    dan geben -d- da
    gotin sagen -bêj- got
    xistin schlagen -x- xist

    Splitergativität

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    Das Nordkurdische besitzt wie auch andere neuiranische Sprachen eine präteritale Splitergativität. So steht bei transitiven Verben in der Vergangenheitsform das Agens nicht im Rectus, sondern im Obliquus, und das direkte Objekt im Rectus (und nicht Obliquus). Diese Konstruktion lässt sich leicht aus der Entstehung der Vergangenheitsformen aus einem Verbaladjektiv erklären, das bei transitiven Verben eine passive, bei intransitiven Verben eine aktive Bedeutung hatte: statt „ich habe dich gesehen“ heißt es eigentlich wörtlich „du [Rectus] (wurdest) durch mich [Obliquus] gesehen“. Dieser Konstruktionstyp kommt schon im Altpersischen und in fast allen mitteliranischen Sprachen vor, die neuiranischen haben ihn zum Teil beibehalten.

    Perfekt

    Beispiele:

    • MinCasus obliquus tuCasus rectus dîtî. = Ich habe dich gesehen
    • EzCasus rectus çûm = Ich bin gegangen.

    Hier steht das Agens im Casus rectus, weil „gehen“ ein intransitives Verb ist.

    Im Deutschen verwendet man für Verneinungen von Verben das Wort nicht wie z. B. Ich gehe nicht. Auf welche Art und Weise die Verneinung auf Kurmandschi gebildet wird, hängt davon ab, in welcher Zeit die Handlung stattfindet. Insgesamt kennt Kurmandschi fünf Negationspartikel:

    Form Negationspartikel
    Gegenwart ni, na
    Vergangenheit ne
    Imperativ ne, me

    Beispiele:

    • Gegenwart: Em nizanin – Wir wissen nicht
    • Gegenwart: Ez nakim – Ich mache nicht
    • Vergangenheit: Min nekir – Ich haben nicht gemacht
    • Imperativ: Neke in einigen Dialekten Meke – Mach nicht!

    Zudem können in manchen Provinzen wie z. B. Kahramanmaras und Malatya je nach Geschlecht des Sprechers, die Negationsformen nî (maskulin) und nê (feminin) verwendet werden. Folgende Bespiele sind nicht hochsprachlich:

    • Azî nî birçî ma – Ich bin nicht hungrig (Die Person die spricht ist männlich)
    • Azê nê birçî ma – Ich bin nicht hungrig (Die Person die spricht ist weiblich)

    Grammatikalisches Geschlecht

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    Kurmandschi kennt zwei grammatische Geschlechter (Genera), das maskuline und das feminine. Man kann man bei Substantiven durch die Endungen nicht feststellen, ob diese maskulin oder feminin sind, sondern muss es für jedes Wort lernen.

    Die Substantive werden in Kurmandschi nach folgenden grammatischen Kategorien dekliniert: dem Subjektfall (Casus rectus) und dem Objektfall (Casus obliquus). Kurmandschi verfügt damit so wie das Altfranzösische über eine Zweikasusflexion. Der Casus rectus entspricht dem deutschen Nominativ, während der Casus obliquus Funktionen übernimmt, die in anderen Sprachen üblicherweise mit dem Genitiv, dem Dativ, dem Akkusativ und dem Lokativ ausgedrückt werden. Neben diesen beiden Fällen gibt es auch einen Vokativ und die Ezafe.

    Der Nominativ wird mit dem Casusu rectus gebildet:

    • Mer jinê dibîne – Der Mann sieht die Frau

    Für den Dativ, wird der Casus obliquus und die Zirkumposition ji ... re verwendet:

    • Jin ji merî re dibêje – Die Frau sagt dem Mann

    Der Akkusativ wird mit dem Casus obliquus gebildet:

    • Jin merî dibîne – Die Frau sieht den Mann

    Unter Vokativ (auch Anredefall) versteht man eine spezielle Form eines Nomens, zumeist eines Substantivs, die gebraucht wird, um den Adressaten einer sprachlichen Äußerung direkt anzureden oder anzurufen. Kurmandschi hat den protoindoeuropäischen Vokativ nicht verloren und unterscheidet heute noch drei Formen:

    Maskulinum (-o / -yo) Femininum (-ê / -yê) Plural (-ino)
    Rêzan-o! (Oh Rezan!) Delal-ê! (Oh Delal!) Heval-ino! (Oh Freunde!)

