Reich (Territorium)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Reich wird das Territorium eines Herrschers – häufig ein Königreich – (oder eines historisch oligarchischen Staates) bezeichnet, wenn es entweder eine bedeutende Ausdehnung hat oder als Imperium einen hegemonialen Machtanspruch über mehrere Stämme, Völker oder Nationen geltend macht. Ideologisch gestützt wird dieser Anspruch oft von einer Reichsidee.

Das Wort und das zugehörige Adjektiv reich ist laut dem „Etymologischen Wörterbuch des Althochdeutschen“ keltischen Ursprungs und wurde höchstwahrscheinlich wegen der Übernahme keltischer Rechtsnormen durch die Germanen in der Folge auch von ihnen entlehnt. Die Kelten verstanden darunter den ideellen bzw. materiellen Reichtum. Erstmals bei Grimm wird es als: „allgemein das mit einem herscher in zusammenhang stehende, von ihm abhängige“ (Grimm)[1] bezeichnet, entspricht also lateinisch regnum. Es findet sich in allen germanischen Sprachen (etwa nl. rijk) und stammt vom keltischen -rig „Macht“.[2]

Das althochdeutsche rîhhi entspricht auch schon dem ursprünglichen Gebiet (zu gebieten), lat. imperium „das unter dem Befehl stehende“. Die Bedeutung von rîhhi umfasst „Regierung;[3] Herrschaft, Gewalt; reich, mächtig; hoch[4]“, so erhalten etwa in Namen wie Richard („Herrschaft und Strenge“), Ulrich, Heinrich („der sein Vermögen bzw. Heim beherrscht“).[5] Das Wort steckt auch in Ostarrichi (dem Vorläufer Österreichs, im Sinne von „Land im Osten“ gedeutet und nicht als „Ostmark“ im Sinne einer Institution).

Mittelhochdeutsch steht rîche für Herrschaftsordnung und Herrschaftsgebiet. Nie bezeichnet es ursprünglich den Regenten selber, im Heiligen Römischen Reich ist die Bezeichnung Kaiser und Reich „Oberhaupt und Glieder des Reiches“ formelhaft[6] – später aber findet sich auch diese Übertragung.[7] Der Aspekt des „Beherrschten“ bleibt dabei primär, löst sich jedoch vom rein Territorialen.

Bedeutende historische Reiche (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hellenistisch-Römische Welt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Europa seit dem Mittelalter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ost- und Südasien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zentral- und Westasien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Subsaharisches Afrika

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reiche im übertragenen Sinn

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Stefan Breuer: Imperien der Alten Welt. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1987.
  • Jane Burbank/Frederick Cooper: Imperien der Weltgeschichte. Das Repertoire der Macht vom alten Rom und China bis heute. Übers. von Thomas Bertram, Frankfurt/New York 2010.
  • Michael W. Doyle: Empires. Ithaca/London 1986.
  • Michael Gal: Staaten, Reiche, Dependanten. Grundlegung einer Theorie der Politate. In: ders.: Internationale Politikgeschichte. Konzeption – Grundlagen – Aspekte. Dresden/München 2021 (2. Auflage), S. 247–301.
  • Ulrich Leitner: Imperium. Geschichte und Theorie eines politischen Systems. Frankfurt/New York 2011.
  • John Mackenzie (Hrsg.): The Encyclopedia of Empire. 4 Bände. Wiley-Blackwell, Chichester 2016.
  • Ulrich Menzel: Die Ordnung der Welt. Imperium oder Hegemonie in der Hierarchie der Staatenwelt. Berlin 2015.
  • Herfried Münkler: Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – Vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten. Köln 2005.
  • Hans-Heinrich Nolte (Hrsg.): Imperien. Eine vergleichende Studie. Schwalbach 2008.
  • Hans-Heinrich Nolte: Kurze Geschichte der Imperien. Wien/Köln/Weimar 2017.
  • Jürgen Osterhammel: Expansion und Imperium. In: Peter Burschel, Mark Häberlein, Volker Reinhardt, Wolfgang E. J. Weber, Reinhard Wendt (Hrsg.): Historische Anstöße. Festschrift für Wolfgang Reinhard zum 65. Geburtstag am 10. April 2002. Berlin 2002, S. 371–392.
  • Joachim Whaley: Reich. In: Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2017; abgerufen am 8. März 2021 (PDF).
Wiktionary: Reich – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Reich, n. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 14: R–Schiefe – (VIII). S. Hirzel, Leipzig 1893, Sp. 573 (woerterbuchnetz.de – regnum).
  2. Werner König: DTV-Atlas zur deutschen Sprache: Tafeln und Texte (= dtv-Atlas. Band 3025). 1. Auflage. dtv, München 1978, ISBN 3-423-03025-9, Frühe Lehnbezeichnungen mit Nachbarvölkern, S. 47, Sp. 2.
  3. Reich, n. – Abschnitt: 1). Her[r]schaft, Gewalt, Regierung – imperii rîhhes, rîchhes. In: Deutsches Wörterbuch. Band 14, 1893, Sp. 573–574 (woerterbuchnetz.de).
  4. Horst Naumann: Das große Buch der Familien-Namen. Alter, Herkunft, Bedeutung. Falken, Niedernhausen 1994, ISBN 3-8068-4781-9. Zitiert nach Kunze: Namenkunde. S. 8.
  5. Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet (= dtv-Atlas. Band 2490). 1. Auflage. dtv, München 1998, ISBN 3-423-03266-9, Etymologische Bedeutung., S. 24 ff.
  6. Reich, n. – Abschnitt: 10). formelhafte Verbindung – Kaiser und Reich. In: Deutsches Wörterbuch. Band 14, 1893, Sp. 577 (woerterbuchnetz.de).
  7. Reich, n. – Abschnitt: 11). Reich geht endlich auch auf die Spitze desselben, den Kaiser selbst. In: Deutsches Wörterbuch. Band 14, 1893, Sp. 577 (woerterbuchnetz.de).