Raiffeisen Bank International

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  Raiffeisen Bank International AG
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Staat Osterreich Österreich
Sitz Wien
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN AT0000606306
Bankleitzahl 31000[1]
BIC RZBAATWWXXX[1]
Gründung 2010
Website www.rbinternational.com
Geschäftsdaten 2023
Bilanzsumme 198,1 Mrd. Euro
Mitarbeiter 43.370
Geschäftsstellen 1461
Leitung
Unternehmensleitung Johann Strobl

Die Raiffeisen Bank International AG (RBI) ist die zweitgrößte österreichische Bank. Ihre Aktien notieren an der Wiener Börse. Rund 61 % der Geschäftsanteile werden von den Raiffeisenlandesbanken gehalten, der Rest befindet sich im Streubesitz.

In Russland, wo die RBI über eine Tochterbank trotz des seit Februar 2022 laufenden russischen Überfalls auf die Ukraine weiterhin aktiv tätig ist und rund 60 % ihrer Gewinne erwirtschaftet, wickelt sie einen erheblichen Teil des internationalen Zahlungsverkehrs ab und ist als systemrelevant eingestuft.

Die RBI entstand ursprünglich durch die Fusion der Kundengeschäftsfelder der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG (RZB) mit der Raiffeisen International Bank Holding AG im Oktober 2010. Die RZB blieb unverändert das Spitzeninstitut der Raiffeisen Bankengruppe Österreich und die Zentrale des RZB-Konzerns.

Mit einer Kapitalerhöhung an der Wiener Börse stockte die RBI im Jänner 2014 ihr Eigenkapital um 2,78 Milliarden Euro auf. Der Anteil der RZB an der RBI sank dabei von 78,5 auf 60,7 Prozent. Im Gegenzug stieg der Streubesitz von 21,5 auf 39,3 Prozent. Die Stärkung der Kapitalbasis sollte die Bank auf die strengen Kapitalvorschriften nach Basel III vorbereiten.[2] Die 2009 aufgenommenen 1,75 Milliarden Euro an staatlichem Partizipationskapital wurden am 6. Juni 2014 zurückgezahlt.[3]

2015 beschloss die RBI ein Transformationsprogramm zur Erhöhung ihres Kapitalpuffers, das zu einer Verbesserung der harten Kernkapitalquote (CET1 Ratio, fully loaded) auf 12 Prozent bis Ende 2017 führen sollte. Die geplanten Schritte sahen unter anderem den Verkauf der Banken in Polen und Slowenien sowie den Rückzug aus den USA und teilweise Asien vor. Neben der Kapitalstärkung sollte die Komplexität der Bank reduziert und ihr Risikoprofil verbessert werden.[4] Die Tochterbank in Slowenien wurde Mitte 2016 verkauft. Der Verkauf der Raiffeisen Polbank kam letztendlich im Dezember 2016 vorerst nicht zustande. Mit einer CET1 Ratio (fully loaded) von 13,6 Prozent erreichte die RBI dennoch bereits zum Jahresende 2016 – und somit ein Jahr vor Ablauf der selbst gesetzten Frist – ihr Kapitalziel.[5]

Im Jahr 2016 wurde weiters beschlossen, RZB und RBI zu verschmelzen. Die formelle Zustimmung erfolgte in der außerordentlichen Hauptversammlung am 24. Jänner 2017 (RZB: 23. Jänner 2017).[6] Mit dem Firmenbucheintrag am 18. März 2017 wurde die Verschmelzung rechtlich abgeschlossen. Die RBI übernahm dabei als Gesamtrechtsnachfolgerin zur Gänze die Rechte, Pflichten und Aufgaben der übertragenden Gesellschaft RZB.

