Normalkostenrechnung
Die Normalkostenrechnung ist in der Betriebswirtschaftslehre eine Kostenrechnung, in der Normalkosten verrechnet werden.
Allgemeines
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es handelt sich um eine Kostenrechnung, bei der den Kostenträgern (Produkte oder Dienstleistungen) nur diejenigen Kosten zugerechnet werden, die bei normalen wirtschaftlichen Verhältnissen entstehen würden.[1] „Normale wirtschaftliche Verhältnisse“ liegen vor, wenn insbesondere die Kosteneinflussgröße Normalbeschäftigung – also weder Unter- noch Überbeschäftigung – vorhanden ist. In ihrer reinen Form gibt es die Normalkostenrechnung bereits aus diesem Grunde in der Praxis nicht, es wird anstatt dessen in der Istkostenrechnung mit Normalkosten gerechnet.[2]
Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es wird unterschieden zwischen der starren und der flexiblen Normalkostenrechnung:[3]
- Die starre Normalkostenrechnung bestimmt die Normalkosten nur für eine Normalbeschäftigung. Sie verwendet normalisierte Kostenverrechnungssätze und behält diese so lange wie möglich unverändert bei.[4] Sie kann zwei Abweichungen aufzeigen:[5]
- Die flexible Normalkostenrechnung berücksichtigt Normalkosten, die bei unterschiedlichen Beschäftigungsgraden zustande gekommen sind. Dazu werden die vorgegebenen Normalkosten in ihre fixen und variablen Bestandteile zerlegt, wobei den angefallenen Ist-Gemeinkosten einer Kostenstelle die vollen fixen Normal-Gemeinkosten gegenübergestellt werden.[6]
Bei der starren Normalkostenrechnung kann die Kostenrechnung beschleunigt angewandt werden. Als „flexibel“ wird heute eine Kostenrechnung bezeichnet, bei der die proportionalen Kosten an Beschäftigungsschwankungen angepasst werden,[7] was auch bei der flexiblen Plankostenrechnung der Fall ist.
Wirtschaftliche Aspekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erich Gutenberg wies 1954 darauf hin, dass die Normalkostenrechnung „nur eine unvollkommene Wirtschaftlichkeits- und Verantwortlichkeitskontrollrechnung“ ist.[8] Für die Kostenkontrolle eignen sich weder die Istkostenrechnung noch die Normalkostenrechnung.[9]
Sind die Istkosten höher als die Normalkosten, liegt eine Kostenüberdeckung vor, umgekehrt eine Kostenunterdeckung.[10] Die Ursachen der Abweichungen der Normalkosten von den Istkosten müssen eingehend untersucht werden, weil sie vielfach auf Mängel im Betriebsablauf zurückzuführen sind.[11]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Helmut Sellien/Reinhold Sellien, Gablers Wirtschafts-Lexikon, Band 4, 1980, Sp. 475
- ↑ Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaft, 2014, S. 404
- ↑ Wolfgang Becker/Stefan Lutz, Gabler Kompakt-Lexikon Modernes Rechnungswesen, 2002, S. 248
- ↑ Jochem Piontek, Controlling, 2005, S. 307
- ↑ Jörg Wöltje, Kosten- und Leistungsrechnung, 2016, S. 69
- ↑ Helmuth Jost, Kosten- und Leistungsrechnung, 1992, S. 146
- ↑ Wolfgang Kilger/Jochen Pampel/Kurt Vikas, Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung, 2007, S. 50
- ↑ Erich Gutenberg, Neuere Entwicklungstendenzen auf dem Gebiete des industriellen Rechnungswesens, in: Die Gießerei, 1954, S. 392 ff.
- ↑ Wolfgang Kilger, Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung, 1977, S. 45; ISBN 978-3-8349-3758-2
- ↑ Helmuth Jost, Kosten- und Leistungsrechnung, 1992, S. 250
- ↑ Helmut Sellien/Reinhold Sellien, Gablers Wirtschafts-Lexikon, Band 4, 1980, Sp. 475