Merck KGaA

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Merck KGaA

Logo
Rechtsform Kommanditgesellschaft auf Aktien
ISIN DE0006599905
Gründung 1668[1]
Sitz Darmstadt, Deutschland Deutschland
Leitung
Mitarbeiterzahl 62.908 (Merck-Konzern)[2]
Umsatz 21,0 Mrd. Euro (Merck-Konzern)[2]
Branche Chemie- und Pharmaindustrie
Website merckgroup.com
Stand: 31. Dezember 2023
Zentrale der Merck KGaA in Darmstadt.
V. l. n. r. Merck-Pyramide (im November 2014 abgerissen), „Grüner Turm“ von Friedrich Pützer (1905) und „Adlerhorst“ (Bürobereich der Geschäftsführung)

Die Merck KGaA (in Nordamerika MilliporeSigma, EMD Serono und EMD Electronics) ist ein deutsches Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie mit Sitz in Darmstadt. Die heutige Merck KGaA ist unabhängig vom US-amerikanischen Pharmakonzern Merck & Co., Inc. (im Rest der Welt Merck Sharp and Dohme (MSD)). Beide Unternehmen sind auf die deutsche Industriellen-Familie Merck zurückzuführen, welche die Merck & Co., Inc. (heute Merck Sharp and Dohme (MSD)) bis zum Ersten Weltkrieg als Tochtergesellschaft von E. Merck (heute Merck KGaA - in Nordamerika MilliporeSigma) betrieb. Infolge des Krieges wurde die Merck & Co., Inc. (heute Merck Sharp and Dohme (MSD)) durch Enteignung ein eigenständiges Unternehmen.

Die deutsche Merck verlor durch die Enteignung der US-Tochter die Rechte am Namen Merck in Nordamerika und darf diesen dort nicht mehr verwenden. Daher treten die drei Unternehmensbereiche der deutschen Merck KGaA in Nordamerika unter den Namen MilliporeSigma, EMD Serono und EMD Electronics auf. Im Ausland firmiert die US-amerikanische Merck & Co., Inc. als Merck Sharp & Dohme (MSD).[3]

Die Anfänge von Merck gehen bis zum Jahr 1668 zurück. Merck gilt damit als das älteste pharmazeutisch-chemische Unternehmen der Welt. Im Gegensatz zu den meisten größeren Konkurrenten ist Merck weiterhin sowohl in der Chemie- als auch in der Pharmaindustrie tätig.

Unternehmensentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Historische Entwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mercksche Engelapotheke in Darmstadt Ende des 18. Jahrhunderts

Am 26. August 1668 erhielt Friedrich Jacob Merck die Erlaubnis, eine Apotheke in Darmstadt zu betreiben. Die Engelapotheke gehört bis heute der Familie Merck. Heinrich Emanuel Merck begann 1827, selbst isolierte Wirkstoffe, u. a. Alkaloide wie Morphin, zu vertreiben. Mit seinen Söhnen gründete er 1850 ein Gemeinschaftsunternehmen (E. Merck Darmstadt), das 1860 bereits 800 verschiedene Produkte anbot. Es gilt als besondere Neuerung, dass Merck nach verbindlich formulierten Reinheitsstandards arbeitete. Ab 1889 veröffentlichte das US-amerikanische Tochterunternehmen Merck & Co., Inc., den Merck Index, ein Standardwerk für Stoffeigenschaften der wichtigsten Arzneistoffe, Chemikalien, Drogen und biochemischen Stoffe. In der 15. Auflage, die mittlerweile von der Royal Society of Chemistry herausgegeben wird, enthält der Merck Index über 10.000 Monographien zu einzelnen Substanzen oder Wirkstoffklassen.[4]

Produktion in der Fabrik von 1886

Im 19. Jahrhundert war Merck vermutlich das umsatzstärkste Pharmaunternehmen im Deutschen Reich. 1894 wurde das erste Schilddrüsenpräparat weltweit entwickelt. Um die Jahrhundertwende wandelte sich Merck von einer „Großapotheke“ für Naturstoffe zu einem Unternehmen für synthetische Wirkstoffe. So wurde 1903 das Schlafmittel Veronal eingeführt – das weltweit erste Barbiturat.