Am 10. April 2018 wurde bekannt, dass die RBI ihr polnisches Tochterunternehmen bis auf die Fremdwährungskredite an BNP Paribas verkaufen werde. Der Abschluss des Transfers erfolgte im vierten Quartal 2018.[7]

Am 15. Februar 2021 erwarb die RBI den tschechischen Devisen- und Zahlungsanbieter Akcenta, um ihre Position in Mittel- und Osteuropa zu stärken.[8]

Im ersten Halbjahr 2022 betrug der Gewinn 1,71 Milliarden Euro. Darin enthalten war auch ein Gewinn von 453 Millionen Euro aus dem Verkauf der bulgarischen Tochter.[9]

Im Januar 2023 geriet Raiffeisens Russlandgeschäft ins Visier des amerikanischen Amts zur Kontrolle von Auslandsvermögen (OFAC). RBI ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine eine der letzten verbliebenen Großbanken in Russland. Die russische Tochterfirma zu Kriegsbeginn 40 % von Russlands internationalem Zahlungsverkehr ab und wurde dadurch von russischen Stellen offiziell als systemrelevant eingestuft.[10] Weiters lag der Anteil der Tochterbank am gesamten Nachsteuer-Gewinn 2022 bei 2 von 3,8 Milliarden Euro. Nach Anfrage von OFAC im Hinblick auf diese Situation versprach Raiffeisen Kooperation mit der Behörde bei der Durchleuchtung ihrer Russlandgeschäfte.[11] Die RBI reduzierte im Geschäftsjahr 2023 ihr Russlandgeschäft.[12]

Trotz des russischen Überfalls auf die Ukraine (ab 2022) setzte die Bank ihr Geschäft in Russland fort. Die fortgesetzten Tätigkeiten der Bank in Russland begründen auch ihre Aufnahme im März 2023 in die Liste von Kriegssponsoren der ukrainischen Nationalagentur für Korruptionsbekämpfung.[13] Im Dezember 2023 schloss die Ukraine die Raiffeisen Bank von der Liste der Kriegssponsoren für das 12. Paket von EU-Sanktionen gegen Russland aus.[14]

Die Großbank teilte Ende September 2024 mit, das sie ihre belarussische Tochter, die Priorbank JSC, an die Soven 1 Holding, mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten verkauft habe. Der Verkaufspreis betrug in etwa 300 Mio. EUR. Die RBI steigt somit komplett aus dem weißrussischen Markt aus und verliert 45 Geschäftsstellen.[15]

Die RBI ist in Österreich als Kommerz- und Investmentbank, in Zentral- und Osteuropa (CEE) als Universalbank tätig. Die Tochterbanken in CEE bieten ihren Kunden Dienstleistungen im Corporate-, Investment- und Retail-Banking an. Die überwiegende Mehrzahl der Kunden in CEE sind Privatkunden sowie Klein- und Mittelbetriebe. In Österreich betreut die RBI ausschließlich Großkommerzkunden und multinationale Unternehmen.

Die RBI betrachtet Österreich und CEE als ihren Heimmarkt. 11 Märkte der Region werden durch Tochterbanken abgedeckt, darüber hinaus umfasst der Konzern zahlreiche andere Finanzdienstleistungsunternehmen beispielsweise in den Bereichen Leasing, Vermögensverwaltung und Mergers and Acquisitions.[16] Rund 43.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen 18 Millionen Kundinnen und Kunden in rund 1.450 Geschäftsstellen, der weitaus überwiegende Teil davon in Zentral- und Osteuropa (Stand: Ende 2023).[17][18]

Filiale der Raiffeisenbank in Iwano-Frankiwsk, Ukraine
Anzahl der Geschäftsstellen der RBI in Zentral- und Osteuropa (2023/2024)[17]
Land Bank Geschäftsstellen
Albanien Raiffeisen Bank 76
Bosnien und Herzegowina Raiffeisen Bank Bosna i Hercegovina 87
Kosovo Raiffeisen Bank Kosovo 38
Kroatien Raiffeisenbank Austria 70
Rumänien Raiffeisen Bank 288
Russland Raiffeisenbank 124
Serbien Raiffeisen banka 108
Slowakei Tatra banka 143
Tschechien Raiffeisenbank 128
Ukraine Raiffeisen Bank 321
Ungarn Raiffeisen Bank 67

In Westeuropa betreibt die RBI eine Filiale in London und Repräsentanzen in Düsseldorf, Frankfurt, Paris und Stockholm. In Asien ist die RBI mit Filialen in Peking und Singapur sowie Repräsentanzen in Indien, Korea und Vietnam vertreten.

