Parlamentswahl in Indien 1977

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1971Wahl zur 6. Lok Sabha 19771980
(Stimmenanteile in %)[1]
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Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1971
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−1,91
−2,08
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−21,92
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
a Die Bharatiya Lok Dal (BLD) existierte bei der vorangehenden Wahl 1971 noch nicht, sondern wurde erst 1974 durch Zusammenschluss von sieben Parteien[2] gegründet. 1971 hatten diese sieben Parteien zusammen 9,48 % der Stimmen erhalten. Verglichen mit diesem Wert hatte die BLD 31,84 % hinzugewonnen.
Bei der Wahl traten BLD und Indian National Congress (O) (INC(O)) gemeinsam als Janata Party auf. Die Anerkennung der Janata Party durch die Indische Wahlkommission erfolgte aber erst nach der Wahl.
d All India Anna Dravida Munnetra Kazhagam (AIADMK) kandidierte bei der Wahl 1971 noch nicht, sondern wurde erst 1972 als Abspaltung von DMK gegründet.
g Der Indian National Congress (O) (INC(O)) und die BLD traten gemeinsam als Janata Party auf. Die Anerkennung der Janata Party durch die Indische Wahlkommission erfolgte aber erst nach der Wahl.

Die Parlamentswahl in Indien 1977 fand vom 16. bis 20. März statt. Sie endete mit einer deutlichen Niederlage der regierenden Kongresspartei unter Indira Gandhi, die mehr als die Hälfte ihrer Parlamentssitze verlor. Gewinner der Wahl waren die Oppositionsparteien, die sich in der Janata Alliance zusammengeschlossen hatten. In Folge der Wahl wurde erstmals in der 30-jährigen Geschichte des unabhängigen Indiens eine Regierung gebildet, die nicht von der Kongresspartei getragen war.

Nach dem Tod Nehrus 1964 war es zu innerparteilichen Machtkämpfen in der Kongresspartei gekommen, aus denen Indira Gandhi, die Tochter Nehrus, als Siegerin hervorging. Die Kongresspartei spaltete sich 1969 in eine von Indira geführte Fraktion, die eher links-sozialistisch ausgerichtet war, und einen konservativeren Flügel unter der Führung von Morarji Desai, dem Indian National Congress (Organisation), kurz Congress (O). Bei den Wahlen 1971 konnte Gandhis Kongresspartei, begünstigt durch das geltende relative Mehrheitswahlrecht, eine Zweidrittelmehrheit der Parlamentssitze erringen, während der Congress (O) nur auf 3 % der Parlamentsmandate kam.

In den folgenden Jahren konnte Gandhi somit mit sehr breiter Mehrheit regieren. Jedoch formierte sich Widerstand von verschiedener Seite gegen ihre Politik. Der Premierministerin wurden zunehmend autokratische und diktatorische Allüren vorgeworfen. Insbesondere wurden ihr Dauerkonflikt mit den indischen obersten Gerichten und ihre Versuche, die indische Verfassung in ihrem Sinne ändern zu lassen, kritisch gesehen. Um die Zersplitterung der Opposition, die den Wahlsieg Indira Gandhis begünstigt hatte, aufzuheben, schlossen sich am 29. August 1974 in Delhi sieben verschiedenen Oppositionsparteien unter dem Namen Bharatiya Lok Dal (BLD) unter der Führung von Chaudhary Charan Singh zusammen.[2]

Anderen gingen die sozialistischen Maßnahmen von Indira Gandhis Regierung nicht weit genug. Nachdem die von ihr im Wahlkampf versprochene deutliche Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse und Lebensbedingungen ausblieb, kam es zu ausgedehnten Streiks, Studentenunruhen sowie sozialrevolutionären Bewegungen, vor allem in den armen nordindischen Bundesstaaten Bihar und Uttar Pradesh, wo Jayaprakash Narayan offen zum Umsturz der Regierung aufrief. Auf einem Höhepunkt der inneren Unruhen ließ die Premierministerin zur Wiederherstellung der inneren Ordnung am 25. Juni 1975 durch den indischen Präsidenten Fakhruddin Ali Ahmed den Ausnahmezustand im Land ausrufen, der bis zum 21. März 1977 andauerte. Während dieser Zeit regierte die Premierministerin per Dekret, die Grundrechte, wie zum Beispiel die Pressefreiheit, waren aufgehoben und Tausende von Oppositionellen wurden inhaftiert.