In den Jahren 1903/1904 zog das nun auf über 1000 Mitarbeiter gewachsene Unternehmen in neue Betriebsstätten im Norden Darmstadts. Von 1906 bis 1918 gehörte Merck zu einem gegen die IG Farben gerichteten, größeren Herstellungs-, Einkaufs- und Preiskartell. Bis zum Ersten Weltkrieg erhöhten sich Mitarbeiterzahl und Umsatz stark. Bereits ab 1887 bestand eine Verkaufsniederlassung in den USA, die 1908 in die formal eigenständige, aber weiterhin eng mit dem Mutterunternehmen verbundene Aktiengesellschaft Merck & Co. umgewandelt wurde. Nach Kriegseintritt der USA wurde Merck & Co. beschlagnahmt und 1919 an ein Konsortium um das Familienmitglied Georg Merck verkauft, der die Niederlassung bereits früher geleitet hatte und US-Bürger geworden war. Als Folge dieser Beschlagnahme darf weder die deutsche E. Merck in Nordamerika unter dem Namen Merck auftreten, noch das US-Unternehmen außerhalb Nordamerikas.

Hauptlaboratorium (1936)

Im Ersten Weltkrieg produzierte E. Merck kriegswichtige medizinische Güter, aber auch Gasmasken und Munition. Eine Neuentwicklung war das Opioid Eukodal (Oxycodon). 1920 bestand die Geschäftsleitung erstmals nicht ausschließlich aus Familienmitgliedern. Ab 1927 wurde ein Vitamin-D-Präparat vermarktet, 1936 folgte als Weltneuheit Vitamin B1.

1939 hatte Merck 4000 Mitarbeiter. Die Unternehmensleitung lag ab 1932 – und bis 1959 – bei Karl Emanuel Merck, NSDAP-Mitglied seit 1933 und während der Zeit des Nationalsozialismus ein Wehrwirtschaftsführer. Ab 1942 wurde der Einfluss der Familie auf die Betriebsführung geringer zugunsten des strikt nationalsozialistischen Direktoriumsmitglieds Bernhard Pfotenhauer, ebenfalls zum Wehrwirtschaftsführer ernannt.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden ab 1941 Zwangsarbeiter aus Westeuropa eingesetzt, ab 1942 auch Ostarbeiter, um unter anderem kriegswichtige Pharmazeutika und chemische Pflanzenschutzmittel zu produzieren. Die osteuropäischen Arbeitskräfte waren kaserniert und wurden schlechter bezahlt und behandelt als die Stammbelegschaft; von schweren Übergriffen wird nicht berichtet. Merck hatte eine nennenswerte Beteiligung an dem Unternehmen Elektrochemische Werke München, Dr. Adolph, Albert Pietzsch & Co. (EWM), das vom späteren Leiter der Reichswirtschaftskammer Albert Pietzsch geleitet wurde. EWM produzierte Spezialbrennstoffe für U-Boote, Torpedos und Raketen. Am 12. Dezember 1944 wurde Merck von einem Luftangriff getroffen, der 60 Mitarbeiter tötete und die Produktionskapazität zu über 70 Prozent zerstörte. Merck ist dem Entschädigungsfonds der deutschen Wirtschaft beigetreten und ist darüber hinaus vor allem in Belarus um Wiedergutmachung bemüht.

Luftaufnahme des Werkes in Gernsheim am Rhein

Merck erhielt im April 1945 eine erste neue Produktionsgenehmigung. Das Firmenvermögen wurde beschlagnahmt (bis 1948) und eine externe Werksleitung eingesetzt. Ende 1945 wurden 2290 Mitarbeiter beschäftigt. In den 1950er und 1960er Jahren wurden viele neue Wirkstoffe auf den Markt gebracht (u. a. Oxymetazolin/Nasivin, die Antibabypille Aconcen, Lichtschutzsubstanzen). Die Forschung an Flüssigkristallen wurde aufgenommen, für das Werk Darmstadt eine technologisch führende Kläranlage gebaut und mit dem Aufbau der zweitgrößten Konzern-Betriebsstätte in Gernsheim begonnen (u. a. Produktion von Perlglanzpigmenten und Thioglycolsäure).