Aktionärsstruktur

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Grundkapital 1003,28 Mio. Euro[17]
Aktien 328,94 Mio. Stück[19]
Aktionäre Anteil
8 Raiffeisenlandesbanken 61,2 %
Streubesitz 38,8 %

Stand: Anfang 2024

Beteiligungen der RBI (Auszug)

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Entwicklung der Raiffeisen-Logos

Verhalten im Krieg Russlands gegen die Ukraine

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Stand Juli 2023 operiert die RBI weiterhin auf dem russischen Markt.[20] Die RBI-Tochter Raiffeisenbank beschäftigte rund 10.000 Mitarbeiter und betreute 4 Millionen Privat- und 2.600 Firmenkunden.[21][17] Sie ist damit die größte im Land verbliebene westliche Bank. Sie ist offiziell als systemrelevant eingestuft und wickelt 30% Prozent des internationalen Zahlungsverkehrs in Russland ab.

Unter dem Druck der ukrainischen Regierung und ihrer Verbündeten änderte die RBI Ende März 2023 jedoch ihre Rhetorik.[22] Der RBI-Konzern werde Transaktionen, die zu einem Verkauf oder einer Abspaltung der Raiffeisenbank Russland und ihrer Endkonsolidierung aus dem RBI-Konzern führen würden, in voller Übereinstimmung mit den lokalen und internationalen Gesetzen und Vorschriften und in Absprache mit den jeweils zuständigen Behörden weiterverfolgen. Die Erklärung dürfte auch eine Reaktion auf den Druck der Europäischen Zentralbank sein, einen Plan zur Reduzierung des Geschäfts in Russland zu entwickeln. In derselben Erklärung wird betont, dass im Falle einer Abspaltung oder eines Verkaufs die CET1-Ratio des RBI-Konzerns robust bleiben werde.[23] Die RBI wies in der Erklärung auf die reduzierte Kreditmenge hin (am 7. April 2023 stoppte die russische Niederlassung der RBI russischen Medien zufolge die Ausgabe neuer Karten mit dem Paket „Gehalt“)[24] und versprach, ihre Geschäftstätigkeiten weiter zu reduzieren. Kritiker monierten jedoch fehlenden Willen, und Insidern zufolge spielte die Bank auf Zeit.[21]

Den Rückzug der RBI aus dem Kreditgeschäft in Russland kommentierte die Nationalbank der Ukraine (NBU) als eine positive Veränderung. Sie beklagte aber das Fehlen konkreter Ausstiegspläne. Andererseits hob sie den Beitrag der Tochtergesellschaft der RBI in der Ukraine zur Finanzstabilität des Landes während des laufenden Krieges hervor.

Insgesamt reduzierte die RBI im Geschäftsjahr 2023 ihr Russlandgeschäft. Neben dem Kreditgeschäft – das Kreditvolumen wurde in Russland um 56 % zurückgefahren – reduzierte sie ihr Zahlungsverkehrsgeschäft mit Russland stark und beendete alle Geschäftsbeziehungen mit russischen Korrespondenzbanken mit Ausnahme ihrer Tochter Raiffeisenbank.[12]