Nachdem sich die innenpolitische Lage wieder beruhigt hatte und die wirtschaftlichen Aussichten deutlich positiver schienen, verkündete Indira Gandhi am 18. Januar 1977 relativ überraschend die Lockerung des Ausnahmezustandes und die Abhaltung von Parlamentswahlen vom 16. bis zum 20. März 1977. Alle inhaftierten Oppositionellen wurden freigelassen und die Presse- und Versammlungsfreiheit wieder weitgehend hergestellt. Formell blieb der Ausnahmezustand allerdings noch bis zum 21. März 1977 in Kraft.

Die Kuh mit dem Kalb, das Wahlsymbol von Indira Gandhis Kongresspartei[3]

Kurz nach der Wahlankündigung Indira Gandhis schlossen sich die größten Oppositionsparteien am 23. Januar 1977 in Delhi zu einer Wahlallianz, der Janata Alliance zusammen. Diese Wahlallianz umfasste politisch sehr heterogene Gruppen wie die Bharatiya Lok Dal (BLD), den Congress (O) und die hindu-nationalistische Bharatiya Jana Sangh. Schon bei den Wahlen zum Parlament von Gujarat im Juni 1975 war diese Parteienkoalition erfolgreich gewesen, konnte aber durch den wenig später ausgerufenen Ausnahmezustand diesen Erfolg nicht konsolidieren. Die formelle Vereinigung zur Janata Party erfolgte am 1. Mai 1977 nach der Wahl und erst nach der Wahl erfolgte die offizielle Registrierung bei der Indischen Wahlkommission als nationale Partei. Im Wahlkampf verwendeten die Kandidaten der Janata Alliance die Symbole der BLD.

Die Allianz wurde von bekannten Oppositionellen und Arbeiterführern wie Raj Narain und George Fernandes und Dissidenten aus Indira Gandhis Kongresspartei unterstützt. In der Folgezeit erklärten weitere prominente Überläufer aus der Kongresspartei ihre Unterstützung der Janata Alliance, so unter anderem der ehemalige Präsident der Kongresspartei und Minister in Indira Gandhis Kabinett Jagjivan Ram und die früheren Chief Minister von Uttar Pradesh Hemwati Nandan Bahuguna und Orissa Nandini Satpathy. Erste Anzeichen für den Zulauf, den die Opposition bekam, waren die großen Teilnehmerzahlen von mehreren 100.000 Menschen bei Wahlveranstaltungen der Opposition in den indischen Großstädten.[4] Um weitere Überläufer aus der Kongresspartei zu verhindern beschloss das Congress Election Committee auf Veranlassung Indira Gandhis, weitestgehend die bisherigen Wahlkreisabgeordneten erneut in ihren jeweiligen Wahlkreisen aufzustellen. Der ursprüngliche Plan, in einer größeren Zahl von Wahlkreisen Kandidaten des Youth Congress, der Jugendorganisation der Kongresspartei, zu platzieren, wurde fallengelassen. Der Youth Congress stand unter der Führung Sanjay Gandhis, des jüngeren Sohns Indira Gandhis und bildete dessen „Hausmacht“ in der Kongresspartei. Wäre der Plan verwirklicht worden, hätte dies einen wichtigen Schritt zum Aufbau Sanjays als Indiras Nachfolger bedeutet.[5]