Die Flüssigkristallforscher Matthias Bremer, Melanie Klasen-Memmer und Kazuaki Tarumi bei der Verleihung des Deutschen Zukunftspreises 2003 durch Bundespräsident Johannes Rau

Aconcen wurde 1970 vorsichtshalber vom Markt genommen; im selben Jahr wurde Hans Joachim Langmann Vorsitzender der Geschäftsführung. Der Umsatz betrug umgerechnet 358 Millionen €; 2000 lag der Wert bei 6,74 Milliarden €. 1972 erwarb Merck die Hälfte der italienischen Bracco-Gruppe (Verkauf im Jahr 2000). Das Wurmmittel Praziquantel erhielt 1985 den Galenus-von-Pergamon-Preis. In den 1980er Jahren waren mit Otto Esser und Hans Joachim Langmann zwei Mitglieder der Geschäftsführung in Spitzenpositionen der deutschen Unternehmerverbände tätig. Merck übernahm 1991 die französische Lipha, das den Blockbuster Glucophage (Wirkstoff: Metformin) einbrachte.

Früheres Logo der Merck KGaA bis 13. Oktober 2015

An dem nun als Merck KGaA organisierten Unternehmen verkaufte die Familie 1995 26 % der Anteile an Kommanditaktionäre. Der Rest liegt bei der Familie, die als Komplementär der E. Merck OHG fungiert. 1996 übernahm Merck Flüssigkristall-Tätigkeiten von Hoffmann-La Roche. Acamprosat erhielt 1999 den Galenus-von-Pergamon-Preis. 2001 musste das Unternehmen 9,2 Mio. € Strafe wegen unerlaubter Preisabsprachen im Vitaminmarkt zahlen. Merck-Forscher erhielten 2003 den Deutschen Zukunftspreis für ihre Arbeiten zu Flüssigkristallen.

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts befindet sich Merck in einem Konzernumbau. 2004 verkaufte Merck unter anderem Biomet Merck (Knochenersatzmaterialen, Implantate) und VWR International (Labordistribution). Merck war 2006 schuldenfrei und versuchte, den Berliner Konkurrenten Schering AG gegen dessen Willen zu übernehmen. Die Übernahme misslang, das Engagement war aber ein finanzieller Erfolg.

2006/7 übernahm Merck mit Serono für umgerechnet 10,6 Mrd. € das damals drittgrößte Biotechnologie-Unternehmen der Welt. Die in Genf beheimatete Serono war in den vier Therapiegebieten Kinderwunsch, multiple Sklerose, Wachstum und Stoffwechsel sowie Schuppenflechte tätig.[5] Zur Finanzierung wurde die umsatzstarke Generika-Sparte an Mylan verkauft. Sie machte im Geschäftsjahr 2006 29 % des Umsatzes der Merck-Gruppe aus mit fast 5'000 Mitarbeitenden und Verkäufen in über 90 Ländern.[6] Der Anteil der Familie Merck an der Merck KGaA liegt seitdem bei 70 %. 2010 gelang ebenfalls die Übernahme des US-Laborausrüsters Millipore Corp.[7] Weitere Übernahmen betrafen 2014 die britische Spezialchemiefirma AZ Electronic Materials[8][9], 2015 das große US-Unternehmen Sigma-Aldrich (13,1 Mrd. €)[10] und 2019 den US-Halbleiterzulieferer Versum (6,5 Mrd. €). Gesetzeskonform in den 1950er bis 1970er Jahren im Werk Gernsheim entsorgte Rückstände der Lindan-Produktion mussten in den letzten Jahren mit hohem Aufwand rückgeholt und fachgerecht verbrannt werden.[11][12]

Die Merck KGaA heute

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Luftaufnahme des Stammsitzes von Merck in Darmstadt, aufgenommen aus südöstlicher Richtung

Für das Unternehmen sind rund 58.100 Mitarbeiter tätig, davon 13.300 in Deutschland. Am Hauptsitz in Darmstadt arbeiten 11.000 Beschäftigte. Dort findet auch die Hauptausbildung mit rund 600 Auszubildenden statt.[13] Die Merck KGaA ist in 66 Ländern mit 227 Gesellschaften vertreten.[14]

Jon Baumhauer, Volker Bouffier, Angela Merkel und Karl-Ludwig Kley (v. l. n. r.) am 23. September 2010 bei Merck in Darmstadt

