Philipp Erasmus von Liechtenstein

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Philipp Erasmus von Liechtenstein

Fürst Philipp Erasmus von Liechtenstein (* 11. September 1664 in Steyr; † 13. Januar 1704 bei Castelnuovo) war ein kaiserlicher Feldmarschallleutnant.

Liechtenstein war ein Sohn des Fürsten Hartmann von Liechtenstein (1613–1686) und dessen Ehefrau Sidonia Elisabeth, geborene Altgräfin zu Salm-Reifferscheidt (1623–1688). Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Hartmann begab er sich auf eine Kavalierstour, die ihn unter anderem nach Paris und Italien führte. Die beiden Brüder waren von 1684 bis 1685 an der Universität Siena immatrikuliert.[1]

Nach seiner Rückkehr trat er in die kaiserliche Armee ein und konnte sich 1683 beim Entsatz von Wien auszeichnen. Wie seine Brüder Anton Florian und Hartmann erhielt er nach dem Tod seines Vaters 100.000 Gulden aus dem Ertrag der Güter des ältesten Bruders, Fürst Maximilian II., welcher als Primogenitus der Gundakarischen Line das Kleine Majorat des Hauses Liechtenstein geerbt hatte.[2] Als Adjutant Herzog Karls von Lothringen nahm er 1686 bei der Belagerung von Ofen sowie 1687 in der Schlacht bei Mohács teil. 1688 wurde er zum Oberstleutnant im Infanterieregiment No. 36 (Leslie) befördert. Mit dem Regiment nahm er an der Belagerung von Belgrad teil und überstand den Angriff unverwundet. 1689 stieg er zum Oberst im Regiment auf. Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden ernannte ihn im gleichen Jahr zum Kommandanten der Festung Klausenburg, welche er 1690 erfolgreich verteidigte. 1692 machte er eine Staatsanleihe von 100.000 Gulden, wofür er während zehn Jahren Zinsen erhielt, und streckte für sein Regiment 30.000 Gulden vor. Nach dem Tod des Grafen Jakob Leslie wurde er Regimentschef. 1695 erfolgte seine Beförderung zum Generalfeldwachtmeister.

Am 8. August 1695 heiratete er in Lobositz Gräfin Christina Theresia zu Löwenstein-Wertheim (1665–1730), Witwe des Herzogs Albert von Sachsen-Weißenfels und Tochter des Grafen Ferdinand Karl zu Löwenstein-Wertheim (1616–1672) und dessen Ehefrau Anna Maria, geborene Gräfin zu Fürstenberg (1634–1705). Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor.

1696 erhielt er die Berufung als Generalkriegskommissar ad interim nach Ungarn. 1697 kam er mit seinem Regiment zur Armee des Prinzen Eugen von Savoyen, mit dem er an der Schlacht bei Zenta teilnahm. Anschließend bezog die Armee ihr Winterquartier und Liechtenstein führte die Kavallerie zur Überwinterung nach Pest. Auch nach dem Frieden von Karlowitz blieb er vorläufig in Ungarn, wo er am 31. Dezember 1700 zum Feldmarschallleutnant ernannt wurde.

Ende 1701 erhielt er den Befehl mit seinem Regiment nach Italien einzurücken, wo er 1702 eintraf. Er nahm an der Belagerung von Mantua teil und zeichnete sich in der Schlacht bei Luzzara aus. Die durch den Tod des Feldmarschalls Karl von Lothringen zurückweichenden Truppen brachte er zum Stehen und führte sie zum Gegenangriff. Dabei wurde er von fünf Kugeln getroffen. Nach seiner Genesung stand er am 13. Januar 1704 an der Brücke über die Bormida bei Castelnuovo, wo er als Nachhut den Übergang des kaiserlichen Heeres deckte. Er fiel in diesem Gefecht.

Einzelnachweise

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  1. Gernot Heiss: Ihro keiserlichen Mayestät zu Diensten... unserer ganzen fürstlichen Familie aber zur Glori. Erziehung und Unterricht der Fürsten von Liechtenstein im Zeitalter des Absolutismus. In: Evelin Oberhammer (Hrsg.): Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel. Das Fürstenhaus Liechtenstein in der frühen Neuzeit. Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1990.
  2. Georg Schmid: Das Hausrecht der Fürsten von Liechtenstein. Dissertation der Universität Zürich, 1978.