Die an sowjetischen Verhältnissen orientierte Communist Party of India (CPI) und die Muslim-Liga unterstützten im Wahlkampf die Kongresspartei. Einzelne prominente Muslime, wie der Imam der Jama Masjid in Delhi sprachen sich öffentlich für die Opposition aus.[5] Die CPI hatte Indira Gandhis vermeintlich „progressive“ Politik seit 1969 unterstützt und war auch die einzige größere indische Partei gewesen, die die Ausrufung des Ausnahmezustandes nicht verurteilt hatte. Allerdings geriet die CPI während des Ausnahmezustandes wegen des Streik- und Versammlungsverbots und der vermeintlich wirtschaftsfreundlichen Politik Sanjay Gandhis in zunehmenden Gegensatz zur Kongresspartei. Im Wahlkampf sprach sich die CPI-Führung für eine Unterstützung der Kongresspartei aus, überließ es aber den lokalen bundesstaatlichen Organisationen, wen sie im Einzelnen unterstützten, was dazu führte, dass die CPI beispielsweise in Westbengalen die Kongresspartei unterstützte, in Bihar und Orissa dagegen die Janata Party. Im Wahlkampf machten sich die Oppositionsparteien über diese inkonsequente Haltung lustig, indem sie bemerkten, die CPI empfehle die Wahl der Kuh ohne das Kalb („… vote for the cow without the calf“ – das damalige Wahlkampfsymbol der Kongresspartei war eine Kuh mit einem Kalb).

Im Gegensatz dazu stand die andere große kommunistische Partei Indiens, die Communist Party of India (Marxist) (CPM), in andauernder Opposition zur Politik Indira Gandhis und traf im Wahlkampf Wahlkreisabsprachen mit der Janata Party.[4]

In Tamil Nadu ging die Dravida Munnetra Kazhagam (DMK), deren Regierung während des Ausnahmezustands durch Indira Gandhi suspendiert worden war, mit der Janata Party ein Bündnis ein. Allerdings war DMK aufgrund von Korruptionsvorwürfen unpopulär und durch die 1972 erfolgte Abspaltung von All India Anna Dravida Munnetra Kazhagam (AIADMK) geschwächt.[4] AIADMK unterstützte Indiras Kongresspartei.

Im Punjab unterstützte die Sikh-Partei Akali Dal die Janata Party.[5]

Die wirtschaftliche Gesamtlage Indiens hatte sich während der Zeit des Ausnahmezustandes eher günstig entwickelt, so dass viele Wahlbeobachter annahmen, dass die einfache Landbevölkerung mehrheitlich die Kongresspartei wählen würde. Indira versuchte, im Wahlkampf die Presse dadurch zu beeinflussen, dass Regierungsannoncen nur noch in Zeitungen aufgegeben wurden, die der Regierung wohlgesinnt waren. Von den großen englischsprachigen Zeitungen Indiens unterstützten der Indian Express und der Statesman im Wahlkampf die Opposition, während The Hindu und die Hindustan Times die Regierung unterstützten. Die größte Zeitung Times of India verhielt sich in ihrer Berichterstattung zunächst vorsichtig, widmete der Opposition im Laufe der Zeit aber zunehmend mehr Berichte.[4]

Ein Kritikpunkt der Oppositionsparteien war die Bevölkerungspolitik der Regierung, die vor allem unter der Regie Sanjay Gandhis gestanden hatte. Es wurde kritisiert, dass Sterilisierungen ohne vollständiges Einverständnis bzw. nach nur ungenügender Aufklärung der Betroffenen vorgenommen worden waren und dass staatlicher Zwang bei der Familienplanung ausgeübt würde. Beispielsweise war im Bundesstaat Maharashtra ein Gesetz in Vorbereitung, das es Staatsbeamten zur Pflicht machen sollte, sich bei mehr als drei Kindern sterilisieren zu lassen.[4] Insbesondere in den nordindischen Bundesstaaten Uttar Pradesh, Bihar und Haryana waren durch das Familienplanungsprogramm Quoten für die Mindestzahl an zu sterilisierenden Personen festgesetzt worden. Um diese Quoten zu erfüllen, wurde erheblicher Druck auf die vor Ort dafür Programmverantwortlichen ausgeübt und es war nach Berichten infolgedessen auch zu Zwangssterilisierungen gekommen. Diese Berichte lösten erhebliche Ängste und Unsicherheiten aus.

