Präexzitation

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Klassifikation nach ICD-10
I45.6 Präexzitations-Syndrom
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)
EKG beim WPW. Delta-Wellen (in C6) als linksseitige Schulter des QRS-Komplexes

Unter Präexzitation versteht man in der Rhythmologie eine vorzeitige Erregung der Herzkammer über eine antegradleitende, angeborene Bahn, die parallel zum AV-Knoten liegt. Über diese Bahn können Herzrhythmusstörungen wie AV-Reentrytachykardien (AVRT) hervorgerufen werden.

Im EKG findet sich oft das typische Zeichen der Delta-Welle, einen buckelförmigen verlangsamten Aufstrich, Schulter genannt, im Beginn der R-Zacke mit dadurch verkürzter PQ-Zeit.

Die erste entdeckte Form war das offene Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom). Unter diesem Oberbegriff werden die, auch Präexzitationssyndrome genannten, Erkrankungen zusammengefasst. Es zählen hierzu

  • offenes WPW-Syndrom,
  • verborgenes WPW-Syndrome,
  • Permanente junktionale Reentrytachykardie (PJRT, Syn.: permanent junctional reciprocating tachycardia, permanente junktionale reziproke Tachykardie/ permanente junktionale Umkehrtachykardie[1]) und
  • Lown-Ganong-Levine-Syndrom (LGL-Syndrom).

Bei laufender Tachykardie wird je nach Laufrichtung der kreisenden Erregung zwischen orthodrom und antidrom unterschieden. Bei orthodromer AVRT läuft die Erregung von den Vorhöfen zu den Kammern über das physiologische Erregungsleitungssystem und die Rückleitung von den Kammern zu den Vorhöfen über die akzessorische Leitungsbahn. Bei antidromer AVRT verhält es sich in gegenteiliger Richtung. Bei antidromer AVRT ist auch eine Rückleitung über eine weitere akzessorische Leitungsbahn mit kompletter Aussparung des Erregungsleitungssystems möglich. Die genannte Beschreibung ist unabhängig von der relativen Lage der akzessorischen Leitungsbahn zum AV-Knoten.[2]

Präexzitationssyndrome
Name Leitung AVRT EKG bei SR EKG bei Tachykardie Bemerkung
Offenes
WPW-Syndrom
(Kent-Bündel)
antegrad (konstant) und retrograd orthodrom PQ-Strecke <120 ms
Delta-Welle mit verbreitertem QRS
schmaler QRS
negative P-Welle nach QRS meist in I
häufigste Form.
bei einer Subgruppe mit kurzer Refraktärzeit der Bahn kann VHF übergeleitet werden und zu VF führen
antidrom
(selten)
Breiter QRS-Komplex
Offenes
WPW-Syndrom
(Mahaim-Faser)
antegrad (dekrementell = langsam und verzögernd) antidrom manchmal kleine Delta-Welle maximale Präexzitation
Negative P-Wellen meist von QRS verdeckt
keine sichere Unterscheidung zur ventrikulären Tachykardie
Verborgenes
WPW-Syndrom
retrograd orthodrom unauffällig schmaler QRS
keine P-Welle
50 % der WPW-Syndrome, kein Risiko für VF
Permanente junktionale Reentrytachykardie retrograd, dekrementell orthodrom unauffällig schmaler QRS
P-Wellen negativ II, III, aVF,
Tachykardie läuft immer wieder an, wird oft nicht bemerkt, kann zur Tachykardiomyopathie führen, häufig bei Kindern
LGL-Syndrom
(James-Bündel)
antegrad keine verkürzte PQ-Strecke ohne Delta-Welle keine ohne Krankheitswert

Literatur und Quellen

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  • Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2007, S. 254–256.
  • Mewis, Riessen, Spyridopoulos (Hrsg.): Kardiologie compact – Alles für Station und Facharztprüfung. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart, New York 2006, ISBN 3-13-130742-0, S. 564–568 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • R. Klinge: Das Elektrokardiogramm – Leitfaden für Ausbildung und Praxis. 7. Auflage. Thieme, Köln 1997, ISBN 3-13-554007-3, S. 259–261 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

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  1. Beckers Abkürzungslexikon: PJRT. Abgerufen am 15. April 2009.
  2. Angelika Lindinger, Thomas Paul (Hrsg.): EKG im Kindes- und Jugendalter : EKG-Basisinformationen, Herzrhythmusstörungen, angeborene Herzfehler im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. 7., vollst. überarb. Auflage. Thieme, Stuttgart 2015, ISBN 978-3-13-475807-8, S. 206-210.