Die Kapitalmehrheit der KGaA liegt bei der als Komplementär auftretenden E. Merck KG, die von der Familie Merck geleitet wird und die strategischen Leitlinien des Konzerns vorgibt. Das Kapital der E. Merck KG wird zu rund 70 % überwiegend von stillen Gesellschaftern der Familie Merck (217 Mitglieder; Stand Oktober 2009) gehalten. Davon bilden 130 die Gesellschafterversammlung, die wiederum den Familienrat bestimmt.[1][15]

Der Familienrat ist das gesellschaftsrechtliche Gremium der E. Merck KG. In ihm werden die Mitglieder des Gesellschafterrates und der Vorsitzende der Geschäftsleitung der Merck KGaA sowie sein Stellvertreter bestimmt und Entscheidungen von grundsätzlicher Bedeutung für das Unternehmen getroffen. Vorsitzender des elfköpfigen Gremiums ist Frank Stangenberg-Haverkamp.

Die Hauptversammlung am 8. April 2011

Der Gesellschafterrat hat eine dem Aufsichtsrat einer Aktiengesellschaft ähnliche Funktion. Er überwacht die Geschäftsführung der E. Merck KG und der Merck KGaA. Für wesentliche Geschäfte der KGaA bedarf es der Zustimmung durch den Gesellschafterrat, der zudem die Mitglieder der Geschäftsleitung der KGaA bestellt und abberuft. Im Gesellschafterrat sitzen sowohl Familienmitglieder als auch externe Mitglieder wie beispielsweise Rolf Krebs und Theo Siegert.[16] Vorsitzender des neun Mitglieder umfassenden Gesellschafterrates ist Johannes Baillou. Stangenberg-Haverkamp und Baillou sind Nachfahren in der elften Generation von Friedrich Jacob Merck und aufgrund ihrer Funktion die obersten Repräsentanten der Unternehmerfamilie Merck.[17][18]

Die Merck KGaA ist in drei Unternehmensbereiche aufgeteilt: Healthcare (Pharma), Life Science (Laborchemie) und Electronics (Spezialchemie und Halbleiter).

Entwicklung von Kennzahlen des Merck-Konzerns

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
in Euro[19] 2018 2019 2020 2021 2022 2023
Umsatz 14,84 Mrd. 16,15 Mrd. 17,53 Mrd. 19,69 Mrd. 22,23 Mrd. 20,99 Mrd.
Ergebnis v. St. 1,7 Mrd. 2,0 Mrd. 3,2 Mrd. 4,3 Mrd. 5,1 Mrd 4,0 Mrd
Bilanzsumme 37,4 Mrd. 44,2 Mrd. 42,2 Mrd. 45,8 Mrd. 49,0 Mrd. 49,1 Mrd.
Dividende je Aktie 1,25 1,30 1,40 1,85 2,20 2,20
Mitarbeiter 51.713 57.036 58.096 60.334 64.232 62.908

Aktie und Anteilseigner

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Merck Kommanditgesellschaft auf Aktien ist mehrheitlich in Familienbesitz. Über die E. Merck KG als Komplementär hält die Familie Merck rund 70 % des Gesamtkapitals. Die restlichen 30 % des Kapitals laufen auf die Aktien der Kommanditaktionäre. Seit 1995 werden die Aktien an der Börse gehandelt und sind seit dem 15. Juni 2007 im DAX an der Frankfurter Wertpapierbörse vertreten.

Die Anzahl der öffentlich gehandelten Stückaktien beträgt rund 129 Millionen.[20] Meldepflichtige Streubesitzaktionäre sind Stand Mai 2024 mit einem Anteil zwischen 5 bis 10 % „BlackRock“ und „Sun Life Financial“ sowie drei Institutionen mit jeweils 3 bis 5 %.[21]

Geschäftsbereiche

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Health-Care-Segment gliedert sich in drei Geschäfte: Merck Serono, Allergopharma und Biosimilars. Das Consumer-Health-Geschäft wurde 2018 für 3,4 Milliarden Euro an Procter & Gamble veräußert. Es hatte im Jahr davor einen Umsatz von 911 Millionen Euro generiert.[22]

Biopharma, bis 2015 Merck Serono, entstand 2007 mit der Übernahme des Schweizer Biotechnologie-Unternehmens Serono und anschließender Fusion mit der eigenen Pharmasparte Merck Ethicals. Biopharma vertreibt und produziert verschreibungspflichtige Originalpräparate auf den Gebieten:

Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind Onkologie, neurodegenerative Erkrankungen und Rheumatologie.

