Pilotenmesser

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Pilotenmesser der deutschen Bundeswehr (von Hirschkrone, BW-TL-7340-0010)
Frühes Flieger-Kappmesser mit Marlspieker

Als Pilotenmesser (teilweise als „Überlebensmesser für Piloten“ umschrieben[1], im englischen Aircrew Survival Egress Knife – wörtlich: Flugzeugbesatzungs-Überlebens-Ausstiegsmesser) wird umgangssprachlich eine Kategorie von Messern bezeichnet, die nach einem Flugzeugabsturz, einer außerplanmäßigen Landung oder einem Notausstieg in der Luft – etwa einem Fallschirmabsprung oder einem Rettungsausstieg mit einem Schleudersitz – als Behelf zum Überleben dienen, um sich bis in Sicherheit durchzuschlagen.

Pilotenmesser können als eine Weiterentwicklung der so genannten Kappmesser betrachtet werden, vereinen aber auch Merkmale von Rettungsmessern und Survivalmessern.

Größere Bekanntheit erlangten die 1936 durch die Solinger Metallwaren-Fabrik für die Luftwaffe entwickelten Fliegerkappmesser. Diese Messer wurden zunächst ausschließlich an Luftfahrzeugbesatzungen und Fallschirmjäger der Wehrmacht ausgegeben und dienten als Rettungsmesser.[2] Im Laufe des Zweiten Weltkrieges erweiterte sich der Einsatzbereich dieses Messers jedoch deutlich. Bedingt durch die schweren Kämpfe an der Ostfront wurden die Fliegerkappmesser 1944 auch an die an der Ostfront eingesetzte 1. Skijägerdivision ausgegeben. Auch SS-Verbände hatten zentralisierte Bestände dieser „Sondermesser“, welche vor Angriffen gegen die russische Front an die Spitzenzüge ausgegeben wurden.[3][4] Nachkriegsversion(en) dieses Messers wurden – jetzt wieder in ihrer ursprünglichen Verwendung – noch von 1958 bis 2017 bei der Luftwaffe verwendet.

Militärische Pilotenmesser werden entweder von der Truppe gestellt, können aber auch als „persönliche Ausrüstung“ von den Besatzungen individuell angeschafft werden.

Moderne Pilotenmesser verfügen über eine Reihe von Funktionen, die dabei helfen, sich aus einem Flugzeug zu befreien, z. B. ein integrierter Hammerkopf, um Acrylglas-Cockpitfenster zu zerbrechen oder die Aluminiumhaut eines Flugzeugs zu durchstoßen.[5] Es kann auch als Schraubendreher verwendet werden. Oft ist eine separate Klinge zum Durchtrennen von Sicherheits- oder Fallschirmgurten („Gurtschneider“) und weiteres Zubehör integriert.

Eine Tendenz zu einer bestimmten Bauart der Messer ist nicht festzustellen, jedoch sind die Klingenerle oft durchgehend, und mit den Klingen ist Batoning möglich. Auch Sägerücken sind anzutreffen. Manche Varianten verfügen über Löcher am Griff und lassen sich mit einer beigefügten Schnur und einem Ast zu einem Speer (zur Jagd oder Verteidigung) umfunktionieren.

Altes U.S.-Air-Force Survival Knife

Beispiele für Pilotenmesser sind: das US-Air-Force-Kampf- und Pilotenmesser (ASEK),[6], das Fällkniven F1 der Schwedischen Luftstreitkräfte (Flygvapnet), das Gerber LMF II ASEK, oder das Messer der Bundeswehr für Piloten und Fallschirmspringer nach BW-TL-7340-0010,[7] das bis 1983 von Puma und anschließend von Hirschkrone[8] produziert wurde.

  • A. E. Hartink, Michael Störmer: Messer-Enzyklopädie. Dörfler, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-078-7.
  • Jan-Peter Brüning: Flieger-Kappmesser : Waffe, Werkzeug, Tradition. Wieland, Bad Aibling 2021, ISBN 3-948264-08-2.
  • Pat Farey, Bernd Rolff: Messer eine illustrierte Enzyklopädie über Messer für die Jagd, den Kampf und das Überleben. Motorbuch, Stuttgart 2004, ISBN 3-7276-7147-5.
  • James C. Jones: The ultimate book of survival gear a guide to choosing the products that will help you stay alive and thrive. Skyhorse Publishing, New York, N.Y. 2021, ISBN 1-5107-5309-5.
  • James Morgan Ayres, Mykel Hawke: Tactical knife : a comprehensive guide to designs, techniques, and uses. Skyhorse Publishing, New York, N.Y. 2014, ISBN 1-62873-701-8.
  • Oliver Lang: Handbuch Messer: 101 Dinge, die Sie schon immer über Messer wissen wollten. 1. Auflage. GeraMond, München 2021, ISBN 3-96453-276-2.
  • Gérard Pacella, Marko Schweizer: 100 legendäre Messer. Motorbuch, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-613-02856-2.
  • Parey (Hrsg.): Militär-Messer : das Sonderheft zur Ausrüstung der Militär- und Spezialeinheiten. Parey, 1998, ISBN 3-89715-211-8.

Einzelnachweise

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  1. Oliver Lang: "Handbuch Messer", GeraMond Verlag, 2021, ISBN 978-3-96453-020-2, S. 92 [1]
  2. Chris McNab: Hitler's eagles: the Luftwaffe, 1933–45. Osprey, Oxford 2012, ISBN 978-1-78096-283-2, S. 119.
  3. Brüning, Jan-Peter: Das Flieger-Kappmesser. 4. Auflage. Eigenverlag, Stuttgart 2019 (ww2wrecks.com).
  4. Zeitschrift für Heereskunde. Band 52. Deutsche Gesellschaft für Heereskunde, 1988.
  5. Oliver Lang: "Handbuch Messer", GeraMond Verlag, 2021, ISBN 978-3-96453-020-2, S. 321 [2]
  6. Army developing new aircrew survival knife. 10. März 2007, archiviert vom Original am 10. März 2007; abgerufen am 16. April 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www4.army.mil
  7. TL 7340-0010. 7. November 2017, abgerufen am 17. November 2023.
  8. Automesser Biographie. Abgerufen am 21. Dezember 2023.