Westliche Banken haben Schwierigkeiten, Russland zu verlassen. Laut Financial Times operieren Banken wie JSC Raiffeisenbank, JSC UniCredit Bank, JSC Commercial Bank Citibank und andere immer noch in Russland.[25] Die meisten Banken haben weitere Investitionen in ihre russischen Tochtergesellschaften gestoppt. Es ist jedoch erwähnenswert, dass die Société Générale in der Lage war, Russland zu verlassen und ihre Vermögenswerte an die Rosbank zu verkaufen. Der geschätzte Verlust für die Bank betrug 3,3 Milliarden Euro.[20] Reuters zitierte einen leitenden RBI-Manager, dass Verhandlungen über einen Verkaufsvertrag für die russische Niederlassung mit zwei potenziellen Käufern geführt worden seien. Die Abspaltung selbst könne bis zu sieben Monate dauern.

Die österreichische Bundesregierung hat die Zustimmung zum EU-Sanktionspaket gegen Russland von Ende 2023 an die Bedingung geknüpft, dass die Raiffeisen Bank International von der Ukraine-Blacklist genommen wird.[26]

Im Dezember 2023 berichtete die österreichische Zeitung Die Presse über einen möglichen Deal mit dem russischen Oligarchen Oleg Wladimirowitsch Deripaska. Das Kreditinstitut plante, von ihm über ihre russische Tochter Aktien der Strabag im Wert von 1,57 Milliarden Euro (27,8 %) zu kaufen. Die RBI versucht so, die aufgrund der Sanktionen gegen Russland eingefrorenen Gewinne ihrer russischen Tochter nach Österreich zu holen.[27][28]

Am 6. März 2024 wurde durch eine Stellungnahme der US-Botschaft in Wien bekannt, dass die Vereinigten Staaten eine hohe Beamtin des US-Finanzministeriums nach Wien schickten, um mit der RBI und österreichischen Behörden Fragen in Zusammenhang mit Russland-Sanktionen zu besprechen. Nach den Gesprächen warnte die USA die RBI vor einem Ausschluss aus dem US-Finanzsystem, sollte die RBI keine raschen Maßnahmen im Bezug auf Russland treffen.[29] Am 20. März 2024 wurde bekannt, dass die USA den Deal mit Oleg Wladimirowitsch Deripaska um die Strabag-Aktien verhindern wollen. Sie drängten die österreichische Bank, den heiklen Milliarden-Deal zu beenden, da dieser „Nach hinten losgehen könnte“ (US-Finanzministerium). Mehrere hochrangige Beamte fürchteten, dass Deripaska vom Verkauf profitieren könnte. Der Kurs der RBI-Aktie brach daraufhin zeitweise um bis zu 15 % ein.[30]

Die Financial Times (FT) schrieb am 16. April 2024, dass seit Dezember 2023, 2.400 neue Stellen im Großraum Moskau von der RBI ausgeschrieben wurden, trotz des seit 2022 angekündigten Rückzugs aus dem Russland-Geschäft. Das österreichische Bankhaus erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Reduktion des Russland-Geschäfts im Geschäftsjahr 2024 fortgesetzt werde. Die Zitate aus den Stellenanzeigen würden weder die bisherigen Maßnahmen zur Verringerung des Geschäfts widerspiegeln, noch würden sie den weiteren Plänen für das Russland-Geschäft entsprechen. Laut Reuters und FT hat Bankchef Johann Strobl die Stellenanzeigen nun prüfen lassen.[31]

Am 18. April gab die Raiffeisenbank International bekannt, einen Brief der Europäischen Zentralbank erhalten zu haben, indem es um ihre Russland-Tochter AO geht. Es müssten die Kundenkredite bis 2026 deutlich zurückgehen, und zwar um bis zu 65 Prozent im Vergleich zum Ende des dritten Quartals 2023. Die Bank äußerte sich daraufhin kritisch zu dem „EZB-Druck“, da dies die strategische Situation des österreichischen Unternehmens nicht verbessere.[32]