In der Onkologie arbeitet Merck z. B. an der Forschung und Entwicklung von Therapien, die zielgerichtet auf Krebszellen wirken, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Die Entwicklungsprojekte nutzen das Potenzial von Immunologie, Biotechnologie und Molekularbiologie, um den Körper bei seinem eigenen Kampf gegen Krebszellen zu unterstützen. Das Ziel sind effektive Therapien, mit geringen Nebenwirkungen, die Überlebenszeit der Patienten verlängern und ihre Lebensqualität verbessern.

Merck forscht dabei auf vier Hauptgebieten:

  • monoklonale Antikörper, die das Krebswachstum blockieren sollen
  • Immunzytokine, die Tumorzellen erkennen und eine lokale Immunantwort hervorrufen sollen
  • Angiogenesehemmer, die Tumoren „aushungern“ sollen, indem sie von der weiteren Versorgung mit Nährstoffen abgeschnitten werden.
  • Anti-PD-L1-Antikörper (Immuncheckpoint-Inhibitor)[24]

Zu den wichtigsten Entwicklungssubstanzen gehörte bis Ende 2015 das Hypoxie-aktivierte Molekül Evofosfamid (zuvor TH-302).[25]

Consumer Health (Selbstmedikation)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Consumer-Health-Geschäft produzierte und vertrieb nicht-verschreibungspflichtige Medikamente (OTC-Arzneimittel) und Nahrungsergänzungsmittel. Beispiele sind Nasivin, Bion3, das Vitaminpräparat Multibionta, Cebion, Kohle-Compretten, Femibion, Kidabion, Neurobion, Epamax und Kytta-Salbe. Im April 2018 gab das Unternehmen bekannt, dass die Sparte für 3,4 Mrd. € an Procter & Gamble verkauft wurde. Die Transaktion wurde im vierten Quartal 2018 vollzogen.[26]

Das Allergopharma-Geschäft umfasste Produkte zur Behandlung von Allergien. Das Tochterunternehmen Allergopharma wurde 1969 gegründet und war ein vollständiges Mitglied der Merckgruppe.[27] Im Februar 2020 gab Merck bekannt, dass Merck Allergopharma an die Dermapharm Holding SE verkauft.[28]

Der Geschäftsbereich Biosimilars umfasste die Entwicklung und Herstellung von Biosimilar-Arzneimitteln. Der Geschäftsbereich Biosimilars wurde 2017 an Fresenius Kabi veräußert[29].

Das Werk Gernsheim mit rund 700 Mitarbeitern[30]

Das Life-Science-Segment besteht aus dem Geschäft Merck Millipore und dem Life-Science-Portfolio des 2015 übernommenen Sigma-Aldrich. Zu den Kernmarken gehören Millipore, Milli-Q, Sigma, SAFC und BioReliance.

Merck Millipore

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Merck Millipore entstand 2010 nach Abschluss der Übernahme der US-amerikanischen Firma Millipore.[7] In dieser Sparte wurden alle Aktivitäten von Millipore und große Teile der ehemaligen Merck-Sparte Performance & Life Science Chemicals zusammengelegt. Merck Millipore besteht aus drei Geschäftseinheiten (Business Units): Bioscience, Lab Solutions und Process Solutions. Die Geschäftseinheit Bioscience beschäftigt sich mit Lösungen und Reagenzien für die Proteinforschung und die Zellbiologie, Zellkulturlösungen, sowie Produkten und Dienstleistungen zur Entwicklung biopharmazeutischer Wirkstoffe. Laborchemikalien und andere Materialien für Forschung, Wissenschaft und Industrie, Produkte und Dienstleistungen zur Probenentnahme und Test-Kits für die Pharma-, Lebensmittel- und Diagnostika-Industrie, sowie Produkte, Verbrauchsmaterialien und Dienstleistungen rund um hochreines Laborwasser für Wissenschaft und Industrie sind der Tätigkeitsbereich von Lab Solutions. Bei Process Solutions stehen Produkte und Dienstleistungen für die Produktion von chemischen und biopharmazeutischen Wirkstoffen im Vordergrund.