Ein weiterer Kritikpunkt waren die vielfachen, durch Indira Gandhi veranlassten Zusätze (Amendments) zur indischen Verfassung, die als Aushöhlung der indischen demokratischen Staatsordnung gesehen wurden. Zwischen 1971 und März 1977 hatte Indiras Regierung insgesamt 18 Verfassungszusätze umgesetzt. Auf einer Wahlkampfveranstaltung der Janata Party erzählte der Schriftsteller P. L. Deshpande seinem erheiterten Publikum, dass er sich in einer Buchhandlung in Bombay nach einer Ausgabe der indischen Verfassung erkundigt habe und daraufhin vom Verkäufer abgewiesen worden sei, mit der Begründung, dass er keine Zeitschriften führe („… was told by the shopkeeper that he didn’t keep periodicals“).[4]

Wahlmodus und Ablauf der Wahl

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Die Wahl zur Lok Sabha fand, wie auch schon die vorangegangenen Parlamentswahlen nach dem relativen Mehrheitswahlrecht in Einzelwahlkreisen statt. Aufgrund der Volkszählung von 1970 waren die Wahlkreisgrenzen durch die Delimitation Commission of India („Indische Abgrenzungskommission“) neu festgelegt worden, so dass jeder Wahlkreis, soweit möglich, ähnlich viele Wähler hatte. Dadurch erhöhte sich auch die Zahl der Wahlkreise von 518 auf 542. Die Wahl 1977 war die erste Wahl mit diesen neu festgesetzten Wahlkreisgrenzen. Aktiv wahlberechtigt waren alle indischen Staatsbürger, die mindestens 21 Jahre alt waren, passiv wahlberechtigt (wählbar) waren alle indischen Staatsbürger ab dem Alter von 25 Jahren.[6] Die Janata Alliance stellte in insgesamt 423 Wahlkreisen einen Kandidaten auf, die Kongresspartei in 493 Wahlkreisen, die Communist Party of India in 91 und die Communist Party of India (Marxist) in 53 Wahlkreisen.[6]

Insgesamt verliefen die Wahlen weitgehend planmäßig und verhältnismäßig geordnet. Es wurden landesweit 906 Vorfälle in Zusammenhang mit den Wahlen durch die Ordnungskräfte registriert, bei denen 14 Personen zu Tode kamen (bei der Wahl 1971: 1.836 Vorfälle und 250 Tote).[7]

Wähler und Wahlbeteiligung in den Bundesstaaten und Unionsterritorien
Bundesstaat oder
Unionsterritorium
Wahl-
berechtigte
Wähler Wahl-
beteiligung
Ungültige
Stimmen
Zahl der
Wahllokale
Andhra Pradesh 27.567.618 17.220.943 62,47 % 3,00 % 30.815
Arunachal Pradesh 215.657 52.764 24,47 % 3,93 % 305
Assam 7.225.616 3.965.448 54,88 % 3,58 % 8.391
Bihar 34.996.402 21.264.278 60,76 % 1,83 % 40.964
Goa, Daman und Diu 477.404 299.786 62,80 % 2,25 % 618
Gujarat 14.109.708 8.353.883 59,21 % 2,89 % 18.314
Haryana 5.766.654 4.224.405 73,26 % 1,80 % 6.299
Himachal Pradesh 1.961.050 1.167.927 59,56 % 2,49 % 3.361
Jammu und Kashmir 2.557.422 1.479.514 57,85 % 3,73 % 3.604
Karnataka 16.767.195 10.596.342 63,20 % 3,08 % 20.498
Kerala 11.460.901 9.077.000 79,20 % 2,43 % 10690
Madhya Pradesh 22.782.932 12.512.691 54,92 % 5,60 % 27766
Maharashtra 28.856.991 17.404.823 60,31 % 2,95 % 33689
Manipur 788.223 473.895 60,12 % 1,81 % 910
Meghalaya 530.326 264.544 49,88 % 3,97 % 698
Mizoram 204.480 102.075 49,92 % 1,32 % 273
Nagaland 473.257 250.016 52,83 % 3,54 % 843
Orissa 12.645.435 5.603.842 44,32 % 3,75 % 14.133
Punjab 8.163.885 5.725.795 70,14 % 2,00 % 9.264
Rajasthan 15.240.432 8.673.720 56,91 % 3,10 % 19.089
Sikkim 124.023 ?[A 1] ? %[A 1] ? %[A 1] ?[A 1]
Tamil Nadu 27.187.417 18.252.182 67,13 % 2,15 % 29.792
Tripura 866.056 606.833 70,07 % 3,07 % 1055
Uttar Pradesh 51.934.297 29.311.002 56,44 % 2,11 % 59899
Westbengalen 25.122.416 15.133.005 60,24 % 2,98 % 29083
Andamanen und Nikobaren 85.308 60.590 71,02 % 0,04 % 165
Chandigarh 160.963 108.494 67,40 % 1,30 % 150
Dadra und Nagar Haveli 37.532 25.706 68,49 % 6,13 % 43
Delhi 2.547.064 1.816.372 71,31 % 1,01 % 2.799
Lakshadweep 19.471 16.480 84,64 % 0,57 % 27
Pondicherry 298.192 219.560 73,63 % 1,51 % 372
Gesamt 321.174.327 194.263.915 60,49 % 2,75 % 373.910