    Wenn ein Substantiv näher bestimmt werden soll, so wird das Wort im Kurmandschi wie in anderen iranoarischen Sprachen über eine Ezafe mit dem Bestimmungswort verbunden. Zum Beispiel bildet man die Genitivverbindung „Das Haus der Frau“ als Mal-a jin-ê. Bei der Ezafe gibt es im Singular für männlich und weiblich jeweils verschiedene Formen und im Plural eine gemeinsame Form für beide Geschlechter.

    Männlich Singular Weiblich Singular Plural
    ê a ên

    Beispiele:

    • Deine Liebe – Evîna te
    • Sein Name – Navê
    • Unsere Kinder – Zarokên me

    Endungen im Casus obliquus

    Männlich Singular Weiblich Singular Plural
    î ê an

    Beispiele:

    • Das Haus eines Mannes – Mala mêrekî
    • Das Kleid der Frau – Kirasê jinê
    • Heimat der Kurden – Welatê Kurdan

    Das Perfekt wird für Sachverhalte verwendet, die in der Vergangenheit abgeschlossen wurden, deren Ergebnis oder Folge aber noch relevant sind.

    Bsp.: kirin- machen

    Deutsch Kurmandschi
    Ich habe gemacht Min kir
    Du hast gemacht Te kir
    Er hat gemacht Wî kir
    Sie hat gemacht Wê kir
    Wir haben gemacht Me kir
    Ihr habt gemacht We kir
    Sie haben gemacht Wan kir

    Plusquamperfekt bei transitiven Verben

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    Das Plusquamperfekt wird für abgeschlossene Ereignisse verwendet.

    Bsp.: kirin- machen

    Deutsch Kurmandschi
    Ich hatte gemacht Min kiri bû
    Du hattest gemacht Te kiri bû
    Er hatte gemacht Wî kiri bû
    Sie hatte gemacht Wê kiri bû
    Wir hatten gemacht Me kiri bû
    Ihr hattet gemacht We kiri bû
    Sie hatten gemacht Wan kiri bû

    Präteritum bzw. Durativ bei transitiven Verben

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    In der Regel wird das Präteritum in der Schriftsprache zur Bezeichnung der Vergangenheit oder für Tätigkeiten, die öfters wiederholt wurden, verwendet. Es wird mit dem Präfix „di-“ gebildet, welches an den Infinitivstamm angehängt wird.

    Bsp.: kirin- machen

    Deutsch Kurmandschi
    Ich machte Min dikir
    Du machtest Te dikir
    Er machte Wî dikir
    Sie machte Wê dikir
    Wir machten Me dikir
    Ihr machtet We dikir
    Sie machten Wan dikir

    Präsens-Normalform

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    Das Präsens wird im Kurdischen durch das Anfügen eines Präfixes di- und der Personalendung gebildet.

    Bsp.: kirin- machen

    Deutsch Kurmandschi
    Ich mache Ez dikim
    Du machst Tu dikî
    Er/Sie/Es macht Ew dike
    Wir machen Em dikin
    Ihr macht Hûn dikin
    Sie machen Ew dikin

    Bei manchen Verben wird das Präfix an den Stamm assimiliert. Als Beispiel ein anderes Wort für Gehen herin. Anstatt des Ez diherim wird die Kurzform Ez darim oder Ez terim benutzt.

    Bsp.: çûn- gehen

    Deutsch Kurmandschi
    Ich gehe Ez diçim
    Du gehst Tu diçî
    Er/Sie/Es geht Ew diçe
    Wir gehen Em diçin
    Ihr geht Hûn diçin
    Sie gehen Ew diçin

    Ein anderes Beispiel für ein unregelmäßiges Verb ist wissen mit dem Infinitiv zanîn, wo das Präfix „di-“ in einigen wenigen Mundarten weggelassen wird. Dies ist jedoch wenig verbreitet.