Sigma-Aldrich war ein eigenständiges US-amerikanisches High-Tech-Unternehmen mit Aktivitäten in den Bereichen Laborausrüstung und Hochleistungsmaterialien.

Liquid Crystals (Flüssigkristalle)

Merck ist einer der weltgrößten Hersteller von Flüssigkristallen, die für die Herstellung von Flüssigkristallanzeigen (LCD) benötigt werden. Der Weltmarktanteil liegt bei über 60 %. Das Unternehmen gilt damit als ein sogenannter Hidden Champion.[31]

Seit einigen Jahren entwickelt und vertreibt Merck auch Materialien für die Herstellung von organischen Leuchtdioden (OLED).

Semiconductor Solutions (Halbleitermaterialien)

Merck ist ein Hersteller von Materialien für die Halbleiterindustrie und beliefert Computer-Chip-Hersteller mit Materialien und Lösungen für Prozessschritte wie z. B. Patterning/Lithographie, Planarisierung sowie Ätz-Gase

Pigments & Cosmetics (Pigmente und Kosmetik)

In diesem Geschäftsfeld sind alle Aktivitäten für Pigmente in Lacken, Druck- und Kunststoffanwendungen, im Bereich der Sicherheitstechnik (beispielsweise Fälschungsschutz), Pigmente für Anwendungen im Lebensmittel- und Pharma-Bereich, funktionale Materialien, sowie Kosmetikwirkstoffe und -pigmente gebündelt.

Gesellschaftliches Engagement

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen Teil des unternehmerischen Gewinns spendet Merck für gemeinnützige gesellschaftliche Zwecke. Ein gefördertes Projekt ist beispielsweise das Merck-Praziquantel-Spendenprogramm, bei dem Merck gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Bilharziose bei afrikanischen Schulkindern bekämpft. Merck stellt dabei seit 2007 insgesamt 200 Millionen Tabletten mit dem Wirkstoff Praziquantel kostenlos zur Verfügung. Damit können 27 Millionen Kinder behandelt werden.[32] Anfang 2012 gab das Unternehmen bekannt, sein zunächst auf zehn Jahre ausgelegtes Engagement im Kampf gegen Bilharziose unbefristet bis zur Ausrottung der Krankheit in Afrika fortzusetzen. Dazu ist geplant, die Anzahl der jährlich gespendeten Praziquantel-Tabletten auf mittelfristig bis zu 250 Millionen zu erhöhen.[33][34] Stand 2019 wurden bereits über 900 Millionen Tabletten gespendet, sowie die Kosten für den Transport nach Afrika übernommen.[35]

Historische Bauwerke

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2004 gibt es am Hauptsitz des Unternehmens in Darmstadt ein betriebseigenes Museum. Auf etwa 400 m² Fläche werden rund 350 Jahre Chemie- und Pharmaziegeschichte dieses ältesten chemisch-pharmazeutischen Unternehmens der Welt dokumentiert[36].

