Enders-Reagenz

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Strukturformel
Strukturformel von SAMP
Allgemeines
Name Enders-Reagenz
Andere Namen
  • SAMP
  • (S)-(−)-1-Amino-2-methoxy-methylpyrrolidin
  • RAMP
  • (R)-(+)-1-Amino-2-methoxy-methylpyrrolidin
Summenformel C6H14N2O
Kurzbeschreibung

hellgelbe Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
  • 187035-29-6 (unspez.)
  • 59983-39-0 (SAMP)
  • 72748-99-3 (RAMP)
PubChem 143663
Wikidata Q1340366
Eigenschaften
Molare Masse 130,21 g·mol−1
Dichte

0,97 g·cm−3 (25 °C)[2]

Siedepunkt

186–187 °C[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3][1]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Als Enders-Reagenz bezeichnet man die beiden stereoisomeren chemischen Verbindungen (S)-(−)- und (R)-(+)-1-Amino-2-methoxymethylpyrrolidin, die häufig SAMP oder RAMP abgekürzt werden. Benannt sind die beiden Stickstoff-Heterocyclen nach Dieter Enders. Sie werden als chirale Auxiliare eingesetzt, d. h. als Hilfsstoffe, die durch ihre eigene stereochemische Information bei einer chemischen Synthese die Reaktion zu einem erwünschten Endprodukt mit festgelegter Stereochemie steuern und anschließend wieder abgespalten werden (können).

SAMP wird in einer vierstufigen Synthese aus L-Prolin [Synonym: (S)-Prolin] hergestellt.[4] Das Enantiomer von SAMP – also (R)-(+)-1-Amino-2-methoxymethylpyrrolidin (RAMP) – kann aus D-Prolin [Synonym: (R)-Prolin] oder (R)-Glutaminsäure in einer sechsstufigen Synthese hergestellt werden.[4]

Eine gaschromatographische Methode zur Bestimmung der Enantiomerenreinheit von SAMP und RAMP wurde in der Literatur beschrieben.[5]

SAMP und RAMP werden in der enantioselektiven Synthese als chirale Auxiliare eingesetzt. Unter Anwendung der SAMP-/RAMP-Hydrazonmethode können in α-Stellung chiral alkylierte Ketone und Aldehyde mit guten Enantiomeren- und Diastereomerenüberschüssen synthetisiert werden. Die Reaktion beruht auf der Bildung des Hydrazons aus dem chiralen Auxiliar und dem Edukt, einem Keton oder Aldehyd. Der Sauerstoff der Methoxygruppe wirkt chelatisierend zum Lithiumion von enolatbildenden Basen wie Lithiumdiisopropylamid. Dadurch wird die Stereoinformation, die Stellung der Methoxygruppe, auf das Produkt induziert. Die intermediären Produkte sind Hydrazone, welche mittels Ozonolyse in die Endprodukte überführt werden. Das Auxiliar fällt dabei als Nitroderivat an und kann mit Zink und Essigsäure zum Hydrazin (SAMP bzw. RAMP) reduziert, also rezykliert werden. Viele Naturstoffe, vor allem Pheromone, z. B. (S)-(+)-4-Methyl-3-heptanon, ein Alarmpheromon der Blattschneiderameisen, konnten erfolgreich synthetisiert werden.[6]

  • Dieter Enders, Karl-Erich Jaeger: Asymmetric Synthesis with Chemical and Biological Methods. Verlag Wiley-VCH, ISBN 3-527-31473-3.

Einzelnachweise

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  1. a b c Datenblatt (S)-(−)-1-Amino-2-(methoxymethyl)pyrrolidine bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 3. November 2016 (PDF).
  2. a b Datenblatt RAMP bei Merck, abgerufen am 9. April 2010.
  3. Datenblatt (R)-(+)-1-Amino-2-(methoxymethyl)pyrrolidine bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 3. November 2016 (PDF).
  4. a b A. Job, C. F. Janeck, W. Bettray, R. Peters, D. Enders: The SAMP/RAMP-Hydrazone Methodology in Asymmetric Synthesis, in: Tetrahedron, 2002, 58, S. 2253–2329. doi:10.1016/S0040-4020(02)00080-7
  5. Kurt Günther, Jürgen Martens und Maren Messerschmidt: Gas Chromatographic Separation of Enantiomers: Determination of the Optical Purity of the Chiral Auxiliaries (R)- and (S)-1-Amino-2-methoxymethylpyrrolidine, in: Journal of Chromatography A, 1984, 288, S. 203–205, doi:10.1016/S0021-9673(01)93696-9.
  6. Dieter Enders, Helmut Kipphardt, and Peter Fey: Asymmetric Syntheses using the SAMP-/RAMP-Hydrazone Method: (S)-(+)-4-Methyl-3-Heptanone In: Organic Syntheses. 65, 1987, S. 183, doi:10.15227/orgsyn.065.0183; Coll. Vol. 8, 1993, S. 403 (PDF).