Quelle: Indische Wahlkommission[1]

  1. a b c d Für Sikkim sind bei der Indischen Wahlkommission keine detaillierten Ergebnisse verfügbar (Stand: Juli 2014).
1. Janata Party und Verbündete im Wahlkampf
Bharatiya Lok Dal
Indian National Congress (Organisation) (in Tamil Nadu)
Shiromani Akali Dal (im Punjab)
Dravida Munnetra Kazhagam (in Tamil Nadu)
Peasants and Workers Party of India (in Maharashtra)
Kommunistische Partei (Marxisten)
2. Kongresspartei und Verbündete
Indischer Nationalkongress
Kommunistische Partei Indiens
All India Anna Dravida Munnetra Kazhagam (in Tamil Nadu)
Revolutionary Socialist Party (in Westbengalen)
3. Andere
Jammu & Kashmir National Conference (in Jammu und Kashmir)
Unabhängige Kandidaten und kleine Regionalparteien (einige gehören den o. g. Allianzen an)
Zusammensetzung der neu gewählten Lok Sabha (Farbgebung wie oben), Kleinparteien ohne Farbe sind von der Sitzordnung den Parteien zugeordnet, die sie unterstützen, soweit bekannt. Zwei Abgeordnete werden durch den Staatspräsidenten ernannt.
1. Janata Alliance: 314
Bharatiya Lok Dal 295
A. I. A. Dravida Munnetra Kazhagam 2
Shiromani Akali Dal 9
Indian National Congress (O) 3
Peasants and Workers Party of India 5
2. Kongresspartei und Verbündete: 176
Indischer Nationalkongress 154
All India Anna Dravida Munnetra Kazhagam 18
Andere Kongresspartei-Assoziierte: 4
      Kerala Congress 2
      Muslimliga 2

3. Ohne klare (bzw. unbekannte) Zuordnung zu einer Allianz: 16
J & K National Conference 2
Andere und Unabhängige 14:
      United Democratic Front 1
      Republican Party of India (K) 2
      Maharashtrawadi Gomantak Party 1
      All India Jharkhand Party 1
      Unabhängige 9

4. Kommunistische und linkssozialistische Parteien (die CPI und RSP unterstützten die Kongresspartei, die CPM die Janata Alliance): 36
CPI (Marxist) 22
Kommunistische Partei Indiens 7
Revolutionary Socialist Party 4
All India Forward Bloc 3
5. Nominierte: 2
vom Staatspräsidenten ernannt 2