Anfang Mai 2024 wuchs der Druck auf die RBI, als die Deutsche Bundesregierung eine Untersuchung zum Strabag-Deal begann. Das Bauunternehmen hat zahlreiche deutsche Tochtergesellschaften. Deshalb kann das deutsche Wirtschaftsministerium laut Bericht auch in diesem Fall aktiv werden. Sollte die deutsche Regierung durch das Geschäft die nationale Sicherheit gefährdet sehen, könnte sie die potenzielle Transaktion untersagen oder mit Auflagen belegen. RBI-Vorstandschef Johann Strobl hatte jedoch am Vortag betont, dass seine Bank die geplante Transaktion noch prüft und den Deal auch abblasen könnte. „Wir werden den Erwerb der Strabag-Anteile durch die AO-Raiffeisen-Bank Russland nicht durchziehen, wenn wir glauben, dass ein Risiko von Sanktionen oder anderen negativen Folgen durch irgendwelche Behörden besteht“, sagte er und erwähnte damit insbesondere US-Behörden.[33][34]

Am Mittwoch, dem 8. Mai verbreiteten österreichische Nachrichtenagenturen die Meldung, dass der Strabag-Deal, mit dem die RBI ihre Russland Gewinne loseisen wollte, geplatzt sei. Der internationale Druck auf die Großbank sowie das Sanktionsrisiko seien dem Vorstand der RBI zu hoch gewesen. Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche sieht das Kreditinstitut in der Zwickmühle, ein Verkauf der AO-Raiffeisenbank wird empfohlen. Die RBI hätte es sich nicht leisten können aus dem Dollar-System der USA ausgeschlossen zu werden. Zudem scheint Russland Interessen an der RBI-Tochter zu zeigen, da diese die größte westliche Bank sei und somit ermögliche, Transaktionen in den Westen zu tätigen.[35][36]

Vorwurf der Geldwäsche

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Im Zuge der Panama-Leaks wurde öffentlich, dass die Raiffeisen Bank International Kredite mit Vermögenswerten aus Briefkastenfirmen besichern ließ, was als Indiz für Geldwäsche gewertet wurde.[37][38]

Im Dezember 2010 wurde aus den Offshore-Leaks bekannt, dass die RBI Group in den 2000er Jahren mehrere Pfandverträge im Wert von 102 Mio. EUR mit der Linquist Services Limited Gesellschaft, mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln, abschloss. Es ist unbekannt wer hinter Linquist steht, jedoch soll dieser Pfandvertrag einen 115 Mio. EUR Kredit an den ukrainischen Süßwarenhersteller Roshen garantieren. Hinter Roshen steht Petro Poroschenko, ein ukrainischer Oligarch und ehemaliger Präsident der Ukraine. Ein weiterer von der Linquist abgesicherter Pfandvertrag über 12,7 Mio. US-Dollar, datiert mit 27. August 2012, wurde mit der Mediengesellschaft UMH Group Public Limited, mit Sitz in Kiew abgeschlossen. Dieses Unternehmen wird von Borys Loschkin, dem damaligen Kabinettschef Poroschenkos kontrolliert. Ähnliche Geschäfte mit solchen Offshore-Gesellschaften tauchen öfters in diesem Zeitraum auf, die RBI war in jedem Geschäft Kreditgeber. Der Vorstand der RBI kommentierte auf Nachfrage des ORF, dass das „gänzliche Durchleuchtung von Kunden und Transaktionen nicht möglich“ sei. Der Vorstand bezog sich hierbei auf rechtliche Gründe.[39][40]

Aufgrund der Vorwürfe kündigte die RBI 2020 neue bankinterne Geldwäschebestimmungen an. Außerdem beendete sie Kundenbeziehungen in 26 Ländern, wo sie vormals aktiv war.[41]

