Reellwertige Funktion
Eine reellwertige Funktion ist in der Mathematik eine Funktion, deren Funktionswerte reelle Zahlen sind. Eng verwandt ist der Begriff der reellen Funktion, der aber in der Literatur nicht eindeutig verwendet wird. Reellwertige Funktionen finden sich in fast allen Teilbereichen der Mathematik, insbesondere in der Analysis, der Funktionalanalysis und der Optimierung.
Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Reellwertige Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine reellwertige Funktion ist eine Funktion
- ,
bei der die Zielmenge die Menge der reellen Zahlen ist. Die Definitionsmenge ist dabei beliebig.
Reelle Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie auch bei komplexwertigen und komplexen Funktionen wird der Begriff der reellen Funktion in der mathematischen Literatur nicht einheitlich verwendet. Teilweise ist dieser Begriff synonym zu einer reellwertigen Funktion, teilweise werden darunter auch nur Funktionen verstanden, deren Definitionsmenge eine Teilmenge der reellen Zahlen ist, also Funktionen
- ,
bei denen ist.
Spezialfälle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei reellwertigen Funktionen werden an die Struktur der Definitionsmenge im Allgemeinen keine Anforderungen gestellt. Soll die Definitionsmenge eingeschränkt werden, wird dem Begriff „reellwertige Funktion“ ein entsprechender Zusatz angehängt. So heißt beispielsweise eine Funktion
- reellwertige Funktion einer reellen Variablen, wenn ist,
- reellwertige Funktion mehrerer reeller Variablen, wenn mit ist,
- reellwertige Funktion einer komplexen Variablen, wenn ist,
- reellwertige Funktion mehrerer komplexer Variablen, wenn mit ist.
Wenn Teilmenge eines reellen Vektorraums ist, dann wird eine Funktion auch (reellwertiges) Funktional genannt.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Funktion ist eine reellwertige Funktion einer reellen Variablen.
- Die Funktion ist eine reellwertige Funktion mehrerer reeller Variablen.
- Die Funktion Fehler beim Parsen (SVG (MathML kann über ein Browser-Plugin aktiviert werden): Ungültige Antwort („Math extension cannot connect to Restbase.“) von Server „http://localhost:6011/de.wikipedia.org/v1/“:): {\displaystyle f(z)=\operatorname{Im}(z) } , die einer komplexen Zahl ihren Imaginärteil zuordnet, ist eine reellwertige Funktion einer komplexen Variablen.
- Ist der Vektorraum der symmetrischen reellen Matrizen, so ist die Funktion definiert durch eine reellwertige Funktion.
- Die Nullfunktion ist eine reellwertige Funktion, die auf beliebigen Mengen definiert ist. Sie weist jedem Element die Zahl Null zu.
Visualisierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Graph einer reellwertigen Funktion einer reellen Variablen kann visualisiert werden, indem in ein zweidimensionales Koordinatensystem die Punkte eingetragen werden. Zur Darstellung reellwertiger Funktionen zweier reeller Variablen werden in ein dreidimensionales Koordinatensystem die Punkte eingetragen. Diese Darstellungen bilden bei stetigen Funktionen eine Kurve oder Oberfläche ohne Sprünge. Bei Funktionen zweier reeller Variablen werden teilweise auch Farben verwendet, um den Funktionswert zu visualisieren. Reellwertige Funktionen einer komplexen Variablen können auf die gleiche Weise wie reellwertige Funktionen zweier reeller Variablen dargestellt werden. Der Imaginärteil und der Realteil werden dabei als erstes und zweites Argument aufgefasst.
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Algebraische Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Menge aller reellwertigen Funktionen über einer gegebenen Menge bildet einen reellen Vektorraum, der mit , oder bezeichnet wird. Die Summe zweier reellwertiger Funktionen und ist dabei definiert durch
für alle und das Produkt einer reellwertigen Funktion mit einer reellen Zahl durch
für alle . Diese Vektorräume werden als reelle Funktionenräume bezeichnet. Sie spielen eine wichtige Rolle in der linearen Algebra und der Analysis. Mit der Addition und der punktweisen Multiplikation definiert durch
für alle bilden die reellwertigen Funktionen über der Menge einen kommutativen Ring. Mit allen drei Verknüpfungen bilden die reellwertigen Funktionen eine reelle Algebra.
Analytische Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine reellwertige Funktion heißt beschränkt, falls eine Schranke existiert, sodass
für alle ist. Die Menge der beschränkten reellwertigen Funktionen bildet mit der Supremumsnorm
einen normierten Raum. Da die reellen Zahlen vollständig sind, handelt es sich hierbei sogar um einen Banachraum. Eine Folge reellwertiger Funktionen mit für heißt gleichmäßig beschränkt, wenn jedes Folgenglied eine beschränkte Funktion ist und die Folge
eine beschränkte Folge reeller Zahlen ist. Eine Folge reellwertiger Funktionen heißt punktweise beschränkt, wenn für alle die reelle Zahlenfolge
beschränkt ist. Eine gleichmäßig beschränkte Folge reellwertiger Funktionen ist stets auch punktweise beschränkt, die Umkehrung muss jedoch nicht gelten. Eine Folge reellwertiger Funktionen heißt gleichmäßig konvergent gegen eine reellwertige Funktion , wenn
gilt. Entsprechend heißt eine Folge reellwertiger Funktionen punktweise konvergent gegen eine reellwertige Funktion , wenn für alle
gilt. Auch hier folgt aus der gleichmäßigen Konvergenz die punktweise Konvergenz, jedoch nicht die Umkehrung. Weitergehende analytische Eigenschaften, wie Stetigkeit, Differenzierbarkeit oder Integrierbarkeit, erfordern auf der Definitionsmenge zumindest eine topologische, metrische oder maßtheoretische Struktur.
Ordnungseigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem die reellen Zahlen geordnet sind, lässt sich für reellwertige Funktionen die Halbordnung
definieren. Eine Folge reellwertiger Funktionen mit heißt dann monoton wachsend. Analog wird die Halbordnung
definiert und eine Folge reellwertiger Funktionen mit ist dann monoton fallend.
Verallgemeinerungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Verallgemeinerung der reellwertigen Funktionen bilden die reell-vektorwertigen Funktionen. Dies sind Funktionen, die in den abbilden. Noch allgemeiner sind die vektorwertigen Funktionen, die in beliebige Vektorräume abbilden. Funktionen, die komplexe Funktionswerte annehmen, werden komplexwertige Funktionen genannt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Forster: Analysis 1. Differential- und Integralrechnung einer Veränderlichen. 11., erweiterte Auflage. Springer Spektrum, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-00316-6, doi:10.1007/978-3-658-00317-3.
- Otto Forster: Analysis 2. Differentialrechnung im , gewöhnliche Differentialgleichungen. 10., verbesserte Auflage. Springer Spektrum, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-658-02356-0, doi:10.1007/978-3-658-02357-7.
- Konrad Königsberger: Analysis 1. 6., durchgesehene Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York 2004, ISBN 3-540-40371-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eric W. Weisstein: Real Function. In: MathWorld (englisch).
- L.D. Kudryavtsev: Real Function. In: Michiel Hazewinkel (Hrsg.): Encyclopedia of Mathematics. Springer-Verlag und EMS Press, Berlin 2002, ISBN 1-55608-010-7 (englisch, encyclopediaofmath.org).