Das Ergebnis der Wahl überraschte die meisten Beobachter, die mit einem erneuten, wenn auch knapperen Wahlsieg der Kongresspartei gerechnet hatten. Selbst die Janata-Parteiführer hatten sich vorsichtlich hinsichtlich ihrer Wahlaussichten geäußert und Morarji Desai hatte als Wahlziel die Bildung einer möglichst starken Opposition formuliert. Stattdessen erlitt die Kongresspartei eine verheerende Wahlniederlage. Sie verlor im Vergleich zur vorangegangenen Wahl 1971 knapp ein Viertel der Stimmen, die sie damals erhalten hatte, und mehr als die Hälfte ihrer Parlamentsmandate. Die neu gegründete Janata Alliance bzw. Janata Party kam aus dem Stand, trotz deutlich schlechterer Ausgangsbedingungen auf mehr als 40 % der Stimmen und erreichte die absolute Mehrheit der Mandate in der Lok Sabha. Die beiden kommunistischen Parteien verloren leicht an Stimmen. Der Congress (O), nunmehr Teil der Janata Alliance, der bei der Wahl 1971 noch mehr als 10 % der Stimmen erreicht hatte, gewann nur noch 1,7 % der Stimmen und 3 der 542 Wahlkreise. Besonders bemerkenswert war die regionale Verteilung der Wahlgewinne. Die Janata Alliance gewann fast den gesamten Norden Indiens. In Uttar Pradesh gewann sie alle 85 Wahlkreise. Indira Gandhi unterlag dort in ihrem Wahlkreis Rae Bareli deutlich gegen ihren Herausforderer Raj Narain, der mit 177.719 Stimmen mehr als 55.000 Stimmen mehr auf sich vereinen konnte. Auch Sanjay Gandhi verlor seinen benachbarten Wahlkreis Amethi in Uttar Pradesh mit mehr als 75.000 Stimmen Unterschied zu seinem Kontrahenten R. P. Singh. Die einzigen nördlichen Bundesstaaten, in denen sich die Kongresspartei einigermaßen behaupten konnte, waren Jammu und Kashmir im Nordwesten und Assam und angrenzende Gebiete im Nordosten. Im Gegensatz dazu konnten die Oppositionsparteien in den vier südlichen „dravidischen“ Staaten Kerala, Tamil Nadu, Andhra Pradesh und Karnataka kaum Wahlkreise gewinnen. In diesen vier Staaten zusammengenommen gewannen die Oppositionsparteien nur sieben der 129 Wahlkreise (zwei für die BLD, drei für Congress (O) und zwei für DMK). In den Staaten Maharashtra, Gujarat und Orissa fielen die Ergebnisse gemischt aus, allerdings überwiegend zugunsten der Janata Alliance. Im Punjab war die Sikh-Partei Shiromani Akali Dal erfolgreich und gewann neun der 13 Wahlkreise.