Verbindung zu Dmytro Firtasch

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Der Oligarch Dmytro Firtasch, der enge Beziehungen zu Russland pflegt und Mitinitiator der Agentur zur Modernisierung der Ukraine ist, zählt zu den Kunden der RBI.[42] In diesem Zusammenhang wurde der Verdacht laut, die RBI sei in Geldwäschevorgänge verstrickt.[43] Ebenso wurde der RBI vorgeworfen, Firtasch bei der Verschleierung von Vermögensverhältnissen im Zusammenhang mit Gasgeschäften in der Ukraine unterstützt zu haben.[44] Ein Vorstand der RBI leistete dazu 2004 Unterschriften in Gashandelsverträgen, was 2007 Gegenstand eines Banken-Untersuchungsausschusses des Nationalrats war. Beraten ließ sich der damalige Vorstand vom späteren ÖVP-Justizminister Wolfgang Brandstetter.[44]

Engagement in Belarus

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Im Juni 2020 hat die Raiffeisen Bank International belarussische Staatsanleihen im Wert von über 1,4 Milliarden Euro arrangiert. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits Präsidentschaftskandidaten, Demonstranten und Journalisten festgenommen worden. Pawel Latuschka vom Koordinierungsrat der belarussischen Opposition warf Raiffeisen Bank International daher vor, die Diktatur des Machthabers Aljaksandr Lukaschenka zu unterstützen. Er forderte die RBI-Tochter Priorbank dazu auf, die Geschäftsbeziehungen mit belarussischen staatlichen Banken zu unterbinden und die Staatsanleihen zu verkaufen. RBI wies den Vorwurf zurück, Menschenrechtsverletzungen in Belarus wirtschaftlich zu unterstützen.[45]

Russischer Überfall auf die Ukraine

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Im Dezember 2022 kritisierte die Organisation B4Ukraine die Raiffeisen Bank International AG (RBI) für ihre fortgesetzten Geschäftsaktivitäten in Russland und forderte das Unternehmen auf, sich sofort zur Schließung seiner Geschäfte in dem Land zu verpflichten.[46] Als eines der größten ausländischen Bankinstitute in Russland mit etwa 10.000 Mitarbeitern vor Ort erzielte die RBI 2022 rund die Hälfte ihres Vorsteuerergebnisses von 4,2 Milliarden Euro auf dem russischen Markt, viermal so viel wie im Vorjahr. Kritiker argumentieren, dass diese Einnahmen bedeuten, dass die Bank erhebliche Steuern an den russischen Staat zahlt, der mit diesen Mitteln den Krieg und Kriegsverbrechen in der Ukraine finanziert.[47]

Trotz der Beziehung zu der staatlichen und sanktionierten Sberbank wurde ein russischer Raiffeisenbank-Mitarbeiter getötet, nachdem er eingezogen wurde, um gegen die Ukraine zu kämpfen.[48] Die Bank hatte zwar versucht, eine Ausnahme für ihn zu erwirken, jedoch ohne Erfolg. Darüber hinaus wurde berichtet, dass eine Niederlassung der Raiffeisen Bank in der Ukraine geplündert wurde. Obwohl RBI-Chef Johann Strobl im März erklärte, man prüfe alle strategischen Optionen für die Zukunft der Raiffeisenbank in Russland, gibt es bisher keine klare Entscheidung über einen Rückzug aus dem Land. Es gibt auch Bedenken hinsichtlich der Beziehung der RBI zur Sberbank und ihrer Investitionen in die russische Öl- und Gasindustrie.

