Rachendachhypophyse

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Klassifikation nach ICD-10
Q89.2 Rachendachhypophyse
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Rachendachhypophyse oder Rachenhypophyse ist eine entwicklungsgeschichtlich vorübergehend entstehende Hormondrüse, die aus dem Stiel der Rathke-Tasche entsteht und im Rachendach lokalisiert ist. Bei Neugeborenen ist sie als Normalbefund anzusehen. Bei Erwachsenen zählt sie dagegen zu den echten Geschwülsten. Ihre unzureichende Rückbildung kann einerseits zur Hormonbildung und andererseits zur Tumorbildung führen.[1]

Die Rachendachhypophyse (Hypophysis pharyngica oder Hypophysis pharyngea,[2] bei Säugetieren Hypophysis pharyngealis), kurz auch Rachenhypophyse,[3] ist eine dem Keilbeinkörper im Bereich des Nasenrachens anliegende endokrine Drüse. Sie kann auch im Keilbeinkörper liegen.[4] Sie gilt als Rest der Rathke-Tasche. Diese unpaare Drüse ist beim Menschen etwa 5 mm breit und 1 mm dick. In ihrer Gewebezusammensetzung und in ihrer Hormonproduktion stimmt sie mit dem Hypophysenvorderlappen überein. Beim Embryo und bei Neugeborenen ist sie regelmäßig anzutreffen. Es handelt sich um einen Normalbefund.[5] Die Drüse kann jedoch persistieren und in seltenen Fällen zum Ausgangsgewebe von Adenomen werden.[6] Man spricht vom Kraniopharyngeom oder nach dem Erstbeschreiber Jakob Erdheim auch vom Erdheim-Tumor.

Bei drei Wochen alten Embryonen tritt die Rathke-Tasche als Ausstülpung des Stomodaeum auf und wächst nach dorsal auf das Infundibulum zu.[7] Mit der Entwicklung der Schädelbasis wird die Rathke-Tasche allmählich gestielt. Am Ende des zweiten Monats reißt der solid gewordene Stiel am primitiven Rachendach durch und verliert so seine Verbindung zur Mundhöhle und steht dann mit dem Infundibulum in enger Berührung.

Bei dieser Organogenese der Hirnanhangsdrüse kann jedoch aus dem Stiel der Rathke-Tasche, also aus Epithelresten des Ductus craniopharyngeus, eine Fehlbildung entstehen.[8] An die Stelle des Stiels tritt dabei dann ein bindegewebiger Strang, der manchmal noch beim Erwachsenen erhalten bleibt und den hinteren Keilbeinkörper durchsetzt. So entsteht dann die Rachendachhypophyse.[9] Sie liegt an der Unterseite des Keilbeins in der Schleimhaut des Rachendachs.[10]

Hormonproduktion

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Eine Rachendachhypophyse bei Kindern und Erwachsenen produziert die Hypophysenhormone ebenso wie die Adenohypophyse als Teil der Hypophyse (Hirnanhangdrüse, lateinisch Glandula pituitaria oder auch Hypophysis cerebri). Sie ist also ein Teil der Hypothalamus-Hypophysen-Achse (andere Bezeichnung: Hypothalamus-Adenohypophysen-System[11]). Das ist der endokrine Regulationsweg im zentralen Nervensystem, welcher die Aktivität zahlreicher endokriner Drüsen im gesamten Körper steuert. Die Rachendachhypophyse ist selbst eine endokrine Drüse. Sie liegt nicht im Türkensattel, sondern im Rachen[12][13] oder selten auch im Keilbeinknochen, also zwischen Rachenwand und Türkensattel. Zumindest stecknadelkopfgroße Rachendachhypophysen sind häufig.[14]

Das Gewebe ist häufig wenig differenziert. Bei einem Ausfall der Hirnanhangsdrüse, beispielsweise nach einer operativen Entfernung (Hypophysektomie), kann es aber hypertrophieren und sich zu vollwertigem Adenohypophysengewebe differenzieren.[15]

Vergleichende Anatomie

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Bei den Holocephali stellt die Rachendachhypophyse die eigentliche Adenohypophyse dar.[16]

Einzelnachweise

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  1. Günther E. Schubert, Birgit Angela Bethke-Beduerftig: Lehrbuch der Pathologie. De Gruyter, Berlin/ New York 1981, ISBN 3-11-008561-5, S. 194.
  2. Otto Roth, Karl Doll, Hermann Doll: Klinische Terminologie. 10. Auflage, Thieme, Leipzig 1925, S. 236 f.
  3. Linus S. Geisler: Lexikon Medizin. Das Nachschlagewerk für Ärzte, Apotheker, Patienten. 4., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Lexikon-Redaktion Elsevier, München/ Sonderausgabe, Naumann & Göbel,, Köln ohne Jahr [2005], ISBN 3-625-10768-6, S. 1409.
  4. Willibald Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 268. Auflage. De Gruyter, Berlin/ Boston 2020, ISBN 978-3-11-068325-7, S. 1481.
  5. Maxim Zetkin, Herbert Schaldach: Lexikon der Medizin, 16. Auflage, Ullstein Medical, Wiesbaden 1999, ISBN 3-86126-126-X, S. 1675.
  6. Günter Thiele, Heinz Walter (Hrsg.): Reallexikon der Medizin und ihrer Grenzgebiete. Loseblattsammlung, Urban & Schwarzenberg, München/ Berlin/ Wien 1973, ISBN 3-541-84005-6, 5. Ordner (Mem–Rz), S. R 2.
  7. Jan Langman: Medizinische Embryologie. 5. Auflage, Thieme, Stuttgart 1977, ISBN 3-13-446606-6, S. 344.
  8. Walther Graumann: CompactLehrbuch Anatomie. Band 3, Schattauer Verlag, 2004, ISBN 978-3-7945-2063-3, S. 456.
  9. Felix Sieglbauer: Lehrbuch der normalen Anatomie des Menschen. 8. Auflage, Urban & Schwarzenberg, München/ Berlin 1958, S. 359 und 646.
  10. Jens Waschke, Friedrich Paulsen: Sobotta: Atlas der Anatomie des Menschen. Band 3: Kopf, Hals und Neuroanatomie. Elsevier Health Sciences, 2022, ISBN 978-3-4370-6240-7, S. 242.
  11. Helmut Leonhardt: Histologie, Zytologie und Mikroanatomie des Menschen. 5. Auflage, Thieme, Stuttgart 1977, ISBN 3-13-371505-4, S. 321, Abbildung 169.
  12. Erwin Christeller: Die Rachendachhypophyse des Menschen unter normalen und pathologischen Verhältnissen. In: Virchows Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin. Jahrgang 1914, Band 218, S. 185–223 (online).
  13. Gregory N. Fuller, John G. Batsakis: Pharyngeal hypophysis. In: Annals of Otology, Rhinology & Laryngology. August 1996, Jahrgang 105, Nummer 8/1996, S. 671 f. doi: 10.1177/000348949610500817.
  14. Helmut Leonhardt: Histologie, Zytologie und Mikroanatomie des Menschen. 5. Auflage, Thieme, Stuttgart 1977, ISBN 3-13-371505-4, S. 322.
  15. Ekkehardt Wiesner, Regine Ribbeck: Wörterbuch der Veterinärmedizin. 2. Auflage, Fischer-Verlag, Jena, Stuttgart 1983, Band 2, ISBN 978-3-334-00388-6, S. 1003.
  16. Rudolf Nieuwenhuys, Hans J. ten Donkelaar, Charles Nicholson: The Central Nervous System of Vertebrates. Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-18262-4, S. 625.