Partei Kürzel Stimmen Sitze
Zahl % +/- Zahl +/-[B 1] %
Bharatiya Lok Dal BLD 78.062.828 41,32 % (neu)[B 2] 295 (neu)[B 2] 54,4 %
Indischer Nationalkongress INC 65.211.589 34,52 %  9,16 % 154  198 28,4 %
Communist Party of India (Marxist) CPM 8.113.659 4,29 %  0,83 % 22  3 4,1 %
All India Anna Dravida Munnetra Kazhagam AIADMK 5.480.378 2,19 % (neu) 18 (neu) 3,3 %
Communist Party of India CPI 5.322.088 2,90 %  1,83 % 7  16 1,3 %
Dravida Munnetra Kazhagam DMK 3.323.320 1,76 %  2,08 % 2  21 0,4 %
Indian National Congress (Organisation) INC(O) 3.252.217 1,72 %  8,71 % 3  13 0,6 %
Shiromani Akali Dal SAD 2.373.331 1,26 %  0,39 % 9  8 1,7 %
Peasants and Workers Party of India PWP 1.030.232 0,55 %  0,04 % 5  5 0,4 %
Republican Party of India (Khobragade) RPK 956.072 0,51 %  0,14 % 2  2 0,4 %
Revolutionary Socialist Party RSP 851.164 0,45 %  0,04 % 4  1 0,7 %
All India Forward Bloc AIFB 633.644 0,34 %  0,32 % 3  1 0,6 %
Jammu & Kashmir National Conference JKNC 483.192 0,26 %  0,26 % 2  2 0,6 %
Kerala Congress KEC 491.674 0,26 %  0,11 % 2  1 0,4 %
Maharashtrawadi Gomantak Party MGP 118.748 0,06 %  0,02 % 1  1 0,2 %
Muslimliga MUL 565.007 0,30 %  0,02 % 2   0,4 %
United Democratic Front UDF 124.627 0,07 % (neu) 1 (neu) 0,2 %
All India Jharkhand Party JKP 126.288 0,07 %  0,12 % 1   0,2 %
Unabhängige Unabh. 10.393.617 5,50 %  2,88 % 9  5 0,2 %
Alle anderen Parteien 2.003.829 1,67 %  16,74 % 0  53 0 %
Gültige Stimmen 188.917.504 100,00 %   542  24[B 1] 100,00 %
Registrierte Wähler / Wahlbeteiligung 321.174.327 60,49 %
Quelle: Election Commission of India[1]
  1. a b Bei den Sitz-Gewinnen und -Verlusten ist zu berücksichtigen, dass 1971 518 Abgeordnete gewählt wurden, 1977 dagegen aufgrund der Wahlkreisreform 542
  2. a b Bharatiya Lok Dal (BLD) wurde 1974 durch Zusammenschluss von sieben Parteien gegründet. 1971 hatten diese sieben Parteien zusammen 9,48 % der Stimmen und 12 Mandate erhalten. Verglichen zu dieser Zahl hatte BLD 31,84 % an Stimmen und 283 Mandate (+ 52,2 %) hinzugewonnen.

Ergebnisse nach Bundesstaaten und Unionsterritorien

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Die folgende Tabelle listet die gewonnenen Wahlkreise je nach Bundesstaat/Unionsterritorium auf.[1]

Bundesstaat Sitze Janata
Alliance
Kongress-
partei
Kommunist./
linkssoz.
Parteien
Andere
Andamanen und Nikobaren 1 INC 1
Andhra Pradesh 42 BLD 1 INC 41
Arunachal Pradesh 2 BLD 1 INC 1
Assam 14 BLD 3 INC 10 Unab. 1
Bihar 54 BLD 52 Unab. 1
JKP 1
Chandigarh 1 BLD 1
Dadra und Nagar Haveli 1 INC 1
Delhi 7 BLD 7
Goa, Daman und Diu 2 INC 1 MGP 1
Gujarat 26 BLD 16 INC 10
Haryana 10 BLD 10
Himachal Pradesh 4 BLD 4
Jammu und Kashmir 6 INC 3 JKNC 2
Andere 1
Karnataka 28 BLD 2 INC 26
Kerala 20 INC 11 CPI 4
RSP 1
KEC 2
MUL 2
Lakshadweep 1 INC 1
Madhya Pradesh 40 BLD 37 INC 1 RPK 1
Andere 1
Maharashtra 48 BLD 19 INC 20 CPM 3 PWP 5
RPK 1
Manipur 2 INC 2
Meghalaya 2 INC 1 Unab. 1
Mizoram 1 Unab. 1
Nagaland 1 UDF 1
Orissa 21 BLD 15 INC 4 CPM 1 Andere 1
Punjab 13 BLD 3 CPM 1 SAD 9
Pondicherry 1 AIADMK 1
Rajasthan 25 BLD 24 INC 1
Sikkim 1 INC 1
Tamil Nadu 39 INC 14 CPI 3 AIADMK 17
DMK 2
INC(O) 3
Tripura 2 BLD 1 INC 1
Uttar Pradesh 85 BLD 85
Westbengalen 42 BLD 15 INC 3 CPM 17
AIFB 3
RSP 3
Unab. 1
Morarji Desai als Premierminister (1978)