Belastung durch Benkos Signa-Gruppe

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Laut einem Medienbericht der Süddeutschen Zeitung gehört die RBI zu den Österreichischen Bankhäusern, die (Stand 27. November 2023) „derzeit Signa-Kredite mit einem Volumen von rund 2,2 Milliarden Euro“ auftürmen, wobei zwei Drittel auf die Bank Austria und die RBI entfallen.[49][50][51]

Einzelnachweise

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  1. a b Abfrage für BLZ 31000. In: SEPA-Zahlungsverkehrs-Verzeichnis der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). (Neuladen des Browsers erforderlich.)
  2. RZB-Anteil sinkt nach RBI-Kapitalerhöhung auf 60,7 Prozent. In: DiePresse.com. 10. Februar 2014, abgerufen am 14. Februar 2014.
  3. HV beschließt Dividende von € 1,02 je Aktie – FMA bewilligt Rückzahlung des PS Kapitals. 4. Juni 2014, abgerufen am 26. Juni 2014.
  4. Raiffeisen Bank International AG: 09.02.2015 - RBI: Neues CET1-Ziel von 12 Prozent. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. Juli 2019; abgerufen am 17. Juli 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rbinternational.com
  5. Raiffeisen Bank International AG: 15.03.2017 - 2016: Raiffeisen Bank International erwirtschaftet Konzernergebnis von € 463 Millionen - Raiffeisen Bank International AG. In: Raiffeisen Bank International AG. (rbinternational.com [abgerufen am 5. Juli 2017]).
  6. Fusion von RZB und RBI "im Grundsatz" beschlossen im Standard vom 5. Oktober 2016, abgerufen am 6. Oktober 2016.
  7. RBI verkauft Polen-Geschäft an BNP Paribas. Abgerufen am 10. April 2018.
  8. Raiffeisen Bank International buys FX, payment provider Akcenta. Abgerufen am 18. September 2022.
  9. RBI mit 1,7 Mrd. Euro Gewinn. In: ORF.at. 1. August 2022, abgerufen am 2. August 2022.
  10. Wer könnte das milliardenschwere Russlandgeschäft der Raiffeisen kaufen? Abgerufen am 29. Juli 2023.
  11. Exclusive: U.S. sanctions authority probes Raiffeisen on Russia. In: Reuters. 20. März 2023; (englisch).
  12. a b Presseaussendungen. Abgerufen am 13. Februar 2024.
  13. Ukraine declares Raiffeisen Bank international sponsor of war. Abgerufen am 30. März 2023 (englisch).
  14. Österreich gibt Blockade von Russland-Sanktionen nach Zugeständnis auf. Abgerufen am 17. Dezember 2023.
  15. ORF at/Agenturen red: RBI fixiert Verkauf der Belarus-Tochter Priorbank. 20. September 2024, abgerufen am 8. Oktober 2024.
  16. Unser Netzwerk. Abgerufen am 11. August 2023.
  17. a b c d Geschäftsberichte. Abgerufen am 11. August 2023.
  18. Internationales Netzwerk. Abgerufen am 8. Oktober 2024.
  19. RBI-Aktie. Website RBI, abgerufen am 22. Mai 2017.
  20. a b Leave russia: Raiffeisen Bank. (englisch).
  21. a b Insidern zufolge spielt Raiffeisen Bank International in Russland auf Zeit..
  22. The RBI Press Release. (englisch).
  23. Update zur Geschäftstätigkeit der RBI in Russland. Abgerufen am 11. August 2023.
  24. Райффайзенбанк отказался от оформления пакета услуг «Зарплатный» (russisch). 
  25. Western banks struggle to exit Russia after Putin intervention (englisch). 
  26. Julia Payne, Andrew Heavens: Austria backs EU Russia sanctions after Ukraine removes Raiffeisen from blacklist. In: Reuters. 16. Dezember 2023, abgerufen am 13. Februar 2024 (englisch).