Commons: Merck KGaA – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Merck in der 13. Generation | Börsengeschichte. In: boerse.ARD.de. 9. September 2015, archiviert vom Original am 26. Mai 2019; abgerufen am 26. Mai 2019.
  2. a b [1]
  3. Merck KGaA: Der Name Merck (Memento vom 8. Oktober 2010 im Internet Archive). Abgerufen am 26. Oktober 2010.
  4. The Merck Index* Online auf der Homepage der Royal Society of Chemistry abgerufen am 21. August 2018.
  5. Deutsche Merck kauft Schweizer Biotech-Schwergewicht Serono. 5. Dezember 2006, abgerufen am 30. Dezember 2022.
  6. Merck verkauft Generika-Sparte an Mylan. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 13. Mai 2007, abgerufen am 30. Dezember 2022.
  7. a b Siegfried Hofmann: Millipore: Merck kauft in USA für Milliarden Euro zu. 1. März 2010, abgerufen am 31. Mai 2022.
  8. AZ Electronics: Merck schnappt sich britischen Apple-Zulieferer. In: FAZ.NET. 4. Mai 2014 (faz.net [abgerufen am 31. Mai 2022]).
  9. Merck schluckt AZ Electronic. In: Handelszeitung. 2. Mai 2014, abgerufen am 29. Dezember 2022.
  10. Handelsblatt.de: Darmstädter dürfen Sigma-Aldrich für 13,1 Milliarden Euro kaufen
  11. Sabine Latorre: Wie der Chemie- und Pharma-Konzern Merck Verantwortung im In- und Ausland übernimmt. 20. August 2013, abgerufen am 31. Mai 2022.
  12. Sabine Latorre: Wie der Chemie- und Pharma-Konzern Merck Verantwortung im In- und Ausland übernimmt. 20. August 2013, abgerufen am 30. Dezember 2022.
  13. Merck KGaA - Standort Darmstadt. Merck KGaA, abgerufen am 6. März 2021.
  14. Geschäftsbericht 2021. Merck KGaA, 3. März 2022 (merckgroup.com [PDF; 8,3 MB; abgerufen am 16. März 2022]).
  15. Merck-Strippenzieher – 400 Millionen in zwei Wochen. In: Manager Magazin vom 14. Juni 2006.
  16. Gesellschafterrat der E. Merck KG (Memento vom 26. November 2010 im Internet Archive). Abgerufen am 26. Oktober 2010.
  17. W. Huber: Aufsichtsgremien der E. Merck OHG neu besetzt. Pressemitteilung der Merck KGaA vom 28. Juli 2004.
  18. J. Salz u. a.: Merck setzt auf neue Medikamente. In: Wirtschaftswoche vom 16. Januar 2007.
  19. Geschäftszahlen Unternehmen. Finanzen.net, abgerufen am 13. September 2024.
  20. Shares & Bonds - Investors | Merck KGaA, Darmstadt, Germany. Abgerufen am 26. Mai 2019.
  21. Aktionärsstruktur. Merck KGaA Website, abgerufen am 13. September 2024.
  22. Merck verkauft Sparte für rezeptfreie Medikamente an Procter & Gamble. 19. April 2018, abgerufen am 30. Dezember 2022.
  23. Merck gibt Rechte an Stoffwechselmittel Kuvan an US-Spezialisten zurück. In: Finanzen.net. 1. Oktober 2015, abgerufen am 26. Mai 2019.
  24. Immunonkologie: Merck kooperiert mit Pfizer. In: pharmazeutische-zeitung.de. 17. November 2014, abgerufen am 1. Juli 2015.
  25. Siegfried Hofmann: Pharmariese scheitert mit „Hochrisiko-Projekt“. In: handelsblatt.com. 7. Dezember 2015, abgerufen am 31. Mai 2016.
  26. Successfully divests Consumer Health - News | Merck KGaA, Darmstadt, Germany. Abgerufen am 5. Oktober 2019 (englisch).
  27. Unternehmen Allergophama. Abgerufen am 17. Januar 2017.
  28. Merck verkauft Allergopharma an die Dermapharm Holding SE, PM Merck vom 19. Februar 2020, abgerufen am 20. Februar 2020
  29. Kirsten Sucker-Sket (ks): Fresenius kauft Biosimilars von Merck. In: DAZ.online. 4. September 2017 (deutsche-apotheker-zeitung.de [abgerufen am 24. Januar 2018]).
  30. Merck Gernsheim nun zukunftssicher (Memento vom 7. Juni 2016 im Internet Archive)
  31. H. Simon: Hidden Champions des 21. Jahrhunderts: Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer. Campus Verlag, 2007. ISBN 978-3-593-38380-4. S. 20.
  32. Merck und WHO beschließen Partnerschaft. In: Ärzte Zeitung vom 26. April 2007.
  33. ava: Merck Serono will Bilharziose ausrotten. In: Ärzte Zeitung vom 30. Januar 2012.
  34. eb: Merck KGaA unterstützt Kampf gegen Bilharziose. In: Ärzte Zeitung vom 15. Dezember 2011.
  35. Schistosomiasis - Company | Merck KGaA, Darmstadt, Germany. Abgerufen am 26. Mai 2019.
  36. Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt: Eine Familie schreibt Pharmaziegeschichte. (Museum der Firma Merck, Darmstadt) In: Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie. Band 2, Süddeutschland. Verlag S. Hirzel, Stuttgart 2015, S. 182–184, ISBN 978-3-7776-2511-9

Koordinaten: 49° 54′ N, 8° 39′ O