Der überraschende Wahlsieg der Janata Alliance wurde weltweit überwiegend mit Erleichterung aufgenommen. Mit Besorgnis hatte man in den Ländern der westlichen Welt die Entwicklung Indiens zur Zeit des Ausnahmezustandes beobachtet. Indien hatte lange Zeit als mehr oder weniger erfolgreiches Modell der Entwicklung eines Dritte-Welt-Landes im Rahmen einer parlamentarischen Demokratie gegolten. Die Zeit des Ausnahmezustandes mit der „Diktatur“ Indira Gandhis war mit entsprechender Besorgnis gesehen worden. Umso größer war die Genugtuung, als die indischen Wähler, die in der Mehrheit Analphabeten waren und denen westliche Beobachter kaum ein differenziertes politisches Urteilsvermögen zutrauten, Indira Gandhi eine klare Absage erteilten und damit scheinbar ihre demokratische Reife bewiesen.[8][9] Auch von Seiten der Volksrepublik China wurde das Wahlergebnis begrüßt und die Hoffnung geäußert, dass sich die „pro-sowjetische“ Haltung Indiens dadurch ändern werde. Von Seiten der Sowjetunion versuchte man sich in Schadensbegrenzung und betonte, dass die guten indisch-sowjetischen Beziehungen nicht durch das Wahlergebnis beeinträchtigt würden.[10] Am 21. März 1977, einen Tag, nach dem Ende der Wahl und nachdem klar geworden war, dass die Kongresspartei die Wahlen verloren hatte, wurde der Ausnahmezustand aufgehoben. Am 24. März 1977 wurde Morarji Desai vom Congress (O), zum Premierminister und zum Parteiführer der Janata Alliance, die sich am 1. Mai 1977 offiziell unter dem Namen Janata Party zusammenschloss, gewählt. Kurz danach stellte er sein Kabinett der Öffentlichkeit vor.

  • G. G. Mirchandani: 320 Million Judges – Analysis of 1977 Lok Sabha and State Elections in India. Abhinav Publications, New Delhi, 1977 (ausführliche Darstellung der Ereignisse, englisch). ISBN 81-7017-061-3.
  • Myron Weiner: The 1977 Parliamentary Elections in India. Asian Survey, Vol. 17, No. 7 (Juli 1977), S. 619–626. JSTOR:2643409
  • Khousar J. Azam: The sixth general elections: a study of the election manifestos of the national parties. The Indian Journal of Political Science, Vol. 38, No. 3 (Juli–Sept. 1977), S. 375–394. JSTOR:41854806

Einzelnachweise

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  1. a b c d Election Results - Full Statistical Reports. Indian Election Commission (Indische Wahlkommission), abgerufen am 22. Dezember 2018 (englisch, Wahlergebnisse sämtlicher indischer Wahlen zur Lok Sabha und zu den Parlamenten der Bundesstaaten seit der Unabhängigkeit).
  2. a b Die sieben Gründungsparteien waren: Bharatiya Kranti Dal, Swatantra Party, Samyukta Socialist Party, Utkal Congress, Rashtriya Lok Tantric Dal, Punjab Khetibari Zhamindari Union, Haryan Sangash Samithi, nach G.G. Mirchandani: 320 Million Judges. Abhinav Publications, 1977, S. 83.
  3. viele Spötter sahen darin Indira und Sanjay Gandhi symbolisiert
  4. a b c d e f Myron Weiner: The Indian Elections – a Diary. (PDF; 3,4 MB) Center for International Studies, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge MA, Juni 1977.
  5. a b c Myron Weiner: The 1977 Parliamentary Elections in India. In: Asian Survey, Vol. 17, No. 7, Juli 1977, S. 619–626, JSTOR:2643409
  6. a b India. (PDF) In: ipu.org. Abgerufen am 19. Juli 2014 (englisch).
  7. G.G. Mirchandani: 320 Million Judges. Abhinav Publications, 1977, S. 261/262
  8. Indien: Das Ende der Angst. In: Der Spiegel. Nr. 14, 1977 (online).
  9. Clemens Jürgensmeier: Die 7. Parlamentswahlen in Indien (I): Ein triumphaler Sieg Indira Gandhis? In: Internationales Asienforum, Band 12, 1981, Nr. 1, S. 5–33. Volltext
  10. G.G. Mirchandani: 320 Million Judges. Abhinav Publications, 1977, S. 190–192