  27. Madlen Stottmeyer: Raiffeisen kauft über Russland-Deal Mehrheit an Strabag. In: diepresse.com. Die Presse, 19. Dezember 2023, abgerufen am 20. März 2024.
  28. RBI plant Kauf von STRABAG-Anteil. In: news.ORF.at. Österreichischer Rundfunk (ORF), 19. Dezember 2023, abgerufen am 20. März 2024.
  29. RBI und Russland: US-Beamtin kommt zu Gesprächen nach Wien. In: news.ORF.at. Österreichischer Rundfunk (ORF), 6. März 2024, abgerufen am 6. März 2024.
  30. USA wollen RBI-Deal in Russland verhindern. In: news.ORF.at. Österreichischer Rundfunk (ORF), 20. März 2024, abgerufen am 20. März 2024.
  31. „FT“: Raiffeisen Bank in Russland auf Mitarbeitersuche. In: new.ORF.at. Österreichischer Rundfunk (ORF), 16. April 2024, abgerufen am 10. Mai 2024.
  32. Russland-Geschäft: Raiffeisen erwartet Rüffel der EZB. In: news.ORF.at. Österreichischer Rundfunk (ORF), 18. April 2024, abgerufen am 10. Mai 2024.
  33. Berlin prüft Russland-Deal von RBI. In: news.ORF.at. Österreichischer Rundfunk, 3. Mai 2024, abgerufen am 10. Mai 2024.
  34. Rückzug aus Russland zu langsam. In: news.ORF.at. Österreichischer Rundfunk (ORF), 18. April 2024, abgerufen am 10. Mai 2024.
  35. Geplatzter STRABAG-Deal: Experte sieht RBI in Zwickmühle. In: news.ORF.at. Österreichischer Rundfunk (ORF), 10. Mai 2024, abgerufen am 10. Mai 2024.
  36. RBI lässt geplanten STRABAG-Deal platzen. In: news.ORF.at. Österreichischer Rundfunk (ORF), 8. Mai 2024, abgerufen am 10. Mai 2024.
  37. Die große Offshore-Schau. Abgerufen am 6. November 2022.
  38. Panama-Leaks: Kredite an Poroschenko-Firmen. Abgerufen am 6. November 2022.
  39. Verdeckte Finanzdeals heimischer Banken. 3. April 2016, abgerufen am 24. Juni 2024.
  40. RBI und Hypo Vbg.: Verdeckte Finanzdeals heimischer Banken. 3. April 2016, abgerufen am 24. Juni 2024.
  41. Nach Geldwäscheverdachtsfällen: RBI räumt auf und mistet aus. Abgerufen am 6. November 2022.
  42. Ukrainischer Oligarch Firtasch lobt österreichische Justiz. Abgerufen am 6. November 2022.
  43. Hacker und Oligarchen mit bestem Draht zu österreichischen Banken. Abgerufen am 6. November 2022.
  44. a b Wie das System „Nina“ aufflog. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 6. November 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.addendum.org (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  45. Weißrussische Opposition kritisiert Raiffeisenbank International. In: Die Presse. 2. März 2021, abgerufen am 9. März 2021.
  46. Irresponsible banking: By Staying in Russia, Raiffeisen Bank Risks Slipping from Compliance to Complicity. Abgerufen am 6. August 2023 (englisch).
  47. Alejandro Gonzalez: NGOs urge Raiffeisen to exit Russia. In: Leasing Life. 26. Mai 2023, abgerufen am 6. August 2023 (amerikanisches Englisch).
  48. Enlisted Russian Raiffeisen Bank employee killed in Ukraine conflict - lawyer. In: Reuters. 21. Oktober 2022 (reuters.com [abgerufen am 6. August 2023]).
  49. Michael Kläsgen, Meike Schreiber: Wie Benko die Banken belastet. 27. November 2023, abgerufen am 29. November 2023.
  50. Benko schuldet auch Kurz Geld | Signa hat bei heimischen Banken Milliardenschulden offen. 29. November 2023, abgerufen am 29. November 2023.
  51. Wirtschaftswoche: Signa Holding: Wiener Gericht eröffnet Signa-Insolvenz in Eigenverwaltung. 29. November 2023, abgerufen am 29. November 2023.

Koordinaten: 48° 12′ 17,4″ N, 16° 23′ 1,9″ O