    Deutsch Normalform Kurzform
    Ich weiß Ez dizanim Ez zanim
    Du weißt Tu dizanî Tu zanî
    Er/Sie/Es weiß Ew dizane Ew zane
    Wir wissen Em dizanin Em zanin
    Ihr wisst Hûn dizanin Hûn zanin
    Sie wissen Ew dizanin Ew zanin

    Präsens Progressiv

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    Verlaufsformen werden gebildet, in dem man ein „e“ an die Präsensform anhängt. Allerdings kommt bei der dritten Person Singular die Y-Regel zur Geltung, da am Ende schon ein „e“ ist. Die deutsche Sprache bildet lebendige Verlaufsformen meist nur in Dialekten, daher ist folgendes Übersetzungsbeispiel nicht völlig hochsprachlich:

    Deutsch Kurmandschi
    Ich bin am Gehen Ez diçime
    Du bist am Gehen Tu diçîyî
    Er/Sie/Es ist am Gehen Ew diçiye
    Wir sind am Gehen Em diçine
    Ihr seid am Gehen Hûn diçine
    Sie sind am Gehen Ew diçine

    Für das Futur wird anstatt di- das Präfix „bi-“ benutzt. Darüber hinaus wird dem Subjekt eine Endung „ê / yê“ angehängt, die aber unbetont ist und die getrennt- oder zusammengeschrieben werden kann.

    Deutsch Kurmandschi
    Ich werde Brot kaufen Ezê nan bifiroşim
    Du wirst Brot kaufen Tuyê nan bifiroşî
    Er/Sie/Es wird Brot kaufen Ewê nan bifiroşe
    Wir werden Brot kaufen Emê nan bifiroşin
    Ihr werdet Brot kaufen Hûnê nan bifiroşin
    Sie werden Brot kaufen Ewê nan bifiroşin

    Jedoch gibt es viele irreguläre Verben. Aus morphologischen Gründen heißt es nicht Ezê „biherim“ sondern:

    • Ich werde gehen – Ezê herim.

    In manchen Provinzen wie z. B. Kahramanmaraş oder Malatya wird anstelle der Endung „ê“ das Wort „ki“ dem Subjekt nachgestellt, um das Futur zu bilden. Es übernimmt die gleiche Funktion wie das deutsche Wort werden.

    • Ich werde schicken – Azî ki bişînim[11] (Nicht hochsprachlich)

    Die Zeitform Futur II (vollendete Zukunft) wird gebildet, um die Vermutung zu äußern, dass eine Handlung zu einem bestimmten Zeitpunkt bereits abgeschlossen sein wird.

    • Ich werde gemacht haben – Min ê kiribe[13]

    Konjunktiv II (Imperfect subjunctive)

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    Der Konjunktiv wird verwendet, um unmögliche und unwahrscheinliche Bedingungen oder Bedingungsfolgen zu benennen. Für den Konjunktiv wird dem Infinitivstamm das Präfix „bi-“ angefügt. Darüber hinaus wird dem Stamm die Endung „a / ya“ angehängt.[14]

    Beispiel:

    • Wenn ich es dir gesagt hätte, würdest du (es) wissen – Bila min ji te re bigota, teyê bizana
    Deutsch Kurmandschi
    Hätte ich gemacht / Wenn ich gemacht hätte Bila min bikira
    Hättest du gemacht / Wenn du gemacht hättest Bila te bikira
    Hätte er gemacht / Wenn er gemacht hätte Bila wî bikira
    Hätte sie gemacht / Wenn sie gemacht hätte Bila wê bikira
    Hätten wir gemacht / Wenn wir gemacht hätten Bila me bikira
    Hättet ihr gemacht / Wenn ihr gemacht hättet Bila we bikira
    Hätten sie gemacht / Wenn sie gemacht hätten Bila wan bikira

    Konjunktiv II (Present conditional)

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    Für diese Konjunktiv-Form erhält das Personalpronomen zusätzlich die Endung „ê / yê“.[15]

    Beispiel:

    • Wenn ich es dir gesagt hätte, würdest du (es) wissen – Bila min ji te re bigota, teyê bizana
    Deutsch Kurmandschi
    Ich hätte gemacht / würde machen minê bikira
    Du hättest gemacht / würdest machen teyê bikira
    Er hätte gemacht / würde machen wîyê bikira
    Sie hätte gemacht / würde machen wêyê bikira
    Wir hätten gemacht / würden machen meyê bikira
    Ihr hättet gemacht / würdet machen weyê bikira
    Sie hätten gemacht / würden machen wanê bikira

    Das Passiv wird mit Hilfe des Wortes kommen hatin gebildet. Nur transitive Verben können im Passiv stehen.[16]

    Aktiv Passiv
    Mêr wî dibînin Ew ji mêran tê dîtin
    Die Männer sehen ihn Er / Sie wird von den Männern gesehen

    Beispiele: lesen – xwendin

    • Pirtûk hati bû xwendin – Das Buch war gelesen worden
    • Pirtûk hate xwendin – Das Buch wurde gelesen
    • Pirtûk tê xwendin – Das Buch wird gelesen
    • Pirtûk bê xwendin – Das Buch wird gelesen werden

    Kurmandschi gehört zu den wenigen iranischen Sprachen, die trotz der Islamisierung im Großen und Ganzen ihren originalen Wortschatz bewahren konnten, wenn es auch viele arabische Lehnwörter gibt. Persisch wurde als wichtige Amts- und Kultursprache stärker vom Arabischen beeinflusst als das Kurdische, eine Sprache, die in den gebirgigen Regionen einen natürlichen Schutz hat. Die indoeuropäische Herkunft von Kurmandschi zeigt sich noch heute in vielen Wörtern.

    Beispiele für Wörter, die keinen großen Lautverschiebungen ausgesetzt worden sind:

    Proto-Indoeuropäisch Kurmandschi Deutsch
    *bhréh2tōr bira, bra Bruder
    *bher- birin / birdin (bringen)
    *h3bhruH birû (Augen)braue
    *h1nḗh3mṇ nav Name
    *néwos nû, nev, new neu
    *swéḱs şeş sechs
    *h2stḗr histêrk, stêr, hestare Stern
    • Usso Bedran Barnas, Johanna Salzer: Lehrbuch der kurdischen Sprache. Ein Standardwerk für Anfänger und Fortgeschrittene. 1994, ISBN 3-901545-00-X.
    • Paul Ludwig: Kurdisch Wort für Wort. Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2002, ISBN 3-89416-285-6 (Kurmandschi).
    • Petra Wurzel: Kurdisch in 15 Lektionen. Komkar, Köln 1992, ISBN 3-927213-05-5.
    • Petra Wurzel: Rojbaş. Einführung in die kurdische Sprache. Reichert, Wiesbaden 1997, ISBN 3-88226-994-4.
    • Ilhan Kizilhan: Kurdisch einfach lernen. Hackbarth Verlag, St. Georgen 2000, ISBN 3-929741-26-1.
    • Abdullah Incekan: Kurdisch kompakt. Lehr- und Übungsbuch mit Lösungsschlüssel und CD. Reichert Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-89500-720-0.
    • Bêrîvan Isabella: Kurdisch Grundwortschatz. 2015, ISBN 978-3-95490-055-8.
    Wiktionary: Kurmandschi – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

    [Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
    1. Kurdish Northern. A language of Turkey
    2. Agnes Grond: Liberale Lebenswelten. Eine Fallstudie zu Sozialisationsprozessen in einer kurdischen Migrantenfamilie. Walter de Gruyter, 2018, ISBN 978-3-11-051743-9 (google.ch [abgerufen am 13. September 2018]).
    3. Matthes Buhbe: Türkei: Politik und Zeitgeschichte. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-322-95873-0 (google.ch).
    4. Offizielle Seite des Institutes für lebende Sprachen (Memento des Originals vom 12. Februar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.artuklu.edu.tr
    5. Tunceli Üniversitesi'nde Kürtçe ve Zazaca seçmeli dil oldu. In: Radikal. 9. April 2010.
    6. Victoria Arakelova: Healing Practices among the Yezidi Sheikhs of Armenia. In: Asian Folklore Studies. Band 60, No. 2, 2001, S. 321.
    7. Garnik Asatryan, Viktoria Arakelova: The ethnic minorities of Armenia. (Memento des Originals vom 7. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.minorities-network.org (PDF). In: Caucasian Centre for Iranian Studies. 2002, S. 18.
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